mung, seine Befreiung aus dem Kerker u. A. In dem Kleid
des Petrus ist viel wirkliches Gold angewendet, so sind auch
die Heiligenscheine mit Gold gemalt, sonst aber kommt es hier
weiter nicht vor und sind der Goldbrokat, die Besetzungen mit
Gold, Perlen und Edelsteinen ganz in der Eyckischen Weise
behandelt. Die Zeichnung ist wohl verstanden, die КбрЁе Ва-
ben alle sehr entschiedene Charakltere, sind aber 6fter etwas
naturalistisch und gemein, wie denn iiberhaupt eine Beimischung
spanischer Eigenthiimlichkeiten wdberall darin hervortritt. In
einem Spruchzettel an der Burg des Kerkers, deren Schrift
sich auf des Petrus Gefangenschaft und Befreiung bezieht, kommt
das Zeichen  , wie auch in den Niederlanden, als M vor.
Mochte es gelingen, den Meister dieses ausgezeichneten Wer-
kes zu ermilteln.

In den Kathedralen zu Burgos und Toledo, in der Natio-
nalgalerie zu Madrid und sonst an anderen Orten befindet sich
noch manches gute Bild, worin sich der Eyckische Einfluss in
der spanischen Schule zu Anfang des 16. Jahrhunderts auf das
augenfalligste kundgiebt. Dabei ist aber zu bemerken, dass
die Zeichnung und Ausfiihrung nie die Gediegenheit und Fein-
heit der guten Niederlander erreicht, und dass meistens viel
Gold in den Gewandern angebracht ist. Die Namen der Mei-
ster und ihre Entstehungszeit sind uns aber unbekannt, daher
ich hier mit deren Beschreibung nicht ermiiden will. Es bleibt
uns indessen noch von einem Meisler zu reden, der in der
letzten Halfte des 15. Jahrhunderts bei seinen Zeitgenossen,
namentlich wegen seiner Portraits am Hofe des Ferdinand und
der Isabella in héchstem Ansehn stand und heute noch als einer
der besten Maler Spaniens jener Zeit verehrt wird. Es ist dieses

Antonio del Rincon aus Granada, der 1446 geboren,
im Jahre 1500 gestorben ist. Wir haben zu bedauern, dass
alle von Alters her bertihmten Werke von ihm entweder in
Freuersbriinsien zu Grunde gegangen, oder sonst verungliickt
oder verschleppt worden sind. Mit Sicherheit scheint jetzt kein
Werk mehr von ihm nachweisbar. Caen Bermudez erwahnt
unter andern die Bildnisse des Kénigs Ferdinand und seiner
Gemahlin Isabella, als in der Kirche 8. Juan de los reyes zu
Toledo befindlich; diese wurde aber von den Franzosen ver-
wiistet. Murray, in seinem Handbuch fir Spanien, vermuthet
indessen 8. 154 hier einen Irrthum und glaubt, dass jene ge-
meint seien, die sich in der Kirche gleichen Namens zu Gra-
nada befinden oder befunden haben. Ein grosses Werk des
Meislers war der Retablo des Hauptaltares in der Kirche des
abgelegenen Ortes Robledo de Chavela in Alt-Castilien, wel-
cher in 17 Tafeln das Leben der Maria darstelite, in der Mitte
ihre Himmelfahrt. Allein auch dieses Werk ist spurlos ver-
schwunden. Murray, welcher die spanischen Maler oft gut be-
zeichnet hat, nennt Rincon den Mabuse der Spanier, wodurch
er wohl die niederlandische Malweise, verbunden mit der vol-
leren Zeichnung der Italiener, andeuten zu wollen scheint.
Diese Bezeichnung wiirde wenigstens ziemlich auf das Portrait
eines Mannes passen, welches sich in dem Nationalmuseum in
S. Trinidad zu Madrid befindet und von einem ausgezeichneten
spanischen Kunstforscher und Maler Hrn. Valentin Carderera
fir ein Gemalde des Rincon gehalten wird. Das Brustbild, et-
was unter Lebensgrésse, stellt einen Mann von Stand in rei-
fem Aller dar, mit feinen, blonden Haaren und blihender Ge-
sichtsfarbe. Die cine seiner Hinde legt er an die Brust, die
andere auf den vor ihm stehenden Tisch. Sein dunkles Kleid
ist mit fleckigem Pelz besetzt und mit dem Kreuze des Sanjago-
Ordens geziert. Der Brustlatz, roth mit Gold durchwirkt, lasst

das Hemd oben vorstehen. Der Grund ist dunkel. Die Art der
Ausfihrung erinnert noch an die der Eyckischen Schule, na-
mentlich der Pelz, sonst ist die Zeichnung voller, der Farben-
	aullrag breiter, die Carnalion sehr colorirt. Alles {st mit der
grossten Sorgfall und dem griindlichen Verstandniss ausgeftihrt,
und die Auffassung der Individualitat so fein und charakteri-
stisch, dass sie eines Holbeins wirdig ware.

