als Vorbildner des bertihmten Gemaldes desselben Gegenstandes
von Murillo; denn es ist darin auch die Stillung des Durstes
als Hauptgegenstand behandelt, es befinden sich hier schon
inanche Motive, die Letzterer bentlzte, es kommen _ bereits
grosse Massen des Helldunkels zur Anwendung.

Im Helldunkel ist es aber hauptsaichlich Francisco Her-
rera der Alte, welcher in der Sevillaner Malerschule die
Bahn gebrochen, worin Velasquez und Murillo so bewundrungs-
wirdig sind. Auch war er der Erste, der in der Zeichnung
des Nackten, und tiberhaupt in der ganzen Auffassungsweise
den Naturalismus zur vollen Geltung brachte, ohne jedoch des-
halb gemein zu werden. Ein in beiden Beziehungen héchst
merkwirdiges Gemalde von ihm ist das Mannalesen in der Na-
lional-Galerie zu Trinidad in Madrid. Die Hauptperson des
Gegenstandes, den Moses, riickte cr in die Ferne und bedeckte
Ши nebst seiner Umgebung mit einem breiten Schlagschatten,
so dass cr sich ganz im Helldunkel befindet, nur, wm die Man-
ner und Weiber des Volkes, die in schénen, nalurwahren Be-
wegungen ihre halbentbléssten Kérper entfallen, im Vorder-
grund als Hauptsache in desto glinzenderem Lichte erschei-
nen zu lassen. Nach seiner etwas rauhen Art im Leben hat
er auch seine Gemalde nur mit derbem Borstpinsel auf eine
kecke, rauhe Weise ausgefiihrt und so in Spanien die nachmals
daselbst so sehr in Schwung gekommene Bravourmanier zuerst
in Aufnahme gebracht.

Nach einander, jedoch als Zeitgenossen, sehen wir nun die
fiinf hervorragendsten und originellsten Maler der spanischen
Schule hervortreten. Es sind dieses, nach ihrem Alter hier
aufgezahlt: Josef de Ribera, genannt il Spagnoletto, ge-
boren bei Valencia 1588, gestorben zu Neapel 1656. — Fran-
cisco Zurbaran, geboren 1598, in Sevilla erzogen und
Schiller des Roélas, starb 1662. — Diego Velasquez de
Silva wurde 1599 zu Sevilla geboren, starb in Madrid 1660.
— Alonso Cano, geboren 1601 zu Granada, aber der Schule
von Sevilla angehérend, starb 1667. — Endlich der grésste
aller spanischen Maler, Bartolomeo Estéban Murillo aus
Sevilla, geboren 1618, gestorben 1682.

Josef de Ribera folgte hauptsichlich dem Michel An-
gelo da Caravaggio, den er in Italien hatte kennen lernen. Da
er lange in diesem schénen Lande verweilte und viele Werke
daselbst ausfiihrte, so ist er und seine naturalistische Darstel-
lungsweise auch ausserhalb Spaniens sehr bekannt. Die Energie
seines geisligen Vermégens gelangte nur selten zu ciner idealen
Erhebung, die Schonheit scheint ihm unbekannt geblieben zu
sein, vielmehr sank er oft bis zur Gemeinheit herab; jedoch
war er stets keusch und mannlich. So befindet sich in der
Akademie zu Valladolid das Bild einer reuigen Magdalena, de-
ren Ausdruck ernster Busse wahrhaft ergreifend ist; und eben
so wirdig ist eine Maria Egyptiaca im kénigl. Museum zu Ma-
drid behandelt. Fern von ihm ist jene Liisternheit, welche man
sonst so hiufig in dergleichen Darstellungen seiner grossen ita-
lienischen Zeitgenossen zu schen gewohnt ist. Fiir die Augu-
stinerkirche zu Salamanca fertigte er die Gemalde zu dem Re-
tablo, dessen grosses Mittelbild die Conception darstellt. Die
Anordnung mit vier anbetenden Engeln ist darin eben so gross~
arlig, als der Kopf der h. Jungfrau von ciner Schénheit, wie
er bei den Spaniern nur selten vorkommt. Die vier Seitenbil-
der veranschaulichen die Heimsuchung, Joseph das Christkind
im Arme haltend, Johannes den Taufer und den В. Auguslinus,
mit dem Kinde, welches das Mcer ausschépfen will, was dem
Kirchenyater ein Bild der vergeblichen Bemihung wurde, das
Geheimniss der h. Dreieinigkeit zu ergriinden. Das Werk hat
er auch mit seinem Namen bezeichnet. — Dagegen ist sein be-
riihmtes Bild des schlafenden Jacob im k6nigl. Museum za Ma-
	geschminkt, ег Аизагаск зешег Кбр bedeutungslos. Von
einem sonst ungekannten spanischen Maler, der sich Alfonsus
Santius f. 1582 hezeichnet hat, befindet sich im kénigl. Mu-
seum zu Madrid ein Altarblatt, das noch ein Studium nach den
Werken des Sodoma verrith. S. Sebastian steht hier in der
Mitte einer Landschaft, die hh. Benedictus und Franciscus zu
den Seiten. Oben in Wolken thront Christus und Maria und
uber ihnen Gott Vater. Das Bild, von guter Zeichnung und
Farbung, hat indessen weder die tiefe Empfindung, noch den
Schmelz des Colorits jenes italienischen Meisters.

