man deshalb das ihm innewohnende schéne Talent gar zu sehr
iibersehen haben. Es steht aber zu erwarten, dass er, als
Zogling der Hildebrandt’schen Malklasse, bald die technischen
Ferligkeiten erlangt, die erforderlich sind, um seincr wahrhaft
kinstlerischen Idee die volle Realitat und malerische Wirkung
des ausgefiihrten Bildes zu verleihen.

Der Marinemaler Larson ist gleichzeitig mit dem Letzt-
genannten hierher gekommen und arbeitet jetzt unter Anleitung
von dem alteren Achenbach. — Mit schwedischen Kriegs-
schiffen unternahm er mehrere Reisen, um sich mit der Natur
des Meeres, so wie mit den nautischen Elementen seines Fa-
ches vertraut zu machen. Das Resultat davon legte er in ver-
schiedenen Seebildern dar, welche theils vom Kénige und der
kéniglichen Familie, theils vom Kunstverein und Privaten an-
gekauft wurden. Ueberhaupt hat er in seinem Vaterlande schon
einen nicht geringen Ruf. — Es ist ein riistiges, leicht schaf-
fendes Talent Einige, wihrend seines kurzen Aufenthalts hier
enistandene Bilder zeugen davon. Seine genaue Kenntniss des
ganzen Organismus der Schiffe, des Seemannslebens u. s. w.
kommt ihm hierbei vorziiglich zu statten und versieht ihn mit
einem reichen Fonds an den verschiedenartigsten Motiven. Die
von ihm hier ausgestellten Bilder wurden mit Beifall aufge-
nommen. In einem derselben sieht man das stiirmisch bewegte
Meer, unfern der Felsenkiste, bei der Einsegelung nach Stock-
holm. Eine schwedische Fregatte, die wenigen Segel einge-
refft, schwebt schlank und majestatisch auf den hochgehenden
Wellen. Naher im Vordergrand lawirt ein Fischerboot gegen
das Land. Eine stiirmisch-zerrissene, diistere Luft, theilweise
von Sonnenblicken durchschimmert, ebenso wie der im Schatten
etwas kiihl gehaltene Ton des Meeres, sltimmen gliicklich mit
dem ernsten Motiv zusammen. Eine eigenthiimliche und zu-
	о]есй wahre Auffassung geht aus dem Ganzen hervor; man
	fuhlt sich unwillktrlich nach jener entiernten noraiscnen Mee-
resgegend verseizt. Die Behandlung ist schlicht, aber tichtig,
die Gesammtwirkung harmonisch. ~- Larson hat so eben ein
anderes Bild vollendet, was nachstens auf die hiesige perma-
nente Ausstellung kommen wird. Es ist die schauerlich-gross-
artige Scene des Schiffbruchs eines Kriegs- und eines Kauf-
fahrteischiffs an der Ktisle von Norwegen; dasselbe ist noch
besser gelungen, als das eben erwahnte Bild. —- In der nor-
dischen Kunst bildet, der Natur dieser Lander gemass, die Ma-
rinemalerei ein sehr wichtiges Element. Fir Norwegen ist
bis jetzt nur ein einziger Kiinstler in diesem Fache da, пат-
lich der friiher in diesem Blatte von mir besprochene Ben-
netter, zur Zeit ein Schiiler von Gudin. Es ist daher er-
freulich, dass auch Schweden in Larson einen Kistler gewon-
nen, der, unter der ausgezeichneten Leitung eines Meisters, wie
Andr. Achenbach, allem Anschein nach, mit Ehren dieses Fach
	vertreten wird.
	Dtisseldorf, im Februar 1853. в. т а
	Ueber den Gang der christlichen Kunst in Spanien.
Von J. BD. Passavant.
	(Когземапс.)

