land zuriickbegeben und es gewann den Anschein, als hatte
Diisseldorf eins der glanzendsten Talente, die in der hiesigen
Schule ihre Ausbildung erlangten, auf immer verloren. Zu un-
serer grossen Freude sahen wir ihn jedoch im Herbste des
Jahres 1849 wieder hierher zuriickkehren, und zwar mit dem
ehrenvollen Auftrage seines Kénigs, dem wir das in Rede sle-
hende Werk verdanken. Tidemand hat iibrigens seidem auch
mehrere andere treffliche Bilder aus der !Bauernwelt seines
Vaterlandes gemalt, die in naherer oder enifernterer Beziehung
zu jenem Friese stehen und in welchen er meistens einzelne,
jenem Cyklus entnommene Vorwiirfe als selbstindige Bilder be-
handelt und demgemass durchgefiihrt hat.

Der ausscrordentliche Beifall, den die zehn Friesbilder bei
Kiinstlern und Laien fanden, ward Veranlassung, dass dic
Schulte’sche Kunsthandlung hierselbst die Cartons, nach wel-
chen die Bilder gemalt worden waren, fiir ihre permanente
Ausstellung erwarb und die Verdffentlichung derselben in ge-
lungenen Nachbildungen beschloss. Diese Nachbildungen liegen
uns jetzt in einem geschmackvoll ausgestatteten Album in Quer-
Folio vor. Sie sind von Sonderland mit der bei diesem Kinstler
bekannten Gewandtheit in Kreidemanier gezeichnet und bei Arnz
& Comp. mit verschiedenen Tonplatten — je nach Erforderniss
des Gegenstandes — gedruckt. Dirften auch vielleicht cinige
der Blatter ein Weniges zu kraftig erscheinen, so sind doch
alle ohne Ausnahme wohl gecignet, auch Diejenigen mit dem
eigenthiimlichen Geist der Tidemand’schen Schbpfungen bekannt
zu machen, welche die Originale selbst zu sehen nicht die Ge-
legenheit gehabt haben.

Indem wir den Inhalt der Darstellungen kurz angeben,
bemerken wir, dass alle Bilder eine kreisrunde Form haben,
ausgenommen das dritte und achte, welche beide viereckig und
fast doppelt so lang wie hoch sind.

Das 1. Bild. Hirtenknabe und Madchen auf der Senne.
~ Brautwerbung.
- Brautzug nach der Kirche. (Mit vielen Figuren.)
Familiengliick. (Das erste Kind.)
Familiensorge. (Das kranke Kind.)
Der Mutter Unterricht.
Des Vaters Unterricht.
Nachtlicher Fischfang auf dem Fjord.
Des jiingsten Sohnes Abschied.
- 10. Der einsamen Eltern Trost. (Das Lesen in der Bibel.)

Ein prachtiger allegorischer Titel von Caspar Scheu-
ren in Farbendruck, so wie die beigegebenen Gedichte, in
welchen die von Tidemand angeschlagenen Saiten nachklingen,
verleihen dem Album einen erhéhten Werth. Wir glauben dem-
selhen eine beifallige Aufnahme voraussagen zu dirfen.

Dusseldorf. HR. WY.

1
PHAM KE ww
	Wupferstichwerk.
Dr. Martin Luther der deutsche Reformator. In
	bildlichen Darstellungen von Gustav Adaig. In ge-
schichllichen Umrissen von Heinrich Gelzer. Hamburg,
Rudolph Besser: Gotha, Justus Perthes. In 4 Lieferungen.
1847 —51. J. Bd. in gr. 4. enthaltend 48 Radirungen und
30 Bogen Text. Preis: Gebunden in Callico mit Goldschnitt
7 ТМг. Abdriicke auf chin. Papier in Leder geb. 10 Thr.
	(Schiuss. }
	ein braunes, mit Goldblumen durchwirktes Gewand gekleidet,
welches auch wie ein Schleier den Kopf bedeckt; zu beiden
Seiten stehen je zwei musicirende Engel; diese sind viel klei-
ner als die Hauptfiguren. Unten, in einem Rahmen, steht „Ре-
trus Dominici de monte pulitiano pinsit 1420“. Mons pulitia-
nus ist bekanntlich Montepulciano, die Geburtsstadt vieler Maler.

