ist héher als die der Seiten. Das Kreuzgewolbe wird von Sau-
lenbindel getragen, die unter sich mit halbkreisférmigen Bogen
verbunden sind, wahrend die Galerie dariber im Spitzbogen-
styl, der Bauart des Gebiudes angemessen, gehalten ist. Der
Hochaltar erhebt sich tiber dem flachen Bogen der Krypta, worin
das Grab der h. Eulalia. Der Chor, wie tiberall in den spa-
nischen Kathedralen, befindet sich in der Mitte der Kirche;
namlich dstlich von der Vierung, wo die Kreuzschiffe sich durch-
schneiden, erhebt sich der Hochaltar, der hier nicht so, wie
dfter anderwarts-, mit seinem Retablo oder Altaraufsatz bis zur
Hohe des Gewdlbes reicht. Gegeniiber, westlich ist das eigent-
liche Chor mit den reich in Holz geschnitzten Sitzen fir die
Chorherren. Beide Theile sind durch hohe, reich verzierte Gitter
geschlossen, indem sie zwischen sich einen freien Gang las-
sen. Dieser ganze Raum ist in der Regel mit einer hohen,
reich geschmiickten Mauer umgeben, wodurch die allgemeine
Uebersicht und Wirkung im Innern sehr beeintrachtigt wird,
hier in der Kathedrale jedoch, weil haufig nur Gitterwerk, von-
weniger nachtheiliger Folge ist. Diese wenigen Angaben mé-
gen hier geniigen, um einestheils die Anordnungen, wie sie
allgemein in den spanischen Kathedralen stattfinden, anschaulich
zu machen, anderentheils aber zu zeigen, dass in Spanien im
Wesenilichen dieselbe Richtung des Bauslyls befolgt wurde,
wie wir ihn aus dem 13. Jahrhundert auch im nérdlichen Frank-
reich und Deutschland treffen.

Ein Beispiel, dass im 14. Jahrhundert zu Barcelona die Ar-
chitektur des siidlichen Frankreichs befolgt wurde, gewahrt die
Kirche Santa Maria del Mar, deren Fagade vom Jahre 1328
derjenigen der Kathedrale zu Arles in der Provence in der
Hauptdisposition auffallend ahnlich ist. Sie hat namlich eimen
wenig vortretenden Vorbau mit flachem Giebel, ein reich ge-
gliedertes Portal im Spitzbogen (statt Rundbogen, wie in Arles),
das durch eine Sdule in zwei Eingange getheilt ist. Zu den
Seiten stehen die Statuen der Apostel Petrus und Paulus. Ueber
der Thire im Spitzbogenfelde befindet sich in Relief der Hei-
land, silzend, mit erhobenen Handen, Maria und Maria Mag-
dalena zu den Seiten knieend. Spater aus dem 15. Jahrhun-
dert, zu welcher Zeit die Kirche vergréssert worden zu sein
scheint, ist auf die Flache des Reliefs die Celebrirung einer Messe
al fresco gemalt worden, und darunter auf den Thirsturz, fries-
dhnlich, eine Prozession, welche sich auf eine bestimmte Be-
gebenheit zu beziehen scheint. Das Blatterwerk am Giebel ist
nach spanischer Art schon sehr gross und massig gehalten.

Die Verbindung mit deutschen Werkmeistern jener Zeit be-
zeugt auf eine augenfallige Weise das siidliche Portal, puerta
	de los Apostolos genannt, an der S. Peterskirehe zu Va-
lencia, welche 1262 unter Bischof Andres de Albalat zu
	bauen angefangen, 1452 sehr vergrossert und 1760 im Innern
in den corinthischen Bauslyl jener Zeit ganz umgewandelt wurde.
Dieses Portal, im reinsten und reichsten Baustyl des 14. Jahr-
hunderts, hat sowohl architektonisch, als in den Verzierungen,
Blatterwerk und Statuen eine solche Uebereinstimmung mit den
schénsten Werken der Kélner Schule, dass es keinem Zweifel
unterworfen bleiben kann, der Meister desselben gehére jener
Bauhtitte an. Auch die Ausfiihrung ist von einer Feinheit und
	Aierlichkeit, die auffallend abslicht gegen die roheren Arbeiten
spanischer Werkmeister an anderen Theilen dieser Kirche. Der
	Glockenthurm, von 1381 bis 1418 erbaut, scheint gleichfalls
von einem deutschen Meister herzurtihren, wie dieses sein Name
Juan Franck vermuthen lasst. Dass spiter Johannes von
Kéln die Fagade der Kathedrale zu Burgos gebaut, wurde
schon oben angegeben. Derselbe vollendete auch 1488 das prich-
tige Carthaéuserkloster Miraflores bei Burgos, welches eine
srosse Aehnlichkeit mit Eton College Chapel bei Windsor hat.
	schliesst in flachem Halbkreis; zu seinen Seiten befinden sich
zwei Nischen. Die Fagade ist durch flache Strebepfeiler in drei
Theile getheilt, von denen der mittlere und hdhere einen Gie-
bel hat, der sonderbarer Weise neben fiber die Strebepfeiler
hinausreicht. Das Portal, im Halbkreis und von reicher Profi-
lirung, ist verziert mit Zacken, Diamantschnilt und einzeln ste-
henden Kugeln, wélche letztere sehr haufig und eigenthiimlich
in Spanien bis in das 15. Jahrhundert vorkommen, obgleich sie
viel mehr eine sonderbare, als schéne architektonische Verzie-
rung bilden. Ueber der Thi befindet sich ein grosses rundes
Fenster und immer ein kleineres in den Seitentheilen. Der Styl
der. indessen roh gearbeiteten Ornamente erinnert 6fter an ahin-
liche an der Kirche zu Gelnhausen, die Kirche selbst jedoch
ist mit dieser sonst nicht zu vergleichen.

