war, denn in einem Ladzettel von diesem Jahre erscheint noch ein M. Erhardus als Senior. Damals lebte aber auch ein Maler Erhard Oelgast, der Stammvater einer Kinstlerfamilie, welche noch in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts Maler zahlte. Ferner hatte der alte Erhard Schén einen gleichnamigen Sohn, welcher Goldschmied und sicher auch Kupferstecher war. Das Monogramm auf den Blattern, welche dem Meister € 5 zuge- schrieben werden, ist in der Form verschieden, und da sich auch in der Auffassung und Behandlung verschiedene Hinde erken- nen lassen, so méchte es nicht zu gewagt erscheinen, wenn man dem jiingeren Erhard Schén, welcher mit dem Nirnberger nicht zu verwechseln ist, einen Theil einrdumen wollte. Diese heiden Meister waren aber damals nicht die einzigen Kupferstecher in Minchen. Mathes Zwikopf war ein Zeitge- Nosse des alten Erhard, so wie Hans von Windsheim, Wolf Hammer и. А. Ersterer geht gewodhnlich unter dem Namen Martin oder Mathias Zagel oder Zasinger, der zweile ist der Monogrammist HW bei Brulliot Il. 1268, und der dritte WH Brulliot II. 2922. Neben diesen Mecistern erscheint dann noch ein anderer Kistler, jener J bei Brulliot App. H. 146. Dies ist der Maler Johannes Jan, welcher in den alten Zunfipapieren auch unter dem Namen Meister Jan vorkommt. Er hat das Liebespaar von M. Zasinger 1502 copirt und es wahrscheinlich nicht dabei bewenden lassen, da die Copie viel Uebung ver- rith, obgleich das Blatt jenen des Meisters € % nicht gleich- kommt, Es scheint mir nicht unwahrscheinlich, dass fiir ihn unter den zweifelhaften Blattern des Israel von Meckenen eine Auswahl getroffen werden kénnte, da der Kiinstler langere Zeit in den Niederlanden gelebt haben dirfte, so dass er vermuth- lich der Meister Johannes Hollandicus ist, welchen ich in einem Zunftzettel von 1479 eingetragen fand. Spater kommt dieser Name nicht mehr vor, sondern nur ein Meister Jan, welcher auch einmal Johann von Munchen genannt wird. Nach einer alten Zeichnung zu urtheilen, auf welcher die Buchstaben JVM stehen, scheint er selbst sich als Johann von Miinchen gezeich- net zu haben. Die Buchstaben JVM tragen auch Blatter, welche dem Israel von Meckenen zugeschrieben werden, aber in der Form von jenen Buchstaben, deren sich Israel gewéhnlich be- dient hat, abweichen. Mit dem Maler Johann de (von) Muenic, welcher 1450 als Geselle in Briigge lebte, wird er kaum Eine Person sein, da der Meister Jan von Miinchen ein sehr hohes Alter erreicht haben miisste. Er war 1501 mit Erhard der zweit Aelteste und kommt noch 1511 vor, wo in diesem Jahre sein jingerer Jan eingeziinftet wurde. Naheres tiber diese und viele andere alte Meister gebe ich in meinem Werke tiber die Monogrammisten, welches mich ge- genwirlig beschaftigt. Es wird das erste und reichste Supple- ment zu meinem Allgemeinen Kiinstler-Lexicon, da mir im Verlaufe der langwierigen Arbeit Quellen zugangig wurden, welche auch hinsichtlich der Monogrammisten reiche Ausbeute geben. Auch habe ich mich von Seite der Herren Insp. Passa- vant, J. A. Borner, R. Brulliot, E. Harzen ete. der interessan- testen Beitrage zu erfreuen. Ich stelle daher auch an andere hochverehrliche Kunstfreunde die Bitte, mich bei diesem Unter- nelhmen gitigst zu unterstiilzen, da durch vereinigle Krafte ein nur um so erfréulicheres Ziel erreicht werden kann. Sehr er- wiinscht sind auch die Monogramme der modernen Kinstler, welche in der Zeit