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	von hdéchst ergreifender Wirkung. Dem Bilde fehlt noch die letzte
Hand; es wird aber hoffentlich nachstens zur Ausstellung kommen.
Ausser ihren eignen Arbeiten fir sich allein haben beide Kinstler fer-
ner noch ein anderes Bild in Arbeit, Es ist eine Brautfahrt auf dem
Wasser in Hardanger-Fjord, und wird ein heiteres Bild voll anmuthi-
ger Poesie und strahlender Farbenpracht werden. —

Der talentvolle junge norwegische Landschaftsmaler E. Bod: m
verarbeitet jetzt mehrere interessante Motive aus der norwegischen Na-
tur, worunter eine grdssere Composition, mit der Darstellung einer
Hochgebirgsgegend, ein ebenso grossartiges, wie mit dem gewohnten
besonnenen Ernste des Kinstlers durchgefihrtes Bild zu werden ver-
	spricht. —
	then und Schmetlerlingen iber die bunten Haupter der Menge ergiesst.
Die abgerundete Spiralseite des Saals umschliesst bis zur Decke die
	Facade eines maurischen Palastes, dessen hohe Fenster, von Schling-
	pilanzen umrankt, noch durch luftblaue Vorhinge geschlossen sind.
Das Mittelthor, vor dem sich im Halbkreise die Garde der Narren,
die durch die malerische Pracht und den Reichthum der Costiime sich
auszeichnete, aufgestellt hatte, verhiillte eine rothe Gardine. An der
enigegengesetzten Spiralseite prangte oben unter der Galerie das grosse
Wappen Darer’s, umgeben von anderen Kanstlerwappen und flatternden
Fahnen; den tberraschendsten Anblick aber bot der Narrenschwarm,
denn alle Séulen, die den. Saal umschliessen, waren bis zur Halfte
ihrer Hohe mit Laubwerk verhillt, tber dem auf Consolen, je drei
Mitglieder des Narrenschwarms in verschiedenen Stellungen sich nie-
dergelassen hatten und durch Schellen, Pfeifen und Schnurren zum
Beginne des Festspiels aufforderten.

Jetzt erscheint Kénigin Marie, begleitet von Kénig Ludwig und
den Prinzen des Hauses in ihrer Loge. Nachdem Hofmaler Dietz ein
Vivat auf das regierende Kénigspaar ansgebracht, und Teichlein in
Konig Ludwig den Beschiitzer der Kunst hatte JIeben lassen, worauf
ein nimmer endender Jubelruf folgte, begann das Vorspiel. Der Haupt-
mann der Narrengarde tritt hervor und spricht:
	Die Trommel geriihri und die Schwerter geztckt, die
schneidigen Schwerter der Witze;

Prinz Carneval hor! Dein harret das Volk, schon erklomm
es die héchsten der Sitze!
	Da erscheint durch das Miltelthor des Palastes der Prinz, das
Scepter der Narrheit in der Hand. Was ist euer Begehr? ruft er,
wollt ihr Wein? Rings aber antwortet im weiten Saale der Schwarm
	der Narren: Nein! — Wollt ihr Spiele? -— Abermals: Nein, Nein!
Oder verlangt ihr Tanz? — Ja! ertént es von allen Sitzen in ein-
stimmigem Chore! — Wohlan, sagt der Prinz, ich will eure Bitte ge-
	wahren und euch einen Spielmann senden, dessen Musik eucn tort-
reissen soll zum unaufhaltsamen Taumel der Lust, es ist der Pfeifer
zu Hameln, bekannot als Vertreiber der Ratten und Grillen. Aber plotz-
lich 6ffnen sich die Reihen der Narrenhorde und einer tritt hervor, in
rothem Wams, die Blume seines Wappens am Barett, es ist Kunz yon

der Rosen. MHaltet ein, ruft er,
	Fehde bie’? ich Jedem an,

Der dem Pfeifer zugethan;

Nicht der sinnlos tolle Reigen
Ziemet sich, so lang allhie

Wir das theure Wappen zeigen,
Das dem Direr Max verlieh;
Lust und Kurzweil eurem Kreise,
Aber edel sei die Weise!
	Mein gegebenes Wort muss ich lésen, erwidert Prinz Carneval,
der Pfeifer ist nicht mehr zurickzuhalten, aber ich will euch zugleich
eine Fee senden, die im Stande ist, den entfesselten Damon unter das

Scepter der Anmuth zu beugen, sie ist eine Fee und Beherrscherin
der Blumenwelf, mégest du rathen, welches ihr Name.
	Dreisylbig ist mein Blumenname,

Bei Knaben tragt das erste Paar

Die Schleppe nur der hohen Dame;

Bei Steinen liegt’s in ihrem Haar;

Doch wenn es ist dem Muth verbunden,
Dann grint der Oelzweig um das Schwert,
Und, heilend die geschlagnen Wunden,
Macht es den Muth erst Ruhmes werth.
Die dritte meiner Sylbengarbe

