115
	tragen, und auch zu ihrer Hebung wusste er mit eben so vieler
Einsicht und Geschick, als stitiger, ruhig fortschreitender Fir-
sorge und Thaligkeit zu wirken. Die Akademie der Kinste und
Wissenschaften in Miinchen crnannte ihn zu ihrem Ehrenmitgliede.
Reindel zeichnete sich auch als Mensch aus, Er war
fiir alles Wahre und Gute erwirmt und zeugte daftir mit Wort
und That. Pflicht und Recht galt ihm tiber Alles. Um seinem
vielseitigen Berufe véllig zu geniigen, lebte er in ginzlicher
Zuriickgezogenheit von den Zerstreuungen und Freuden des
Lebens, Nur im engeren Zirkel erwahller Freunde oder im
Kreise sciner Familie, die er mit aller Liebe umfasste, gab er
sich ungeheuchelter Heiterkeit hin. Scin ganzes Leben athmete
Wohlwollen und Menschenfreundlichkeit. Seine Freunde durften
unwandelbar auf ihn bauen, und wer seines Rathes, seines Bei-
standes, seiner Hilfleistung bedurfte, der fand ihn stets dazu
willig bereit. Er wusste sich selbst zu beherrschen und jede
leidenschaftliche Aufwallung fern zu halten, und bethaligte in
allen Verhaltnissen die Ruhe und Wiirde des Weisen. Seine
ganze Persénlichkeit hatte eben so viel Achtunggebietendes als
Veriraueneinfléssendes. Mit dem Selbstgefiihl, zu welchem seine
Talente und Leistungen ihn berechligten, verband er die an-
spruchloseste Bescheidenheit und erkannte mit gerechter Wir-
digung und ehrender Anerkennung fremde Verdienste an. Dafiir
erfreute er sich der allgemeinen Verehrung und Liebe seiner
Kunstgenossen und seiner Milbiirger. Die Letzteren bekundeten
dieselbe dadurch, dass sie ihn dreimal nach einander in das
Collegium der Gemeindebevollmachtigten wahlten. Achtzehn Jahre
lang diente er in diesem Collegium den Interessen der Stadt,
liess auch in diesem Verhallnisse nie von Gunst oder Ungunst
sich leiten, wusste das Wahre sicher zu treffen und folgte auch
hier einzig der Stimme der Pflicht und des Gewissens.. Ein
Anfall von Grippe machte nach wenigen Tagen seinem Leben
ein Ende. D. E.
	Aus Diisseldort.
	zu Frommels Aetna hat er die Figuren geliefert. Ausser die-
sen ferligte er fiir Professor Rauch dessen in Nurnberg aufge-
stellte Statue Albrecht Diirers, ftir den Albrecht Direr-Vercin
in Nurnberg die Madonna mit dem Kinde nach L. da Vinci und
fir das k. k. Ministerium des Innern eine Allegorie auf die Er-
ziehung, Schule und Woblthaligkeit nach R. Langer. Zu den
bedeutendsten Werken unseres Meisters gehéren: Ludwig I,
Kénig von Bayern, im Kronungsornat nach Stieler, die vier
Apostel nach Diirers beriihmten Gemalden in Miinchen und Nirn-
berg (der Kopf des Paulus erschien besonders gestochen), das
Grabmal des heil. Sebaldus von Peter Vischer, Kaiser Carl der
Grosse, nach dem beriihmten Bilde Albr. Diirers in der Nirn-
berger Galerie, und Paulus in Ephesus nach Le Sueur’s Gemalde
im k. Museum des Louvre. An letzterem Bilde hat unser Mei-
ster tiber acht Jahre gearbeitet und es leider nicht vollendet.
Zu dem Blatt das Sebaldusgrab“ mtissen wir noch bemerken,
dass Reindel nicht nur, wie oben bemerkt, die zwGlf Apostel,
sondern auch die Statue des Пей. Sebaldus, die des Peter Vi-
scher und vier Basreliefs an dem Grabmal besonders gestochen
hat, welche in gesonderten Sammlungen herausgegeben wor-
den sind,

Von der altdeutschen Malerei wendete sich Reindel auch
zu den Werken der alten deutschen Baukunst und fertigte eine
grosse Zeichnung der St. Lorenz—Kirche und eine colorirte
Zeichnung des damals sehr schadhaft gewordenen, schénen Brun-
nens auf dem Marktplalz in Niirnberg an. Diese Zeichnung
wurde die Veranlassung, dass ihm die Restauration dieses Brun-
nens tibertragen wurde. Er unterzog sich dieser Arbeit vom
Jahre 1821—24 mit der ihm eigenen Griindlichkeit und Aus~
dauer und erhielt zur Anerkennung seiner Verdienste die Me-
daille des bayer. Civilverdienstordens. In gleicher Weise hat
er mit vielem Glick die protestantische Hauptkirche und dic
israelitische Synagoge in Firth restaurirt, und die Ausfihrung
des Denkmnals, welches dem Burggrafen von Nurnberg, Frie-
drich II!., in der Kirche zu Kloster Heilbronn errichtct wurde,
geleitet.

