Die meisten der erwaknten Bilder blieben nur wenige Tage aus-
gestellt, da die grosse Ausstellung in Prag nachstens beginnt und die
Versendung dorthin baldigst erfolgen soll. Prag ist in neuerer Zeit
ein bedeutender Markt fir Minchener Arbeiten im Gebiete der Kunst
geworden, denn im Durchschnitte werden jetat alljahriich far 20 bis
25,000 Fl. von hier aus dort abgesetzt.

In den hiesigen Ateliers sind mancherlei bedeulende Arbeiten theils
vollendet, theils noch in Behandlung. Bei Kaulbach, der gegenwartig
in dem Akademiegebaude arbeitet, erblicken wir, ausser den Cartons
fir Macbeth, das lebensgrosse Portrait des Kénigs Max in Ordenstracht,
bestimmt fiir die neve Pinakothek, beinahe vollendet. Daneben ist die
Zeichnung des Cartons nach der bereits in Zeichnung yollstandig aus-
gefahrten Scizze der ,Kreuzfahrer“ fir das neue Museum in Berlin
begonnen. Der Raum gestaltet uns hier nicht, auf dieses Werk, in
dem Kaulbach abermals seine tiefe, philosophische Anschanung der Welt-
geschichte in grossartigster Weise zur Form gestaltete, naher einzu-
gehen. ‘).

Hofmaler Dietz vollendete ein Bild in grossen Dimensionen, fur
das die ,, Nachtliche Heerschau“ von Zedlitz als Vorwurf gewahit wurde.

Theod. Horschelt, ein junger talentvoller Kinstler, der sich
bisher als Thiermaler vortheilhaft auszeichnete, wendet sich gegenwartig
grdsseren Compositionen im Fache der Schlachtenmalerei zu und ist
mit der Ausfiihrung eines Tscherkessenkampfes beschaftigt.

Im Gebiete der Baukunst wird viel yon einer ganzlichen Restau-
ration und dem Ausbau der Ludwigskirche, besonders der Tharme ge-
sprochen. Architekt L. Lange hat durch den Stich einen Entwurf zu
diesem Zwecke verGffentlicht. Sollte letzterer zur Ausfihrung kommen,
so wiirde sich der Bau in der ihm urspringlich zugedachten Form uns
darstellen, Minchen aber eines seinen charakteristischen, physiognomi-
schen Merkmale verlieren.
	Der kurzhich zum konigl. Baurath ernannte Architekt Bairklein,
dem, wie man sagt, die ginzliche Restauration des hiesigen Theaters
ubergeben werden soll, hat sich, zu langerem Aufenthalte, nach Nea-
pel begeben.
	Wiirnberg. Am 23. Februar starb hierselbst im 69 Lebensjahre
der Kupferstecher A. Ch. Reindel. Wir werden mit nachstem seine
Lebensbeschreibung hringen,
	W. Sunfterdait im Februar. Das berihmte Bild Ary Scheffer’s
»Christus als Tréster“ friiher zur Galerie des Herzogs von Orleans ge-
hdrend, ist nicht fir das Museum zu Rolterdam erworben, wie die
Offentlichen Blatter und auch Ihr Blatt berichteten, sondern far das
Kabinet des hiesigen Herrn Fodor, eines dusserst eifrigen und kunst-
sinnigen Sammlers. Dieses vorireffliche Kabinet moderner Meisler, ge~-
genwirlig eins der bedeutendsten in Holland, enthalt Gemalde von
hollandischen, belgischen, franzdsischen und — was hier eine Selten-
heit — selbst einigen deutschen Kinsllern namlich von Weddige und
Lindlar; des Letzteren Vierwaldstalter-See wurde noch unlaingst von
dem Herrn Fodor angekauft.
	ен. Ludwig Thiersch, Sohn des berihmten Archaologen
in Minchen, friher Bildhauer, dann Maler and als solcher durch seinen
»Hiob“ bekannt, ist, seit einigen Monaten Studien halber hier verwei-
lend, zum Professor der Zeichnen- und Malerkunst fir die polytech-
pische Schule ernannt worden. (A. Z.)
	SMpriva. Die ,, Berl. Nachr.“ theilten mit: Die hiesige Uirkische
Regierung hat die Erlaubniss gegeben, dass yon einem grossen, hierzu
angewiesenen Territorium, weithin auf dem Papusberge gelegen, Steine
zu den Neubauten aller der Hauser gesucht und gehauen werden dir-
fen, welche in Folge des grossen Bazarbrandes wieder aufgebaut wer-
den wirden. Da fehlt es denn natirlich nicht, dass sich recht inter-
essante archaologische Funde darbieten. Ich ibergehe die co-
lossalen Marmorquadern, welche augenblicklich noch an der Siidseite
des Papus-Abhanges blosgelegt sind, da, wo friher des Aeskulap’s
Tempel gestanden haben soll, sowie eine halbe Stunde weiter oberhalb
	1) Ут Вафеп Фе аизееГавме, т ВегНи befindliche Zeichnung des Mei-
	sters Jahre. 1850. S. 354 beschrieben. D. Red.
	A4eituns.
	К ВИДИТ. Der Bildhauer Wilh. Wolff (Thierwolff) hat so
eben den Entwurf zu einer Statue von Churfirst Joachim II. Hektor
vollendet. Die Stadt Cépenik, wo dieser erste der protestantischen
brandenburger Churfirsten residirte, beabsichtigt demselben innerhalb
ihrer Mauern dieses Denkmal zu setzen. Es soll in Sandstein oder
Zinkguss 7 Fuss hoch, mit Hinzufigung eines entsprechenden, reliefver—
zierten Piedestals ausgefahrt werden. Der First war ein wackerer
Jager vor dem Herrn, welches den Kiinsiler bestimmt hat, ihn im ein-
fachen, aber prachtigen Jagdkleide darzustellen. Die linke Hand ruht
auf dem Schwerdtgriff, die Rechte stélzt sich auf das Haupt einer ge-
walligen Dogge, welche zu ihrem Herrn mit treuem und sicherm Blicke
. emporschaut. Das Ganze ist ein sehr gelungenes Bild voll Festigkeit,
Energie und Kraft.

