eingehende Wurdigungen und Erlauterungen wird man an vie-
len Stellen finden, von denen hier zum Belege nur auf das
hingewiesen werde, was S. 15 tber Martin Schongauer,
8.198 u. f. iiber Marc-Anton und seine Schule, ferner tber
Raphael und die nach demselben gestochenen Blaller in der
nach Passavant getroffenen Anordnung gegeben wird. Damit
wechseln Besprechungen einzelner wichtigen oder anziehenden
Ziige, zuweilen auch kiihnere Conjekturen ab, wie z. B. die
S. 10 ausgesprochene Vermuthung, dass der Metallplattenstich
und Abdruck selbst den Altesten Holzschnilten vorangegangen
sei. Den vielberegten Kampf tiber die Primogenitur der Ku~
pferstichkunst in seiner Einleitung erlauternd, neigt sich der
Verfasser der Ansicht zu, dass zahlreiche Blatter deutschen
Ursprungs weil aller seien, als jener von Zani aufgefundene
Abdruck der Pax, und dass vielleicht schon jener Goldschmidt
aus Céln, den (nach Ghiberti) der Herzog von Anjou nach
Italien mitbrachte, die Kunst des Kupferstichabdrucks gekannt
und getibt habe. Schneller empfiehlt sich die aus innerer Ver-
schiedenheit der von Bartsch zusammengeworfenen Blitter ge-
zogene Vermuthung, dass Nicolo da Modena und der Meister
des Monogramms Ni. Ro. nicht als ein und derselbe Kinstler
zu betrachten sei; dass der Stecher der sogenannten grande
feuille den Florentinern angehére; wie auch der Nachweis, dass
Pollajuolo dem Maso Finiguerra naher stehe, als Baccio
Baldini, u. a.m.

Ueber die Anordnung des Ganzen giebit die voranstehende
Inhaltsanzeige eine leichte Uebersicht und S.36 wird der ent-
scheidendste Eintheilungsgrund fiir die Epochen der Kunst be-
sprochen. Ueberall wird den Kupferstichen, welche Autogra-
phien sind, die erste Stelle eingeriumt, woran sich die auf die
Geschichte der Malerei beziiglichen einzelnen Kupferstiche oder
Werke anschliessen. Voran steht die deutsche, den Schluss
macht die italienische Schule, und somit hat der Verfasser als
erfahrener Feldherr seine Kerntruppen auf den Fliigeln aufge-
stellt, den schwacheren Heerestheil in die Mitte nehmend. Ma-
lerischen Radirungen ist Hr. von Quandt minder hold, als den
Grabstlichelblattern der altdeutschen und altitalienischen Schule,
in denen die Bedeutsamkeit und Grazie der Zeichnung ihre
Triumphe feiert; und deshalb treten auch die Niederlander, de-
ren Eindringen in’s Naturleben S. 24 doch so trefflich gewir-
digt wird, hier merktich zurtick, So findet man von den Ori-
ginalradirungen eines van Dyck und Rubens, eines Neyts,
Naiwjnck, Sachtleeven und Anderer nichts, nur wenig
von H. Roos, Du Jardin, Ruisdacl, Ostade, v. Laer
eic., wihrend dagegen Waterloo und Everdingen fast voll-
slandig sich darbieten. Von Rembrandt sind nur 8 Blatter
vorhanden, allerdings Hauptblilter; aber das derselben voran~
gehende Urtheil wird vielfachen Widerspruch erfahren; und
man begreift kaum, wie ein so reichbegabter und erprobter
Kunstkenner zu der 8. 140 itber Rembrandt’s Landschaften aus-
gesprochenen Ansicht habe gelangen und zugleich jene Vor-
wirfe tiber dessen schmutzigen Geiz wiederholen konnen, die
der gerechteren kritischen Beleuchtung unserer Zeit haben wei-
chen miissen. — Reichlicher ist Lucas von Leyden bedacht,
und die Werke der alten deutschen und italienischen Meister
werden durch den Reichthum ihres Inhalts tiberraschen und er-
freuen, von denen einige selbst vollstandig oder fast vollstan-
dig vertreten sind. Auch von den besten Grabstichelblattern
der letzten Jahrhunderte lassen sich nur sehr wenige vermis-
sen, und Hauptmeister, wie z. B. Longhi, Desnoyers u. A.
finden eine ebenso gerechte als feinbegrindete Schatzung,

Die kinflige Bestimmung tiber diese schéne und reiche
Sammlung wird in der Einleitung ausgesprochen, und sie beruht
auf der acht humanen Ansicht, dass der Besitzer von Kunst-
	schdtzen sich als Verwahrer eines edlen Gemeingutes zu Бе-
trachten habe. Sie soll nach seinem Tode ,unter Leitung
seines und der Kunst wahren Freundes, des Herrn
Rud. Weigel in Leipzig“, durch Versteigerung allen Freun-
den der Kunst dargeboten werden. So kénnen wir nur mil
dem Wunsche schliessen, dass dieselbe noch lange des jetzigen
Besitzers und seiner Freunde Augenweide bleibe!

