gewiesen und die Verschmelzung des héheren landschaftlichen
Styls mit dem naturalistischen Streben sich zur Aufgabe gemacht
hat, ist es ihm gelungen, ein Kunstwerk zu schaffen, das in
seiner Art einzig auf der diessjihrigen Ausstellung dastand. —
Einen Ahnlichen Standpnukt hat seinem Stoffe gegentiber W.
Portmann in Diisseldorf, jedoch mit grésserer Hingebung an
die naturalistische Auffassung eingenommen. Seine ,, Landschaft
aus dem Kienthale“ fihrt uns an die dussersten Grenzen der
Schépfung, in die Welt der Ferme und Gletscher. Schon in
den unleren Regionen des Bildes, dem Vorder- und Mittel-
grunde, befinden wir uns an den Marken des organischen Le-
bens. Eine nordische Vegetation aus knorrigen Tannen und Al-
penrosen bedeckt die wild zerklifteten Gebirgsmassen, die von
rechts her sich in das Bild hinein schieben und plotzlich jah in
dic Thalliefe abfallen, um jenseils derselben raketengleich zu
schwindelnder Héhe wieder hinanzuschiessen. Von dort her
leuchtet, wie aus einer anderen Welt, ein weites Gletscherfeld
zu uns hernieder. Die Unnahbarkeit und Majestat der unge-
zahmten Naturkraft stellt sich uns in dem Baue dieser Land-
schaft in grossartigen Ztigen dar und verrath eine tiefe Poesie
der Naturanschauung. — Weniger ansprechend in der Schilde-
rung von Hochgebirgscharakteren war dieses Mal der gefeierte
H. Heinlein in Minchen, von dem wir eine ,,Partie am Ko-
chelsee in Baiern,“ ,,den Kénigssee bei einem heraufziehenden
Gewitter“ und eine ,,Partie bei Salzburg“ sahen. In diesen Bil-
dern trat das Wohlgefallen an phantastischen Luft- und Wol-
kenbildungen, frappanten, zum Theil trefflich gemalten Ténen
und Beleuchtungsmomenten etwas zu einseitig hervor, wahrend
gleichzeitig die landschaftlichen Linien und Verhaltnisse an einer
gewissen Schwerfalligkeit und Breite laborirten. — In noch hé-
herem Grade nahmen wir dieses bei Albert Zimmermann in
Minchen wahr, der mit seinem ,,Eibsee im bairischen Oberlande“
eine grosse Leinwand lediglich in der Absicht ausgefiillt hatte,
um die Sonnenstrahlen aus einer Nacht von Nebel und Wolken
auf einen kleinen Fleck am Saume des Wassers fallen 2u las-
sen und zu dem Zwecke die landschaftliche Form cinem kiinst-
lerisch undarstellbaren Einzeleffekte zum Opfer gebracht hatte.
Auch ist, beiliufig gesagt, die Beleuchtung keineswegs durch-
aus korrekt und trifft z. B. eine Seite des Felsblocks im Vor-
dergrunde, die von Natur aus gar kein Licht empfangen kann, —
Besser verarheitete J. G. Steffan in Miinchen seinen Stoff, in-
dem er in seinem ,,Frihmorgen auf einer Hochalpe im Berner
Oberlande“ Stimmung und Landschaft in ein harmonisches Ver-
haltniss zu setzen wusste. — Max Haushofer in Prag ,, Partie
am Chiemsee im bairischen Oberlande“ leistete im schwiilen
Mittagstone Vortreffliches, hielt sich aber, wie es scheint, zu
gewissenhaft an sein Objekt, und haufte innerhalb des Raumes
die landschaftlichen Linien so sehr, dass wir dem Bilde den
Vorwurf des Unruhigen, Kleinlichen nicht ganz ersparen kénnen.
Auch hatten wir den Vordergriinden mehr Modellirune und
	Korper gegonnt. (Fortsetzung folgt.)
	Kunstbericht aus Miinchen.