Rauch hat das Modell aur Statue des Feldmarschalls Gneisenau,
welche mit der (schon im Guss fertigen) von York augleich neben Bli-
cher aufgestellt werden wird, fast vollendet und wird sich demnachst
der Ausarbeitung einer Marmorgruppe zuwenden, welche Moses wah-
rend der Schlacht mit den Amalekitern vorstellt, wie ihm nach den
Worten der Schrift Aron und Hur, auf jeglicher Seite Einer, die Hande
emporhalten, ,,bis dass Josua den Amalek und sein Volk durch des
Schwerdltes Scharfe gedampft hat.“

Ed. Hildebrandt hat eine gréssere Ansicht von Rom, Blick auf
die Stadt von der Strasse von Civita vecchia her, bei Abendbeleuch-
tung, fast vollendet. Zwei andere sehr interessante Arbeiten sind be-
gonnen: ,,Ein Sonnenuntergang am Marmormeer“, und ,Neapel bei Ta-
gesbeleuchtung “.
	*MDuffeldorf. Prof. Sohn malt an einer ,Loreley*, von der
man grosse Erwartungen heet.
	Honw. Unter den fir das ndchste Sommersemester angekiandigten
Vorlesungen, fiihrt der so eben ausgegebene Katalog unter der Rubrik
,Kunst* auch Vortrage von Dr. Springer tber den Kélner Dombau an.
	0. v. S, Mindjet. Nachdem die letzten Ausstellungen und die
Verloosung im Kunstvereine des verflossenen Vereinsjahres voriber,
war das Local auf langere Zeit geschlossen und mit Spannung erwar-
tete man die erste Ausstellung; denn frihere Erfahrung hat gelehrt,
dass von den hiesigen Kansllern stets vorzigliche Arbeiten aufgespart
worden waren, um beim Beginne eines neuen Zeitabschnills das Publi-
cum damit zu iiberraschen. Wie man vermuthen konnle, ist es ge-
schehen, denn seit lange erinnern wir uns nicht, so vieles Vorzigliche
zu gleicher Zeit im Vereinslocale beisammen geschen zu haben,

Im Fache der Landschaftsmalerei bewundern wir H. lleinlein’s
Wasserfall im Sultnerthale in Tyrol, Alb. Zimmermann’s Hinter-
see, von Ch. Morgenstern das Loisachthal bei Mureau, von J. G,
Steffan ein heranziehendes Gewitter und yon J. Schiffmann eine
reizende Strandparthie am Waldenstatter-See. J. Jacobs in Ant-
werpen ist vertreten durch eine Gegend am Nil, ein Bildchen von vor-
ziiglicher Wirkung, die tiefe Gluth des afrikanischen Himmels auf uns
ausstroémend. In derselben Richtung erblicken wir von Loeffler das
todle Meer und einen Abend am Nil. Von kaum ibertroffener Vollen-
dung ist G.Stange’s Partie von Venedig; in magischer Mondschein-
beleuchtung sehen wir eine Anzahl ruhig yor Anker liegender Schiffe,
durch deren Masten und Takelwerk sich der Schimmer der klaren Mond-
scheibe hindurchstiehlt und in den dunklen Wellen wiederspiegelt.

Im Fache der Architekturmalerei zeichnet sich E. Kirchner durch
zwei Darstellungen aus dem Heidelberger Schlosse, durch Wahrheit
und Kraft der Behandlung aus. R. Eberle brachte einen Schafer mit
seiner Heerde, Fried. Voltz, ruhende Ziegen an einer Felswand.
Unter den Portraits heben wir das in kleinem Maassstabe, aber ganzer
Figur zart und héchst verslandig susgefihrle Portrait ciner Dame von
Fr. Horschelt Вегуог,

i. Bronner, bekannt durch seine Darstellangen aus dem Gno-
menleben, lieferte ein reizendes Genrebildchen, das uns tanzende Irr-
lichter als weibliche Figuren in einer Felsgrotte, belauscht von einer
Gruppe Gnomen, vorfihrt. Das Stillleben ist vertreten durch zwei
Fruchtstacke yon Fr. Schmitt in Frankenthal.