Hernandez oder Fernandez, der iiberhaupt zu den grossten und originalsten Meistern dieses Faches gehért, welche Spa- nien gegen Ende des 16. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts durch ihre Holzsculpturen verherrlicht haben. Er wurde im Jahre 1566 in Galizien geboren, liess sich aber frih in Val- ladolid nieder. Sein beriihmtes Retablo aus den Carmen de los Calzados in Valladolid wurde, gleich dem Werk des Ber- ruguete, durch die Franzosen ein Raub der Flammen. Erhal- ten hat sich dagegen in der Kirche S. Lorenzo eine Wieder- holung der herrlichen Virgin de los Candeles, und in der Kirche Las Huelgas reales der ausgezeichnete Retablo vom Jahre 1616, mit der Himmelfahrt Maria, den beiden Johannes und dem knieen- den h. Bernhard. Die Malereien daran werden dem Federico Zuccaro zugeschrieben. Einige der vorziiglichsten bemalten Holzsculpturen des Hernandez kamen bei Aufhebung der Klo- ster in das Museum der Akademie zu Toledo, tiber welche hier nachstehende Angaben: No. 29 des Catalogs. Christus am Kreuz, zu der Seite Maria, mit gefalteten Handen und tiefergreifend nach ihm hinaufblickend, wahrend Magdalena, ein sehr sché- nes Weib, ihren Schmerz aufs lebhafteste ausdrickt. Die Fi- guren, von starker Lebensgrésse, sind tiberaus grossarlig und einfach gehalten. No. 23. Christus, vom Kreuze abgenommen, liegt auf den Knieen seiner Mutter. Zu den Seiten stehen kla- gend Johannes und Magdalena. Hinter ihnen die Schacher an den Kreuzen. Auch diese herrliche Gruppe, von tberlebens- grossen Figuren, ist eben so schén und grossartig in der Zeich- nung, als tiefergreifend in dem Ausdruck des Schmerzes; be- sonders ist der Kopf der Maria von bewunderungswirdigem und grossartigem Charakter. — Zu den vorziiglichsten einzeln stehenden Figuren gehéren ein h. Franziscus, eine h. Perfecta und h. Theresa, besonders ist letztere No. 2 ein edles, hohes Meisterwerk des grossen Kiinstlers. Weniger befriedigend er- scheint ein Hautrelief von lebensgrossen, fast freistehenden Fi- guren, die Taufe Christi darstellend. Zwar ist auch hier der knieende Christus grossartig in seiner Demuth; allein der Jo- hannes ist zu sehr als ein Mann aus dem gemeinen Volke be- handelt. Alle diese in Holz gearbeiteten Werke sind bemalt, aber mit einer solchen Kunst des Estofado und von einer so feinen, emailleartigen Oberflache, dass das feinste Kunstgefihl befriedigt sein muss. Was Hernandez vor allen spanischen Bild— schnitzern auszeichnet, ist die Tiefe und Grossartigkeit des Ausdrucks und die schéne, reine Zeichnung des Nackten. Fast unbegreiflich steht neben ihm Juan de Juni (gestor- ben 1614), der fiir einen Niederlander gehalten wird, welcher seine Studien in Italien gemacht hat. Zwar ist auch er gross- arlig in der Zeichnung, aber so manierirt und tbertrieben in den Stellungen, so bauschig in den Gewdndern, dass er der Bernini Spaniens genannt werden kénnte. Hin Hauptwerk von ihm befindet sich zu Valladolid in der Kirche Nuestra Sefiora de la Antigua. Der in Holz geschnitzte Retablo des Hauptal- tars enthalt in Nischen verschiedene Heilige, wie eine S. Anna und 8, Barbara, die von einer wahren Wuth ergriffen schei- nen, so gewaltsam sind sie bewegt; ganz. im Einklange stehen hierzu die unruhigen Goldornamente auf den blauen Gewandern, Auch das Museum der Akademie derselben Stadt bewahrt meh- rere ausgezeichnele, bemalte und in estofado ausgefihrte Holz- schnitzwerke von der Hand des Juan de Juni; hierher gehért ein Christus, der, auf dem Sarkophag liegend, von Maria und Johannes unterstitzt und betrauert wird; umstanden sind sie von den kiagenden Figuren der Magdalena, des Joseph von Ari- mathia und noch zweien seiner Schiller. Bei allem Talent der Behandlung ist der bis zur Verzerrung tibertriebene Ausdruck so widerwirlig, dass