die Anlage von Garten kann daher nur selten vorkommen.
Dennoch will ich die Warlburg besonders hervorheben, da die
Restauration des herrlichen, byzantinischen Hauptgebaudes im
Aeussern seit dem vorigen Jahre vollendet und die Anlage eines
Gariens bereits in Anregung gebracht worden ist, mit welcher
ich in nachster Beziehung stche. Die weichen, gerundeten,
einfachen Formen der byzantinischen Bauart eignen sich viel
besser zur Nachbildung im Garten als die schwierigeren, spit-
zen, gothischen und die mit kurzen Sdulchen versehenen, bald
zu zwei, bald zu drei unter einem grésseren Bogen vereinigten,
runden Fensterbogen kdénnen fast ohne Abanderung und Ver-
Kleinerung als Muster fiir Blumenbeete dienen. Abwechselnd
zwei und drei solcher fensterférmigen Beele neben einander in
gegenseiliger, angemessener Enlfernung, in kreisférmig geboge-
ner oder auch gerader Linie aufgestellt, wiirden einen reizen-
den Blumengarten bilden, wenn men auch keine andre Verzie-
rung dazu nehmen wollte, als vielleicht noch eine den tblichen
Karnies vorstellende Einfassung der Rasenfliche. Man kénnte
sogar einen férmlichen byzantinischen Giebel (gleichsam den
Schatten oder Abdruck eines wirklichen Giebels) mit Fenstern
darstellen, dessen Gesims hier ebenfalls, der grésseren Man-
nichfaltigkeit wegen, ein Karnies, 4. В. aus- und eingebogen,
sein kénnie. Diese Nachahmung erscheint auf den ersten Blick
als Spiclerei, in Wahrheit ist aber keine Kiinstelei dabei, denn
dic Formen — ein gleichseitiges Dreieck und ein Viereck —
sind so einfach, dass sie auch im Garten gefallen miissen und
tberhaupt oft darin angewendet werden. Die Zeichnung auf
dem Rasen des Gartens wird mit Bux ausgefiihrt, man kénnte
zur Abwechselung aber auch behauene oder gebrannie Steine
dazu verwenden, die man schon haufig als Einfassung in Garten
braucht, und in diesem Falle wiirde sogar das aus Pflanzen
nicht zu bildende Capital der Saulchen nicht fehlen.

Was die Wahl der Blumen betrifft, so ist eine geschicht-
liche Beziehung durch die Anwendung solcher Blumen, welche
schon zur Ritterzeit vorkamen, nur anzudeuten. Die eigent-
liche Ausschmiickung aber muss mil allen Mitteln der gegen-
wartigen Blumenzucht ausgefihrt werden. Das lasst sich eben
so gut rechtferligen, wie die dem Bedtirfniss der jetzigen Be-
wohner angepassle, innere Einrichtung der Burg und die Tracht
der Bewohner selbst. Jede Alterthtimelei in dieser Beziehung
wird leicht liacherlich.