VerleihE dem Ganzen Licht und Farbe!
	Sobald diese Worle gesprochen, 6ffnet sich abermals das Thor
des Palastes und hervor tritt ein Zug von holden Frauen und Madchen,
deren jede in ihrem Cosltiim eine andere Blume darstellt; da erblicken
wir Rose und Nelke, Lilie und Narzisse, ja selbst der Tannenbaum
hat seine Reprasentantin gefanden. An der Spitze aller aber schreitet
das Edelweiss, jene schéne Blilhe, die auf den hichsten und gefahr-
lichsten Spitzen der Berge thront und nur von den kibnsten Kletterern
erreicht wird. In ihr erkennt Kunz von der Rosen sogleich die be-
zeichnete Fee und wie er ihren Namen ausspricht, fallen mit einem
	O.v.S. Minden. Das diesjahrige Kinstlerfest. Als
Kénig Ludwig den Entschluss fasste, sich den unsterblichen Ruhm
eines Schirmherrn deutscher Kunst zu erringen, da berief er von weit
und breit die Meister an seinen Thron, sie mit der Ausfihrung kihner,
jetzt za herrlicher Vollendung gediehenen Plaine zu betrauen. Wo der
Meister seinen Sitz hat, da sind die Schiller nicht ferne, und bald
zogen aus den Gauen des Vaterlandes zahlreiche Jiinger herbei, um
da die stille Blithe des Talents zur Frucht heranreifen zu lassen, wo
sie damals am sorgsamsten gepflegt und entwickelt wurde, — in
Manchen.

Viele derselben zogen, sobald ihre Bildung vollendet war, wieder
von dannen, um in der Ferne den Erfolg ihrer Arbeit zu geniessen,
vielen aber auch war Minchen mit seinem Ringen und Streben auf
dem Gebiete des Schénen lieb und theuer geworden und sie griindeten
sich daselbst eine bleibende Heimath. So wuchs allhier die Anzahl
der Kinstler von Jahr zu Jahr und bald bildeten sich Kinstler-Ge-
sellschaflen und Vereine, von denen sich mit der Zeit einzelne, wie
Stubenvoll, Neu- England etc., weitreichenden Ruf errungen haben.

Gleichgesinnte Genossen durchlebien auf diese Weise ihre Musse-
stunden in geselligem Aneinanderschliessen, sich gegenseilig erheiternd
und anregend; wenn aber die Zeit des Faschings herankam und die
Tollheit ihr Recht forderte, traten die Vereine der Kinstler in ein-
miithigem Entschlusse zusammen, in ungebundener Froéhlichkeit der
Schonheit und Anmuth ein Jubel- und Dankfest zu feiern, in seiner
Ausfihrung derer wirdig, die es begingen. So entstanden denn die
grossen Maskenfeste, die durch Originalitat im Entwurfe, und reiche,
wahrhaft kinstlerische Pracht in der Durchfihrung, vielleicht einzig
in ihrer Art dastehen. So wurde das diesjahrige Kistler -Maskenfest
vor wenigen Tagen abermals in glainzender Weise begangen.

Schon Wochen vorher hatte ein machtiges Programm die bevor-
stehende Feier verkiindet, auch die Freunde der Kunst zur Theilnahme
aufgefordert und besonders die Damen ermahnt, sich unter das Scepter
des Prinzen Carneval zu beugen und méglichst zahlreich in der Hof-
tracht, 4d. №. in Schellenkippchen und Narrencostiimen zu erscheinen.
Da die Kénstler selbst mit galanter Bereilwilligkeit sich zur Anferti-
gung von Mustern und Zeichnungen derselhen anboten, entstand ein
formlicher Wettstreit, am Abende des Festes den malerischsten Kopf-
putz zur Schau zu tragen und die Phantasie wurde nach den verschie-
densten Richtungen hin ausgebeutet.

Der Tag der Ausfihrung rtickte heran und am Abende des 22sten
Januars bewegten sich hunderle von Wagen nach dem kénigl. Odeon.
Als wir uns gegen sieben Uhr dahinbegaben, war die Haupttreppe so
mit Massen gefillt, dass es fast eine Stunde wahrte, bis die Hohe
derselben erreicht war. Unterdessen halten wir Gelegenheit genug,
die Dekoration des Treppenhauses zu bewundern; zu beiden Seiten
waren Baume und Gestriuche aufgestellt, zwischen denen Pagen in
mittelalterlichem Costime, Wachsfackeln in den Handen, den Ankom-
menden leuchteten und auf dem ersten Absalze, an dem sich die Treppe
in zwei Arme theilt, erhob sich ein Brunnen, von dessen Héhe vier
silberne Schwane Wasser spieen, der obere Theil des Raumes aber war
mit Teppichen und Blumen reich verziert,

Durch ein einfaches Vorzimmer gelangen wir in das Innere des
grossen Saales und hier wihnen wir beim Eintritt, in eine andere Welt,
ein Reich der Feen und Gnomen, versetzt zu sein. Wenden wir den
Blick nach oben, so fallt er auf eine riesige Narrenkappe, die, in der
héchsten Mitte der Decke befestigt, einen Regen von flimmernden Bli-