Kurt tolatt. Organ der deutschen Kunstvereine. Zeitung fiir bildende Kunst wnd Bankunst. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — Forster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien herausgegeben von Dr. F.. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 19. Februar. Subalts Ueber den Gang der christlichen Kunst in Spanien, von J. D. Passavant. (Fortsetzung.) — Kunstliteratur. Verzeichniss von Kupferstichen, verschiedenen Kunstblattern, zur Kunstgeschichte gehérigen Buchern etc. gesammelt von Dr. Ackermann, Prof. — Catalogue des Estampes anciennes, qui composent le Magasin de Hermann Weber, Marchand d’Estampes. Iz. y. Sz. — Zeitung. Berlin. Dusseldorf. Minchen. Weimar. Schwerin. Stuttgart, Bréssel. Paris. — Kunstvereine. Thiringer Kunstverein zu Erfurt. — Die permanente Ausstellung zu Kaln. Ueber den Gang der christlichen Kunst in Spanien. Von J. DD. Passavant. (Fortsetzung. ) des Oberbaumeisters Alonso de Covarrubiaz ums Jahr 1531 die Grabmialer in der Capilla de les reges nuevos, oder der spateren Kénige in der Kathedrale zu Toledo, indem die ur- spriinglichen aus der Sakristei entfernt worden waren. Dazu gehéren namentlich die des Henrique II, gestorben 1379, bis zu Juan Il, der im Jahre 1454 verschieden ist. Sie sind alle in dem damals wblichen Cinquecentisten- Styl der Italiener ge- halten und mit grosser Eleganz behandelt, ohne jedoch zum besten dieser Art zu gehdren. Grossen Ruhm erwarb sich in Toledo auch Felipe de Vigarny, de Вогоойа genannt, da sein Valer und, wie es scheint, auch er aus dem Lande der Herzoge von Burgund gebtirtig war. Ihm schreibt man die merkwirdigen Sculpturen zu, welche sich an der Wand hinter dem Altar der kéniglichen Grabkapelle zu Granada befinden und den Kénig Ferdinand und seine Gemahlin Isabella nach dem Leben portraitirt dar- stellen und in zwei Reliefs die Besiegung und Bekehrung der Mauren. Um 1500 schnitzte er fir den Retablo des Hauptal- tars der Kathedrale zu Toledo vier der Darstellungen aus dem Leben Christi und der Maria, welche von Juan de Вогоойа und Fernando del Rincon bemalt, vergoldet und in estofado voliendet wurden. Sie sind schén in Anordnung und in den Ornamenten, wahrend die Statuetten von Heiligen einer andern weit ungeschickteren Hand angehéren. Im Jahre 1524 fiihrte er die Basreliefs in Alabaster an dem Altar und Tabernakel 5. Ildefonso in derselben Kirche aus, wo man noch den Stein sieht, worauf der Eindruck des Fusses der Maria sichtbar ist, als diese, nach der Sage, vom Himmel herniedergeslicgen, um in der yon ihr gegriindeten Kirche die Friihmesse zu héren und ihrem Vertheidiger, dem S. Ildefonso, aus dem Schatz ih- res Sohnes ein Priestergewand (casulla) zu verehren. Dieses ist auch der Gegenstand des grésseren Reliefs, im Renaissance- Styl ausgefiihrt. Hauptwerke des Felipe de Vigarny sind je- doch die Statuetten und grossen Reliefs an der ésilichen Chor- einfassung (Respaldo) in derselben Kathedrale. Zwischen den gothischen, reich verzierten Pfeilern befinden sich hier fiinf Darstellungen in Hautrelief aus dem Leben Christi, doch sind nur drei davon vom Meister, namlich die Kreuztragung, die Kreuzigung und Auferstehung, wahrend der Christus auf dem С Ms ausgezeichnete Bildhauer des 16. Jahrh. in Sevilla, die zugleich auch Architekten waren, lernten wir bereits die treff- lichen Meister Diego de Riafio und Martin de Gainza und ihre in der Kathedrale ausgefiihrten Hauptwerke kennen. Noch bliihte damals in Sevilla der ausgezeichnete Bildhauer Guillen aus Toledo, der 1548 fiir die Sakristei der Kathedrale die sché- nen Thiiren in Holz schnitzte. Sie sind geschmiickt mit Me- daillons in Basreliefs, in denen die Evangelisten, S. Leandro und 5. Isidoro dargestellt sind, umgeben von anderen Heiligen und vielen anderen kleinen Figuren. Die Zeichnung daran ist sehr lebendig, in der Art des Michel Angelo. Von Guillen (oder, wie Andere wollen, von einem dem Caen Bermudez un- bekannten Alonso Sanchez) sind jene kleinen Friese und Ornamente in Hautrelief, welche, 1549 gefertigt, von den alten Schrinken der Paramente (Caxones) an die neuen von 1819 angeheftet worden sind. Ganz in derselben Weise behandelt sind auch die Sculpturen in dem grossen unteren Saale des Stadthauses zu Sevilla (Sala grande baja). Die grossen Halb- kreise enthalten in Hautrelief sitzende Richter oder Herrscher mit anderen Figuren und zu den Seiten die Pferde der Boten(?). Der umlaufende Fries ist auf’s reichste mit sehr lebendig be- wegien Gestalten ornirt, wihrend die flach gewélbte Decke in Holz, in 36 Felder getheilt, Bildnisse stehender Kénige ent- halt. Im Allgemeinen folgte unser Meisler der Richiung, welche in Italien durch Michel Angelo in Aufnahme kam, verband aber dabei das Studium der Antike, das ihn in gewissen Schranken zuriickhielt. Zu Toledo blihte Maestro Egas, Bruder des Ane- quin de Egas aus Briissel, Oberbaumeister (Maestro mayor) der Kathedrale daselbst. Zu seinen friheren Arbeiten gehéren die schénen Sculpluren an der Thire der Lowen der Kathedrale, welche im Jahre 1466 begonnen worden ist und wegen der Schilde haltenden Liéwen auf SiuJen so genannt wird. Diego de Egas und Melchor de Salmeron fertigicn im Auftrage IV, Jahrgang.