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	knieen zu Haupt und rassen, bei ihm, Ritter in Panzerhemden,
bei ihr, Ménche und Nonnen. Noch befinden sich in derselben
Kapelle drei andere Grabmialer jener Familie, die alle vorziig-
lich genannt werden kénnen.

Hine andere, schin in Stein ausgefiihrte, Jiegende Statue
ist die des Bischofs Goncalo de Mena aus Toledo, gestorben
1481. Sie befindet sich in der Kapelle Santjago der Kathedrale
zu Sevilla. Alles daran ist sehr tiichtig ausgefiihrt, besonders
schon aber der ehrwiirdige Kopf des Pralaten. Zu Haupt und
Fiissen befinden sich immer zwei kleine Engel; ringsum am
Sarkophag ist in Relief das Leben der h. Jungfrau dargestellt,
in der Mitte ihre unbefleckte Empfangniss oder Conception.

Zu Burgos bliihte Meister Gil de Silée, der sich gros-
sen Ruhm erwarb durch die von ihm gefertigten Grabmonu-
mente des Kénigs Juan II, seiner Gemahlin Isabella und das
des Infanien Alonzo, der, erst 16 Jahr alt, 1470 gestorben ist;
sie befinden sich Alle in der Grabkapelle der Carthause Mira-
flores bei Burgos ). Die Statuen der ersteren liegen neben-
einander auf einem sternférmigen Sarkophag oder Postament,
das mit Figuren in Tabernakeln, Wappen und Ornamenten reich
verziert ist. Umgeben sind die Figuren des Kénigs und der
Konigin mit den sitzenden Staluetten der Evangelisten, so einen
uberaus reichen Bau bildend. Das Grabmonument des Infanten
besteht in einem Aufbau an der Wand mit einer tiefen Nische,
in der-er an einem Betpult knieend dargestellt ist. Dieses Werk
vollendete im Jahre 1493 der beriihmte Architekt und Bildhauer
Diego de Silde, Sohn des Gil de Silée. Es ist nicht még
lich, eine feinere Arbeit, besonders in den reichen Ornamenten,
zu sehen, wo der Meissel mit dem Alabaster nur gespielt zu
haben scheint. Die freistehenden, an dem Bogen der Nische
herumlaufenden Verzierungen sind jedoch etwas zu massenhaft
gehalten und die im Laubwerk spielendcn Knaben von keiner
schénen Zeichnung. — Ein anderes Werk des Meisters Gil de
Silde, welches er um 1499 in Gemeinschaft mit Diego de
la Cruz fiir dieselbe Carthause Miraflores ausfiihrte, ist der
Retablo des Hauptaltars der Kirche. Derselbe, in Alabaster
ausgefihrt, enthalt die Statuen der Apostel, der Evangelisten
und anderer Heiligen, nebst dem Leben Christi in Relief. Die
Figuren sind im Aligemeinen wiirdig gehalten, der Faltenwurf
einfach, die Ausfiihrung jedoch mehr auf Wirkung berechnet.
Fir diese Arbeit wurde unsern Meistern 1,015,613 Maravedis
bezahlt.

Durch Kunst, Grésse und Pracht Alles tiberbietend, was
das darin einzig reiche Spanien an Altarschmuck aufzuweisen
hat, ist der gothische, in Hola geschnilzte und ganz vorgoldete
Retablo des Chors der Kathedrale zu Sevilla. Er wurde von
dem Archilekten und Bildhauer Maestro Dancart oder Dan-
chart im Jahre} 1482 zu fertigen angefangen, aber erst nach
seinem um 1497 erfolgten Tode, im Jahre 1526 durch Jorge

Fernandez Aleman und seinen Bruder, den Maler Alexo
Fernandez, die man deshalb im Jahre 1508 aus Cordova be-
rufen halle, vollendet*), Spiter wahrend der Jahre 1551 bis
1564 figte man dem nur die Altarwand ecinnehmenden Retablo
Seitenvorspriinge an, die nach und nach, 1551 von Roque
Balduc, Pedro Becerrit und Juan de Villalva, 1552 von
Diego Vazquez, 1553 von Pedro Bernal, 1554 von Pe-
dro de Heredia, Juan Lopez, Andres Lopez del Ca-
stillo und seinen Séhnen, 1555 von Nufrio de Ortega und

 

