in derselben Kirche die lebensgrossen einzelnen Figuren der
h. Cosmus und Damian, von breiter, meisterlicher Behandlung,
guter, strenger Zeichnung und einem glihenden Colorit. Auch
malten sie noch verschiedene andere Kirchenbilder in jener Ge-
gend, so dass sie sich langere Zeit in Spanien aufgehalten ha-
ben miissen, daher wir von ihnen aus Italien ohne Kunde ge-
blieben, ihren Einfluss auf die spanischen Maler aber um so
sicherer annehmen dirfen. Wir kehren zu diesen zuriick.

Alexo Fernandez wurde im Jahre 1508 vom Capitel der
Kathedrale zu Sevilla, nebst seinem Bruder, dem Bildhauer
Jorge Fernandez Aleman, aus Cordova berufen, um fir die
Sakristei des Chors jener Kirche den Retablo, hier die Rick-
wand des Hochaltars, mit drei Gemalden zu schmiicken. Das
eine Seitenbild stellt die Verséhnung des Joachim mit der h.
Anna dar. Oben schwebt ein Engel. Hinter Joachim halt ein
Diener ein Lamm zur Reinigung. Die Geburt der Maria bildet
das Mittelbild und ihre Reinigung das zur anderen Seite. Hier
knict Maria vor dem Priester, Joseph steht bei einer Dienerin,
die zwei Tauben halt. Der Kopf der В. Jungfrau ist sehr schén,
der Gang der Gewander wolil verstanden und grossartig geord-
net; die Falten, schmal und eckig gebrochen, sind es mehr in
der florentinischen, als der deutschen Art, tbrigens ist nach
spanischer Weise viel Gold daran verwendet. Der allgemein
kraftige Ton geht in den Schatten ins schwer Braune; da diese
Bilder indessen nur bei Kerzenbeleuchtung sichtbar sind, so ist
tber das Colorit kein richtiges Urtheil zu gewinnen.

Pedro Fernandez de Guadelupe malte fir die Ka-
thedrale zu Sevilla mehrere Tafeln, welche mit der Jahreszahl
1526 bezeichnet sind. Das Hauptbild stellt den vom Kreuz ab-
genommenen Christus, auf den Knieen der Maria liegend, dar.
Magdalena kiisst seine Hand, viele seiner Jiinger umgeben ihn
trauernd. In der Altarstaffel befinden sich die Darstellungen
des Christus an der Siule, des reuigen Petrus und zu beiden
Seiten der Donatar und seine Gemahlin. Die Zeichnung in die-
sein Bilde ist vorziiglich, das Colorit tief im Ton, beide an die
ferrareser Schule des Costa erinnernd. Doch durfte auch hier
das Gold nicht fehlen.

Einige vorziigliche Gemalde, in ahnlicher Weise behandelt,
befinden sich in der Kathedrale zu Valencia. Das eine stellt
den h. Dionysius dar, der seinen Kopf vor sich halt und von
zwei Engeln begleitet wird; vorn kniel die Stiflerin. Das Ge-
genstiick zeigt einen anderen Bischof auf einem Scssel sitzend
und ein Buch haltend. Zwei kleine Engel ziehen hinter ihm
den Vorhang zurtick. Vorn zur Erde silzt cin schwarzer Vo-
gel, gleich einer Taube, und links kniet der Donalar. Die fast
lebensgrossen Gestalten sind sehr wirdig gehalten; der Falten-
wurf ist breit; das Colorit kraftig; die Anwendung des Goldes
in den Gewindern reichlich. Den Namen des Meisters konnle
ich nicht erfahren, indessen geben vielleicht die unten ange-
brachten Inschriften Auskunft dartiber, die ich aber bei der
Dunkelheit in der Kirche, dem Staub, der sie bedeckte, selbst
bei Kerzenlicht nicht entziffern konnte. Im Allgemeinen wurde
ich lebhaft an sie erinnert, als ich zu Avila die Gemiilde des
Santos Cruz kennen lernte. Diese befinden sich mit ande-
ren Tafeln von Pedro Berruguete und Juan de Borgofia
an dem Retablo am Hauplaltar der Kathedrale, welcher im Jahre
1508 errichtet worden ist. Die beiden Ersteren erhielten fir
ihren Antheil 75,000 Maravedis, Letzterer fir finf Bilder 15,000.
Der ganze Retablo besteht aus zehn grossen Darstellungen aus
dem Leben Christi, sechs kleineren Tafeln zu den Seilen und
unten noch acht mit den Figuren der Evangelisten und Kirchen-
vater. Diese acht Bilder, so wie die Anbetung der Kénige und
die Darbringung im Tempel, sind wohl von Santos Cruz ge-
malt. Sie sind die alterthtiimlichsten, aber zugleich grossar-
	Jungfrau dem h. Isidoro das Priestergewand ubergiebt. Gegen-
wirlig ist vieles Volk, wobei mehrere schéne Weiber. Die Fi-
guren haben etwa cin Driltel Lebensgrésse. Herkunft und Mei-
ster dieser interessanten Bilder habe ich nicht erfahren konnen.

