slichels machen. So streng und charakteristisch durchgefuhrt aber alle diese Abbildungen sind, so verleiht die weiche, acht kiinstlerische Behandlungsart ihnen doch zugleich den Reiz ma- lerischer Wirkung. Gehen wir etwas in’s Einzelne. Den Anfang macht ein Auf- saiz liber das Hospital zu Beaune, Im Jahre 1443 gegriin- det, tragt dies Werk ganz den Charakter jener Spitzeit gothi- scher Kunst, bekundet aber durch seine Anlage, die durch einen Grundriss veranschaulicht wird, so wie durch die dekorative Ausfihrung eine Wiirde, Zweckmassigkeit und Schénheit von erquickender Harmonie. Das Gebaude besteht aus zwei langen parallel Jaufenden Fltiigeln, die an der Ostseite durch einen dritten, schmaleren verbunden werden. Somit bildet sich ein langlicher Hof, gegen welchen zwei dieser Fliigel sich mit einer auf hélzernen Saulen ruhenden Halle 6ffnen. Das erste Blalt, welches einen Aufriss des Gebiudes vom Hofe aus mit Durch- schneidung des einen Verbindungsfltigels gibt, lasst die eben so praktische als malerische Anlage sehen. Die Fenster der Dachzimmer werden von Giebeln tiberstiegen, die sich mit Querdichern an das hodhere Hauptdach anlehnen. Die durch- brochne Bekrénung der Dachfirste, die schlanken geschmiickten Spitzen der Giebelchen geben dem Bau ein freundlich zierliches Ansehen. Ernster tritt er mit grésseren Massen und einfache— rer Behandlung nach der Strasse hin auf. Doch dient auch hier, wie das dritte Blatt zeigt, der reiche Portalbaldachin sammt den Firstbekrénungen zu ansprechendem Schmucke. Der eiserne Brunnen, der sich auf dem Hofe findet (Taf. 2), ist ein reizvolles Beispiel von der Zierlichkeit, mit welcher man da- mals, bei hoch entwickelter Technik des Handwerks, jede Auf- gabe selbst mit den einfachsten Mitteln auf wirdige Weise zu lésen verstand. Noch ein Muster damaliger’ Handwerksliichtigkeit giebt eine folgende Tafel, die einen Thirklopfer desselben Ge~ biudes darstellt. Wie sinnig wussten die alten Meister durch das geschmackvoll aufgeschnitzte Holzwerk, durch die kleine Darstellung einer Hidechse, die auf eine Fliege zulduft, die Phantasie des Anklopfenden zu beschaftigen und dem Harrenden die Zeit zu verkirzen! Bei dieser und allen andern Abhil- dungen ist als besonders lobenswerth zu bezeichnen, dass simmiliches Ornament, gleich den Constructionen in vergrés- sertem Maassstabe so genau ausgefiihrt ist, um sogleich als Muster der Nachbildung dienen zu kénnen. War jenes Gebaude der 6éffentlichen Wohlthatigkeit gewid- met, so betrifft die nun folgende Mittheilung ein fir 6ffentliche Lustbarkeiten errichtetes Denkmal. Es ist das ,Haus der Musikanten* zu Rheims, so genannt wegen der Skulptu- ren, die in bezeichnender Weise an seiner Aussenseite seine Bedeutung aussprechen. Dies ist ein edles Werk des XII. Jahr- hunderts, das eine Mischung von Rundbdégen, flachen Stichbégen und den Spitzbégen der Uebergangsepoche zeigt. Die Fenster, mit einfachen Kreuzstaben, sind horizontal tiherdeckt; die Pro- filirungen der Einfassungen so wie der Simse yon markigem, dabei sehr elegantem Schwunge. Das Dachgesimse erhalt aus- zeichnendere Behandlung miltelst eines schin gebildeten Spitz- bogenfrieses. Zwischen den Fenstern in spitzbogigen Nischen, die durch Nasen eine Art von Kleeblattform erhalten, sind sitzende Statuen von Musikanten angebracht, die auf einer fol- genden Tafel (nachdem die erste den Aufriss und Delails ge- bracht) abgebildet sind. Sie athmen den einfach edlen Styl je- ner Zeit, die mit der Schlichtheit romanischer Bekleidungs- und Behandlungsweise bereits die freundlich milde Anmuth germa- nischen Gemtithsausdrucks vermihlte. Die Verschiedenheit und Zwanglosigkeit der Stellungen, die edle Klarheit der