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	im Rundbogen geschlossene Fenster; das obere eine vollere,
auch dem Miltelraum geniigende Beleuchtung durch je drei in
jeder Seite des Achtecks angebrachte lange Rundbogenfenster.
Ein in Formsteinen vortrefflich ausgefiihrtes, reich profilirtes
Stabwerk scheidet jedes Fenster in zwei Theile.

Wir lernten schon die eine Funktion der acht grossen
Sdulen kennen. Eine zweite ist die, dass von ihnen auch Gurt-
bogen nach der Aussenmauer sich spanncn, so dass die auf
jeder Saule zusammenireffenden drei Bégen einander als Wi-
derlager dienen. Ftir den Miltelraum aber haben die Saulen
noch die dritte Bestimmung, dass von ihren in Sandstein aus-
gefihrien Kapitélen diinnere Wandsiulen in den Ecken der
Oberwand aufsteigen, um den Rippen des kuppelartigen Mittel-
gewdlbes als Trager zu dienen. Durch diese Brechung in ein-
zelne Gewdlbfelder wird ein fiir die Akustik gtinstiges Resultat
gewonnen. Auf ebenso stylgemasse, wie anmuthige Weise ist
die obere Mauermasse verringert und zugleich den Flachen eine
zierlich reiche Belebung gewonnen. Galerienartig erheben sich

liber den grossen Bégen Mauerblenden, indem kleine Rundbégen
auf drei frei. stehenden Saulen ruhen. Der Wechsel runder und
	kantiger, voriretender und eingezogener Formen, die bei aller
Eleganz kraflig wirkenden Ornamente der Kapitile bewirken
einen reizenden Eindruck, dem gleichwohl die Wirde kirch-
licher Architektur nicht abgeht. Ueber diesen Scheingalerien
	endlich durchbricht ein prachlvolles grosses Radfenster jedes
Wandfeld. Zwélf aus vortrefflichen Formsteinen gebildete Spei-
chen, die sich mit Rundbégen verbinden und im Mittelpunkt
zusammentreffen, machen das Rippenwerk dieser Fenster aus.
Indem man nun die Verglasung aus blauen und gelben Stiicken
componirte, ergab sich ein mildes rosiges Licht, das wie Abend-
rdthenglut, einem Himmelsgrusse gleich, den oberen Raum durch-
flutet und das Ganze mit magischem Schein iiberhaucht. Miach-
tige knieende Engelsgestalten, musizirend und palmentragend,
werden in den Zwickeln unterhalb der Fenster stereochromisch
gemalt, und das Auge des Untcnstehenden wird diese zum Theil
grossarlig stylisirlen Figuren wie vom Glanz einer tiberirdischen
Welt umflossen schauen. In den unteren Riumen, wo die Ge-
meinde Platz nimmt, wird das Tageslicht ungebrochen seinen
kalteren Strahl spenden, obwohl auch hier ein zartes Farben-
muster in den Krénungen der Fenster und als Umfassungsstreifen
angebracht werden wird. Bemerken wir noch, dass der Durch-
messer des Miltelraums 50 Fuss, die Scheitelhdhe 100 Fuss be-
17801; dass der Altarraum, durch die rechtwinklige Vorlage zu
imponirender Wirkung gesteigert, in entsprechend wirdiger
Weise geschmiickt werden wird; dass die Kanzel, an der nérd-
lich dem Chor zunichst stehenden Saule projektirt, von jedem
Platze aus gesehen werden kann; dass die Orgel unter einem
breiten, westlich die Kirche schliessenden Gurtbogen sich er-