nik im Email) Alles versucht, zuerst um die Wirkungen zu priifen, dann, um sie zu vermannigfaltigen. Niemand hat die Grisaillen auf schwarzem oder blauem Grunde und die tingirten Grisaillen, die sich bei ihm wie Malereien beleben , besser an- zuwenden gewusst. Wenn er farbig malt, so ist dies im fran- zosischen Geschmack, klar, leicht, brillant, und die Téne sei- ner Emaillen sind besser abgestuft, als in irgend welchen an- dern Arbeiten des Faches. Die Folie, die er unterlegt, wirkt Wunder, er braucht sie im Ucberfluss, er missbraucht sie nie. Hervorgegangen aus der Schule von Fontainebleau, besitzt er die besseren Eigenschaften derselben, — aber freilich auch ihre Mangel; der hervorstechendste der letzteren ist der Man- gel an eigentlicher Originalitat.“ Der Verf. zihlt als Werke seiner Hand, die sich im Louvre befinden, 99 Stiicke auf. — Unter seinen zahlreichen Navchahmern kommt der Name eines Isaac Martin vor. Ein andrer, sehr thaliger Meister, dessen Arbeiten von 1534 bis 1578 reichen und von dem der Verf., als im Louvre befindlich, 43 Sticke anfiihrt, ist Pierre Raymond. Mit die- sem Namen bezeichnet ihn der Verf., ciner urkundlichen Notiz folgend. Er selbst schreibt sich sehr verschiedenartig, zumeist P. Rexmon, auch (nach der Angabe von Didier-Petit ), -die zu bezweifeln kein Grund vorhandeln ist, obgleich der Verf. dies thut,) P. Rexman. Hieraus (bei einer an sich ganz plau- sibeln Verdoppelung des n am Schlusse des Namens) hat man auf einen deulschen Ursprung des Ktinstlers muthmassen zu dirfen geglaubt. Der Verf. erwartet fiir Letzteres die Beweise : soliten deren zu finden sein, so wiirden sie — nach unsrer Ansicht —- immer von geringem Belange bleiben, da der Kinst~ ler, welches Herkommens er auch sein moge, in seiner Tha- tigkeit doch entschieden der Schule yon Limoges angehorig er- scheint. Wir kennen (z. B. in der Berliner Sammlung) sehr schalzbare Arbeiten seiner Hand. Der Verf. unterscheidet in ihm ziemlich streng den Kinstler von dem Handwerker, der, in letzterer Beziehung, eine Menge untergeordneter Arbeilen, ohne an ihrer Bezeichnung mit seinem Namen oder seiner Chiffre ein Bedenken zu nehmen, in die Welt habe laufen lassen; er macht ihm dies (p. 205) zum sehr ernstlichen Vorwurf, obgleich er an einer andern Stelle seines Werkes (p. 228) selbst darauf hindeutet, dass Rexmon’s ehemalige Zéglinge, bei der Beliebt- heit seiner Arbeiter, die ihrigen gern als aus seiner Werkstatt herrihrende Leistungen verkauft hdtten. Es durfte also in Frage kommen, in wiefern tiberhaupt allen Chiffern seines Na- mens auf den roheren Arbeiten zu trauen ist. Aber auch in Betreff seiner kinstlerischen Verdienste spricht sich der Verf. mit einer gewissen Zweideutigkeit aus; seine Zeichnung, sagt er, sei, wenn nicht untadelhaft, so doch ,wenigstens ertrag- lich“, was mil unsrer Ansicht von Rexmon’s Leistungen nicht ganz iibereinstimmen will. Es scheint, als firchte der Verf., der Mann kénne doch vielleicht ein Deutscher sein, und es sei selbst fir diesen unwahrscheinlichen Fall dafiir zu sorgen, dass der ausschliessliche Ruhm der Emailmalerei unsern werthen Nachbarn jenseit der Ardennen erhalten bleibe. __ Auf eine Anzahl anonymer oder, wenn ihre Werke auch mit Chiffern versehen sind, doch nicht naher nachzuweisender Emailmaler folgen dann die der Familien Courtois und Court, die der Verf., gleich seinen Vorgangern, auf Grund urkund- licher Quellen bestimmt unterscheidet und denen sich ecinzelne Andre cinreihen: — Pierre Courtois, ein energischer, doch etwas roh manierirter Meister, — Jean Courtois, brillant und fein, doch ohne Geist, — Jean de Court, ein sehr ma- 1) Catalogue de la collection d objets dart formée a Lyon par M. Di- terc, im Anfange des 16. Jahrhunderts thatig, gehort noch ent- schieden dieser Richtung an. Der Louvre besitzt keine