Murillo in diesem Bilde auch in anderer Weise als grossen Mei-
sicr, indem er durch den sprechenden Ausdruck der Képfe,
den Adel der Hauplfigur, das magische Helldunkel und Colorit
und, selbst bei allem Naturalismus, durch die grossarlige Hal-
tung des Ganzen den héheren Ansprichen der Kunst vollig Ge~
	nuge 1е151е1. Е  (Fortsetzung folgt.)
	Michael Pacher, Maler und Bildschnitzer von Bruneck.
	Ich habe im zweiten Bande meiner deutschen Kunstge-
schichte mit besonderem Nachdruck das Werk eines Kinsllers
aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts hervorgehoben,
der his dahin in der Kunstgeschichte so gut wie unbekannt war,
das Altarwerk des Michael Pacher von Bruneck in St. Wolf-
gang am Wolfgangsce im Salzkammergut vom Jahre 1481. Es
sind mir inzwischen neue Nachrichten tiber diesen Kinstler zu-
gekommen, und zwar aus seiner Valerstadt durch den um Kunst
und Kunstgeschichte seiner Heimath sehr verdienten Hrn, у.
Vintler daselbst, dessen Kunstschitze und gastliche Zuvor-
kommenheil manchem Reisenden in freundlichem Gedachtniss
sein werden.

Die Inschrift auf dem Hochaltar zu St. Wolfgang lautet:
Benedictus Abbas in Mansee hoc opus Пет fecit ac complevit
per Magistrum Michaelem Pacher de Prauneck anno dni
MCCCCLXXXIL Dies Werk besteht nach damals tblicher An-
ordnung zum Theil aus Gemalden, zum Theil aus Schnitzwerk
und ist ein Schrein von architektonischen Gliederungen und
Verzierungen, Man hat nun trotz des deullichen Wortlauts der
Inschrift fir das Werk wenigstens zwei verschiedene Meister
angenommen, Schnilzarbeit und Archilektar dem Michacl
Pacher zugewiesen und, ohne die mindeste Berechtigung und
voéllig kritiklos, fir die Gemalde den Meister Michael Wohl-
gemuth eingestellt, vielleicht weil man die Vercinigung beider
Kunsttbungen in Hiner Persénlichkeit nicht fir wahrscheinlich
мен. Es ist deshalb wenigstens, gegen derartige Zweifel, von
Werth, urkundliche Nachrichten tber dic Person des Kiinsilers
in die Hande zu bekommen. Herr v. Viniler theilt sie mit:

»Das als die Heimath des Kiinstlers angezeigte ,Prauneck*
der Inschrift am Allare zu St. Wolfgang ist unstreilig die kleine
tyrolische Sladt Bruneck, in allen altern Urkunden und im Munde
des Volks Braunekh auch Brauneggen genannt. Nachforschungen
im sladtischen Archive haben aus der Zeit der genannten In-
sehrift folgende urkundliche Angaben uns gebracht:

Die Schenkungs- oder Stiftungs—-Urkunde eines Friedrich
Pacher, Btirger von Prawnegk vom Jahre 1493, woraus wir die
Anwesenheit des Familiennamens in Bruneck crsehen. — In
ciner andern Stiflungs-Urkunde eines ,Jérge Im pamgarten*
vom Jahre 1467 heisst es am Ende: ,,vnd des sind gezewgen
die erben (ehrbaren) Friz Gérle der zeit biirgermeister zu
Brawnekh vnd meister michel der maler vnd Christian Kranegker,
beide purger zu Brawnekh.*«

Inzwischen wiirden diese Belege cinen vollgiilligen, histo-
rischen Werlh nicht haben ohne cine andere Urkunde, die sich
im slidlischen Archiv zu Bolzen vorgefunden hat, und die wort-
lich also lautet: .

