enthalt gleichfalls Miniaturen, in der Eyckisch-spanischen Weise behandelt, doch sind sie geringer als die vorhergehenden und der deutschen Weise verwandicr. Der Engel, welcher dem Joachim erscheint, ist selbst dem Holzschnitt des Albrecht Diirer entnommen. Eyckischer und besser ist die Darstellung der Him- melfahrt Mariii. Ihr Kleid ist ganz golden, denn Gold liebten iiberhaupt die Spanier des 15. und 16. Jahrhunderts, sowohl an Sculpturen, als in Malereien, in Massen anzubringen. Vorziiglich schén in deulsch-spanischer Behandlungsweise des 16. Jahrhunderts sind die Minialuren in dem Missale No. 51. Namentlich ist eine Verktindigung von sehr schéner Anordnung, die Bewegungen sind lebendig und wahr, die Képfe fein, die Gewinder gut geworfen. Auch das Landschaftliche ist schén in spanischer Weise behandelt. Ebenso lassen die freudigen Knaben in den Arabesken auf Goldgrund schon einen Murillo vyorahnen, wie sich denn iiberhaupt des Kinstlers spanische Gefiihlsweise in der stark ausgesprochenen Empfindung, sowohl im Ausdruck der Képfe, als in der ganzen Hallung der Figu- ren auf’s deutlichste kundgiebt. Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts verliert sich das deut- sche Element und tritt dagegen wieder ein italienisches in der Richtung der Zuccari ein. Dieses zeigt sich besonders in dem schonen Blatte des Martyrthums zweier Heiligen mit rei- cher Arabeskenumgebung in dem Missale No. 85 und in einer Steinigung Stephani in dem No. 83. , Miniaturen aus dem 17. Jahrhundert, die auf der Héhe der Kunst in Sevilla unter Alonso Cano, Zurbaran und Mu- rillo sténden, sind, wie es scheint, keine vorhanden, da auch Caen Bermudez unter den sechs Miniaturmalern jener Zeit nur zwei in Sevilla erwahnt, ohne sie besonders hervorzuheben. Ueberhaupt geht daraus hervor, dass damals die Miniaturmalerei in Spanien fast ausser Uebung kam. Das Missale No.9 aus dem 18. Jahrhundert enthalt noch ziemlich sorgfaltige Malereien, aber in der charakterlosen, siiss- lichen Art jener Zeit. Alle tibrigen Chorbiicher dieser Epoche, die ich in Sevilla zum Ueberdruss besichtigen musste, enthalten nur sliimperhafte, wahrhaft scheussliche Sudeleien, die nur von dem tiefen Verfall der damaligen Kunst in Spanien ein trauriges Zeugniss geben. Diesen Nachrichten tiber die Minialuren in Sevilla kénnte ich noch manche andere. tiber solche beifiigen, die ich in ver- schiedenen Bibliotheken Spaniens gesehen, sie wirden jedoch keinen weiteren Aufschluss tiber die Hauptrichtungen der 5ра- nischen Malerei geben, daher denn das dariber Mitgetheilte hier geniigen mége. Gewtinscht hatte ich jedoch, die Meister der besprochenen Miniaturen angeben zu kénnen, allein da an Ort und Stelle keine Auskunft dartiber zu erlangen war, so kann hier nur auf das hingewiescn werden, was Caen Bermu- dez tber die Miniaturmaler berichtet, welche fiir die Kathedralen zu Sevilla und Toledo, so wie im Escorial gearbeitet haben. Von obiger vorgreifender Darstellung des Ganges der Ma~ lerei in Spanien, wie er sich aus der Betrachtung der Minia- turen ergiebt und die wir hier nicht unterbrechen wollten, wen- den wir uns jetzt zu den grésseren Werken der spanischen Malerkunst. Zu den ailtesten Bildern in Spanien, deren Herkunft und Entstehungszeit aber schwer zu bestimmen sind, gehéren sicher einige der hochverehrten Marienbilder, namentlich dasjenige in der Kathedrale zu Sevilla, welches, der Sage zufolge, selbst in der Moschee bis in das 13. Jahrhundert sich erhalten haben soll und auf wundervolle Weise dem h. Ferdinand zum Einzug +» Sevilla verholfen habe. Es ist eine stehende Mutter Gottes auf oldg 9 7 м Ge ich hier ohne Unterbrechung dieselben in so weil beschreiben