Schlage die Vorhange an den Fenstern des Palastes nieder, dem Blicke der Menge eine Reihe der reizendsten Transparente darbietend. Das mittelste und héchste der Bilder zeigt uns, als weibliche Figur auf der héchsten Spitze eines Felsens thronend, das Edelweiss, zu dem die iibrigen Pflanzen, und selbst eine Gemse vergebens empor- sireben; in den aibrigen Tableaux aber entfaltet sich in phantastischer Weise das reiche mahrchenhafte Leben der Blumenwelt, vom Gipfel des Gletschers bis hinab zum tiefsten Grunde des Meeres. Wahrend die lebendigen Blumen sich zu einem schimmernden Kranze gruppiren, ergreift Prinz Carneval noch einmal das Wort: Die Blume ist gefunden, spricht er, aber die wahre Lésung des Rathsels will ich euch geben: Wie im Alpenrosenkranz Edelweiss vom Felsenthrone, So, in unsres Festes Glanz, Strahlet als der Frauen Krone, Strahlet als Beberrscherin: Bayern’s holde Kénigin! pen. die kihn auf feurigem Rosse daher sprengende schéne Amazone und der knirschende Zollern mit der LOwenmahne, treten besonders glanzend daraus hervor. (Europa.) Oriffel. Wittkamp und Bellemans werden eine Kunstreise unternehmen und nacheinander Frankreich, Italien und Deutschland besuchen. (Ind. B.) Parts. Tony Johannot hat mehr als fiinfzehntausend Zeich- nungen und Compositionen hinterlassen, von denen er eine grosse An- zahl selber auf Stahl oder Kupfer ausgefahrt hat. Diese grosse Frucht- barkeit hat ihn vielleicht verhindert, wahrend seines Lebens an seinen rechten Platz zu gelangen, Er producirte zu viel; er war unvermeid- lich geworden; man fand ihn itberall, welches Buch, welche Sammlung man auch aufschlug. — Er illustrirte Lafontaine, Werther, Faust, La- martine, Beaumarchais, das Evangelium, die Geschichte der Revolution, Voltaire, Walter Scott, Chateaubriand, Béranger, Byron, Cooper, Ari- stoteles, George Sand п. $. w. Frau O’Connell hat vier schéne Portraits vollendet, die von Persigny, Romieu, der Rachel und A. Houssaye. (Art.) Louis Gallait in Brissel und Heinrich Hess in Miinchen sind zu correspondirenden Mitgliedern der hiesigen Akademie der Kinste ernanut worden. (Ind. B.) wunstvereine. Thurimzger Kunstyerein zu Erfurt. (Protector S. M. der Kénig von Preussen. ) Ungeachtet der unginstigen Zeitverhaltnisse, in welcher seine Griindung stattfand, konnte derselbe doch in dem ersten Jahre seines Bestehens zu den zwei statutenmdssig statigefundenen Verloosungen nachfolgende Gemalde aus der Erfurter Kunstausstellung erwerben. » Landschaften“ von Heintze in Breslau, Minjon in Dasseldorf, Hollstein in Berlin, Heilmeyer in Minchen. —_,, Architekturen“ von Steuerwald in Quedlinburg. — ,,Genrebilder* von O. Brandt und A. Kornek in Berlin, Prof. Ender in Wien, van der Kellen in Amsterdam, Niemann in Dresden. Als Vereinsblatt wurde der Kupferstich ,, neapolitanische Kinder in der Ernte*, yon Michaelis in Berlin gestochen, vertheilt, welches Blatt allgemeinen Beifatl fand. Wenn dies vorstehende Resultat far das ersle Jahr des Vereins wohl ginstig zu nennen ist, so wird dasselbe doch im jetat begonne- nen zweilen Vereinsjahre sich noch weit besser gestalten, da die Mit- gliederzahl bis auf 460 mit 480 Actien gestiegen, Se. Majestat der Konig die Gnade gehabt, das Protektorat des Vereins zu ibernehmen, auch Se. Kénigl. Hoheit der Prinz von Preussen als Mitglied beige- treten ist, und der Verein durch den fir das laufende Jahr ins Leben gerufenen Ausstellungs-Cyklus mehrerer thiringischen Stadte (vergt. die vorige Nummer) wohl bald noch eine weit gréssere Anzahl von Mitgliedern erhalten wird. Der Privat-Ankauf aus