	Am Schlusse unseres letzten Berichts versprachen wir tiber
Diehl’s (irrthiimlich Thiem genannt) grosses Schlachtenbild
Genaueres milzutheilen und thun dies heute mit um so grés-
serer Freude, als wir in diesem Kinstler, der hier mit seiner
ersten Arbeit dem Publikum offen entgegentrilt, einen mit rei-
chem Talente und anerkennenswerther Strebsamkeit begabten
Jiinger scines Fachs begriissen kénnen. Diehl ist Offizier und
halte mit vielen Hindernissen zu kémpfen, um den innern Drang
zur Kunst in den sparlich zugemessenen Nebenstunden befrie--
digen zu kénnen. Ein Jahr Urlaub gestatlete ihm indessen Jan-
	geren Autenthalt in Paris und vorliegende Arbeit zeigt uns, in
welcher erfolgreichen Weise der_kurze Unterricht bei Horace
Vernet von ihm benutzt wurde. Zum Vorwurf des ausgestellten
Bildes wahlte der Kénstler ,die Schlacht bei Szoereg (den 5ten
Aug. 1849) und fihrt uns durch seine Composition mitten in
das Getiimmel des Kampfes. Das Centrum bildet Haynau, um-
geben von seinem reichen Stabe; Adjutanten der verschieden-
sten Truppengattungen sprengen heran, dem Feldherrn ihre
Meldungen abzulegen, wahrend rings die Wirkung der kleinen
und grossen Geschiitze sichibar wird. Hier sinkt ein Cavalle-
rist, getroffen durch die feindlichen Kugeln, vom Pferde, dort
sliirzen in kiihnem Sprung tiber niedergerissene Baumstimme
Ross und Mann zu Boden und muthig sprengen Nachfolgende
liber die gefallenen Leiber hinweg. Der Inhalt des ganzen Bil-
des ist die lebendigste Handlung, und mit grossem Geschick
hat der Kiinstler, trotz der allgemeinen Bewegung und Verwir-
rung des Kampfes, einzelne Gruppen scharf charakterisirt und
ihnen die Umgebung untergeordnet, so dass das Auge des Be-
schauers leicht einen klaren Ueberblick der Darstellung gewinnt
und zum richtigen Versténdniss des Ganzen wie der Einzeln-
heiten gelangen kann. Die Gruppe der gefangenen Ungarn
im linken Vordergrunde ist von besonders ergreifender Wir-
kung und lasst erkennen, welche reiche Studien der Arbeit zu
Grunde liegen. In Betreff der Technik ist die geschickte Be-
handlung der Farben und die dadurch erzielte brillante Wir-
kung hervorzuheben, in der Zeichnung hingegen lassen sich
zahlreiche Mangel yachweisen, die aber gewiss bei dem eifrigen
Streben des Kinstlers in seinen nachsten Arbeiten verschwin-
den werden. Bei Allen, die das Bild gesehen, muss der Wunsch
rege werden, dass ein so bedeutendes Talent durch Dienstver-
haltnisse, wie dies leider vorgekommen, nicht in seiner Ent-
wickelung gehindert, vielleicht der Kunst gar abhold gemacht
	\ет4еп тосще.
Gehen wir jetzt zu den iibrigen Werken iiber, die in den
	letzten Wochen die Ausstellungen des Kunstvereins schmuckten,
so hat auffallender Weise diesmal das Fach der Genremalerei
dem der Landschaft an Дав sowohl, als an Vorztiglichkeit den
Rang abgelaufen.

Eugen Hess vollendete ein reizendes Bild, darstellend
einen bayerschen Jager auf Vorposten, der, hinter einem Busche
lauernd, zwei Bauernmidchen beobachtet, die sich leise den
Inhalt eines Briefes mittheilen, In dem geheimnissvollen We-
sen der lieblichen Kinder sehen wir, dass es sich um ein zartes
Abentheuer handelt, und der verborgene Soldat ist sichtbar er-
freut, auf seinem langweiligen Posten einen so angenehmen
Сюй zur Unterhaltung gefunden zu haben. Das Bild ist mit
einem seltenen Fleisse in allen einzelnen Theilen vollendet und
wir meinen eine der lieblichen Arbeiten Meyerheim’s vor uns
zu sehen, denen es an Zartheit der Behandlung und vortheil-
hafter Wirkung in keiner Weise nachsteht. — Ein Bildchen A.
y. Ramberg’s zeigt, wie es der Hand des Kinstlers moglich
wird, selbst das an sich Unschéne malerisch idealisirt in an-
muthiger Weise darzustellen. Drei Dachauerinnen, bekannl
durch ihre tausendfalligen, schweren Tuchrécke und kurzen
Taillen, schleichen durch ein wogendes Kornfeld, schiichtern
nach cinem Burschen, der in der Ferne folgt, sich umschauend.
In der technischen Behandlung steht diese den friheren treff-
	lichen Arbeiten v. R.’s wiirdig zur реце.
J Motzet fahrt uns in den inneren Raum einer Kirche.
	Rechts im Vordergrunde lehnt ein Monch, mit austrem, gram—
erfilliem Auge nach dem Altare an der dunklen Mauer hinitber-
schauend; driiben aber segnet der Priester ein Brautpaar, und
die Bezichungen des lauschenden Minches zur Neuvermahlten
	  Jassen der Phanlasie des Beschauers einen weilen Spielraum. —
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