in welcher er tiber den Zustand der Kunst in Italien und an~
	deren Landern Europas Kunde giebt, dabei aber auch Вас ое, _
	wie er glaubt, dass die Kunst, immer in Hinblick auf sein Va-
terland, kénne geférdert werden ). Mit kunsthistorischen Un-
tersuchungen beschaftigt sich auch der 4ltere Historienmaler
DonValentino Carderera; namenilich hat er viele geschicht-
liche und in Bezug auf das Costiim interessante Grabmonumente
in allen Theilen Spaniens abgezeichnet und gedenkt dariber ein
Werk in Paris erscheinen zu lassen, da es in Madrid und tiber-
haupt in Spanien keine Lithographen giebt, die hefriedigende
Arbeiten leisten wiirden. Dem Publikum schon bekannt sind
die 36 Lieferungen des gleichfalls in Paris erscheinenden Wer-
kes des Malers Don Genaro Pedro Villa~Amil?), worin
viele der interessantesten Gebdulichkeiten Spaniens malerisch
lithographirt sind, und 6fters auf Documenten beruhende Kunst-
nachrichten mitgetheilt werden. Villa- Amil ist hauptsichlich
Genre- und Landschaftsmaler und weiss den spanischen Gegen—
den die piltoreske Seite abzugewinnen und mit Geist darzustellen.
Sorgfaltiges, naturgetreues Studium bleibt bei seiner breit be-
handelten Ausfithrung wenig bericksichligt, die mehr auf eine
allgemeine Wirkung und mit Erfolg hinzielt. Auch Sevilla hat
einige schatzenswerthe Maler, unter denen sich besonders der
seht unterrichtete Historien- und Genremaler Don Joaquin
Becquer, von deutscher Abkunft, auszeichnet. Sein Bild eines
jener belebten Markttage in Sevilla giebt von dem ;bunten Trei-
ben derselben eine sehr charakterislische Darstellung. Ein an-
derer Maler daselbst Don Manuel Varena hat mit vielem Ge-
schick mehrere Gemialde von Murillo copirt und sich dessen
Colorit anzueignen gesucht, wie denn uberhaupt die spanisehen
Maler an der Farbung ihrer allen Schule festhalten. Seine eigenen
Compositionen gehéren dem Genre an. Die besten Landschafter
in Sevilla sind Baron und Dics; besonders schon behandelt
ersterer seine Baumgruppen, und fihrt sie mit vieler Sorgfalt,
wenn auch elwas conventionell aus.

Der Kupferstichkunst in Spanien zu gedenken, fanden
wir bisher keine Gelegenheil und auch jetzt kénnen wir iber
sie nur wenig berichten, da sich hier nie ein Meister von be-
sonderer Auszeichnung darin hervorgethan, wenn wir einige
Maler des 17. Jahrhunderts, namentlich Ribera, ausnehmen,
welcher vortreffliche Malerradirungen in Italien gefertigt. Um
die eigentliehe Kupferstichkunst zu heben, erschien gegen Ende
des 18. Jahrhunderts auf Kosten der Regierung die illustirte Aus-
gabe des Don Quixote de la Mancha, Madrid 1780, mit Ku-
pferstichen nach den Compositionen des Antonio Carnicero, und
1791 die Bildnisse und das Leben berihmter Spanier. Allein
es befindet sich dabei kein einziges Blatt von hohem Kunstwerthe,
Am ausgezeichnetsten sind noch die des Fernando Selma,
welcher auch 1782 uns zu allererst einen Kupferstich nach Ra-
phaels Madonna mit dem Fisch geliefert, der mit vieler Sorg-
falt sehr brav behandelt ist. Nach Selma hat sich R. Esteve
durch einen Stich nach dem berthmten Bilde des Moses von
Murillo verdienten Ruhm erworben, wenn er auch nicht ganz
	das reizende Helldunkel des Originals wiederzugeben ver-
	шос ще. Unter den jetzt lebenden Kupferslechern Spaniens ist
Don Vicente Peleguér in Madrid der angesehenste und seit
lingerer Zeit, man sagt seit 30 Jahren, beschaftigt einen Stich
nach dem Gemialde der h. Elisabeth von Murillo zu fertigen.
	1) Es fihrt den Titel: £7 artista en Ifaha y demas paises de Еитора,
alentido el estado actual de las bellas artes. Obra escrita en Roma por
Don Jose Galofre, examinada y clogiada por la Academia de San Fer-
nando, segun real orden communicada al autor. Madrid 1851.

2) L’Espagne artistique et monumentale. Wues et description des Sites
et des Monuments artistiques les plus notables de Espagne, Imp.-Fol. Pa-
ris 1642—50. 36 Lieferungen, andere sollen noch folgen.
	 

