und andern Heiligen an Wanden aufgestellt, die ehemals mit
Malereien, wohl die Legenden derselben darstellend, geschmitickt
waren, jetzt aber ganz erloschen sind. Aus einer etwas spai-
teren Zeit desselben Jahrhunderts, aber von gleich wiirdiger
Haltung und feiner und geistreicher in der Ausfiihrung, sind
einige Sculpturen an dem Hauptallar der S, Nicolauskirche der-
selben Stadt; sie gehéren selbst zum Schénsten, was die spa-
nische Bildhauerkunst des 15. Jahrh. hervorgebracht. Diesen
Retablo stiflete die Familie Polanco, welche hier auch ihre
Grabmonumente seit 1412 bis 1520 hat errichten lassen. In
der Mitic steht die Statue des segnenden Bischofs S. Nicolaus
in reich mit Gold gemusterlem Mantel, wie denn tiberhaupt an
den Gewindern dieser in weissem Stein ausgefiihrten Bildwerke
goldene Ornamente mit vielem Geschmack angebracht sind. Um
den Heiligen herum ist in Reliefs dessen Leben dargestellt.
Oben im Halbkreis thront Gott Vater und darunter, in einem
Kreis von kleinen Engeln, krént Christus die h. Jungfrau. Der
Styl ist dem germanischen verwandt, aber der Faitenwurf ein-
facher, schéner. Sehr sprechend und fein gebildet sind auch
die Kipfe, besonders in den acht Reliefs mit dem Leben des
Heiligen, die iberhaupt von weit besserer Hand, als der tibrige
Theil gefertigt sind.

Von sehr verschiedenem Charakter sind dagegen aus der-
selben Zeit zwei Statuetten der h. Jungfrau in der Sa-
kristei der Kathedrale zu Burgos und dem in Deutschland tib-
lichen sehr ahnlich und von freundlichem Ausdruck. Die eine,
von Holz und bemalt, halt sitzend das Christkind auf dem
Schooss; ihr Kopf ist etwas stark, aber dennoch schén. Die
andere, in Elfenbein geschnitzt, halt stehend das Christkind auf
dem Arm und ist von sehr feiner Arbeit. Ganz in demselben
Charakter gehalten ist eine ahnliche Statue der Maria, in Holz
und bemalt, im Chor der alten Kathedrale zu Salamanca. Ob
wir hier nun Werke deutscher Meister oder spanischer unter  
dem Einfluss der deutschen vor uns haben, dirfie jetzt schwer  
zu entscheiden sein. Von einem Deutschen ausgefihrt halte
ich jedoch bestimmt sowohl den Bau der alten Sakristei der
Kathedrale zu Burgos, als auch die dabei angebrachten Bild-
hauerarbeiten. Denn die Rippen des Gewdélbes haben feine,
scharfe Profilirungen und die Tragsteine, auf welchen sie ru-
hen, sind von hibschen Figtirchen, mit heitern, offenen Mie-
nen, umgeben, wie wir sie in Deutschland wiederfinden. Un-
zweifelhaft eine deutsche, wenn auch keine voraztigliche Arbeit
sind die in Relief gehauenen Manner, welche Wappen, und
zwei Engel, welche das umstrahlte IHS halten und sich an
der Aussenseite der Kapelle des Condestable zu Burgos befin-
den, indem sie ganz in dem Styl des Albrecht Diirer gehal-
	ten sind.
Aus dem 15. und 16. Jahrhundert besitzt Spanien eine sol-
	che Fulle trefilicher Biidhauerarbeiten aller Arten, in Alabaster,
in Marmor, in Stein und in Holz (wenige nur in Bronze und
dann meist von auslaindischen Kiinstlern gefertigt), dass der
Reichthum in Verlegenheit setzt, fir die hier beabsichtigte Be-
schrankung, eine Auswahl des Vorhandenen so zu treffen, dass
sie doch eine umfassende Uebersicht gewahrt. Zuvérderst ist
anzugeben, dass neben den cinheimischen Bildhauern viele der
vortrefflichsten aus Italien und den Niederlanden nach Spanien
gekommen waren, um mehrere der ausgezeichnetsten Werke
auszufihren, und dass sie hierdurch auch von grossem Einfluss
auf die Entwickelung der spanischen Bildhaucrkunst gewesen
sind. Von Enrique de Egas aus Briissel war schon in dem
Abschnitt tiber die Architektur die Rede und wie er den ge-
mischten, reich gothischen Styl in Toledo eingefihrt und dabei
vorlreffliche Sculpturen an seinen Gebauden angebracht hat.
Von einigen anderen Niederlandern, namentlich Holzschnitzern
	 

und der Silberarbeiterfamilic des deutschen Enrique 4’Агрре
soll weiter unten naiher berichtet werden. .