Francisco Ribalda, geboren 1551, gestorben 1628, nahm
nach den Zeiten des Vicente Joanes die ausgezeichnetste Stelle
in der Malerschule zu Valencia ein. Seine Studien hat er in
Italien, wie es scheint, hauptsichlich nach Raphacl und Andrea
del Sarto gemacht, deren schénce Zeichnung und Farbung er
sich anzueignen suchte. Von besonderer Schénheit ist unter
mehreren Bildern in der Provinzial-Galerie zu Valencia cin
kleines Gemalde der Krénung Marid, mit umschwebenden En-
geln, die ganz im Raphaelischen Geiste behandelt sind. In der
gewihiten Sammlung des Kupferstechers Hrn. Vicente Peleguer
in Madrid sah ich ein dem Andrea del Sarto wirdiges Bild des
Leichnams Christi, von drei Engeln beweint. Die Zeichnung
des Nackten daran ist sehr edel, die Farbung tief, aber manch-
mal etwas geschminkt in der Carnation, auch ist der Ausdruck
von keiner ergreifenden Tiefe. Oefter hat er den das Kreuz
tragenden Christus dargestellt, stets edel in Zeichnung und Aus-
druck, doch dem des Sebastian del Piombo nicht gleichkom-
mend, mit dem Ribalda 6fter verglichen worden ist.

Es bereitete sich unterdessen in Sevilla eine Richtung vor,
aus welcher die gréssten und originellsten spanischen Maler
hervorgegangen sind. Zu jenen Meistern des Uebergangs zahlen
wir hauplsachlich Francisco Pacheco (geb. 1571, gest. 1654),
Juan de las Roélas (geb. 1558, gest. 1625) und Francisco
de Herrera el Viejo (geb. 1576, gest. 1636). Ersterer
awar folgte in seiner friheren Zeit noch der strengen, italie-
nischen Richtung, war sehr bestimmt in den Umrissen und et-
was trocken in der Farbung; allein spater wendete er sich dem
Naturalismus zu, und, als ein Mann von ausgebreiteten Kennt-
nissen, der die Gelehrten und Kunstler gern um sich versam-
melte, wirkte er sehr belebend auf die jiingere Generation der
Maler; er war selbst der Lehrer des Alonso Cano und des Ve-
lasquez. In seinen Deckengemalden in dem sogenannten Haus
des Pilatus zu Sevilla behandelte er mythologische Gegenstande
in der italienischen Weise, voll Figuren in starken Verkirzungen,
von unten nach oben gesehen. Sie sind von trefflicher Zeichnung.
Auch einige seiner Gemalde mit einzelnen Heiligen zeigen noch
Anklange an die italienische Darstellungsweise des 16. Jahr-
hunderts. Dagegen ist sein Bild aus dem Leben des Pedro
Nolasco im Museum zu Sevilla, worin Schiffer dem Heiligen zu
Dienst sind, mehr dem Naturalismus zugewendet.

Juan de las Roelas scheint besonders yon Tintoretto
inspirirt gewesen zu sein. Zum wenigsten erinnert sein gros-
ses Attarblatt des h. Jacobus in der Schlacht von Clavijo, wel-
ches er im Jahre 1609 fiir die Kapelle Santjago in der Kathe-
drale zu Sevilla gefertigt, sehr an die kiihne Behandlungsweise
jenes Venetianers. Die Figuren sind stark tiber Lebensgrésse,
das Ganze von ausserordentlicher Wirkung, besonders der unter
die Feinde Schrecken verbreitende Apostel, welcher lichtvoll
auf weissem Pferde wie aus dem Bilde heraussprengt. In der-
selben grossartigen und breiten Weise des Tintorctlo ist auch
das colossale Allarblalt mit dem Martyrthum des Apostels An-
dreas im Museum zu Sevilla behandelt; und in dem Gemilde,
wie Moses Wasser aus dem Felsen schlagt, welches aus Aran-
juez in das Madrider Museum gelangte, zeigt sich Roelas schon