Dewilehes “Zeitung liir bildende Kunst und Baukunst. ВиО. Organ der deutschen Kunstvereine. Unter Mitwirkung von КаЛег ш Вет — Раззамаюе ш ЕгапКт! — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — FGrster in Miinchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin. .Л 18. Sonnabend, den 30. April. 1853. Inhalt: Die diesjabrige Kunstausstellung in Hannover. (Fortsetzung.) — Kunstbericht aus Munchen. O. v. S. — Die Patrizier Nirnbergs, aufgesucht, gesammelt und geordnet von Dr. Rehlen. — Kunstliteratur. Denkmale der Baukunst in Preussen, nach Provinzen geordnet. Gezeichnet und her- > ausgegeben von Ferdinand von Quast. F. Kugler. — Nekrolog von J. W. Pienemann. W. — Zeitung. Diisseldorf. Quediinburg. Munchen. Roermonde. Madrid. Kopenhagen. London. — Anzeigen. Die diesjahrige Kunstausstellung in Hannover. (Fortsetzung.) У. Custor. — Thon. — H. Kaufmann. — UH, F. Schaefels. — A. Schmitz. G. Pilliet. — Hammon. — C. Schrader. — M. Miller. — 0. Bergmann. — A. Wichmann. — 0. Becker. — F. Dirk. — Klemme. — G. A. Schmidt. — Handwerk. — Embde. — J. G. Meyer. — H. ten Kate. — F. Kehls. — J. Eberhardt. — F. Wischebrink. — H. Baethke. — A. Breitenstein. — A. Siegert. — C. Oesterley. — &. Bergmann. —- L. Blanc. — 4. Dankworth. — ©. Dilitsch — C. Morgenstern. — W. Portmann. — UH. Heinlein. — Albert Zimmermann. — J. G. Steffan. — Max Haushofer. W. Custor in Mayen bei Coblenz behandelt mit Gliick die Komik einer ,Einquartirung in Friedenszeit*, Thon in Weimar die Leiden dreier ,Musikanten im Schnee“ und H. Kaufmann in Hamburg das wenig beneidenswerthe Loos ,rickkehrender Postpferde im Schneesturme*. — ,,Der Ermuthigte und der Entmuthigte* sind zwei kleine Bildchen von H. F. Schaefels in Antwerpen benannt, in denen der hochste Lebenstibermuth und die tiefste Verzweiflung eines jungen Kinstlers mit drasti- scher Wirkung dargestellt sind. Der Vorwurf ist zwar nicht neu, indess originell und keck behandelt. — Ein aristokralisches Damenbildchen ,,der Schmetterling* von A. Schmitz in Frank- furt a. M. hat uns durch die Zartheit des Molivs und die Sau- berkeit der Ausfihrung angesprochen: Ein glanzender Tagfalter hat sich auf der Schulter ciner dreizehnjihrigen, anmuthigen Blondine niedergelassen, die mit neugierig-behutsamer Freude den farbigen Gast auf seinem Sitze sich wiegen lasst. — Nicht minder geschmackvoll gedacht und gewandt gemalt ist C. Pil - liet’s kleine ,,Blumenfreundin“: ein blondes Bauermadchen mit rosigem Teint, eingefasst von dem holzernen Rahmen eines alten Dachfensters, das rothe Sammethdubchen kokett auf dem Kopfe, begiesst seine Rosen. — Wenig ansprechend durch den Inhalt, dagegen vorziiglich in Ton und Farbe ist die ,,erste Lichesahnung von Hammon in Paris. Ein zerlumptes braunes Zigeunermadchen, dem die Hut tiber eine Heerde walscher Hihner obliegt, lehnt, in Traumereien versunken, an einem Zaune, Im Hintergrunde schleicht ein liebendes Paar. — C. Schrader in Berlin ,,Zigeunerkind mit einem geraubten Schmucke“ und M. 1V. dahrgang. a Miller in Dresden ,,ein Madchen mit einem Milchkarren beim Gewitter“ entwickeln ein grosses technisches Geschick und spricht letzteres Bild noch besonders durch den Vorgang an. Ein aus der Stadt heimkehrendes Milchmadchen wird unterwegs durch ein Unwetter tiberrascht, das sie zwingt, sich unter einen Felsenvorsprung zu fliichten. Der treue Hund findet daselbst keinen Platz mehr und muss deshalb in stoischer Position dem Regen unter seinem zoltigen Pelze Trotz bieten. — Das Bild von C. Bergmann in Hildesheim ,,zwei Kinder, welche Weintrauben verkaufen“ zeigt so beslimmte Anklange an das Genre Murillo’s, dass eine Bezugnahme darauf unabweis- lich erscheint. Jedem, der sic einmal gesehen, sind die scharf ausgeprigien Typen von Murillo’s unvergleichlichen Bettelkin- dern unvergesslich. Gross geworden unter Spaniens Мацет Himmelszelte, hat jener Meister sie uns dargestellt als die Ké- nige der Welt, wie er sie belauscht im Schalten der Palaste und unter den Vorhallen der Reichen, uniibertrefflich wahr, zu- fallig und geistreich. Aehnliches hat Bergmann zu geben ver- sucht: Zwei ilalienische Kinder haben sich mit ihrem Hunde und ihren Friichten auf einer niedrigen Mauernische niedergelassen und sind von den mannichfaltigsten landschaftlichen Vorder- griinden umschaltet. Der Knabe halt mit Lachen eine schwere Traube empor und das Madchen theilt seine Heiterkeit. Die Halfte eines ungeheuren Kirbis liegt am Boden. Dieser Vor- gang fillt den Vordergund so vollstandig aus, dass fiir die landschaftliche Ferne nur cine sparliche Durchsicht bleibt und das Ganze cine Breite der Anordnung erhalt, die den Rahmen des Bildes zu sprengen droht, Ueberhaupt sind Leben und Natur in dieser Composition zur Dekorationsmalerei erstarrt und die unlaugbar grossen technischen Eigenschaften des Bildes ver- mégen uns fiir die unertragliche Unruhe der Gesichter und dic Zerfahrenheit der Beleuchtung auf die Dauer keinen Ersatz zu bicten. Die ,,Traubenspenderin“ von A. Wichmann aus Celle in Dresden ist zwar eine ziemlich inhaltleere Composition und mit Ausnahme des mannlichen schwach in den Kopfen, zeigt aber ‘п den Stoffen ein tiichtiges Farbenstudium nach den grossen ‘talicnischen Meistern. Dic Drapirung des schweren Atlasstolfes, auf dem das vielfach gebrochene Licht spielt, wie Mondschein 18