der Erfurter Kunstausstellung fand auch in dem vergangenen Jahre seine vollstindige Beachtung, denn es wur- den ,Landschaften“ von Bracke in Berlin, Bernardi in Manchen, Jabin in Disseldorf, — ,,Genrebilder* von Wey de in Berlin, Kai- ser in Magdeburg, Niedmann in Braunschweig, Baumann in K6- nigsberg, — ,Frucht- und Blumenstiicke* von Adelheid Dietrich in Erfurt, —- ,,Architekturen* von Steuerwald in Quedlinburg an- gekauft, so dass sich die Gesammt-Summe der im vergangenen Jahre gemachten Ankdufe auf 1640 Thlr. belief. Erfurt, im Januar 1853. BD. Die permanente Kunstausstellung zu Фа 156 аш 19. Februar erdffnet worden und wird in Zukunft die jahrliche erosse Ausstellung auf dem Girzenichsaale ersetzen. Wahrend nun der K6nigin ein Strauss von Edeiweiss, ihre Lieb- lingsblume, die sie oft selbst, als kihne Bergsteigerin, gepfliickt hat, tiberreicht wird, dffnet sich die gegeniberliegende Thire des Saales und hereinstiirmt, auf riesigem Drachen sitzend, der Pfeifer von Hameln. Kaum ist er erschienen, so springen simmtliche Narren von ihren Sau- lensitzen herab, schaaren sich um das Ungeheuer und durchschwérmen unter tobender Musik den Saal; sobald sie aber der Loge der Kénigin sich nahen, bewegt sich der Zug in ruhigerem Tempo, die larmende Musik geht in ein sanftes Adagio tber und die eben noch unbandige Menge huldigt der Beherrscherin der Anmuth. Somit schliesst das Festspiel und der Ball beginnt. Die Dichtung des Ganzen hatte Teichlein dbernommen und die namhaftesten Kinstler betheiligten sich bei der Ausfahrung der Trans- parentgemalde nach Creling’schen Entwirfen. Hauptsachlich aber gebiihrt den Damen der Preis, das Fest durch liebenswirdige Theil- nahme verherrlicht zu haben; unter ihnen begegnen wir Geibel’s ju- gendlicher Gatlin; auch Kaulbach’s, Férsler’s, Liebig’s Tochter, zierten in holdem Schmuck den reizenden Kranz belebter Blithen. Als die Ballmusik begann, gelang es, trotz der tibergrossen Fille von Menschen, den aufopfernden Bemithungen des Narrenschwarms, das Tanzen schon im Anfang zu erméglichen. Von Stunde zu Stunde wuchs die Lust, wahrend in den anstossenden Zimmern das schau- mende Nass des Champagners die Gemiither belebte und erst mit an- brechendem Morgen verliess ein grosser Theil in heiterster Laune den Festsaal. Méchten solche Feste, in gleicher, edler Weise gefeiert, noch oft in Miinchen wiederkehren; denn immer geben sie ein erfreuliches Zeug- niss fir ein einiges Streben im Gebiete der Kunst und den frischen und frohlichen Sinn ihrer Jiinger! AVetmar. Der Erbgrossherzog interessirt sich sehr fir die Restauration der Wartburg in ihrer urspringlichen, aus Zeichnungen noch bekannten Gestalt und hat verhaltnissmassig schon Бедешептае_ Summen auf diesen Umbau verwendet. Bis jetzt ist das sogenannte Landgrafenhaus mit dem Rittersaal wieder hergestellt, dieser bedeutend erhéht, mit einem neuen flachen Schieferdache versehen und auf der Giehelseite nach Siiden zu ist der thiringer Lowe angebracht. Die Restauration ist tibrigens noch nicht beendigt. ети. Der Archivar Dr. Lisch, unser geschaizter Mitar- beiter, ist zum Conservator der historischen Kunstdenkmaler des Gross- herzogthums ernannt worden. Stuttgart. Der Hofmaler Gegenbauer hat seinen Fresken- cyklus aus der dlteren Geschichte des wirtembergischen Regentenhau- ses mit einem sehr gelungenen Bilde vor der Hand abgeschlossen. Es stellt die Dewiithigung des Grafen yon Zollern durch die Grafin Hen- rielte von Wirtemberg dar. Die zwei Hauptpersonen mit ihren Grup- Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Bertin.