Farben erscheinen durchaus als ein harter Schmelz, der flussig
in die Fillungen eingelassen und in diesen in nicht gleichartiger
Flache erhartet ist. Wesentlich verschieden von ihnen ist eine
ausserdem vorkommende rothe Fillung, die sich ebenso be-
stimmt als Incrustation, als aus eingekilteten geschliffenen Stein-
chen bestehend, erkennen lasst. Auch kann ich ausserdem,
nach einer mir freundlichst mitgetheilten Notiz des Hrn. Dr.
Brugsch, noch ein grosses, mit dem Uraus versehenes gold-
nes Stirnband anfiihren, welches sich im dgyplischen Museum
zu Leyden befindet und an seiner Aussenfliche blau emaillirt
und mit farbigen Steinen besetzt ist. Die Sorge fiir den Ruhm
seines Vaterlandes scheint Hrn. de L. doch etwas zu weil ge-
fihrt zu haben, wenn auch nicht zu ldugnen sein wird, dass
jene Aeusserung des Philostral immerhin nicht ganz aus der
Luft gegriffen sein dirfte. —

Fiir die dunkeln Jahrhunderte des Mittelalters, nach jenen
Beispielen celtischer Graber, welche der Verf. als die ersten
der Emailmalerei bezeichnet, vom siebenten bis elften Jahr-
hundert, verschwindet der Faden sofort fast ganzlich wieder;
doch fehlt es wenigstens nicht durchaus an Andeutungen, die
die Fortdauer des technischen Betriebes voraussetzen lassen.
Dann folgt die grosse Kunsithatigkeit von Limoges, wo eine
umfassende Industrie fiir den in Rede stehenden Zweck sich
bereits in jener dunkeln Epoche musste herangebildet haben
und wo, vom Ausgange des 11. Jahrhunderts ab, das 12., 13.
und 14. Jahrhundert hindurch eine iiberaus grosse Menge de-
korativer Kunstwerke unter thunlicher Verwendung des farbigen
Emails entstanden ist. Es sind jene alterthiimlichen, besonders
kirchlichen Utensilien, wie solche auch bei uns nicht selten
vorkommen, aus Kupfer bestehend oder mit kupfernen Platten
bedeckt, deren Oberfliche mehr oder weniger durch das auf-
gelegte Email geschmiickt ist. Das letatere ist hier in ver-
tieften Feldern angebracht, in der Art, dass die einzelne Farbe
in der Regel von dem Metallrand, welcher ihr Ausbreiten, ihre
Vermischung mit andrer Farbe verhindern sollte, umschlossen
ist. Das einfache Verfahren hat hiebei zu mannigfach уег-
schiedener Behandlungsweise Veranlassung gegeben; theils ist
nur der Grund der bildlichen Darstellung mit farbigem Email
versehen, wahrend die Figuren silhouettenartig ausgespart, уег-
goldet und ihre Einzeltheile in gravirter Zeichnung angegeben
sind; theils ist umgekehrt der Grund das stehengebliebene (ver-
goldete) Kupfer und die figtirliche Darstellung farbig; theils ist
Alles mit Farbe bedeckt, und die Metallrander, welche die ein-
zelnen Tone scheiden, laufen dann, die Conture der Zeichnung
bildend, als feine vergoldete Linien dazwischen hin. Der fran-
zosische Kunstausdruck fir diese altere Gattung ist der der
Emaux en taille @énargne, der Emaillen mit ausgesparter
	Zeichnung.
Der Verf. bezeichnet die Anfertigung dieser Arbeiten als
	ein fast unbedingtes Monopol von Limoges. ,Wir schreiben
(so sagt er, p. 32,) dieser Stadt ohne Unterschied alle dieje-
nigen Emaillen auf Kupfer zu, welche nicht von anderen Lin-
dern in Anspruch genommen werden, welche von ihnen nicht
mit den sicheren und unwiderleglichen Griinden, die auf der
modernen Kritik beruhen, in Anspruch genommen werden. “
Dieser zuversichtlichen Behauplung fehlt es im Verlauf des
Werkes wiederum ein wenig an der erforderlichen Unterlage ;
auch ist sie, troiz des zuversichllichen Klanges, ein wenig zu
dehnbar, nach verschiedenen Seiten hin. Wir Andern, in de-
ren Heimat dergleichen Arbeiten, wie schon angedeulet, eben
auch nicht zu den Seltenheilen gehédren, kénnten ziemlich mit
demselben Rechte dem Verf. nur diejenigen Sticke als Limou-
siner Fabrikat abtreten, bei denen er den Limousiner Ursprung
mit denselben guten Griinden nachgewiesen hatte; welches Letz-
	bringen, welche nachmals das Auszcichnende des farbigen Emails
ausmachen, seien haufig andre unbehiilfliche Mittel angewandlt, zu
denen gewiss keine Veranlassung vorgelegen hatte, wenn die
Emailmalerei irgendwie verbreitet gewesen ware ; und ware sie im
Alterthum nur irgend bekannt gewesen, so wiirde ohne allen
Zweifel die ausgedehnteste, durch zweifellose Denkmaler be-
slatigte Verbreitung die Folge davon gewesen sein, da diese
Technik dem antiken Kunstluxus, zumal der rémischen Zeit, so
fordernd entgegengekommen ware. Der Verf. geht hiebei auf
verschiedene antike Denkmaler mit niherer Darlegung ihrer
Beschaffenheit ein. Von entscheidender Bedeutung aber ist ihm
die Stelle in Philostrat’s ,Gemalden* (I, 28), in welcher der
griechische Rhetor (zu Anfange des drilten Jahrhunterts v. Chr.)