Gréssere Kirchen Spaniens, welche im 13. Jahrhundert im
Spitzbogenstyl zu bauen angefangen worden sind, erhielten meist
ihre Vollendung erst im 15. Jahrhundert oder sind so umge-
staltet worden, dass jetzt nur noch einige Reste des urspriing-
lichen Baues einen Begriff von denselben geben. Hierher ge-
hért die Kathedrale zu Burgos, deren Grundstein im Jahre
1221 durch den englischen Bischof Maurizio gelegt worden ist
und die zu den gréssten und reichsten gehért, deren sich Spa-
nien rtihmt. Einer der altesten noch erhaltenen Theile ist das
nordliche Portal, Puerta alta oder de los Apostolos genannt: es
ist sehr massig gehalten und hat héchst merkwiirdige Sculpturen,
auf welche wir nochmals zuriickkommen werden. Aus einer
etwas spéteren Zeit und von schlankeren Verhalinissen ist das
gréssere stidliche Portal, Puerta del Perdon genannt. In dem
Felde tiber dem Portalsturz befindet sich in erhabener Arbeit
der sitzende, segnende Heiland, umgeben von den vier Eyan-
gelisten und ihren Symbolen. Darunter in einer Reihe die
sitzenden zwolf Apostel ). Diese Sculpturen entsprechen &hn-
lichen des 13. Jahrhunderts in Frankreich und Deutschland, sind
aber elwas roh in der Ausfithrung. Aus einer weil spateren
Zeit ist die am Pfeiler der Doppelthtire stehende Statue eines
Bischofs, die, schén und grossartig, zu den besten Werken
ihrer Zeit gehért. Der Chor und die westliche Fagade sind
in ihren Hauptdispositionen denen des Kélner Doms nicht un-
ahnlich, stehen diesem aber in der Ausfiihrung sehr nach, be-
sonders die Frontseite mit ihren zwei ausgebauten, mit durch-
brochenen Helmen versehenen Thiirmen, die erst im 15. Jahr-
hundert durch den deutschen Baumeister Johann von Kéln
erbaut worden sind. Abgesehen dass diese Theile der Kathe-
drale etwas zu Massives haben, so macht doch das grosse
Ganze desselben einen tiberaus reichen und imposanten Ein-
druck; bei genauerer Untersuchung in der Nahe jedoch findet
man sich durch die Ausfiihrung der einzelnen Theile wenig be-
friedigt, da sie schwerfallig in der Form und roh von Arbeit sind.

Mehr aus einem Guss, als die Kathedrale zu Burgos, ist
die zu Barcelona, welche im Jahre 1298 zu bauen ange-
fangen worden ist. Die Haupltfagade blieb jedoch unvollendet,
obgleich das Capitel wahrend drei Jahrhunderte bei jeder Hei-
rath eine Steuer zum Ausbau derselben erhob. Die zwei schlan-
ken, achteckigen Thirme, zu Seiten eines der Nebenportale,
haben hohe Fenster und Plattformen mit gothischem Gelander.
Die Bildwerke an der Thir stellen den Kampf mit Bestien dar
und dartiber dazu singende Engel. In den Kapitalen befinden sich
allerlei fratzenhafte kleine Manner, wie dergleichen auch bei
uns yorkommen. Das Innere der Kathedrale hat drei Schiffe
und noch sich an sie anschliessende Kapellen. Das mittlere

 
	1) Siehe das Werk: Architectural, Sculptural and preturesque Studies
in Burgos and its neighbourhood by J.B. Waring, author of architectural
Art in Italy and Spain. London 1852, wo eine Abbildung dieses Portals.