Die nichste, dussere Umgebung der Burgen kann im mo-
dernen, landschafllichen Gartenstyl gehalten sein oder ganz den
Charakter des Waldes tragen. Selbst wenn sie parkmassig be-
handelt wird, miissen waldartige Pflanzungen vorherrschen, nicht
nur, weil Wald das Mittelalter besser charakterisirt, als kulti-
virtes Land und Wiesen, sondern auch hauptsichlich der land-
schaflichen, malerischen Wirkung wegen. Nur machtige Fels-
massen wirken noch kraftiger und erhebender auf die Burg,
indem der Begriff der Festigkeit von ihnen unzertrennlich ist.
Kultivirte Felder sind, wo es angeht, nie in unmittelbarer Nahe
zu dulden. Eben so wenig sollten die Gemiisegarten der Burg-
bewohner gesehen werden, selbst dann nicht, wenn sie, wie
es in nicht zu billigender Weise in Hohenschwangau (wo der
grosse Gemisegarten am Fusse der \onigsburg die Ufer des
blauen Waldsees verunziert) der Fall ist, nach einem tberaus
kinstlichen Plane angelegt sind. Nur Weinberge sind, wo sich
die Lage dazu eignet, zulassig, da sie bei aller Kultur etwas
Natirliches haben und bekanntlich im Mittelalter sehr begiin-
sligt waren. Erstreckt sich der Einfluss des Burgherrn auf
eine grosse, von oben sichtbare Bodenfliche, so muss diese,
ohne gerade einen modernen Park zu bilden, auf jede mégliche
Weise verschénert, wenigstens vor landschafllicher Verunstal-
tung bewahrt werden.
	\. у. Kaulbachs Illustrationen zu Shakespeare.
	Es ist vor Kurzem tber die Behandlung kiinstlerischer
Stoffe durch die Dichter und die bildenden Kiinstler manches
sehr Beachtenswerthe und Interessante im Deutschen Kunstblatte
gesagt worden, und nicht mit Unrecht sucht man die Grenzen
beider Kiinste fort und fort genau zu bestimmen und gegen
einander inne zn halten. Aber bewiese dieser Gegensatz nicht
schon ihre Verwandtschaft, so thun es die zahlreichen Ulustra-
tionen, welche stels, sowohl zu den Zeiten des alten Holz-
schnitts, als besonders seit dem Aufschwunge der vervielfalti-
genden Kiinste die bestandigen Begleiler der Bucher und Schriften
unserer Dichter gewesen sind, welche gerade heutzutage tiber-
haupt so sehr an der Ordnung sind, dass fast kein Buch, kein
Blait mehr auf der Messe ohne diesen nothwendig gewordenen
Schmuck noch erscheint. Die Illustration will aber auch jene
Grenzstreiltigkeiten nicht vermehren. Sie will ihrem Wesen
nach auch Nichts sein, als eine Begleitung des dichterisch ver-
arbeileten Stoffes, eine Anlehnung an Bekamnies, eine Verdeut-
lichung desselben. Sie ist freilich unter Umstinden mehr. Sie
kann ebensowohl eine freie Bearbeilung desselben Stoffes sein,
eine Verdramalisirung desselben, — wenn wir so sagen diirfen
— als auch eine Erganzung durch die specifisch malerischen
Motive, die in ihm verborgen liegen. Immer ist sie gleichsam
die gemeinsame Lecttire des Textes mit einem kiinstlerischen
Geiste und gewahrt, je ebenbirtiger dieser dem Dichter ist,
einen desto grésseren Genuss.

Von Hans Holbein bis auf Julius Schnorr hat man
vielfache Bibelillustrationen. Die gréssten Dichter aller Zeiten
haben ihre Illustratoren gefunden. Homer ward durch Flax-
mann, Virgil durch Frommel, die grossen italischen Dichter
des Mittelaliers wurden durch Cornelius und Flaxmann be-
gleitet. Den Ossian illustrirte §. Ruhl, den Don Quixotte der
geniale Cruikshank. Unser Nibelungenlied ist durch Ben-
demann und J. Htibner, durch Cornelius, J. Schnorr
und Neureuther geschmiickt worden. Leizterer half den
Holzschnitt auf dem Gebiete der schénen Literatur wieder in
sein Recht einsetzen. Schiller und Géthe sind von Retzsch,
Dittenberger, Oesterley, Wagner, Fihrich, Oppen-
	heim, Neureuther und vielen Anderen mit Bildern geziert—
	worden,

Weit entfernt, hier von illustrirten Dichtern ein vollstan—
diges Verzeichniss zu geben, was sich gleichwohl vielleicht der
Mihe verlohnte, seien hier nur noch die hauptsachlichsten
Shakespear —Illustrationen verzeichnet, welche immer noch lange
nicht den Reichthum allein der deutschen Shakespear - Literatur
erreichen und bei der Unerschdpflichkeit des britischen Dich-
ters auch eine neue Illustration eher gerechtfertigt, als tiher-
flissig erscheinen lassen.

Robert Smirke, (1751—1845) mit Stothard der Chor-
fihrer der glanzenden Illustrationsepoche poetischer Werke, und
der vorziiglichste Stecher an J. Boydell’s grosser Pracht-
ausgabe des Dichters in 9 Foliobanden mit 100 Kupferblaitern,
gab noch besonders 24 Blatter in Radirungen auf Stahl heraus.
— Thursten lieferte zu einer ilustrirten Ausgabe des Dich-
ters 230 Vignetten, die von Thompson in Holz geschnitten
wurden. — Moritz Retzsch’ Umrisse sind bekannt. 8. Ruhl
gab gleichfalls dergleichen. Bekannt ist ferner Charles Heath’s
Shakespear-Galerie, welche die wichligsten Frauencharaktere
aus den Dramen enthalt.

Wir dirfen uns der besten Uebersetzungen Shakespears
und der handlichsten Ausgaben riihmen, aber eine Illustration,
	wie dic beabsichtigte, existirt noch nicht und man muss es
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