bei Erwahnung des buntgeschmiickten Geschirres, welches die
Pferde eines Reiterbildes tragen, sagt: ,Es wird berichtet, dass
die dem Ocean benachbarten Barbaren diese Farben dem 21-
henden Erze auflegen, dass diese fest bleiben und wie Stein
erharten und dass das Gemalle eine stetige Dauer hat‘. Der
Verf, bezieht dies, wie Andre, auf die Gallier (fiir deren Na-
men wir vielleicht, um die unbestimmte Aeusserung Philostrat’s
nicht za eng einzuschliessen, den allgemeineren Namen der
Celten setzen diirfen), Er weist sodann eine erhebliche An-
zabl emaillirter metallener Schmuckgegenstinde nach, die aus
gallischen, gallo-belgischen und englischen Grabern herrihren,
wahrend in Italien Nichts der Art, in den germanischen Lan-
dern nur ganz vereinzelt cin oder ein andres Beispiel gefunden
sei, Er schliesst hienach mit der Annahme, dass die Erfin-
dung und erste Anwendung des Emails in der That demjenigen
Lande angehére, in welchem nachmals die weitere ktinstlerische.
Verwendung desselben zur ecigentlichen Blithe gelangte.

Es méchte indess doch in Frage stehen, ob die Archio-
logen den Untersuchungen und Schlussfolgerungen des Verf.
iiberall beizupflichten und gleich ihm die Ehre jener Erfindung
seinem Vaterlande zuzuschreiben geneigt sein werden. Es fragt
sich, ob der Verf. in der That den antiken Denkmalervorrath
geniigend kennt, ob er alles dahin Gehérige in der erforder-
lichen Weise zu untersuchen im Stande war. Dussieux, in
seinen Iecherches sur Phistoire de la peinture sur émail, p. 31 ff.,
bezeichnet ein, in einem rémischen Grabe der Grafschaft Essex
in England gefundenes zierlich emaillirtes Bronzegefass als Haupl-
beispiel der von den Rémern geiibten Weise dieser Technik;
Hr. de L. spricht von demselben gar nicht. Unter den agypli-
schen Denkmalern des Louvre erwahut er selber eines Sper-
berfigiirchens von der Hoéhe eines Zolles, dessen Fliche, zwi-
schen erhaben stehenden Goldlinien, mit farbigen Filtungen ver-
schen ist; die letzteren sind auch ihm zuerst als Email erschienen,
und er bezweifelt diese ihre stoffliche Eigenschaft vorzugsweise
nur desshalb, weil es ein ganz vereinzelt stehendes Beispiel
sei. Es sind diesem einen aber noch eine erhebliche Anzahl
andrer Beispiele hinzuzufiigen, — jenem glinzenden Goldfunde
angehérig, den Ferlini zu Meroé gemacht hatte und der sich
jetzt in dem agyptischen Museum zu Berlin befindet. Diese
prachtigen Schmuckgegenstinde waren bekannilich ohne Zweifel
fiir eine der Athiopischen Kéniginnen gefertigt uud tragen, bis
auf einzelne Gegenslande von griechischer Form, das agypti-
sche Gepriége. Vier grosse und breite goldne Armbander, meh-
rere Halsketten, andre kleinere Sticke sind reich mit farbiger
Zierde versehen, die ebenfalls zumeist zwischen erhaben ste~-
henden Goldfaden (je nach dem Charakter der dargestellten Ein-
zelfiguren, aus denen die Dekoration besteht,) — in der Weise
der von den Franzosen sogenannten Emaux cloisonnés, ange-
bracht sind. Die Farben sind helleres und dunkleres Blau,
Grin, auch Weiss und Schwarz zur Darstellung des beliebten
symbolischen Ornamentes in der Form des Auges, - Alle diese