will, als mir dieselben zur Kenntniss gekommen, denn bei der liebenswirdigsten Bereitwilligkeit des tiber diese Bibliothek ge- setzten Gcistlichen, meinen Wiinschen enlgegenzukommen, war er doch in Bezug auf die Miniaturen so wenig bewandert, dass er die grésste Mihe hatte, sie aufzufinden und dann meist ganz Unbedeutendes hervorzog. Das alteste der Chorbiicher mit Malereien, No. 13 bezeich- net, enthalt nur Initialen und Ornamentverschlingungen, die aber deshalb merkwiirdig sind, weil sie ganz im maurischen Ge- schmack, in blauer, rother und schwarzer Farbe auf weissem Grund ausgefihrt wurden. Es ist dieses das einzige mir vor- gekommene Beispiel, wo in einem Buche fir kirchliche Zwecke ein rein maurischer Styl zur Anwendung kam, indem die spa- nische Geistlichkeit allen maurischen Sitlen sehr abhold war; vielleicht fertigte sie ein zum Christenthum tbergetretener mau- rischer Kiinstler. Die Missale No. 29 und 66, aus dem Anfange des 15fen Jahrhunderts und sicher von Spaniern geschricben, enthalten einige Miniaturen, die noch an die Schule des Giolto erinnern, namentlich die Gewénder. Der Darstellungsweise der italienischen Schule aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts sehr ahnlich sind die Mi- niaturen in dem Missale (in der Bibliothek der Kathedrale), welches einst dem Cardinal Ximenes de Cisneros gehérte und mit C. BB. Tab. 146 No. { bezeichnet ist. Es enthalt eine grosse und verschiedene kleine Miniaturen; erstere stellt die Kreuzi- gung Christi dar. Die Charaktere sind hier sehr sprechend, doch die Umrisse hart und von dunkeler Farbe. Die Einfas- sung besteht aus kleinen Wiirfeln und Blallerwerk von oft gtellen Farben. Die Missale No..65 und 89 enthalten ebenfalls Miniaturen in dem italienischen Geschmack aus der Mitle des 15. Jabrhun- deris; besonders schon ist das Blatt einer Verktindigung in dem letzteren; die Rander jedoch haben, nach spanischer Weise, ser grosses und massig gehaltenes Blalterwerk mit Friichten ; die darin spielenden Kinder sind von schlechter Zeichnung. Im ersten Buch findet sich 6fter unten im Rande das Bild der Gi- ralda, dem Thurme der Kathedrale zu Sevilla, als Abzeichen oder Wappen der Kirche, meist von zwei Engeln gehalten. Nach der Mitte des 15. Jahrhunderts zeigt sich der Einfluss der Eyckischen Schule. So bei den Miniaturen in dem Missale des Cardinals Mendoza (gestorben 1495), die sehr sorgfallig behandelt sind. Die vier ersten Darstellungen sind klein, be- ziehen sich auf die Geschichte der Judith, des Samson, des David und des Salomon und sind mit gothischen Ornamenten, in Gold gemalt, umgeben. Das Hauptblatt stellt den Calvarienberg vor. Die Anordnung ist die gewéhnliche; Magdalena, in Gold- brokat gekleidet, umfasst das Kreuz, Longinus zu Pferde sticht in die Seite Christi. Unter dieser Darstellung befinden sich, wie in einer Predella, zwei kleine Abtheilungen mit dem Leich- nam Chrisli, von den Seinen beweint, und die Grablegung. Die reiche gothisch-architektonische Einfassung, mit den Statuetten der Evangelisten, ist nach spanischer Art, héchst willkirlich in den Verzierungen, namentlich sind die Endigungen der Taber- nakel von einer Bildung, wie sie nur in Spanien yorkommt. Die Képfe der Weiber, ofter hitbsch, haben einen entschieden spanischen Charakter. Der Faltenwurf erinnert an die der fran- zisischen Schule unter Eyckischem Einfluss. Drei weitere Mi- niaturen sind von geringem Meister; die siebente hat eine Ein- fassung mit Blumen, Insekten und Voégeln auf Goldgrund, wie es in der Eyckischen Schule iblich war, aber ohne Feinheit in der Zeichnung und der Farbung. Das Missale No. 33 aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts