103 im Rundbogen geschlossene Fenster; das obere eine vollere, auch dem Miltelraum geniigende Beleuchtung durch je drei in jeder Seite des Achtecks angebrachte lange Rundbogenfenster. Ein in Formsteinen vortrefflich ausgefiihrtes, reich profilirtes Stabwerk scheidet jedes Fenster in zwei Theile. Wir lernten schon die eine Funktion der acht grossen Sdulen kennen. Eine zweite ist die, dass von ihnen auch Gurt- bogen nach der Aussenmauer sich spanncn, so dass die auf jeder Saule zusammenireffenden drei Bégen einander als Wi- derlager dienen. Ftir den Miltelraum aber haben die Saulen noch die dritte Bestimmung, dass von ihren in Sandstein aus- gefihrien Kapitélen diinnere Wandsiulen in den Ecken der Oberwand aufsteigen, um den Rippen des kuppelartigen Mittel- gewdlbes als Trager zu dienen. Durch diese Brechung in ein- zelne Gewdlbfelder wird ein fiir die Akustik gtinstiges Resultat gewonnen. Auf ebenso stylgemasse, wie anmuthige Weise ist die obere Mauermasse verringert und zugleich den Flachen eine zierlich reiche Belebung gewonnen. Galerienartig erheben sich liber den grossen Bégen Mauerblenden, indem kleine Rundbégen auf drei frei. stehenden Saulen ruhen. Der Wechsel runder und kantiger, voriretender und eingezogener Formen, die bei aller Eleganz kraflig wirkenden Ornamente der Kapitile bewirken einen reizenden Eindruck, dem gleichwohl die Wirde kirch- licher Architektur nicht abgeht. Ueber diesen Scheingalerien endlich durchbricht ein prachlvolles grosses Radfenster jedes Wandfeld. Zwélf aus vortrefflichen Formsteinen gebildete Spei- chen, die sich mit Rundbégen verbinden und im Mittelpunkt zusammentreffen, machen das Rippenwerk dieser Fenster aus. Indem man nun die Verglasung aus blauen und gelben Stiicken componirte, ergab sich ein mildes rosiges Licht, das wie Abend- rdthenglut, einem Himmelsgrusse gleich, den oberen Raum durch- flutet und das Ganze mit magischem Schein iiberhaucht. Miach- tige knieende Engelsgestalten, musizirend und palmentragend, werden in den Zwickeln unterhalb der Fenster stereochromisch gemalt, und das Auge des Untcnstehenden wird diese zum Theil grossarlig stylisirlen Figuren wie vom Glanz einer tiberirdischen Welt umflossen schauen. In den unteren Riumen, wo die Ge- meinde Platz nimmt, wird das Tageslicht ungebrochen seinen kalteren Strahl spenden, obwohl auch hier ein zartes Farben- muster in den Krénungen der Fenster und als Umfassungsstreifen angebracht werden wird. Bemerken wir noch, dass der Durch- messer des Miltelraums 50 Fuss, die Scheitelhdhe 100 Fuss be- 17801; dass der Altarraum, durch die rechtwinklige Vorlage zu imponirender Wirkung gesteigert, in entsprechend wirdiger Weise geschmiickt werden wird; dass die Kanzel, an der nérd- lich dem Chor zunichst stehenden Saule projektirt, von jedem Platze aus gesehen werden kann; dass die Orgel unter einem breiten, westlich die Kirche schliessenden Gurtbogen sich er-