»»Wir die hernach geschriben Mit Namen Ludwig Gandl
Asan Jaslar Symon inesu Symon Abraham stoffl am Kawt Je-
ronimus puchler lorenz am Haimgarten die alle Sesshaft zu
Griess Ingagenwrtigkchait der fiirsichtign vnd weisen Chunradtn
lerhueber dieczeit Burgermaister ze Boczn vnd maister Thoman
Hafner Burger daselbs hab wir ain abred wnd tading getroffen
Mit dem Erbern vnd weisn Maister Micheln pacher Maler von
Brawnegk von wegen eines werchs ainer Tauel In vnser lieben
frawn pfarrkirchn ze Gries die da gemacht sol werdn Nuczper-
	lich, werperlich vnd ganez vuankchlich Im verdingt vmb ain
Sum gelts vierthalb hundert Markch perner guier Meraner miincz.
Ttem wann das werch volbracht vnd an die stat gemacht wirdt,
als obn bestimbt ist, vnd ob sach wir vnd es sich begab das
die obgenantn von Gries vnd Maisler Mich] ettwas schritlig wurdn
ynd es mit einander vber ains nicht mochle werdn So sol yett-
weder tail zwen pidermann Nemen die sich dann auf solch
arbait versten vnd des ftinften vberein werdn, ynd dieselbn
versuchen sulin wes sy schriltig warn Sy des mit giitigkchait
entscheidn ynd was dann dieselbn erkennen dabei es hinftir an
alle wailre waigrung besten vnd beleibn sol. Item Mer ist be~
redt wordn das der maister das werch In vier Iaren machn be-
rain yvnd aufselzn sol vngeuarlich. Item Mer ist beredt wann
der Maister das werch aufseczt vnd vergult solin Im die von
Grics die spciss tuen als ain solchn man zugehért. Mer ist
beredt vnd betadingt wordn das die kirchprobst von Griess
Maister Michln gebn sulln Auf nachstktinfflig Milleuasten funffzig
markch wnd darnach alle lar auf Milteuasten zway vnd dreyssig
markeh biss auf volle werung der obgenanten Sum yedes zyt
zu beczalln als geschidn ynd gesprochn gelt an alle schadn.
Item von Erst Vedin Im Sarch vier geschniten prustbild sannd
Blasy Sannd Lienhart Sannd Johanns gotistauffer vnd Sannd Vi-
gili vnd an die fliig] des zarchs Inwendig geschnitne pild
Sannd Wolfgang vnd Sannd Jérg vnd ausn an der flugl Sannd
Barbara vnd Sannd Catharina Item obn In der tauel vnnser liebn
frawn krénung In aller der maass als In vnnser liebn frawn
pfarrkirche In der Tauel ze Boczen stet, ynd an seiln Sannd
Mich] vnd Sannd Erasm Item Inwendig In die flue geschniter
pild als vnser liebn frawn geburdt als zu weinachlen ynd die
heilis drey kunign in die andere flug vnnser frawn gruss vnd
	уппзег Егауп schidung Item Ausn an die ain flug den olperg
	vnd die gaislung vnnsers liebn Hrn vnd an die ander seitn das
Crucifix vnd die Vrstend vnnsers Hrn gemalt Item Inwendig
der Tauel dic Rickwandt hinten pannyr golt (wahrscheinlich
gepresst) Item die Rickwandt In Fliign mit plaber Farb. Item
an orten der Tauel an ainer seitn sannd Sewastian ynd sannd
Florian Item obn Im Tabernack! ain Crucifix mit vnnser frawn
уп@ sannd Johanns ynd ze obrist In dem Tabernackl ob dem
Crucifix ain maria pild mit dem Kind Item was von Eisenwerch
der meister bedarff zu dem werch sulln die kirchpropst beczain
Un solchm werch so Im verdingt ist zu machn ist Im zu Arr
gegebn geheen Rheinisch gulden vnd zu ainer Merern sicherhait
So hab ich benanter Mich] pacher maler fleissigklichn gebetn
den firsichtign vnd weisen conrad Lerhueber dieczeit Burger-
maister ze Boczen das der sein aign petschafft hinfiir gedruckht
hat doch Im vnd sein erbn an schadn Beschehn ze Boczen An
Montag nach Vrbany anno dni 1481.“ *

Von diesem, wie man sieht, sehr umfangreichen Werke sind
die Haupttheile, namlich der Mittelschrein mit seinen Innen-
und Aussenbildern, erhalten und in der Kirche zu Gries bei
Meran zu sehen. Das im Vertrag erwahnte Werk in der Stadt-
kirche zu Botzen ist aber nicht mehr an seiner Stelle.“

Ueber elwaige andre Werke von Pacher gibt Hr. v. Vintler
folgende Nachrichten:

Die am Stéckl zu Welsberg auf dem Platze befindlichen
Freskogemilde, leider durch Restauration des Mauerwerks sehr
beschadigt, méchten wohl von Pacher herrtihren; desgleichen
eine Maria mit dem Kind auf der Aussenseile des s, g. Hannes-
Miiller-Hauses in Bruneck, das im 15. Jahrhundert als ,,Widum
fiir die Gsellpriester* von St. Lorenzen diente; nunfreilich ganz
‘ibertiincht. Im Ursulinerkloster zu Bruneck sind zwei Tafeln
von Bildschnilzerci, die Kreuzabnahme und ein s. g. Vesperbild,
die gleichfalls dem Mich, Pacher zuzuschreiben sein dirften.“

Nachschrift. Eben indem ich obige Nachrichten nieder-