68 aus eine séhr werthvolle, mit Hinblick auf die Entwickelung der Kupferstechkunst sorgfaltig zusammengestellte, auch an neuen Stechern reiche Sammlung nach Leipzig zum Verkauf sandte. Ueber die Entstehung und Beschaffenheit der gegenwartigen wird im Vorworte folgende Auskunft gegeben: Vor der Ver- steigerung von 1844 hatte der Besitzer nur eine kleinere An- zahl so ausgezeichnet seltener Blatter und Pracht-Exemplare, dass oft ein Menschenalter vergeht, che die Gelegenheit sol- ches Ankaufs selbst in grosser Ferne und um die hdéchsten Preise sich darbeut, zu seiner Freude und Augenweide aus den nach Leipzig bestimmlen Mappen zurtickgelegt und in den Ca- talog von 1844 nicht mit aufgenommen. An diesen kostbaren Stamm schlossen sich seitdem, da Kunstliehe — wie jede Liebe — selten ruhen ldsst, neue Erwerbungen, die unter Fest- hallung des in jenem Stamme gegebenen Maassstabes, theils aus Kunstauctionen, theils von bewahrten Kunsthandlern, auch durch Ankauf einer ganzen Sammlung, Vorztigliches hinzufigten.“ Der Sammler hat besonders zwei Perioden der Kunst mit Vorliebe gepflegt: das erste Jahrhundert der Kupferstecherkunst, wo dann von der deutschen und italienischen Schule besonders die altdeutsche hier zahlreicher beisammen ist, und dann, als zweiten Zeitraum der besonderen Beriicksichtigung, die Arbeilen der niederlandischen Maler. Dabei hat er sein Hauptaugenmerk auf die Volkommenkeit der Erhaltung und eines reinen und er- sten Druckes gerichtet, welche Sorgfalt auch besonders dem Werke Albrecht Diirer’s zu statten gekommen ist. Héchste Reinheit und Kraft der Abdriicke, tadellose Erhaltung, die sich nicht nur auf die Raume der Platten beschrinkt, sondern auch die den Stich urspriinglich umgebenden weissen Papier- тапаег umfasst, ferner eine grosse Vollstandigkeit sind die Е!- genschaften dieses seltenen Diirer-Werkes, das mit dem liebe- vollen Higensinn der Sammellust, mit bedeutenden Kosten und mit Glick vereinigt wurde, dem héheren Zwecke zu Lieb, von dem grossen Meister einmal eine Betrachtung recht aus dem Ganzen und Vollen méglich zu machen. —- Es kann mit Schmerz erfiillen, dass dieses Werk wieder zerrissen werden soll, wo- durch entschieden etwas positiv Werthvolles, nicht leicht wie- der Herstellbares, vernichtet wird. Zwar hat der Besitzer — was sehr anerkennungswerth ist — Anerbietungen auf das Ganze von London und Briissel aus zuriickgewiesen, um den Schatz nicht aus Deutschland zu lassen, allein hier wird es das Schick- sal Alles dessen haben, was auf den Auctionstisch kommt. Auch aus der alltitalienischen Schule bictet der Catalog Vortreffliches. In der vorziiglich reich vertretenen niederlandischen Schule aber sieht man 39 Bl. des Lucas v. Leyden in trefflichen Exemplaren, Sellenes und Schénes von Goltzius u. A., so wie, fast vollstandig, die Originalradirungen von Rubens und A. van Dyck. Von Rembrandt sind 12 seiner schénsten Landschaften vorhanden, so wie die meisten Hauptblatter histori- schen Inhalts. Als Perlen der Sammlung dtirfen ferner die mei- sten der von Sachtleven radirten Blatter ) und das dusserst seltene und prachtige Werk von Theodor Roos gelten. Endlich sind Radirungen spaterer Zeit und neuere Grab- stichelblatter (viele vor der Schrift) zu bemerken. Nicht unbedeutend ist die Bibliothek, welche neben allem — $0 “U sagen — Handwerksgerath eines Sammlers und Kunst- freundes, neben den unentbehrlichen Werken viele altere und neuere Prachtwerke darbietet, wie Robert’s Sketches in Spain, Elgin Marbles, Diirer’s Ehrenpforte, ein Dante von 1481, Theur- danck von 1519, Сбшег Chronik von 1499 ete. etc. Der ganze Catalog umfasst 1964 Nummern und ist, in Be- 1) Vel. Deutsches Kunstblatt 1852 No. 9. zug auf Register, Uebersichtlichkeit etc., dusserst praktiscn ein- gerichtet. Die Versteigerung wird am 29. Marz beginnen. Catalogue des Estampes anciennes, gui composent le Magasin de Hermann Weber, Marchand d Estampes. Bonn No. 56 Neuthor. Premiere Partie. Portraits gra- vés par et d’aprés Antoine van Dyck. Bonn, Im- primerie de Charles Georgi. 