 
	1) Siehe die Abbildung dieser Grabmiler in J. B, Waring’s Archi-
tectural, sculptural and picturesque Studies in Burgos and its neighbour-
	hood. London 1852.
2) Der Name Danchart lasst auf deutsche Abkunft schliessen, was durch
	die berufung von zwei deutschen Bildhauern zur Vollendung des Werkes,
nach des Ersteren Tod, noch bestarkt wird.
	Juan de Palencia, und seit 1561 von Juan Bautista Vaz-
quez ausgefihrt worden sind. Begreiflicher Weise sind die
Arbeiten daran unter sich sehr ungleich, und wenn auch der
architektonische Theil in Uebereinstimmung mit der Bauart der
Kirche, im gothischen Styl, gehalten ist, so wurden doch nur
die friiheren Sculpturen in germanischer, die spateren mehr in
der italienischen Weise behandelt. Der 145 Fuss hohe Retablo
enthalt 44 Felder mit Darstellungen aus dem Leben Christi.
Die Figuren haben etwa ein Drittel Lebensgrisse, treten vorn
beinahe ganz frei heraus, w&hrend die hinteren flach gehalten
sind, wie dieses auch bei uns am Niederrhein zu jener Zeit
iiblich war. Die reiche gothische Architektur schliesst mit einem
iiberhangenden Baldachin, den 1505 Maestro Marco und
Bernardo de Ortega gefertigt hatten. Bei all’ diesem Reich~
thum und der tberwaltigenden Grésse und Pracht ist die Ein-
theilung doch so wohl verstanden, dass nichts tiberladen scheint
	und das Ganze einen beruhigenden Anblick gewahrt.
(Fortsetzung folgt.)
	“eitums.
	Perit. Dem Prof. Dr. Lepsius ist vom Kénige yon Danemark
das Ritterkreuz des Dannebrog-Ordens verliehen.
	He. Diffeldort.
	»tausend fleiss’ge Hande regen,
Helfen sich in munterm Bund,
	Und im feurigem Bewegen
Werden alle Krafte кита“
	Реп Ешагаск dieser Verse gewahrt vollkommen gegenwartig der
Anblick auf das Treiben und Schaffen der Ditsseldorfer Kinstler. Die
bedeutenderen Werke harren zwar noch in den Ateliers ihrer Vol-
lendung, woraus die Erdoffnung der nahen Hannoverschen Kunstaus-
stellung sie wie durch Zauberschlag wird hervorgehen lassen, Aber
namentlich im Landschaftsfache geht schon jetzt eine vortreffliche Ar-
beit nach der andern iber unsre permanente Ausstelluug. Norwegen
und der Mond miissen hesonders herhalten. Weber, Becker, Jabin
sind die am haufigsten und stets gern gelesene Namen. In héherem
Grade erregte vor Kurzem Leu durch einen wunderschénen norwe-
gischen Fjord die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Ihn stellte bald dar-
auf Kalkreuth durch ein paar grosse Tyroler Landschaften in Schatten.
Kaum haben diese den Platz geraumt, als Andreas Achenbach den-
selben durch eine schwedische Landschaft von gréssestem Umfange
einnahm, worin er alle Wissenschaft technischer Kunstibung erschépfen
gewollt zu haben scheint.

Director W. v. Schadow hofft bis zum Mai véllig von seinem
Augeniibel hergestellt zn sein und hat bereits den Gedanken gedussert,
alsdann sein Atelier auf der Akademie wieder in Besitz nehmen zu
wollen. Dasselbe ist gegenwartig in den Handen von Bleibtreu und
O. Knille ebenfalls in nicht unwirdisem Gebrauche.
	sade. Der Birgermeister Nellessen ist vor einiger Zeit nach
Italien gereist, um dem Papste tber die bisherige Wirksamkeit des ,,Carls-
Уегешз“, der sich die Aufgabe gestellt hat, den Minster zu restau-
riren und auszuschmicken, Bericht zu erstatten und einige kirchliche
Begiinstigungen fiir die nachste, im Sommer stattfindende Heiligthums-
fahrt za erwirken. Um nun zugleich eine wiirdige Vorstellung von
dem Aachener Minster geben zu kénnen, hat Nellessen bei Caspar
Scheuren in Disseldorf, einem gebornen Aachner, ein Aquarellbild
von dem Dome anfertigen lassen, welches von dem ,Org. f. christl.
Kunst“ als mit groésster_Meisterschaft ausgefihrt geriihmt wird.
	* reader. Prof. W. Ackermann hat sich entschlossen, seine
ausgezeichnete, nicht sowohl sehr zahlreiche, aber an den késtlichsten
Exemplaren alter und iltester Meister sehr reiche und seit dreissig Jah
ren sorgfaltigst ausgewahlte Kupferstichsammlung nebst Kunstbibliothek
in Leipzig durch R. Weigel versteigern zu lassen. Der Verkauf wird
am 29. Marz beginnen. Wir werden in der nachsten Nummer auf