Runttolatt.
	Organ
der deutschen Kunstvereine.
	“Zeitung
	fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in Berlin — FPrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
		herausgegeben von Dr. EF. Eggers in Berlin.
	Sonnabend, den 29. Januar.
	За: Kunstbericht aus Wien. — Das Standbild des Erzengels Michael von Kiss. W. Liibke. — Ueber den Gang der christlichen Kunst in Spanien,
von J. D, Passavant. (Fortsetzung.) — Kunstliteratur. Notice de Emaux exposés dans les Galeries du Musée du Louvre, par M. de Laborde.
F. Kugler. (Schluss.) — Zeitung. Berlin. Leipzig. Bremen. Wien. Christiania. — Kunstvereine. Resultate der Kunstausstellungen des westlichen Cy-
	Kunstbericht aus Wien.
	Clus im Jahre 1852. Dr. Lucanues.
	als zu gleicher Zeit angeordnet wurde, dass die Ausftihrung
desselben in Erz in der hiesigen kaiserlichen Giesserei, welche
jetzt blos zu militairischen Zwecken verwendet wurde, statt-
finden solle. Bei dem Umstande, dass von mehreren Seiten auf
Férderung der Plastik gedrungen wird und einige Monumente
in Aussicht stehen, gewinnt die Anordnung, dass der Guss hier
vollzogen werden soll, cine in die Zukunft hinausgreifende Be-
deulung.

Eine nicht minder grosse Bedeutung hat die Zusammen-
setzung der Kommission zur Erhaltung und Erforschung
der Baudenkmale. Es wird Ihren Lesern erinnerlich sein,
dass die Sache durch den Baron Bruck angeregt wurde. Mi-
nister Baumgartner, bekanntermaassen zugleich Prasident der
Akademie der Wissenschaften, liess nun vor einigen Tagen die
Kommission in der Weise zusammentreten, als es in der vom
Kaiser sanctionirten Verordnung festgesetzt ist. Es fanden sich
also zwei Abgeordnete des Ministeriums des Handels und der
Bauten, die Herren Sprenger und Mayern, zwei Abgeord-
nete des Ministeriums des Unterrichts, die Herren Graf Franz
Thun und Dr. Heider, zwei Abgeordnete des Ministeriums
des Innern, die Herren Reiche und Meyer, je zwei Abge-
ordnete von der Akademie der Wissenschaft und der bildenden
Kiinste, die Herren Arneth, Bergmann, Ruben und van
der Nill, unter dem Vorsitz des Sectionschefs im Handelsmi-
nisterium, Baron Czérnig, als Glieder dieser Kommission ein.
Vor der Hand lasst sich tber die Thaitigkeit der Kommission
wenig sagen, als dass sowohl von Seite des Ministeriums, als
von Seite der Kommissionsglieder der entschiedene Wille vor-
handen ist, dass praktische Resultate hervorgehen. Es wurde
eine Sektion gebildet, die zu berathen haben wird, welche Mittel
und Wege eingeschlagen werden miissen, um aus den Statuten,
die wohl nur mehr als ein Entwurf betrachtet werden diirften und
	nicht beanspruchen kénnen, in jeder Beziehung ausreichend zu
sein, das zu gestalten, was sich unter diesen Umstainden eben
	machen lasst. Ich glaube nicht, dass es sehr lange dauern
wird, bevor auch in dieser Beziehung entscheidende Maassre-
geln getroffen werden. Doch hangt bei dieser Sache, insbe-
sondere bei der Ernennung der so wichtigen Conservatoren,
	Alles von der Wahl der Persénlichkeiten ab. Gelingt es, т
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	Denkmal fiir den Erzherzog Karl, — Commission zur Erhaliung und Erforschung
der Baudenkmale. — Ausbau der fehlenden Giebel der Stephanskirche.
	Das neue Jahr beginnt ftir unsere Kunst unter den giin-
stigsten Auspicien. Die Errichtung eines Monumentes fir
weiland Erzherzog Karl, die Zusammenberufung der Com-
mission zur Erhaltung und Erforschung von Bau-
denkmalen und die fiir den Ausbau der fehlenden Gie-
bel der Stephanskirche ergriffenen Maassregeln werden
der Kunst hier einen frischen Impuls geben. Die Errichtung
eines Monuments fiir den Erzherzog Karl ist durch ein Hand-
billet des Kaisers anbefohlen worden; Oesterreich trigt damit
eine Ehrenschuld ab. Lange schon dachte man daran, ein Mo-
nument dem um Oesterreich und auch das tibrige Deutschland
hochverdienten Feldherrn zu setzen. Der schlafrige Geschafts-
gang der vormarzlichen Bireaukratie, die mit angstlicher Sorg-
falt wachte, dass ja kein Talent wachgerufen wiirde, liess die
schénsten Jahre unbeniitzt voriibergehen. Die darauf folgende
Revolution und die Finanzkrisis verhinderten, in den letzten Jah-
ren daran zu denken. Es ist ein schéner Zug unseres jugend-
lichen Monarchen, dass er den ersten lichten Moment in unse-
ren Finanzen, die jetzt eingetretene entschiedene Besserung der
Valuta, benutzt, um dem Feldherrn, der der kaiserlichen Fa-
milie entsprossen und populair ist, wie nur irgend ein Name es
sein kann, im Volke wie in der Armee, ein Denkmal zu setzen.
Der dussere Burgplatz, d.h. der Platz zwischen dem Burgthore
und der kaiserlichen Hofburg, ist zur Aufstellung des Monu-
mentes bestimmt worden. Die Ausfiihrung desselben ist dem
Bildhauer Fernkern anvertraut worden, welcher jingst erst die
tiberlebensgrosse Reiterstatue des h. Georg fir den Brunnen des
Griflich Montenuovo’schen Hauses (an der Freiung) mit gros-
sem Erfolge modellirt hat, und schon vor langerer Zeit eine
Skizze dem Hofe tiberreichte. Zur Ueberwachung der Ausfih-
rung wurde eine Kommission ernannt, welche aus dem Grafen
Franz Thun, dem Direklor Ruben und dem Architekten Pro-
fessor van der Nill besteht. Die Errichtung dieses Monu~
	ments ist fiir unsere Zustande von um so grosserer Bedeutung,
1V. Jahrgang,