Die Platte hat er nach Paris gesendet, um einen Probedruck zu
erhalten, da die Druckereien in Madrid zu schlecht sind, um
gute Platten befriedigend abzuziehen. Die Zeichnung, die der
Kunstler behufs des Stiches ausgefihrt, ist sehr schén, so dass
wir auch eine gelungene Uebertragung auf die Platte erwarten
dirfen. In Sevilla setzt man grosse Hoffnungen in einen jungen
talentvollen Kupferstecher, Namens Horticosa, der in Paris
studirt hat und ein vortrefflicher Zeichner ist.

Diesem Mangel an spanischen Kiinstlern abzuhelfen, die
Kunst tiberhaupt im Lande zu heben, hat die Regierung vor ei-
nigen Jahren die Akademien auf 15 vermehrt, von denen vier
ersten Ranges in Madrid, Sevilla, Valencia und Barcelona, wo
-in allen Fichern der bildenden Kunst Unterricht ertheilt wird.
 Angestellt sind daran ein Prasident, ein Secretair, ein Kunsthi-
storiker und mehrere Professoren. Die tbrigen Akademien be-
schranken sich auf den Zeichenunterricht. Der Erfolg entsprach
jedoch nicht den wohlgemeinten Absichten, Denn bei den mas-
senhaften Anstellungen, besonders in diesem Lande, wo Pro-
tectionen mehr als das Verdienst oder die Fahigkeiten zur Gel-
tung kommen, zeigte es sich sehr bald, dass die wenigsten der
Aufgabe ihres Berufs gewachsen waren, der Unterricht auf das
klaglichste bestelit ist, und von vorn herein die Einrichtungen
ungeniigend, mehr auf die Bequemlichkeit der Professoren, als
auf eine tiichtige Férderung der Kunst berechnet sind. Die
unter Carl Ill im Jahre 1752 gegriindete Academia de S. Fer-
nando zu Madrid suchte schon Mengs, aber vergeblich, durch
Inlriguen verhindert, zweckmassiger einzurichten und Miss-
brauche abzustellen. Hier wird der Zeichenunterricht nach dem
lebenden Modell Morgens von 8 bis 10 Uhr taglich ertheilt und
hierauf der im Malen von 10 bis 12 Uhr. Die tibrige Zeit ver-
wenden dic Malerzéglinge zum Copiren nach alleren Gemalden,
wobei ohne alle vorbereitende Aufzeichnung sogleich auf die
Leinwand gemalt wird. Die Architecturschule liegt ganz im
Argen und noch trauriger sieht es mit der der Sculptur aus.
Der einzige Kupferstecher, der als ein Kiinstler gelten kann, hat
seit 30 Jahren keinen Kupferstich herausgegeben; die Stempel-
schneider sind, wie die Miinzen zeigen, ganz erbirmlich, und als
neulich ein Franzose cinen schénen Stempel far die Manze anbot,
wurde so lange intriguirt, bis sein Antrag von der Regierung ab-
gewiesen wurde und er Spanien des Friedens halber verlassen
musste. — In Sevilla haben Prasident und Professoren seit Jahren
Berathungen gepflogen, wie ihre Akademie besser cinzurichten sei,
nach spanischer Indolenz blieb aber alles vorerst im provisorischen
Zustande, nach welchem im Sommersemester wihrend drei Mo-
naten téglich 4 Stunden nach dem lebenden Modell gemalt wird,
wahrend im Winter ebenso der Zeichenunterricht nach demsel-
ben stallfindet. — Fir alle Akademien sind zum Nachzeichnen
Gypsabgiisse von guten antiken Statuen (die hier alle zur Ge-
schlechtslosigkeit verstiimmelt sind) angeschafft worden, sind
aber, nach spanischer Sille, so stark mit Kalk tibertiincht, dass
alle einzelne Theile ganz stumpf geworden; und hiernach soll
studirt, das Kiimstlerauge gebildet werden! — Die Vorlegblalter,
nach welchen die Zéglinge zeichnen, bestehen in Pariser Lilho-
graphien, namentlich in Blumenstiicken, nach welchen ich in Jan-
gen Riumen ehemaliger Kléster cine grosse Zahl junger Man-
ner zeichnen gesehen, um, wie man glaubt, ihren Geschmack
fiir Ornamentik zu bilden. Der Zudrang zu diesen fast spielen-
den Beschaftigungen ist ibrigens sehr gross und befinden sich
in den 15 Akademien an 14,000 Zéglinge. In Granada ist nur
eine Zeichen -Akademie, deren Prasident, ein guter Portrait-
maler, nur dic Verpflichtung hai, im Zeichnen Unterricht zu ge-
ben, daher alle Antrage ablehnt den Malunterricht zu ertheilen,
da er, der einzige Porlraitmaler in Granada, seinen Erwerb
nicht geschmalert haben will. — Bei solchen Zuslanden ist fir