gesammelt werden miissen, damit die Trager derselben nicht wie so viele andere, besonders alte Meister nach Decennien schon zu den Unbekannten gchdren. Munchen. De. G. HK. Nagler. Hupterstichwerk. The Caryatides from the ,,Stanza deli {stiodoro“ ат the vatican, designed by Raffaelle @Urbino. Engraved and edited by Lewis Gruner. London 1882. Es war ein sehr glicklicher Gedanke, die schonen Karya- tiden Rafaels aus der Stanze des Heliodor nach guten Zeich- nungen zu vervielfalligen, da bis jetzt in der That elwas Ge- niigendes und Vollstandiges der Art kaum existirte, und das vorhandene Gute sehr geringe Verbreilung erfahren hat. Den- noch sind diese statuarischen Figuren von einer so hohen Schén- heit, dass es zu verwundern ist, dass man sie nicht schon lange, zu einer zweckmassigen Ausgabe vereint, in den Werk- statten der Bildhauer und Maler vorfindet, dic so gern cinzelne Offenbarungen des Genies, wenn auch oft nur in lragmenlari- schem Zustande, um sich stellen oder aufhangen. Die Zeichnungen wurden sehr getreu und sauber von dem Maler Nicolo Consoni in Rom ausgefiihrt, der sich mit Er- folg in das Wesen und die Linienfihrung des grossen Urbina- ten hineinstudirt hat. Fiinf Platten stach dann der Professor Anton Kriiger in Dresden, die iibrigen 10 der Herausgeber Ludwig Gruner. Beide Kiinstler haben ihren Stichel mit Kraft, Sicherheit und Decenz geftihrt und so lasst der Stich in Bezug auf Klarheit und Reinheit nichts zu winschen dbrig. Line Uebersichtstafel zeigt die Art und Weise der Anord- nung der Fresken in der Stanze des Heliodor, namentlich in Bezug auf diese bekanntlich statuengleich als Traiger des Ge- simses unter den Bildern gemalten allegorischen Figuren, die auf Religion, Gesetz, Frieden, Schutz, Adel, Handel, Seewesen, Schifffahrt, Ueberfluss, Viehzucht, Ackerbau und Weinlese ge- deutet werden. Der Kopf der einen Figur, welche durch eine unter Sixtus V durchgebrochene ТЬйг zerstért wurde, findet sich auf dem Titelblatt als Vignette. Unser Landsmann H. W. Schulz in Dresden hat einen kurzen erklarenden Text zu dem Werke in englischer Sprache geschrieben. Wir zweifein nicht, dass zugleich eine Ausgabe mit deutschem Texte existirt und empfehlen das sehr verdienst- liche Werk mit Fug und Recht den Kunstlern angelegentiich. Е. Е. Bd olzschnitte. » Der Tod als Freund“ ,,Der Tod als Erwiirger“ (er- stes Auftreten der Cholera auf einem Maskenball in Paris 1831). Zwei Holzschnitie, gezeichnet von Alfred Rethel, in Holz geschnitten von Jungtow und Steinbrecher. Fol. 20 Sgr. und 15 Sgr. Beide Bldtter zusammen 1 Thlr. Disseldorf, Ed. Schulte (Buddeus’ sche Sortim.~Buchh.). Wir schauen mit Bewunderung und Khrfurcht auf die an- gegelbten Blatter der alten Formschneidemeister; — welch’ einen Geist haben sie in die Képfe hineinzulegen gewusst, welche Linien hat ihre Hand zu reissen verstanden, gross, einfach, schlagend; allein wenn wir dann auf die Schépfungen unserer Tage sehen, welche ganze Walder von Buchs verbrauchen und in der Presse dic Halfte der Druckerschwirze fiir die gelbe Holzflache in Anspruch nehmen und sie dem Bleigeschoss der Buchslaben entzichen — so miissen wir bekennen: unsere Leute verslehen’s doch auch, wir brauchen ihnen unge- hérige Linien nicht zu verzeihen, weil sie titchlige Zeichner sind und nicht vergeblich studirt haben, Vor einigen Jahren hatte Alfred Rethel seinen Todten- tanz aus dem Jahre 1848 mit Robert Reinicks Text in die Welt