pfen, dass uns die zweite Halfte der winterlichen Ausstellungen in jeder Gattung der Malerei ebenso vollendete Friichte brin- gen moge. Ueber den Gang der christlichen Kunst in Spanien. Yon J. DD. Passawant, sommerlichem Mondschein, in der wir bei ihren sonstigen Vor- ziigen den See des Vordergrundes durchaus nicht klar genug und den Reflex des Mondes in den aufgesetzten Lichtern sehr hart finden. An die Landschaft reihen wir fiiglich die See- und Ar- chitekturstiicke und gedenken unter den ersteren einiger Bilder des in diesem Fache bekannten Hulk in Amsterdam. Doch miissen wir von einem derselben sagen, dass die Wellen, trotz ihrer trefflich schmutzigen Farbung, zu massenhaft schwer und trocken scheinen, und dass die Bertihrung des fernen Ho- rizonts und der Meeresflache allzu scharf hervortrat. Eben in diesem Punkte, so wie in der durchsichtig klaren Behandlung der glatten Wasserflache, geben wir einem schon Aalteren, auf Holz gemalten Bilde von Waldorp entschieden den Vorzug. Und unter den deutschen Kiinstlern dieses Faches hatten wir uns abermals eines durch Modellirung, imposante Bewegung und kraftig klare Farbung der Wellen ausgezeichneten Bildes (,,Par- tie bei Ystadt*) yon Weiss in Berlin zu erfreuen, sowie eines ahnlichen von Eduard Schmidt in Berlin, das aber, bei einem etwas helleren, nicht minder gelungenen Colorit der Wellen, etwas zu harte Rander derselben zeigt, dagegen durch die le- bensvolle, malerische Staffage im Mittelgrunde rechts einen er- freulichen Anblick gewahrt. Mehr nach Effect in seinem See- stiicke strebt H. Mevius in seinem ,Abend auf dem Meere bei Genua“, ein Zweck, den er weniger durch Zeichnung und Co- lorit des Wassers, als durch die von der untergehenden Sonne ausgehende Beleuchtung und durch die Tiefe der Tonperspec- tive erreicht hat. Die Auffassung der aus den Rhein- oder Moselstédten eni- lehnten Motive, wie wir sie in jiingster Zeit vielfach von Min- jon aus Diisseldorf sahen, scheint leider immer prosaischer, die Darstellung und Behandlung immer schmuckloser, niichter- ner und kalter zu werden. Das miissen wir wenigstens von seinem Bilde , Motiv aus Fries an der Mosel“ in vollem Maasse sagen. In ganz anderer Weise erscheint Herrmann aus Berlin in dem bekannten, gelblich braunen Grundton seiner Architek- tur- und Hafenbilder. „Пе Niederlandische Canalscene im Winter“ verdient entschieden den Vorzug vor der ,,Erinnerung aus der Normandie“, Denn an der klaren, sich bis in den duftigen Hintergrund erstreckenden Hisflache sind dort die Ge- baulichkeiten hibsch gruppirt, obwohl die kleinliche Detail- lirung der Mauern und Steine des Vordergrundes auch hier wie dort nicht fehit. Misslungen ist dagegen auf dem Bilde aus der Normandie die ganze Felsenparlie in Zeichnung und Colorit, das Wasser ist matt und zeigt bei seiner Undurchsichtigkeit nicht die mindeste Tiefe. Das Schlimmste aber ist die vdllig unschéne Formation des Gewélks mit seinen, von der dahinter stehenden Sonne beleuchteten Rindern. Zwei Hauptktinstler bleiben uns endlich noch ubrig, die sich freilich nur in sogenannten Nebengattungen der Malerei hervorzuthun pflegen: Eugen Verbocckhoven im Thiergenre und Preyer in Fruchtstiicken. Ersterer sandte uns auf zwei sehr kleinen Bildern eine Kuh im Stalle und eine andere auf der Wiese. In beiden liegenden Thieren zeichnet sich der Kiinstler wiederum durch die tiberaus feine, miniaturartige Pin- selfihrung aus, wahrend er, wie wir noch neuerdings durch Vergleichung mit einem seiner Alleren Bilder zu bemerken Ge- legenheit hatten, frither viel mehr die physiologische Seite her- vorhob und in grosser Vollkommenheit darstellte. Dass diese Verduderung der Richtung eine Verbesserung zu nennen ist, méchte Niemand behaupten. — Preyer setzte uns in scinem Bilde mannichfache Obstsorten in gewohnter Vollendung und Reife vor und figte ein flaches halbgefiilltes Champagnerglas hinzu, an welches wir nicht unterlassen, den Wunsch zu kni- Die Nachrichten tiber Spaniens miltelalterliche, christliche Kinstler und ihre Werke bis in das 16. Jahrhundert sind noch sehr dirftig im Verhaltniss zu dem Reichthum, den dieses Land an Monumenten dieser Art bis zur Zeit vor der Invasion der Franzosen im Jahre 1808 aufzuweisen hatte und selbst jetzt noch besitzt. Durch die sehr schitzbaren Forschungen eines Anton Ponz und Caen Bermudez erhalten wir zwar Auskunft tber vie- les Einzelne, wofiir die Kunstforscher ihnen zu grossem Dank verpflichtet sein miissen, allein sie gaben und beabsichtigten keine Darstellung des Zusammenhangs und der Entwickelung der Kunst in ihrem Lande. So gebricht es auch ihrer Wirdi- gung und Kritik éfters an Scharfe und an richtiger Anschauung ; denn diese ist nur durch die genaue Kenntniss dessen, was auch ausserhalb Spanien geschehen, zu erlangen, und diese fehlte ihnen in Bezug auf das Mittelalter fast ganzlich, Sie ist hier aber um so nodthiger, als die Einfliisse von aussen auf Spaniens Kunst fast zu allen Zeiten sehr bedeutend waren. Man konnte beinahe selbst sagen, dass nur die Monumente der alleralte- sten Zeit und dann die Sculpturen und Malereien des 17. Jahr- hunderts ein rein nationales Geprage haben: nimlich einestheils die rathsethaften Thiergestalten von Granit, welche sich nur in Castilien zerstreut vorfinden und wahrscheinlich Werke der Ur- volker jenes Landes sind, und anderentheils die in estofado be- malten Holzschnitzwerke eines Juan Martinez Montaites und Alonso Cano im siidlichen, und eines Gregorio Hernandez im nordlichen Spanien, sodann die Gemalde der Sevillianer Schule, aus der Zurbaran, Velasquez und Murillo hervorgegangen sind. Alle tbrigen Werke der Kunst, von den antiken Epochen an bis in das 16. Jahrhundert, tragen das Geprage auslandischen Ein- flusses oder der Herrschaft, welche fremde Nationen auf Spa- nien ausgeiibt. Sei es, dass Phénizier und Carthaginienser sich darin angesiedelt, dic Romer es unterjocht, die Gothen es tiber- schwemmt hatten, oder die Mauren sich des langen Besitzes desselben erfreuten. Und als die christliche Bevélkerung nach heldenmiithigem Kampfe endlich wieder zur vollen Herrschaft kam, war sie kirchlich auf’s engste mit Rom und der tbrigen katholischen Christenheit verbunden und folgte im Wesentlichen den Kunstrichtungen, welche hier zur Blithe kamen. Es ist jedoch nicht zu verkennen, dass ein stolzes Gefihl der Natio- nalitét und eine hohe religiése Begeisterung ihr zu ausseror- dentlichen Werken den Muth gab und sie befihigte, selbst der entlehnten Kunst einen eigenthiimlichen Stempel aufzudriicken. Den Gang der christlichen Kunst in Spanien, bis in das 17te Jahrh., mit Andeutungen bis auf unsere Tage, hier itbersicht- lich darzustellen, will ich nun, so weit es mir nach den selbst gehabten Anschauungen vergénnt ist, in ge- drangter Weise versuchen. I Die Baukunst. Die Westgothen zertrimmerten zwar 1m 0. Jahrhundert die Herrschaft der Rémer in Spanien und ergaben sich dem Chri- stenthum, aber, einer eigenthitmlichen Kunst baar, nahmen sie fir ihre Bedirfnisse die Bauweise der Besiegten an. Das se~ hen wir noch an den erhaltenen Befestigungen und Thiirmen in Italica und Toledo, welche nach rémischer Weise in gros- sen Quadern aufgefihrt sind. Mit wie wenig Einsicht in das