Linienfih- rung, die gliickliche Naturbeobachtung sind Vorziige, welche diesen schédnen Werken gemeinsam sind. Das etwas conven- ein Autbliihen der Kunst in Spanien wenig Holfnung una wen- den sich diejenigen Kiinstler, die griindliche Studien zu machen wiinschen, meist nach Paris. Indessen darf nicht tibersehen wer- den, dass ein starkes, wenn auch in ihrem jetzigen gesunkenen Zustande, zu stolzes Nationalgefiihl die bessern spanischen Kiinstler zur Darstellung grosser Momente aus ihrer valerlandi- schen Geschichte hindrangt, und hierin, wie allgemein in Eu- ropa, ein gewisses neues Leben in die Ausiibung ibrer Kunst eingetreten ist. Baunstliteratur. Architecture civile et domestique au moyen-age eta la renaissance, dessinée et publiée par Aymar Verdier, architecte, et le Dr. F. Cattois. 1. Sér. Paris chez Didron. Je vereinzelter bisher, nach so vielen Herausgaben kirch- licher Denkmaler, die Veréffentlichungen von Gebauden der Pro- fan- Architektur dastehen, um so erspriesslicher muss uns ein Unternehmen erscheinen, welches den Zweck hat, eine Reihe solcher Denkmaler zu veréffentlichen, die geeignet sein wer- den, einen Ueberblick tiber dié geschichtliche Entwicklung die- ser Art der monumentalen Kunst zu gewadhren. Nicht zufrie- den jedoch mit der Hilfe, die dasselbe dem kunsthistorischen Studium bieten wird, verspricht es dem praktischen Architekten eine Fundgrube des Schénsten, Besten, Brauchbarsten zu wer- den, aus der er reiche und vielfache Belehrung schépfen wird, sobatd es ihm darauf ankommt, anstatt jener charakterlosen Bauten, die, nur zu sehr in Uebereinstimmung mit der schlim- men Seite der Jetztzeit, den Stempel des Provisorischen, Ephe- meren betriibend zur Schau tragen, Werke acht monumentalen Geisles, ,,monumenta aere perenniora®“ zu schaffen. Dass es ein Mann der Praxis ist, der mit Umsicht und dem Verstandniss alles dessen, was hier noth thut, diese Herausgabe leitet, ja die Aufnahmen und Zeichnungen dafiir eigenhandig gemacht hat, erkennt man aus dem Plane, fiihlt man aus jedem der bisher mitgelheillen Blatter mif Genugthuung heraus. In ‘den Kreis des Unternehmens gehéren Offentliche Monumente, als Plaine von Stadten und Burgen, Rath- und Gemeindehduser, Hospitaler, Gerichtshéuser, Gefingnisse, Universitéten, Schulen, Markle, Hallen, Bérsen, Wasserleitungen, Fontainen, Briicken, Grab- denkmaler; ferner Privatgebaude, als Palaste, Schlésser, stad- lische und Jandliche Wohnhauser, Mihlen, Fabriken, Meubles und Dekorationen, Gartenanlagen und Verwandtes. Das Werk erscheint in monatlichen Lieferungen in Quartformat, jede Lieferung mit 2 Tafeln in Kupfer- oder Stahlstich mit begleitendem Text zum Preise von 2 Fres. (16 Sg.). Auf 40—50 Lieferungen ist es angelegt. Betrachten wir, in wiefern das bisher Erschienene den Anforderungen und Erwartungen zu entsprechen geeignet ist. Die erste Abtheilung, die uns vorliegt, 23 Tafeln und 80 Quartseiten Text enthaltend, befriedigt eben so wohl durch zweckmassige Wahl, welche die Gesichispunkte der Schénheit und Brauchbarkeit zu vereinigen weiss, durch Mannichfalligkeit des Dargebotenen, wie durch die dusserst gediegene Ausstat- tung und die meisterhafte Durchfihrung der Tafeln. Der Text liefert eine nicht blos mit Versténdniss, sondern auch mit Warme geschriebene Erklarung der Darstellungen. Hier diirfen wir nicht vergessen, die grossen Verdienste der Stecher, namentlich L. Gaucherel’s und C. Sauvageot’s hervorzuheben, die eine lobenswerthe Hingebung bewiesen haben, indem sie das sonst von Kupferstechern so gering geschitzte Gebiet architektoni- scher Darstellungen mit seltner Treue, Sorgfalt und Einsicht, mit feinem Sinn und Stylverstandniss zum Gegenstand ihres Grab-