lerei war ohne alles Verhaltniss schwach verlreten, so dass besser
ihrer Leistungen nicht gedacht wird, und nur die Frage gerechtfertigt
erscheinen mag, warum Kinstler wie Kaulbach, Hess, Schrau-
dolph, Strahuber, Konig, Fischer, Genelli,Schwind, Moralf,
und wie sie alle heissen, dem Verein nichts bieten, oder nichts gelten ?
Dagegen ist nicht zu verkennen, dass der Ruhm unsrer Landschaftmaler
in den diesmaligen Ankaufen des Kunstvereins wiederum eine glanzende
Rechifertigung gefunden hat. Die Natur in ihrer anendlichen Mannich-
faltigkeit des Terrains, des Klimas, der Lander, der Tages- und Jah-
reszeiten, des Wetters, der Beleuchtung, der Farbe und Stimmung
bietet far sich schon zahllose Reize, die sich unter der Wirkung eines
freien, meisterhaften Vorirags nolhwendig vervielfachen. Fast nicht
eine der angekauften Landschaften durfte man miltelmassig nennen,
die Mehrzahl gehdrte zur Reihe der Cabinetsbilder. Dahin rechne ich
die grosse Abenddémmerung an der Loisach von Zwengauer, den
Sommersonnentag im Walde von Rich. Zimmermann, die Ernte am
Chiemsee von C. Ebert, den melancholischen Hibsee von Haushofer,
den wunderbaren Herbststurm von Rosenthal, die Thorsdulen am
Kochelsee von H. Heinlein, die Hinengraber von Chr. Morgen-
stern, den Waldbachfall im Hochgebirge von Alb, Zimmermann,
die Sommernachmittaglandschaft bei Salzburg von Aug. Seidel, einen
Schweizer Wasserfall von Steffan, Beyrut am Libanon von L6ffler,
eine niederlandische Gegend von Stademann, eine norwegische von
Baade, den hohen Watzmann bei Berchtesgaden von J. Lange, eine
Waldpartie von Beckmann, den Kochelsee von Franz Seidel,
eine Winterlandschaft von Langko ete.

Was nun das Gedenkblatt des Vereins betrifft, so waren wir im
verflossnen Jahr so wenig zufrieden gestellt, dass heuer eine bessre
Stimmung unschwer hervorazubringen war.

Ein nicht uninteressantes Charaktergemaélde von Fliggen, die Be-
endigung eines Erbschaftsprozesses zwischen unberechtigten und un-
gerechten vornehmen und berechtigten armen aber rechtschaffnen Com-
petenten zu Gunsten der letzten, das als Bild hier sehr gefallen hat,
ist mit Hilfe der Galvanographie von Hanfstang! vervielfalligt worden
und wird als Gedenkblatt vertheilt; gewiss zur Zufriedenheit eines
grossen Theils der Mitglieder. Gréssren Dank noch erwirbt sich der
Verwaltungs-Ausschuss durch die Wahl des Gegenstandes fir das
nichste Vereinsblatt, indem er dafiir eine der herrlichen, griechischen
Landschaften von C. Rottmann ausgewahlt hat, die Schéninger mit
Hilfe der Galvanographie vervielfalligen wird: ,,Die Bucht von Aulis.“
	Vollstandig erschien:
	schichle der viaemischen Malerschule hdchst interessantes Dokument
mit, das jingst in Gent im Besitz eines Herrn Lemmens aufgefunden
wurde und jetzt dem Stadt-Archive einverleibt ist. Es ist nichts we-
niger, als cin authentisches Verzeichniss der in Gent vom Jahre 1338
bis 1539 und von 1574 bis 1714 lebenden Maler und Bildhauer, die
Statuten ihrer Gilde und sonslige fir die vlaemische Kunstgeschichte
merkwirdige Notizen. Die Verzeichnisse der Maler-Gilde Antwer-
pens reichen nur bis zum Jahre 1431 und die von Brigge noch
einige Jahre spater. Die Genter Maler - Gilde hatte den h. Lucas zum
Patron. Nur die in Gent wohnenden Meister konnten in dieselbe auf-
genommen werden, fremde Kiinstler mussten sich erst das Birgerrecht
erwerben. Die Maler machten, wie es scheint, sehr eintragliche Ge-
schafte, denn zur Aufnahme in die Gilde mussten sie, nach unserm
Gelde, etwas mehr als {00 Thaler zahlen, fir jene Zeit eine hedeu-
tende Summe, und der Zunft auch einen in Silber getriebenen Kopf
(Becher) verehren, welche bei den Gildefesten gebraucht wurden. Be-
deutend waren die Strafen gegen Verletzungen der Satzungen. So
wurde jeder Maler, der offenbar schlechte Fleischfarbe, gemeinen
Zinnober und Ultramarin (Azur), falsches Gold oder falsches Sil-
ber gebraucht hatte, schwer an Geld gestraft, und nicht minder der
Bildhauer, der zu seinen Arbeiten schlechtes, feuchtes Holz verwandte.
Die Il!uminatoren zahlten nur ein Viertel der Eintrittssamme; doch war
es ihnen streng untersagt, Miniaturen zur Ausschmiickung von Missalen
und andern Manascripten auszufthren, da dies bloss den Malern ge-
stattet, Kein fremder Maler durfte in Gent seine Kunst aiben, kein
fremder Bilderhandler dort Gemalde verkaufen, ausser in der Zeit der
freien Messe zu Halbfasten, Die Magazine und Werkstatten der
Zawiderhandelnden wurden auf Befehl des Magistrats geschlossen, Nur
eine Ausnahme wurde hiervon gemacht; im Jahre 1421 schenkte die
Stadt den Gebriidern Johann und Hubert van Eyck, die eben
beschaftigt fir die Stadt das ,Osterlamm“ zu malen, freiwillig und
unenigeltlich das Meisterrecht. Die hdchst merkwiirdige Handschrift
giebt ausserdem noch manche Notiz zur allgemeinen vlaemischen Kunst-
geschichte und berichtigt, als authentisches Dokument, manche Annah-
men iiber einzelne Kinstler dieser Schule, wie dieselben von modernen
Kunstgeschichtschreibern, ohne alle Belege, aufgestellt worden. (Ind. B.)
	рат. Der Kaiser hat Befehl gegeben, die 25 Seebilder von
Gudin zu kaufen, welche Louis Philipp von ihm fir Versailles malen
liess. Sie sollen im dortigen Museum aufgestellt werden.
	EAunstvereine.
	Der Kunstverein in Rivtimehen
	hat sein 29. Lebensjahr zuriickgelegt und in demselben merkliche Zeichen
der Reconvalescenz gegeben, nachdem er einige Jahre in Betreff der
Mitglieder- Anzahl eine rickgangige Bewegung gemacht hatte. Wir
zihlen jetzt wieder 3062 Mitglieder, nachdem ihre Zahl im Jahre 1849
von 3117 allmahlich auf 2815 geschwanden war. Doch bleibt wun-
derlicher Weise die Jahres-Einnahme hinter der vorigen zurick
(38,811 Fl. gegen 39,379 Fl.) Von dieser Einnahme wurden 31,709 Fl.
zum Ankauf von Kunstwerken, zur Verloosung und Vertheilung ver-
wendet, namlich far 10 plastische Werke, 111 Gemalde, 1 Galvanogra-
рые und 28 Kupferstiche und Lithographiecen, und fir das Vereins-
Gedenkblatt. Ausgestellt aber waren im Laufe des Jahres 474 Oelge-
malde, 93 Handzeichnungen, 19 Kupferstiche, 39 Lithographieen, 71
plastische Werke, 132 Photographieen, 22 Medaillen, 2 Galvanographieen
und 160 verschiedene Gegenstinde.