Auch auf dem literarischen Gebiete hat er sich versucht,
indem er Thibaut’s Perspective lineaire, herausgegeben von Cha-
puis, tiberseizte. Original und Uebersetzung erschien bei Schrag.

Hinen grossen Theil seiner Zeit und Kraft nahm die Nirn-
berger Kunstschule in Anspruch.

Bald nach seiner Zuriickkunft nach Nurnberg iibernahm er
das Directorium der damaligen Maler-Akademie, welche im
Jahre 1819 nach seinen Vorschligen verbessert und erweitert
wurde, den Namen Kunstschule und spater den Namen Kunst-
gewerbschule erhielt. Er leitete die Anstalt mit grosser Um-
sicht, wusste ihre Attribute und Sammlungen bedeutend zu ver-
mehren, ertheilte in einigen Fachern selbst Unterricht und lei-
tete namentlich die Zeichnungen nach dem lebenden Modell.
Durch diese Anstalt wirkte er wesentlich auf die Kunstleistungen
in Nirnberg cin. Er wusste mit strengem Ernst die freund-
lichste Milde zu paaren und war von seinen Schiilern aufs in-_
nigste geliebt und verehrt. Nachdem sie langst aus seinem Un-
terricht getreten waren, blicb er ihnen Freund und Berather
und hat viele-derselben durch seine vielvermégende Fiirsprache
und Empfehlung zu Jebenslinglichem Danke verpflichtet. Dies
gilt besonders von denjenigen, welche er in seinem cigenen
Atelier bildete und deren Leistungen ein riihmliches Zeugniss
von seinem Lehrtalent ablegen. Wir nennen die bereits ver-
storbenen Weber, Buser, Zwinger, und die noch Jebenden Wal-
ther, Wagner, Enzingmiiller, J. G. Wolf, Perlberg, v. Stadler,
Serz u. A. Neben der Leitung der Kunstschule wurde ihm zu-
gleich unter dem Titel eines Conservators die Aufsicht tber
die stadtischen und kéniglichen Bildergalerien in Niirnberg tiber-

 
	Auf unserer permanenten Ausstellung sind die Leistungen
im Landschaftsfache noch immer die hervorragendsten. Den
besten, friiher genannten reiht sich vollkommen ebenbirtig ein
»Sommerabend im Park“ von Wille an, ein Bild von ebenso
poetischer Auffassung, wie meisterhafter Durchfihrung. Der
Strahlenkampf zwischen untergehender Sonne und aufgehendem
Monde, der in Luft und Wasser, wie auf den Blatterwanden
michtiger Eichen den giinstigsten Tummelplatz findet, gewdhrt,
wo er noch unentschieden, den interessantesten Anblick, wo
ec zu mildem Dammerlicht sich besanftigt, den wohlthuend-
sten Eindruck. Die Gefahr, in Kinstelei zu verfallen, die bei
Durchfiihrung einer solchen Aufgabe nahe lag, ist durchaus ver~
mieden und tiberall dem wahren, ernsten Zwecke der Kunst
genug gethan. — A, Achenbach giebt von Neuem eine Art
Scheveninger Strand, die weit in den Hintergrund zuriickwei-
chende, gekrauselte Meeresflache: ein Bild von tberwaltigender
Wirkung. —- Zwei treffliche Bilder sind auch die Landschaften
von Michelis und Weber, voll frischen Waldduftes und
stillen, unentweihten Lebens; ahnlich eine kleine Landschaft
von Lessing, eine norddeutsche Gegend darstellend. Ucher
das Gewéhnliche erhebt sich auch ein ,norwegisches Hochge-
birge“ von Bagge, wirksam in der Zusammensetzung und glin-
zend in der Farbe.

Als seltene Erscheinungen begegneten in der letzten Zeit
uns zwei historische Bilder, eine Scene aus der franzésischen
Revolution von Toussaint und eine andere aus dem dreissig-
jahrigen Kriege von Sel]; ebenso zwei Darstellungen aus der
kirchlichen Malerei, die ,heil. Cacilie* von A. Miiller und