Italienische Meister fihrten hauptsichlich die schénsten
Grabmonumente im Renaissance~Slyl aus. Eines von der héch-
sten Schénheit und vollendetsten Technik, besonders der Haupt-
figur, ist das des Prinzen Juan, dem einzigen Sohn des Kinigs
Ferdinand und der Isabella, der 1497, erst 19 Jahre alt und
die schénsten Hoffnungen crregend, gestorben ist. Es befindet
sich in der Dominikanerkirche S. Tome zu Avila und ist von
Micer Domenico Alexandro aus Florenz in weissem Mar-
mor bewunderungswiirdig ausgefiihrt. Der schéne Jingling,
im Ausdruck himmlischen Friedens, mit einem feinen ornirten
Reif um das Haupt, liegt in Harnisch und Mantel auf einem
reich verzierten Katafalk, der mit Statuetten von Heiligen und
Tugenden umstellt ist. Letztere vollendeten Ordonez de Bar-
celona, Thomas Torné und Adam Vuibaldo, beide Letz-
teren aus Genua.

Um das Grabmonument des 1502 verstorbenen Erzbischofs
von Sevilla, Diego Hurtado de Mendoza, auszufiihren, wurde
1510 Maestro Miguel aus Florenz berufen. Er zeigte sich
in diesem Werke in der Kapelle de nostra Senora de la Anti-
gua in der Kathedrale zu Sevilla, jedoch nicht so ausgezeich-
net, als sein vorher genannter Landsmann. Das _ prachtvolle
Grabmal, welches Karl V in Granada dem Konig Ferdinand und
der Isabella von Castilien errichten Jiess, hat Peralta in Ge-
nua ausgefihrt. Ebenso haben auch genuesische Bildhauer jene
zwei Grabnischen mit Sarkophagen im reichsten Renaissancesty]
gearbeilet, welche aus der Carthause zu Sevilla in die ehema-
lige Jesuiter-, jetzt Universitalskirche gebracht worden sind.
Das Grabmal der ,Donne Catarina de Ribera* ist bezeichnet:
opus Pace Gazin faciebat in janva (Genua). Sie liegt auf reich
verzierlem Sarkophag. In dem Halbkreis der Nische befindet
sich ein Basrelief, die Geburt Christi darstellend, in der Wand--
flache die Kreuztragung und dariiber Christus als Richter; ne-
ben sechs Statuetten von Heiligen, Séulen und Pilastern, mit
Arabesken, die reich von kleinen Figuren belebt sind. Das
Ganze ist etwas zu voll und tiberladen, aber sehr schén im
Geschmack der Lombarden ausgefiihrl.’— Das andere Grabmal
ist das des Don Pedro Enrique Adellantado major della Anda-
luzia etc., welcher 1519 gestorben. Bezeichnet ist es: Antho-
nius Maria de Aprili de Charona hoc opus faciebat in janua.
Es ist dem vorhergehenden in der Anordnung ganz ahnlich, nur
befindet sich in der Wolbung der Calvarienberg, in der Wand-
fliche die Auferstehung Christi und wie Christus der Maria
Magdalena erscheint. Die Arbeit daran ist gleich schén und
die Ausschmtickung etwas ruhiger. — Auch Torregiano aus
Florenz liess manches Werk seiner Meisterhand in Spanien zu-
ziick, so wie auch die drei Leoni, Leon, Pompeo und Miguel,
welche aus Arezzo slammten.

Die spanischen Bildhauer gegen Ende des 15. und des 16.
Jahrhunderts folgten meist der italienischen Weise jener Zeit,
erreichten sie indessen nie an kiinstlerischer Vollendung, wenn
auch einige mit denen anderer Nationen auf gleicher Linie standen.

In Toledo bietet besonders die Kapelle von Santiago der
Kathedrale daselbst einige vorziigliche Werke dieser Gattung.

Das Alteste darin befindliche Grabmal, mit liegender Figur, ist
das des Juan de Zerezuela, Erzbischofs yon Toledo, welcher

1442 gestorben. Sein Kopf ist von ausgezeichnet schiner Ar-
beit. Noch prachtvoller sind hier die des Condestable Alvaro
de Luna, dessen Familien-Kapelle sie war und die er reichlich
ausgeschmiickt hatte, und der Juana de Pimentel duquesa de
Infantado, seiner Gemahlin. Nach dem Tode ihres Vaters liess
seine Tochter Maria dieselben in Alabaster durch Pablo Or-
tiz im Jahre 1489 ausfiihren. An den Ecken des Sarkophags