Sehen wir uns neben diesen Zeichen des dussern Wohlbefindens
auch nach den eigentlichen Merkmalen des Lebens, den Leistungen des
Vereins um, so miissen wir bei den Ankaufen und dem Gedenkblatt
stehen bleiben. Die angekanften Gegenstande miissen grdsstentheils
als achtungswerthe Arbeiten begeichnet werden und die Zahl der
pbeachtenswerthen Bestrebungen und Versuche war olfenbar viel

geringer als in friihern Zeiten. Nur die Abtheilung der Historienma-
	CONVERSATIONS-LEXIKON

fiir

bildende Kungt.
	Нетаизсесерет уобп
	Friedrich Faber.
Wiustrirk mit vielen Holzschnitten.
	ЭГ Фапд.
Апзоафе аиЁ Уе!прар!ег 2°/ ТЫг. Pracht- Ausgabe 4 Thir.
	Dieser Band, einer der mhaltreichsten unseres Kunstlexikons, bietet dem
Kunstpublikum ausser vielen Kleineren Artikeln erheblichere und gréssere
Aufsatze tiber Giesskunst, Glassmalerei, Goldschmiedekunst, geschrotene
Arbeit, Gewandung; uber Gottdarstellungen, Grazien und Githebilder, tber
Vorstellungen Gottfrieds v. Bouillon, aber Zeichnungen und Gemalde nach
der géttl Komédie, iber Grabdenkmale aller Zeiten, aber die Stidte Gern-
rode, Gorkum, Gérlitz, Goslar, Gotha, Gittingen, Granada, Gratz, Gre-

noble, tber die Lande Graubiinden und Grossbritannien. Ausser dem im
letzten Hauptartikel vorliegenden Notizenschatze tiber alle bemerkenswerthen

englischen Kinstler bringt dieser Band Lebensbeschreibungen und Wirdigungen
der Bildhauer Goujon, Gottfro, Goyers, Greenough ctc., der Maler Gozzoli,
van der Goes, Gossart (Mabuse), van Goyen (m. Monogr.), Greuze, Gros,
Granet, Gitzenberger, Gdtzloff, Gropius etc., des Zeichners Grandeville,
der Stecher Gottig, Goltzius, Grateloup, Gonzenbach etc.

Leipzig, im Febroar 1853.
Renger sche Buchhandlung.
	Verlag yon Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.