Arbeit seiner Hand; unter seinen, in andern Sammlungen zerstreuten Werken zeichnet sich ein schénes Triptychon mit der Darstel- lung der Kreuzigung auf der Miltteltafel aus, welches sich in der Berliner Kunstkammer (S. 135, No. 211 meiner Beschrei- bung) befindet. .Etwa mit dem vierten Jahrzehnt des 16. Jahr- hunderts treten aber, neben gleichzeitig beginnender lebhafter kiniglicher Férderung, italienische Einfliisse hinzu, die fir Styl und Behandlung auch dieser Kunsigattung von wesentlicher Be- deutung sind. ,,Gleichwohl (so sagt der Verf.) war der italie- nische Einfluss nicht einseitig vorherrschend, und wir verdan- ken der raumlichen Entfernung zwischen Limoges und dem Hofe von Frankreich das festere Beharren des franzésischen Charakters. Die reizenden Copien der Portraits von Fr. Clouet, der der nationalen Behandlungsweise treu geblieben war; dic Nachahmung der Compositionen des Delaune, der nur halb der italienischen Richtung folgte, und der franzésischen und deut- schen kleinen Meister, die von dieser Richtung nur den Wider- schein hatten, alles dies ohne sonderliche Unterscheidung, aber stets mit Geschmack durch einander gemischt und in einander aufgehend, gestaltet sich zu einer Art von Styl, welcher Li- moges eigenthiimlich ist, den man auf den ersten Blick erkennt und der der Emailmalerei auf die Dauer angehért.“ Aber freilich. — und auch darauf deulet der Verf. hin, — bleibt die Email- malerei ein kinstlerischer Nebenzweig, der zwischen der Ab- hangigkeit von dekorativen Zwecken und dem Streben nach Selbstandigkeit auf Kosten dieser Zwecke schwankend erscheint und daher, neben einzelnen schatzbaren Ausnahmen, seine hand werkliche Grundlage wiederum nicht zu verleugnen vermag. Die Reihe der namhaften franzésischen Emailmaler, seit der bestimmteren Auspragung der Richtung, welche dies Kunst- fach einschlagen sollle, ist nicht unbetrichtlich; Namen, Chif- fern, Jahrzahlen auf ihren Arbeiten, auch andre urkundliche Zeugnisse dienen dazu, sie festzustellen; ebenfalls zahlreiche Nachahmer und Mitstrebende ohne Namen reihen sich ihnen an. Der Verf. hat es sich angelegen sein lassen, unter Beriicksich- tigung des reichlich vorhandenen Materials, diese Verhaltnisse in méglichster Klarheit darzulegen. Er fiihrt zunachst die verschiedenen Kiinstler der Familie Pénicaud an, welche sich jenem 4lteren Meister anschliessen: Jean Pénicaud II, ver- muthlich einen jiingeren Bruder desselben, bei dem sich der Uebergang aus dem Angstlicheren Style der Miniatoren in den freieren der italienisirenden Richtung anktindigt; Jean Péni- caud JIT, vermuthlich einen Sohn des letzteren, ,,das grosse Talent und den Ruhm von Limoges“, einen Kinstler, der ins- besondere der Richtung des Parmigianino folgt, der aber stets frei erscheint und dessen Werke zumeist, — in der gliicklichen Bescheidenheit, die gerade bei der schwierigen Technik dieses Faches die giinstigsten Erfolge anbahnt, — aus Grisaillen mit einfach gefarbter Carnation bestehen; Pierre Pénicaud, ver- muthlich einen Bruder des vorigen, als dessen manierirter Naeh- ahmer er erscheint. Es folgt sodann Léonard Limosin, der- jenige unter den Emailmalern, dessen Name fast einzig bereits vor den neueren Forschungen iiber dieses Fach bekannt war, den Franz I, ihn zu seinem Maler und Kammerdiener ernen- nend, besonders ausgezeichnet hatle und dessen Werke die Franzosen als die eigentlichen Glanzpunkte der Emailmalerei preisen. Auch der Verf. hat ihm einen lingeren Artikel gewid- met und darin seine lange kiinstlerische Laufbahn nach der an- sehnlichen Zahl feststehender Daten verfolgt. Er scheint um 1505 geboren zu sein; seine Emaillen beginnen mit dem Jahre 1532 und reichen bis 1574; im folgenden Jahre scheint er geslor- ben zu sein. ,Er hat (so sagt der Verf. beziiglich seiner Tech~ dier- Petit, introd., p. 26.