Hochst merkwiirdig sind in der Sakristei der Kathedrale
zu Avila, in Alt-Castilien, die Gemalde aussen auf den Thii-
ren eines Schrankes, worin die heiligen Gefasse aufbewahrt
werden. Sie sind auch sehr Eyckisch, aber alterthiimlicher und
energischer, als die Werke des Gallegos, behandelt. Oben thront
St. Petrus im pépstlichen Mantel und mit dreifacher Krone auf
dem Hauple. In vier Tafeln darunter werden uns Ereignisse
aus dem Leben des Aposlels vorgestellt: seine Gefangenneh-
	Disseldorf und Kéln und wurde vom Kunstvereine der letzten
Stadt zur Verloosung erworben. Der Gegenstand war eine ,Haus-
andacht in einer Blekingschen Bauernstube“, die Auffassung
ernst und wirdig, ungefahr im Sinne der Tidemand’schen Volks-
bilder, doch ohne entschiedene oder beabsichtigte Nachahmung
dieses Kinstlers. In malerischer Beziehung bezog sich die Auf-
gabe auf eine Sonnenbeleuchtung des Intericurs, mit den davon
bedingten reflectirten Schatten, und dies Alles war so gliick-
lich herausgebracht, dass das Bild in dieser Beziehung eines
alteren Meisters wiirdig gewesen ware. — Mit Tidemand un-
ternahm er im vorigen Sommer eine Reise nach Dalekarlien
und anderen schwedischen Provinzen und kehrte im Spatherbste
hierher zuriick mit einer ebenso reichlichen, wie interessanten
Ausbeute von Studien und Motiven, welche er gleich zu Com-
positionen zu verarbeilen unternahm. Ausser mehreren klei-
neren, schon vollendeten Bildern hat er‘jetzt in Arbeit zwei
gréssere charakteristische Volksbilder, das eine, ein Abendmahl
in einer Landkirche, eine reiche Composition von gliicklicher
Erfindung und harmonischer Lichtvertheilung; — das andere:
ein Tanz der Bauern in Dalarne um den Maibaum, cin allge-
mein in Schweden sehr beliebtes Volksfest, ein Bild von sché-
ner, gemessener Anordnung und vielfach variirten, charakteri-
stischen Motiven. Beiden Bildern fehlt noch die letzte Vollen-
dung; ich werde ein andermal vielleicht auf dieselben zuriick-
kommen. — Bei dem riistigen und gliicklichen Talente Norden-
berg’s stellt sich sein kiinstlerisches Horoskop ungemein giin-
stig, besonders wenn er sich eine gréssere Feinheit der Zeich-
nung, tberhaupt eine mehr vollendete Meisterschaft zu eigen
cemacht, was bei dem Ernst, womit er seine Kunst treibt, si-
cher zu erwarten steht.

Ch. Zoll, der Mitschiiler und Genosse Nordenberg’s auf
	der Stockholmer Akademie, kam erst im verflossenen Herbst hier-
her und hat bis jetzt noch kein Bild ausgestellt, Er hat indessen
eine betraichtliche Anzahl gezeichneter Studien und Entwiirfe zu
Bildern mitgebracht, so dass man sich daraus einigermaassen
einen Begriff von der Beschaffenheit seines Talents und seiner
kiinstlerischen Anlage machen kann. Man sieht, mit welcher Liebe
und Hingebung er sich in die eigenthtimliche Natur seines Vol-
kes und Landes hineinzuversetzen gestrebt hat. Vom Norden
bis Stiden hat cr Schweden durchpilgert und so manchen sché-
nen und charakteristischen Zug vom Leben und der Silte seiner
Landsleute auf seinen vielen Excursionen erfasst, Bald sieht
man das emsige Treiben einer Bauernfamilie in der Stube, am
Feuerheerd im Winter; bald wieder die noch harlere Arbeit
des schwedischen Landbewohners im Freien: Ein Barenjager,
die Pelzmiitze auf dem Kopf, die Biichse im Arm, durchzicht
den einsamen, mit frischem Schnee bedeckten Wald; oder ein
Kahn tragt in der stillen Sommernacht einige junge Burschen
und Madchen durch die schilfhewachsene Au zum Forellenfang;
die zum Heranlocken der Fische vom Vorderende des Nachens
hoch auflockernde Flamme, der behende Bursche, mit geho-
bener Harpune, seine Beute mit sicherem Blicke erspahend, die
vom Geslriipp und Schilf bewachsenen Ufer — dies Alles giebt
ein héchst reizendes Bild nationaler Gebrauche. Auch dem harten
Leben der armen Bewohner der nordischen Meeresktiste hat er
wiederum manche Scene abgelauscht. Ueberall spiirt man aber
eine grosse Beobachtungsgabe, einen feinen, besonders auf das
Naive und Anmuthige gerichteten Sim, so wie Talent fir kinst-
lerische Gestaltung des Stoffes. Mehrere namhafte Diissel-
dorfer Kinstler haben auch ein sehr gimstiges Urtheil Бег
diese Zeichnungen ausgesprochen. — Was diesem Kiinstler noch
fehlt, ist der technische Vortrag und Behandlung der Farben:
was seine Entwirfe versprechen, kommt noch nicht ganz Zu
villiger Geltung in seinen Bildern. In seinem Vaterlande mag