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	ihren Grund in der hohen Meinung, die er von sich selbst ge-
habt. Reichere Compositionen von ihm sind selten, doch be-
findet sich im kénigl. Museum zu Madrid ein Bild der Beschnei-
dung mit vielen Figuren, wo aber die langgedehnte Gestalt des
Kindes und auch der langgezogene Kopf der Maria eben so
unangenehm erscheinen, als die manierirt gewendeten Madchen
mit Wachskerzen. Die meisten seiner Darstellungen beschran-
ken sich auf Brusthilder der Maria und des Christus, Zwei
solcher. sehr fein behandellen Bilder, ein ,,Ecce homo* und
eine , Mater dolorosa*, sind in demselben Museum mit No. 45
und 49 bezeichnet. Die Maria mit dem Christkind, No. 157,
ist dagegen unangenehm siisslich im Ausdruck; und der Chri-
slus zwischen zwei Schichern, in der Galerie der Akademie,
darf eine Carricatur des Gegenslandes genannt werden.

Ein Maler von edler Gesinnung war Vicente Joannes
aus Valencia, der 1523 geboren, 1579 gestorben, als das Haupt
der dortigen, nachmals so reichen Malerschule betrachtet wird.
Indessen ist auch er tiberschétzt worden, wenn man ihn den
spanischen Raphael genannt. Dass er in Italien die Werke je-
nes Meisters mit besonderer Vorliebe studirt hat, bezeugen
seine Werke; aber weder ist er ihm im Genius vergleichbar,
noch besass er die Tiefe und Fiille der Conception oder ver-
mochte irgend eine der grossen Eigenschaften des Urbinaten sich
in hohem Grade anzueignen. Er strebte nach edler Begeiste-
rung, statt durch sie fortgerissen zu werden; seine Zeichnung
ist schon und rein, aber ihre héchste Feinheit konnte er nicht
erreichen; im Colorit ist er unruhig und ohne Saitigung; so
haben auch seine Compositionen nichts Grossartiges, seine Cha-
rakrere wenig Ergreifendes. Dennoch bleibt er ein héchst acht-
barer Kiinstler, der aber selbst unter den Spaniern nicht in den
ersten Rang gehért. Dieses erweist sich tberzeugend in der
berihmten Folge von sechs Gemilden aus dem Leben des В.
Stephan in dem kénig]l. Museum zu Madrid, von denen das er-
ste in der Folge, wie der Apostel Petrus ihn zum Diaconen
ordinirt, mit No. 334 bezeichnet, nicht von ihm, sondern von
einem unbekannten Kistler gefertigt ist, dessen Talent aber
das des Joannes bei weitem tibersteigt, sowohl in den tief em-
	pfundenen Charakleren, als der satteren harmonischen Farbung.  
	Wahrscheinlich hatte dieser Meister den Aullrag zu jenen sechs
Bildern erhalten, starb aber nach Vollendung des ersten und
Vicente Joannes iibernahm dann die Fertigung der andern fiinf.
Dasselbe Museum enthalt noch zwélf kleinere Bilder unseres
Meisters von geringerer Bedeutung; sie sind Ofter auf Gold-
grund und sehr pastos gemalt. Besondere Erwahnung verdient
indessen das Portrait des Don Luis de Castelevi, halbe Figur,
von sehr individueller Auffassung, in der Art des Bronzino
behandelt. Auch in Valencia treffen wir noch manche Werke
von ihm. Ausgezeichnet ist’ besonders in der Kathedrale da-
	selbst das Gemalde der Taufe Christi, wo oben Gott Vater und
	unten der knicende Donalar bei den vier Kirchenvatern. Es
ist sehr tichtig in der Art des Dosso Dossi behandelt. In der
Provinzial-Galerie dersclben Stadt befinden sich vier Bilder des
Meisters, unter denen ein kleines der Himmelfahri Marid von
ausgezeichneler Schénheit ist, und eben sowohl durch edle Em-
plindung, als meisterlich zarle Ausfiihrung erfreut. Da 6fter

ihm zugeschriebene Bilder so tiberaus schwach sind, so kénnte
es wohl sein, dass sie von seinen Tochtern Dorotea und Mar-