Schon wurde angegeben, dass nehen der Richtung, in wel-
cher die Eyckische Art und Weise ganz zur Geltung kam, wir
auch eine davon elwas abweichende antreffen, in welcher das
deutsche Element sehr mit spanischer Eigenthimlichkeit ge-
mischt erscheint. Werke dieser Art treffen wir in ganz Spa-
nien, im Siiden und Norden, aber selten die Namen ihrer Mei-—
ster oder eine Jahrszahl ihrer Entstehung. Nachfolgende Mit-
theilungen mégen daher hier geniigen.

Von Pedro de Cordova hat sich noch in der Moschee
seiner Vaterstadt das Bild erhalten, welches er im Jahre 1475
fir den Canonicus jener Kirche Frater Diego Joachim de Ca-
stra gemalt. Der Hauptgegenstand des Bildes befindet sich im
oberen Theil der Tafel und stellt die Verkiindigung dar, dar-
unter stehen sechs Heilige, immer drei zu jeder Seite, und da~
bei zwei knieende Donatare nebst der Inschrift: pedro de Cor
dova pifor. Unten liest man ferner auf schwarzer Tafel mit
goldenen Buchstaben: Esta obra e retablo mande frazer Diego
Joachi de Castro canonigo desta igsia a onor de Dios nostro
Senor e de la sante incarnacion el los bié adentrerados Sa Juan
baptista e Saniago e sa Llorente e santo de Bretana e de Santo
pio papa e de Santa Barbara. acabule a pp. dias de marze aio de
MCCCC. LXXV. aiios. — Die Malerei ist etwas flach in der Wir-
kung, die Képfe gut gezeichnet, die Gewander, in denen viel Gold
angebracht ist, haben schmale Fallen in deutsch ~ spanischer: Art.

Ein bedeutenderes Werk jener Richtung ist der Retablo
in der Kapelle Santiago der Kathedrale zu Toledo. Nach dem
noch vorhandenen Document aus Manzanares im Jahr 1498 aus-
gefertigt, liess dieses Werk Donna Maria de Luna, Tochter
des Don Alvaro und der Dona Juana durch die Maler Juan
de Segovia, Pedro Gumiel und Sancho de Zamora fer-
tigen und zahite dafiir 50,000 Maravedis. Dieser Altarschmuck
enthalt in der Mitte die bemalte, in estofado vollendete Holz-
figur des h. Jacob zu Pferde; die 14 Gemalde auf Goldgrund
stellen zum Theil Gegensténde aus der Leidensgeschichte dar,
oder stehende Apostel, Bischéfe und Martyrinnen. Oben thront
Maria mit dem Christkinde und Engeln zu den Seiten. Unten
in zwei der ftinf kleinen Tafeln kniet Don Alvaro de Luna bei
dem h, Franziscus und seine Gemahlin Dona Juana Primentel
bei dem h. Antonius von Padua. In der Darstellungsweise die-
ser unter sich nicht auffallend verschiedenen Bilder ist das
Eyckische Element stark mit dem spanischen gemischt. Die
Umrisse sind hart; die grossen schwarzen Augen sehen etwas
starr, wie so haufig bei jenen spanischen Malern, denen das
tiefere Gemiithsleben fehlt.

Ein bis jetzt unbekannter Maler von Auszeichnung in je-
ner Richtung ist der Sohn des Meisters Rodrigo, wahr-
scheinlich des Bildschnilzers, welcher 1495 dic unteren Chor-
stihle in der Kathedrale zu Toledo gefertigt und darauf die
Eroberung von Granada dargestellt hat. Das einzige zu mei-
ner Kenntniss gelangte Bild dieses Meisters ist eine Anbetung
der Kénige in etwas iiber halb lebensgrossen Figuren, im Besitz
eines italienischen Caplans zu Valencia. Es ist bezeichnet:

LO FIL 6€ MESTRE RODRIGO.

Verwandt mit diesem Gemalde sind zwei aus dem Leben
der Maria in der National-Galerie in S. Trinidad zu Madrid.
Ist in diesen der deutsche Einfluss auch noch sehr bemerkbar,
so tritt doch auch die spanische Eigenthimlichkeit oft entschie-
den hervor, namentlich in dem haufigen Gebrauch des Goldes.

Das cine stellt die Krénung Maria dar; ihren Thron umgeben
	viele musicirende und singende Engel. Das andere, wie die h.
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