Kuntiblati.
	Organ
der deutschen Kunstvereine.
	_ meitung
fiir bildende Kunst und Bankunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in Berln — F*6rster in Minchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien
	Der Meister € &
	EF. Eegers in Berlin.
	herausgegeben von Dr.
	anhalt: Der Bildhauer Fernkorn.
	Sonnabend, den 26. Februar.
	Ueber den Gasg der christlichen Kunst in Spanien, von J. D, Passavant. (Fortseizung.) —
	vom Jahre 1460 héchst wahrscheinlich ein Miinchner, Namens Erhard Schén. Dr. Nagler in Minchen. — КарегзИсв\егк. Тье Caryatides from
	Der Bildhauer Fernkorn.
	the ,Stranza dell’ Eliodoro® etc.
Junglow u. Steinbrecher. F. E,
	Е. Е. — Holzschnitte. Der Tod als Freund. Der Tod als Erwiirger. Gez. von A. Rethel, in Holz geschn. von
	Zettung. Berlin. Stuttgart. Wien.
	Aunstvereine. Norddeutscher Cyklus.
	winder des Drachen, welche in seinem Palais als Brunnenver-
zierung aufgestellt werden soll. Diese Figur gelang Fernkorn
yollkommen. In der Anordnung herrscht Leben und in der
Durchfihrung Geschmack und Fleiss. In dieser, wie in dem
Modelle zum Karl’s-Monumente, zeigte der Kinstler, dass er
nicht blos auf das Mechanische des Erzgusses, sondern auch auf
die Eigenthiimlichkeilen und ktinstlerischen Bedingungen einer
fir Erzguss bestimmten Komposilion einzugehen versteht. —
Mit der Idee zu einem Monumente fiir Erzherzog Karl beschaf~
ligte sich der Kiinstler schon scit langerer Zeit. Mehrere Ent-
wiirfe wurden von ihm modellirt, zwei davon in Bronze ge-
gossen, welche in den Besilz des Kaisers und der Erzherzoge
Albrecht und Wilhelm, Séhne des Erzherzogs Karl, tberge-
gangen sind.

Erzherzog Karl ist auf der letzten dcr Statuelten, welche
zugleich als Entwurf fir das gréssere Monument mit geringen
Verdnderungen angenommen wurde, in der Weise dargestellt,
wie die Kunde von den Schlachten am Marchfelde es erzahlt,
die Fahne Oesterreichs mit der rechten Hand emporhaltend und
das Kriegsvolk auffordernd, ihr zu folgen. Es hat seine tiefe
Bedeutung und naheliegende Beziehungen zu den letzten Zeit-
ereignissen, dass man gerade diesen Moment beibehielt. Erz—-
herzog Karl auf dem Burgplatze (oder wo er sonst in Wien
aufgestellt werden mag) ist in dieser Situation and in diesem
Augenblicke kein bloss einzelnes Individuum, keine verein-
zelle Handlung stellt er dar; Sie wissen, das ganze Heer und
sein gegenwartiger oberster Fihrer haben diese Fahne hoch-
gehalien, als das ,, Austria delenda“, freilich nicht aus Cato’s
Munde, erscholl, und als man glaubte, das Reich aus den Angeln
heben zu kénnen, das Deutschland durch mehrere Jahrhunderte
Kaiser gab. — Das Postament zu dem Monumente ist nach der
Zeichnung des frih verstorbenen Architekten J. G. Miller
	mit dem Fernkorn in vielfacher Berthrung stand.
Fernkorn steht jetzt in voller Manneskraft, er zahlt 39
	Jahre. Er gehért zu jenen Ktnstlern, bei denen praktischer
Verstand und Tachtigkeit die hervorragendsten Eigenschaften
sind. Es ist dics in unseren Tagen, wo viele Bildhauer lyri-
sche Stimmungen zur Schau tragen, von nichi geringer Bedeu-
	tung. Diese Eigenthimlichkeiten seines Talentes werden ihn
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	Kis dirfte Ihren Lesern nicht unangenehm sein, einiges
von den Lebensverhaltnissen des Bildhauers Fernkorn ) zu
erfahren, welchem die Anfertigung des Standbildes fir Erzher-
zog Karl anyertraut wurde. Fernkorn ist seiner Geburt nach
ein Preusse, er stammt aus einer katholischen Familie von Er-
furt. Er stand langere Zeit als Volontair in der preussischen
Artillerie und hat sich erst in seinem 23. Lebensjahre der Kunst
ausschliesslich zugewendet. Er arbeitele drei Jahre in Stigl~
mayer’s Atelicr und Giesserei und halte dort vollkommen Ge-
legenheit, den Guss im Grossen und Kleinen kennen zu ler-
nen; wahrend der Jahre 1836—40 war er theils auf der Min-
chener Akademie, theils bei Schwanthaler thalig. In dieser
Zeit arbeitete er ein kleines Monument fir Schiller im Auftrage
des Thronfolgers von Russland. Scit dem Jahre 1840 ist Fern-
korn ununterbrochen in Wien. Thm ging es hier wie jedem
Kinstler, der nicht als Virluose auftreten will oder kann; vor
Allem braucht er Zeit; wirkliche Leistungen miissen vorliegen,
bis man sich Kredit verschafft. Wer hier ein sicheres Terrain
erobern will, muss langsam, mit Geduld und Ausdauer wirken,
und mit Beachtung einheimischer Talente und mit jener zarten
Schonung von Eigenthiimlichkeiten, ja vielleicht von Vorur-
theilen vorgehen, die hier tiefe Wurzel geschlagen haben, und
so wenig, wie ein Baum, mit Einem Schlage umgehauen wer-
den kénnen.

Lingere Zeit war Fernkorn mit kleineren Arbeiten be-
schalligt, insbesondere fiir Giessereien, wie die Salm’sche. Fir
den Grafen Reichenbach in Mahren arbeilete cr sechs Figuren
aus dem Nibelungenliede, ausserdem 10 Figirchen fir die Bi-
bliothek, die bei Gelegenheit der Industrie -Ausstellung der
Kaiser der Kénigin von England zum Geschenk machte. An
Thitigkeit in diesen Kreisen konnte es ihm nicht fehlen. Zu
einer grésseren Wirksamkeit berief ihn Graf Montenuovo. Er
iibertrug ihm die grosse Reilerstatue des В. Georg; als Ueber-
	1) Nicht Fernkern, wie in meinem letzten Bericht gedruckt ist.
IV. Jahrgang.