1852. Leipzig, ches R. Weigel. Der Natur der Sache und den Verhialtnissen nach ist die- ser Catalog wohl zunachst fiir merkantilischen Zweck verfasst, keinesweges aber auf trockene Nomenklatur und Preis-Courant beschrankt. Vielmehr widmet Herr H. Weber den Leistungen des grossen Meisters im Bildnissfache, der in den Biographi- schen Notizen zu Odieuvre L’Europe illustre von Dreux du Ra- dier ,, Le Roi du Portrait“ genannt wird — einen ausfihrlichen Bericht. — Dabei lasst er sich insbesondere itber diejenige Sammlung von Portraits noch umstindlicher aus, welche van Dyck selbst radirt oder yon seinen Zeitgenossen hat stechen lassen. Diese, mit der besonderen Bezeichnung; ,,Jconographie de van Dyck seit langer als zwei Jahrhunderten bekannte Suite, hat denn auch bisher eine Reihefolge von mehr denn zwolf Auflagen in verschiedener Zusammenstellung mit Ergén- zungen und Erweiterungen erlebt. — Demnach kann ein be- lehrender Catalog, mit zuverlissiger Angabe der bei den ver- schiedenen Abdrucksgattungen vorkommenden Abweichungen, den Kunstliebhabern und Sammlern nur sehr willkommen sein, zumal ihnen die vorangegangenen Notizen von Alibert, Car- penter und Andern nicht gleich zur Hand liegen. — Schade, ewig Schade, dass Hrn. Weber’s Magazin fir jelzt nur den, allerdings respectabeln, Vorrath von 412 Blatt hat, welche, von 28 Kiinstlern gestochen, blos die Portraits von 157 Personen bieten. — Von einer vollstandigen Uebersicht der van Dyck’schen Bild- nisse muss hier also von Hause aus abgestanden werden. Schon Florent le Comte hatte bis zam Jahre 1702 231 Bildnisse von und nach vy. Dyck zusammengebracht, die er Vol. I. p. 228— 303 namentlich auffihrt. — Mariette Auction Paris 1776 p. 275 sub No. 399 bot in einem grossen gebundenen Volumen 522 Portraits, alle von und nach v. Dyck, worunter viele mit be- sonderen Merkmalen und Abweichuugen. Damals erstand ein gewisser Le Noir die ganze Sammlung ftir 1060 Fres. Spater ging die Folge ungetrennt an den Kunsthandler Guil, Alibert in Paris tiber, der sie nicht allein zasammenhielt, sondern auch noch fortwahrend erganzle und vermehrle, dergestalt, dass bei Aufhebung seines Lager der ,,Recueil des Portraits, peints par A. v. Dyck et gravés la plupart sous la conduite de ce Maitre par les meilleurs Artistes de Pays-Bas* in eincr ,,Suite de neuf cent huit (908) Portraits“, unter denen 460 verschiedene Personen abgebildet sind, bestand, wie solches in dem ,,Cata- logue d une nombreuse Collection d’Estampes — aprés le déces de Méme Alibert et cessation de Commerce de J. Guil. Albert, par Fr. Leand. Regnault unter No. 524. von pag. 97 —148 nia- her zu ersehen ist, wo die Specialitéten jedes einzelnen Blat- tes gehérig hervorgehoben werden. — Der Verkauf begann am 5. April 1803, doch fehlt Nachricht, ob diese bedeutende Samm- lung vereinigt geblieben oder in alle Winde zerstreut wor- den ist. — Zwar ist nun der Weber’sche Catalog lange nicht so um- fangreich, als der von Alibert, dafiir aber bringt derselbe sehr ansprechende Auskunft tiber die Zusammenstellung des oben beregten Bildnisswerkes selbst und insbesondere йрег 4ез Ма- lers eigenem Antheil an demselben, so wie den der ersten Hauptverleger. Die Eintheilung in fiinf abgesonderte Classen