a2eitung tir bildende Kunst und Baukunst. =—> => моя Ст. Organ der deutSchen Kunstvereine. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien Ae 17. herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 23. April. Эра: Rietschel’s Entwurf zur Schiller- und Géthe-Gruppe. — Die diesjéhrige Kunstausstellung in Hannover. (Fortsetzung.) — Ueber den Gang der christlichen Kunst in Spanien, von J. D. Passavant. (Schluss. — Kumnstliteratur. Architecture civile et domestique au moyen-age et a la re- Zeitung. Berlin. Potsdam. Halberstadt. Bremen. Dutssel- Kunst sich tberhaupt und besonders in unserer mehr nach Be- griffen, als in naiver Empfindung bildenden Zeit, sich gegen die Darstellung der subjektiven Gegenwart striubl, mag unsere Kleidang auch in der That etwas Unschénes haben und fir den Kiinstler, namentlich den Plastiker, schwieriger zu be~ wiltigen sein. Fiir Stoffe der Idealitat und Phantasie, fiir Dar- stellungen eigener, freier Erfindung wird sie daher so leicht Niemand empfehlen; und doch wurde in der neuesten Zeit in der Malerei durch den genialen M. von Schwind in Miinchen eine héchst glickliche von dem glinzendsten Erfolge begleitetc Initiative auch hierin gegeben und geradezu der Beweis gelie- fert, wie bei rechtem Verstandniss und Geschick auch die poe- tischste feinste Schépfung in unserm Costiime durchgefiihrt und zur Geltung gebracht werden kénne. Das Miltelalter hat in seiner Naivetat darin ganz andere Dinge gewagt, und wir se- hen in Stein gehauene Kleidungen auf Bildwerken jener Zeit, die abstruser und unschéner sind, als wir deren aufzuweisen haben, mit vollkommener Duldung, ja grosser Befriedigung an und bereichern unsere Anschauungen und erweitern unsere For- schungen an denselben. Bei historisch monumentalen Gegen- standen handelt es sich aber auch vorziglich um das Charak- teristische und Positive und das kann doch gewiss nur in der specifischen Kleidung der jedesmaligen Zeit gebracht werden, in ihr nur kénnen wir der Nachwelt eine Persénlichkeit zeigen und aufbewahren, wie sie wirklich war. Freilich hat das Mo- nument ausser der Darstellung der ausseren Erscheinung, aus- ser der geistigen Objektivirung, welche die Bedingungen des guten Portraits sind, auch noch das Element der Verherrlichung und Feier zur Aufgabe, und dieses mit dem Portrait zu ver- schmelzen, bleibt dem Genius des monumentalen Kiinstlers yor- behalten. Rietschel hat es, meiner Ansicht nach in der Schiller- und Géthe-Gruppe auch vollkommen erreicht und die Klei- dungen, obgleich ganz so wie sie diese grossen Manner wirk~ lich trugen, thun der Grossartigkeit und Erhabenheit des Mo- numentes nicht den mindesten Eintrag und figen der Erhebung nur das wohllhuende Gefihl des Bewusstseins bei, dass diese Heroen unsere Millebenden und Zeilgenossen waren. Gdthe ist ‘7 Fracke mit dem Stern und frisirt, Schiller im einfachen Ueberrocke mit wallendem Haare gebildet. Ausser dass diese 17 naissance, dessinée et publiée par Aymar Verdier et Dr. F. Cattois. dorf. Wannover. Littich. London. Rietschel’s Entwurf zur Géthe- und Schiller - Gruppe. Rictschers Modell zu den vereinigten Géthe- und Schiller- Statuen war vor einiger Zeit in Weimar ausgestellt und hat bei Kinstlern und Laien ungetheilten Beifall erworben. Mit auf- richtiger Freude und innerer Ueberzeugung habe ich. mich unter den Letzteren befunden und will Ihnen gern Rechenschaft tiber den Gang meiner Empfindung und ihrer Motive zu geben ver- suchen. Wenn das Erfinden und Durchfiihren einer plastischen, namentlich monumentalen Gruppe an sich schon grosse Schwie- rigkeiten bietet, so traten sie bei diesem Werke verdoppelt ein, da es eine neue Bahn zu brechen hatte, indem es den Blicken des Beschauers das ungewobnte Bild einer Gruppe in moder- ner Civilkleidung bot, nachdem Rauch schon durch ein sché- nes, geistreiches Modell einer Gruppe dieser grossen Dichter in griechischer Kleidung gerechle Anerkennung gefunden und Фе Vorstellung in cine andere Richtung gelenkt hatte. Ein entscheidendes Wort Kénig Ludwigs von Bayern, an welches grosse Vortheile fir das Zustandebringen dieses Monumentes gekniipft waren, machte diese Darstellungsart zur Bedingung, und seine Griinde wurden nicht nur maassgebend, sondern nach und nach auch als einsichisvoll und richtig erkannt. Das fremde Коза hatte unzweifelhaft eine Scheidewand zwischen der Ge- genwart und zweien ihrer gréssten Manner gezogen, die ihr nicht nur so ganz angehéren, sondern sie in geistiger Bezie- hung zum Theil geschaffen haben, und ihre Bildnisse, in dic- ser Bekleidung an dem Orte aufgestellt, wo sie gelebt und ge- wirkt, musste maskenhaft erscheinen und auf die Vielen, die sie noch lebend sahen und kannten, einen kalten, entfremden- den Eindruck machen. Der Nachwelt aber wiirde dadurch der Vortheil entzogen, das Bild dieser ausgezeichnetsten Dichter Deutschlands in ihrer wirklichen historischen Erscheinung auf- zanchmen und aus der Betrachtung desselben Belehrung iiber die Eigenthtimlichkeiten der Form und Sitte ihrer Zeit zu .schipfen, wie wir sie so vielen Denkmalen der Vergangenheit anerkennend verdanken und welche doch so viel zur Auffas- sung und zum richtigen Verstandniss ihres Geistes beilragt. Ausser dass das objektivirende und idealisirende Wesen der 1V. Jahreang.