Unbekannt ist auch der. Maler des herrlichen, grossen Re-
tablos in der Dominikaner-Kirche Sanct Thomas zu Avila,
wodurch er sich als einen Meister ersten Ranges erwiesen und
in Spanien uniibertroffen unter seinen Zeitgenossen dasteht.
Wahrscheinlich enthielt einst der untere, jetzt erneute Theil
der Einrahmung eine Inschrift, die uns Aufschluss gegeben
haben wiirde. LEinige Anhallspunkle bieten sich jedoch dar. In
der kleinen Kirche befindet sich namlich das késtliche Grab-
mal, welches Kénig Ferdinand und Isabella ihrem einzigen Sohn
Don Juan, der im Jahre 1497 in der Blithe seiner Jahre ge-
slorben, errichten liessen. Auch slifteten sie den schénen Chor
mit zwei Sitzen fiir sich selbst auf der Empore gegeniiber dem
Altar. Mit dem Wappen und dem Namenszeichen der Kénigin
Isabella sind auch die grossen Leuchter in Bronze versehen,
welche vor dem Retablo stehen, das sicherlich auch in jener
Zeit gefertigt worden ist. Somit darf mit Zuversicht angenom-
men werden, dass er auch gleichfalls von jenem kéniglichen
Paare gesliflet worden ist. Fiir das Grabmonument und die
Chorstiihle hatten sie die ausgezeichnetsten Bildhauer und Holz-
schnitzer berufen und die Malereien des Retablos beweisen,
dass auch hierzu einer der damals beriihmtesten Maler verwen-
det worden ist. Bei Hofe stand aber keiner hoher als An-
tonio del Rincon. Ob wir nun hier ein Werk von ihm vor
Augen haben, wage ich nicht zu entscheiden. Behaupten aber
kann ich, dass es nicht von Gallegos ist, wie wohl Murray sagt,
dass man es dafiir halte. — Die hohe Altarwand, mit gothischer
Schnitzwerkeinfassung, enthilt in der Mitte die bemalte Holz-
figur des h. Dominicus, die jedoch gegen vine friihere, wahr-
scheinlich des h. Thomas von Aquin, vertauscht worden, da
jene ein Werk des 18, Jahrhunderts ist. Weiter besteht der
Retablo aus vier grésseren Gemalden mit Darstellungen aus
dem Leben des h. Thomas von Aquin, sechs kleineren Tafeln
mit einzeln stchenden Heiligen und unten vier andere, mit den
halben Figuren der Evangelisten Johannes und Malthaus und
der zwei Kirchenvater Hieronymus und Augustinus. Der Grund
bei den Brustbildern ist weiss oder blau mit goldenen Mustern,
gleich Teppichen. Die Zeichnung ist fein und wohl verstanden,
die Charaktere sind alle sehr sprechend, oft wirdig, die Gewander
sehr studirt und schén geordnet. Das Colorit hat zwar einen
wahren, selbst salten Ton, doch ist es nicht besonders kraftig, so
dass die Malerei wie in Tempera ausgefithrt scheint. Der Styl ist
ein dem Kinstler eigenthimlicher und auf ein strenges Studium
des Wirklichen gegriindeter, weder entschicden deutsch, noch
italienisch; und die Gewander sind nicht so massig gehalten,
wie es sonst zu jener Zeit in Spanien tiblich wurde, dagegen
wandte er nach spanischer Weise sehr viel Gold in denselben
an. Méchte es gelingen, tiber diese Malerei, die zum Vorztig-
lichsten gehért, was die spanische Kunst jener Zeit hervorge-
bracht, geniigenden Aufschluss zu erhalten.

Wir gelangen nun zu den Meistern des 16. Jahrhunderts,
bei denen der Einfluss aus Italien allmahlig tiberwiegend wurde,
sei cs, dass italienische Maler durch die Austibung ihrer Kunst
in Spanien dazu beigetragen, oder dass Spanier in Italien ihre
Studien gemacht. Ersteres war besonders in Valencia der Fall,
wo Pablo de Arigo und Francisco Napoli, beide der
florentiner Richtung eines Fra Bartolomeo angchérend, bedeu-
tende Werke ausgefithrt haben. Namentlich schmiickten sie im
Jahre 1506 die inneren und ausseren Thiirsciten des Altar-
schreins auf dem Hauptaltar in der Kathedrale jener Stadt mit
Darstellungen aus dem Leben Christi. Von Ersterem sind auch