garila herrihren, welche sich der Malerei gewidmet haben und
ihrem Vater in der Art zu malen nachgefolgt sind. Auch hatte
er sonst viele Nachahincr. (Fortsetzung folgt.)
	ohne jedoch ideal zu sein. Ueber der Scene schwebt Gott
Vater in einer Glorie von Engeln. In den Seitenbildern sind
die vier stehenden Evangelisten dargestellt und in der Altar-
staffel die Darbringung im Tempel. Des Luis de Vargas be-
riihmtstes Bild, in derselben Kirche befindlich, wird mit dem
Namen ,,/a gamba“ bezeichnet, indem hier der sitzende Adam
sein Bein in Verkiirzung vorstreckt, was besonders bewundert
wird. Das mystisch~allegorische Bild wird auch die Genea~
logie der Maria genannt, kann aber auch das Flehen der Pa-
triarchen zu Maria um Erlésung darstellen. Zum wenigsten se-
hen wir unten in flehenden Stellungen Adam und Eva (welche
Letztere auf Anordnung der Geistlichen mit einem Kleide tiber-
malt worden ist), nebst einigen Patriarchen, von Knaben um-
geben, nach der h. Jungfrau, die oben in Wolken thront, ge-
wendet. Die Predella enthalt dic halben Figuren von Bischéfen
und anderen Heiligen, vom h. Geist iberschwebt, wohl die Ge-
meinschaft der Heiligen in der Kirche bedeutend. Naheres kann
ich tiber dieses beriihmte Bild nicht mittheilen, da ich nach
fiinfmaligem Besuch mich endlich noch glicklich schitzen musste,
bei der Dunkelheit des Ortes, wo es sich befindet, wenigstens
den dargestellten Gegenstand erkannt zu haben, —- Unser Mei-
ster hat auch Vieles in Fresco gemalt, namentlich an der Gi-
ralda, dem Thurme der Kathedrale, wovon aber kaum eine
Spur noch sichtbar ist. Sehr tibermalt noch vorhanden ist das
Jiingste Gericht im Hof des Siechenhauses ,,la misericordia“ au
Sevilla. Die Anordnung ist meisterlich, klar in grosse Gruppen
vertheilt, die Zeichnung schén, wenn auch nicht sehr studirt,
auch sind die Engelknaben etwas zu stark, selbst felt. Die drei
posaunenblasenden Engel erinnern, wenn auch ungezwungen in
ihren Bewegungen, doch in elwas an die des Michel Angelo.
Die Carnation, von réthlichem Ton, geht in den Lichtern ins
Weissliche, in den Schatten ins Braéunliche, graue Tone feh-
Jen hier.

Ein wirdiger Nachfolger des Vargas, wenn auch nicht
gleich vortrefflich, war Pedro de Villegas Marmolejo, zu
Sevilla 1520 geboren, 1597 gestorben. Sein Hauptwerk, das
Altarblatt nahe an der Thiir der Taufkapelle in der Kathedrale
seiner Vaterstadt, zeigt in dem Mittelbild den Besuch der Ma~
ria bei Elisabeth. Zu der Seite links befindet sich die Tafel
mit dem h. Rochus und einem heiligen Bischof; rechts die mit
der Taufe Christi und dem h. Sebastian. Unten ist die Familie
des Stifters dargestellt: links drei Manner und eine Canonissin,
rechts zwei Frauen mit einem Knaben, alle von sprechender
Individualitat. Das Werk ist ,Pedro Viliacas* bezeichnet. Die
Anordnung in dem Miltelbild ist meisterlich, die Zeichnung
durchgéngig schén und richtig, der Ausdruck der Képfe edel.

Rinen grésseren Ruhm, als er verdient, hat Luis de Mo-
rales, genannt ef divino, sowohl im In~ als im Auslande er-
halten. Er wurde um 1500 zu Badajoz geboren und starb im
	Jahre 1586. Seine friiheren Gemiide zeugen zuweilen von einer
	feinen Empfindung, Ofter aber verfallt er in eine ihm eigen-

thimliche Manier, die in seinen spaten Werken beinahe an die—
Carricatur sireift. Er ist einer der wenigen, wenn nicht der—
einzige spanische Maler, der, fern von aller naturalistischen

Richtung, einem Ideale nachgestrebt. Nach einigen seiner Bil-  
der kénnte man selbst glauben, dass er fiir seine langgezoge-  
nen Képfe den allbyzantinischen Styl zum Vorbilde genommen,
wo die Nase aibermassig lang und fein, der Mund klein und
voll ist; selbst scin braunliches Colorit stimmt damit tiberein;
doch ist es klar, und dann liebten tiberhaupt die Spanier den
braunlichen Ton. Dic Ausfihrung seiner gulen Bilder ist im-
mer sehr sorgfaltig, manchmal bis ins Kleinliche gehend, be-
sonders in der Behandluug der Haare. Diese von den ibrigen
Malern Spaniens so abweichende pretidse Behandlung hat wohl