10. Neapel. In der Kirche S. Giacomo de’ Spagnuoli auf
Largo di Castello, welche jetzt in den Palast der Staatsministe-
rien verbaut ist, befindet sich hinter dem Chor in der Capelle,
welche das Grabmonument des Peter von Toledo enthalt, das
schéne Denkmal eines deutschen Ritters. Kine kraflige Figur
in voller Riistung, den Feldherrnstab in der Hand, steht auf
einem liegenden Léwen. Darunter stehen dic folgenden mit
deutschen Buchstaben geschriebenen Verse:

Hannfs Wallther von Hiernnhaim Bin Ich Genanndt

mit Eren firet Ich mein Ritterstanndt
Des Kaiser Carls Rath unnd obrister Ich was
	Seinem siin philippten Ich gleicher mals
Treulich dienet seine Lannd unnd leut zu verfechten
	zog herein mit sechstausend Landsknechten
alls sich aber der Krieg In Friden verwenndt
	hab ich zu Jenetzan mein leben geenndt
der Corpss ist hie zu der Erden bestadt
Mein seell gott in gsnaden aufgenomen hatt.
	MDLVII Henricus a Pappenheim sac. Rom. Imp. hered. mar~
schale. mill. trib. avunculo benemerito gratiludinis ergo cum
lacrymis p. f. Und oben unter zwei Wappen stcht Threucht-
	lingen und Schellenberg.
Jenetzan ist wohl Genazzano bei Palestrina, oder viel-
	leicht Genzano bei Acerenza in Basilicata. Landsknecht ist
schon damals statt des richligen Lanzknecht (denn das Wort
kommt von Lanze, nicht von Land) geschrieben worden. Die
Familie von Hirnheim war in Schwaben und Franken ansissig,
Hoh-Haus wird als ihr Stammsitz genannt.
	Wondruckwerl.
	Norwegisches Bauernleben. п СуШиз т 10 Bit-
dern von Adolph Tidemand. Nach den Original- Car-
tons zu den fir die kénigl. Villa Oskarshall bei Christiania
ausgefihrien Gemiilden lithographirt von J. B, Sonderland.
Mit deutschem Text von W. Miller und norwegischem Text
von A. Munch. Disseldorf, Verlag von Ed. Schulte. Pr.:
52 Thir. (Mit nebengedrucktem norwegischem Titel.)
	Im vorigen Jahre sahen wir auf den Kunstausstellungen zu
Disseldorf und Kéin eine zusammengehorige Reihe von zehn
Bildern, welche Tide mand im Auftrage des Kénigs von Schwe-
den zur Dekoration eines Frieses im Speisesaale der Villa Os-
karshall bei Christiania auf Metalltafeln gemalt hatte. Die Bil-
der fanden damals ungetheilten Beifall, sowohl wegen der durch
die ganze Reihe derselben sinnig hindurchgeschlungenen poe-

tischen Gedankenkette, als auch wegen der tiefen Charakteri-_

stik und Wahrheit, welche jede einzelne Situation zu einem
treuen Spiegel norwegischer Silte und norwegischen Lebens
stempelten. Dabei war die Ausfihrung mit Beriicksichligung
des Zweckes der Bilder eine so freie und meisterhafle, der
Vortrag ет so sicherer und in der Anwendung der zu Gebote
stehenden Mittel so bescheidener, dass man sich zu der Aner-

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kennung genéthigt sah: der Kiinstler sei auf der Bahn, die er

bei scinem ersten grésseren Werke ,,die Haugianer“ mit so
glticklichem Erfolge betreten, mannlich strebend fortgeschrilten.
Seit der Vollendung jenes Bildes hatte er sich in sein Vater~

 
 
 
 
	Gehen wir jetzt das Buch noch einmal durch. Es beginnt
mit der Geburt Luther’s, am 10. November 1483 Nachts 11 Uhr.
Es befremde nicht, dass der Kistler so weit zuriickgeht in