Darstellungen auf Goldgrund, die zwar ein gewisses Gefwhl fir
Formen verrathen, die aber noch weit entfernt von der Aus-
bildung sind, welche wir in jener Zeit hei uns finden und die
wir dagegen auch an Darstellungen biblischer Geschichten auf
Goldgrund in runden Feldern in einer anderen Bibel des 13ten
Jahrhunderts anerkennen, welche die Kapelle der Reliquien in
der Kathedrale zu Toledo bewahrt.

In einer Handschrift der Gesinge der h. Jungfrau aus dem
Ende des 13. Jahrhunderts, in der Bibliothek des Escorial be-
findlich, sind die Darstellungen nur schwarz umrissen und ein-
tonig, ohne Schattenangaben, mit Farben ausgefiillt. Das Buch
ist mit der Notiz versehen: Canticas y miligros de S. Maria
en lenguo portuguesa digo en galleja por el rey D. Alfonso
el Sabio. — Oefter ist Maria nur als eine auf dem Altar er-
hohte Statue dargestellt, mit davor knieendem Volk. Bei der
Taufe der Mauren stehen diese mit ganzem Kérper im Tauf-
becken. Gold ist nur an den meist maurischen Gebdulichkeiten
und an Nebensachen angewendet. Fir das Costiim bieten die
Miniaturen ein besonderes Interesse. Dieses ist auch der Fall
bei den Aquarellen zu dem Buch des Schach- und Wiirfel-
spiels, welches im Jahre 1321 im Auftrage desselben Kénigs
Don Alonso el Sabio verfasst worden ist und sich ebenfalls in
der Bibliothek des Escorials befindet, Die breit behandelten
Federzeichnungen sind leicht colorirt und sehr charakteristisch
in ihrer Darstellungsweise; sie haben grosse Aehnlichkeit in
der ganzen Art der Auffassung mit den, in einem grossar-
tigen Styl gehaltenen Wandmalereien im Ehinger Hof zu Ulm,
die gleichfalls noch dem 14. Jahrhundert anzugehéren scheinen.
In unserm Manuscript zeigt das Titelblatt des ,,Libro del Ace-
Чех“ den Kénig Alonso unter einer Halle sitzend und wie er
einem Knaben im Schachspiel, einem Spiel fiir die héheren
Stande, Unterricht ertheilt. Das zweite Blait stellt einen mau-
rischen Firsten dar, der mit dem Meister des Schach- und
Wirfelspiels spricht. Im dritten Blatt wird uns die Ferligung
von Schachfiguren veranschaulicht. Es folgen dann die Abbil-
dungen und Beschreibungen verschiedener Schachziige. Das
vierte Blatt gehért zum ,,Ziéro de los dados*. Hier dictirt
der Kénig einem Schreiber die Regeln des Wiirfelspiels; rechts
steht das gemeine Volk, dem dieses Spiel erlaubt ist. Es folgt
dann noch das ,,Libro de los tablos“, Wiirfel- und Miihlen-
spiele fiir die Mittelklassen des Volkes. Dieses fiir die Sit-
tengeschichte interessante Buch ist dadurch auch noch merk-
wirdig, dass es keine Anleiltung zum Kartenspiel enthalt, die-
ses also damals, 1321, in Spanien und auch wohl tiberhaupt in
Europa noch nicht in Uebung war, wie Abbé Rive in seinen
.Etrennes aux Joueurs de Cartes“ in Bezug auf erstercs
	Land es behauptet.
Das Pontificale in der Bibliothek der Kathedrale zu Sevilla,
	welches am 10. Mai 1090 1m Auttrage des Don Juan, Bischofs
von Calochorra zu schreiben angefangen wurde, erhielt erst
spaiter seine Vollendung und ist mit dem Wappen des 1473 ge-
storbenen Don Alonso Fonseva, Erzbischofs von Sevilla, ver-
sehen. Aus dem 15. Jahrhundert sind denn auch die Miniatu-
ren, welche im Styl der franzésisch—niederlandischen Schule
des 14. Jahrhunderts ausgefihrt sind, doch zeigen die Képfe
alle spanische Physiognomien. Der Ausdruck ist nicht immer
gliicklich; die Gewander sind zwar weit, die Falten aber enge;
die blauen oder rothen Griinde bedecken goldene Ornamente
oder sind gold, roth und blau gewiirfelt.