jeder cinfache Sinn davon verletzt wer- den muss. Oclberg und die Himmelfahrt von geringerer Hand ausgefinrt wurden. Diese Arbeit dirfte zu den friheren des Vigarny ge- héren, da sie noch etwas mehr Mitlelalterliches, wie auch die Werke zu Granada haben und der Ausdruck in den Képfen und Bewegungen der Figuren noch sehr charakteristisch ist. Nachdem aber Alonso Berruguete, aus Italien kommend, den dort tiblichen Styl auch in Spanien einfiihrte, suchte auch Jener dieser Richtung zu folgen, was jedoch keinesweges zum Vor- theil seiner Kunst gereichte. Er slarb hochgeehrt zu Toledo im Jahre 1543. Zu den Bildhauern, welche in jener Epoche zu Toledo be- wunderungswerthe Werke ausgefiihrt, ist auch Maestro Ro- drigo zu rechnen, der 1495 die unteren Chorstiihle der Ka- thedrale in Holz geschnitzt und darin die Eroberung Granadas vorgestellt hat. Diego Copin, ein Hollander, machte 1941 die Sculpturen in Holz an der inneren Seite der Thtire am Portal der Léwen, und Francesco de Villalpando goss 1545 hierzu die Aussenseiten in Bronze. Beide Arbeiten sind sehr reich an Verzierungen,; mit vielen kleinen unbekleideten Figuren, und Reliefs, Turnire, Schlachten und dergleichen darstellend, die sehr schén im Renaissance-Styl ausgefihrt, aber keines- wegs als geeignet fiir die Kirche zu betrachten sind. Letzterer fertigte auch die prachtvollen, vergoldeten Pulte am Chor und die bewunderungswirdigen Gitler vor den beiden Theilen des- selben. In Salamanca und Valladolid herrschte in den drei Reichen der bildenden Kunst Alonso Berruguete, seitdem er im Jahre 1520 aus Italien nach Spanien zuriickgekehrt war. Dort, unter dem Einfluss des Michel Angelo, hatte er sich die Behandlungsweise des Sangallo und Sansovino angeeignet. In der Zeichnung war er vortrefflich und sehr bewegt in den Linien und Bewegungen, dic manchmal tber die Grenzen des rechten Maasses hinausgehen. Von den schénen Schnitawerken in Holz, die er fiir seine Vaterstadt Valladolid ausgefiihrt, gin- gen leider die meisten zu Grunde, als die Franzosen 1809 viele der herrlichsten Kunstwerke daselbst verbrannien. So das be- rihmte Retablo aus der Klosterkirche der Trinitarios descalsos. Jedoch besitzt das Museum der dortigen Akademie noch einige vorziigliche Werke von ihm. Bewunderungswirdig ist die co- lossale Holzfigur des В. Benedictus in Ausdruck hoher Wiirde und Giite, die Rechte zum Segen erhoben, wahrend er den Abtstab in seiner Linken halt. Das dunkelfarbige Gewand, von schénem Faltenwurf, ist mit Gold reich ornirt. Sein Kopf ist etwas stark, wohl aber fiir den Standpunkt berechnet, wo sich dieses Werk einst befunden. Ausgezeichnet ist auch das Schnitz- werk der Chorstiihle yom Jahre 1528 in demselben Museum, welches dem Berruguete zugeschrieben wird. Die kleinen Re- liefs und in Nischen stehenden Figuren sind jedoch etwas hand- werksmiassig behandelt und héchstens nach den Angaben des Meisters ausgefihrt. Dagegen ist der Bischofsstuhl von der meisterlichsten Arbeit, in der italienischen Art des Berruguete, behandelt. Die Lehne zeigt in Hautrelief die Geburt Christi und oben in dem kleeblatlférmigen Aufsaiz den Christus am Kreuz mit Maria und Johannes zu den Seiten. Drei in der Verzierung befindliche Knaben sind zwar wohlverstanden in der Zeichnung, aber sonst etwas sehwerfillig; tberhaupt ist der Styl nicht mehr streng. — Zu Toledo, an der inneren Seite des Thors, Puerta del Cambron, steht von Berruguete die Statue der h. Leocadia, von lieblichem, doch ernstem Ausdruck. Weniger bedeutend ist die Statue des h. Julian am Thurme der S. Martinsbrticke zu Toledo, die in der gewéhnlichen italienischen Art des 16ten Jahrhunderts ausgefihrt ist. Schéner und grossartiger als dic Holzsculpturen des Ber- ruguete sind die des Architeklen und Bildhauers Gregorio