Dresden, 27. Dec. 1852. De. W. Ackermann, Prof.
	“meitunsg.
	Seri. In Hermann Kretschmer’s Werkstatt sahen wir das
lebensgrosse Portrait einer jungen englischen Dame, welches er driben
grésstentheils vollendet und hier zur ganzlichen Beendigung mit her-
aber genommen hat. Das Bild ist ein Beleg far die dort herrschende
Geschmacksrichtung und, abgesehen von der tiichtigen Behandlung, auch
in dieser Beziehung interessant. Ein langwallendes Kleid von dunkel-
violettem Sammt, zu dem der Schmuck von griinen Edelsteinen vor-
trefflich kleidet, ein rother Hermelinmantel, iber den Stuhl geworfen,
Marmorséulen mit schweren Vorhangen, gewahlte Blumen in Vasen,
daneben schén gebundene Biicher bilden die farbenreiche Umgebung,
der der Kunstler nach seiner Versicherung schon die grellen Tone der
Wirklichkeit aberall genommen hatte. Charakteristisch ist auch das
volle Haar und der weniger halbgedffnete, als von Natur halb offne
Mund, den man bei Englanderinnen oft, vielleicht durch die Gewohn-
heit, die wohlgepflegten Zahne nicht zu verbergen, 2a finden pilegt.
Der Kinstler hatte seine Aufgabe, den eigensinnigen Gesetzen eines mit
Hartnackigkeit festgehaltenen Geschmacks eine kiinstlerische Seite ah-
mgewinnen, mit vielem Geschick geldst. — Wir erwahnen bei dieser
Gelegenheit Kretschmer’s Talent far orientalische Genrescenen; jedoch
nicht ohne zuvor noch eines andern Portraits gedacht zu haben, das
bei der neulichen Besprechung seines Ausstellungscontingents verse-
hentlich unerwahnt blieb: das Bildniss eines sechsjihrigen Madchens
(Laura M.) in ganzer Figur. Wir holen dies um so lieber nach, als
dies unzweifelhaft des Kiustlers anmuthigste Leistung war. Das Kind
war im Freien mit Strohhitchen und Blumen in der Hand, in unbe-
fangener Stellung bequem an einen Felsen lehnend, dargestelll, und
gab in seiner Naivetaét und Frische zugleich ein reizendes Genrebild.

Des Kinstlers Studien von seiner Reise in den Orient sind noch
keinesweges ausgebeutet; zundchst beschaftigen ihn einige Genrebilder,
fir die Dubliner Ausstellung, sehr ansprechende Scenen, welche uns
den Kinstler auffordern lassen, dies Gebiet nicht iber das Portrait-
malen zu versdumen. Z. В. ein Araber, mit seinem Kameel in der
Wiiste sein dirftiges Frihslick theilend, dann ein Uebergang tber den
ausgetretenen Nil mit Eseln, welche in ihrer Wasserscheu eine mit
vielem Humor und sehr glicklichem Ausdruck wiedergegebene Scene
hieten ;- dann eine Sklavenjagd, Sklavenverkauf, п. 3. \. Alles mit vieler
Beobachtung und richtigem Takt fiir ansprechende Stoffe aufgefasst.
	Eaunstvereizne.
	Auszug aus dem Berichte des Kunstvereins-Ausschusses
in Regensburg im Verwaltungsjahre 1851/52.
	(Schluss.)
Zahl der Ausstellungen.
	Dank den zahireichen Zusendungen, war es im verilossenen Ver-
einsjahre mdglich, sechs Ausstellungen zu veranstalten, wovon finf
von 8 bis 14tagiger Dauer, dagegen eine gréssere von 4w6-
chentlicher Dauer vom 18. Janner bis 15. Februar abgehalten wor-
	den sind.
In diesen sechs Ausstellungen kamen zur Schaustellung:
	200 Oelgemalde im Werthe von
6 Pastellgemilde
7 Aquarellgemalde
1 Miniaturgemalde
3 Porzellangemalde
1 Gemalde in Wachsfarben

AZ ATS FI.
833 ,
176 ,
130 ,
166 ,
44 55