Die Biblothek des Chors der Kathedrale zu Sevilla bewahrt
viele Missale mit Miniaturen, die meistens dem 15. Jahrhundert
angchéren, aber auch solche bis zum 18. Jahrhundert sind vor-
handen und geben so einen ziemlich vollstandigen Ueberblick
der Kunst der Miniaturmalerei im siidlichen Spanien, weshalb
	sicher tiber die Schwierigkeiten hintiberhelfen, weiche der Aus-
fiihrung eines solchen Monumentes entgegenstehen.
	Ueber den Gang der christlichen Kunst in Spanien.
	Yon «<. №. Разезауан $.
	(f ortsetzung.)
	Ш. Malerkunst.
	Von den frtihsten grésseren Werken der christlichen Ma-
lerei in Spanien scheint keines auf.uns gekommen zu sein.
Wir kénnen nur aus Miniaturen in Handschriften entnehmen,
dass auch diese Kunst im engsten Zusammenhang mit dem Gang
derjenigen der andern christkatholischen Landern gestanden.
Wir lassen daher unsere Mittheilungen tiber dieselben und zwar
zusammenhangend, um den Ueberblick zu erleichtern, voran-
gehen und bemerken noch, dass wir strenge nur solche Minia-
turen erwahnen, die unbezweifelt spanischen Ursprungs oder
zum wenigsten in Spanien entsltanden sind.
	Miniaturmaleret.
	In der Hanaschriff mit der Bezeichnung ,, A/ fro llamado
Comes“, welche der Abt von San Emiliano im Jahre 744 ab-
zufassen begonnen, jetzt in der Bibliothek der Akademie zu
Madrid befindlich, sind einige darin dargestellte Engel von ganz
ahnlicher, kindisch barbarischer Zeichnung, wie jene Evange-
listen eines irischen Ménches in dem Manuscript in St. Gallen,
von denen Mone in seinem Anzeiger von 1835 8.491 eine Ab-
bildung gegeben ). In ganz ahnlicher Art behandelt sind auch
die Zeichnungen in dem Codex coneciliorum aus dem 10. Jahr-
hundert in der Bibliothek des Escorial. Auf dem ersten Blatt
sitzt der Verfasser unter einem maurischen Thor in Hufeisen-
form, wodurch sich das Werk als ein spanisches erweist. Die
Figur hat noch die ganz kleinen Fitsse, wie die des vorher
erwahnten Engels, und grosse Hinde mit langen Fingern. Die
Zeichnung der Gewander ist ohne alles Versténdniss des Fal-
tenwurfs, und tiberhaupt das Ganze hdéchst barbarisch behan-
Чей. Wahrhaft scheusslich sind Adam und Eva am Baum der
Erkenntniss. Der Heiland segnet auf griechische Art. In den
Ornamenten befinden sich viele Verschlingungen, wie sie schon
in der Carolingischen Epoche vorkommen.

Eine Apokalypsis aus dem 10. Jahrhundert in der Biblio-
thek der ,Academia de historia“ zu Madrid, die wir spanischen
Ursprungs halten miissen, da zuweilen maurische Architektur
darin vorkommt, zeigt in den sieben Figuren der Engel der
Gemeinden und in anderen Darstellungen noch eine vollige
Kindheit in der Kunst. So sind z. B. die Fiisse der Figuren,
wie in der agyptischen Kunst, beide im Profil gesehen und пе-
ben einander gestellt. In dem dieser Handschrift beigefiigten
Commentar aus dem 11. Jahrhundert ist dagegen in den bild-
lichen Darstellungen der Einfluss der byzantinischen Kunst un-
verkennbar. Dieser Styl herrscht auch in den Zeichnungen,
nur Umrisse, in einem Codex desselben Jahrhunderts, der gleich-
falls in dieser Bibliothek aufbewahrt wird. Ebendaselbst treffen
wir eine lateinische Bibel vom Jahre 1240 mit verschiedenen
	4) in der 5t. Gallener Bibliothek befindet sich noch ein anderer Codex
unter No. 731 aus demselben Jahrhundert, der wohl yon einem irischen
Ménche gleichfalls in Spanien gefertigt worden zu sein scheint. Eine Fe-
derzeichnung zeigt hier een Mann, wohl den Verfasser, unter einem Thor
in Hufeisenform, was entschieden auf Spanien hindeutet. Seine Hande
sind gross, seine Fiisse dagegen winzig klein. Darunter steht: Vandalca-
rius fecit. Mone gicbt auch hiervon in oben angefihrter Stelle eine Ab-
bildung.