eine Parthie bei Seeon mit dem Wandelslein; Spenge! eine
lindliche Gegend; Morgenstern eine kleine Landschaft und
A. Lier einen hibschen Waldweg in gebirgiger Gegend.

Seine bekannte Meisterschaft bewahrt Weiss in einem
Seesturm, durch den ein Dampfschiff auf den wilden Wogen
hin- und hergeworfen wird. Ein fleissig gemaltes Architektur-
bild bringt M. Neher, Parthie aus Urach in Wirttemberg.

Zwei Portraits verdienen der Erwahnung. In herkémmli-
cher Weise behandelt ist Stieler’s Portrait des Prinzen Carl
K. H.; von originellerer Auffassung dagegen zeugt ein Da-
menportrait von Graefle, das indess hinter seiner letzten Ar-
beit, die wir neulich erwahnten, zurticksteht; wir vermissen
diesmal die kraftige Natirlichkeit in der Ausfiihrung, beherrscht
vom geisligen Momente, an dessen Stelle eine weiche Siisslich-
keil getreten, die hier einzelne frihere Studien G.’s charakte-
risirte.

Unter den Aquarellen verdienen Anerkennung das Portrait
einer harfenspielenden Dame von Burton und die Architektu-
ren von Eibener und Geil. An plastischen Arbeiten liefert
Halbig Biste auf Biiste, die alle durch Aehnlichkeit sich aus-
zeichnen; zuletzt waren die Biisten y. Liebig’s und S. K. H. des
Prinzen Adalbert ausgestellt,! — Xav. Schwanthaler vollen-
dete eine Statuette, darstellend Gangkofer, den Erbauer der
Frauenkirche, das Modell derselben im Arme haltend.

Von Cartons boten besonderes Interesse 15 Zeichnungen
zu Fresken im Speyrer Dome von K. Scharold, einem be-
riihmten Meister seines Faches. Ausserdem lieferte J. M.
Trenkwald ia Prag einen grossen Carton, in dem Tezel’s
	Ablasskram in einer figurenreichen und sch6n gezeichneten
	Composition behandelt ist. Ф. wv. S.
	Zur deutschen Kunstgeschichte.
Die Patrizier Nirnbergs. 2 Bénde in Klenhanten-
	format. krster Band: Die ausgestorbenen Geschlechter ;
sweiter Band: Die noch lebenden Geschlechter, aufgesucht,
gesammelt und geordnet ven Dr. Rehlen.
	Mit diesem Titel liegt gegenwartig in der Bauhitle zu
Nurnberg eine Sammlung von circa 1300 Portraits, zunachst
nach Familien, dann chronologisch geordnet, zur allgemeinen
Einsicht vor, welche wohl verdienen méchte, auch einem grés-
seren, kunstliebenden Publikum bekannt gemacht zu werden.

Die kiinstlerische Bedeutsamkeit dieser Sammlung tritt be-
sonders dann hervor, wenn man erwaégt, welche Rolle Nirn-
berg selbst in der Geschichte der deutschen Kupferstecherkunst
gespielt hat. Wenn die Erfindung derselben ungefahr in die
Mitte des 15. Jahrhunderts zu setzen ist, so haben jene viel-
begabten Manner, an denen damals Niirnberg in allen Zweigen
der Kunst so reich war, nicht lange gewarlet, um auch in
dieser Kunst ihr géttliches Talent leuchten zu lassen. Schon
dem Lehrer des Albrecht Direr, Michael Wohlgemuth,
geb. 1424, + 1519, schreibt man zu, dass er die Kupferste-
cherkunst getrieben habe; Albrecht Diirer aber war es, welcher
der noch jungen Kunst eine neue Bahn brach: er erfand 1512
die Radirnadel und den harten Aetzgrund, und war auch der
Erste, welcher Figuren und Bilder im Kleinen stach. Aber
auch nach ihm trugen Nirnberger Kiinstler noch Manches zur
weiteren Vervollkommnung dieser Kunst bei. Im Jahre 1555
gab Virgilius Solis das erste in Kupfer gestochene Wappen-
buch heraus. Ihm folgte Johann Siebmacher, der Heraus-
geber des bekannlen grossen Wappenbuches 1695, das erst
1703 von Hellmer in 6 Banden vollendet wurde. 1362 erfand
	G. Fliggen, der bisher in seinen Prozessentscheidungen, Erb-
schleichern etc. dargethan, dass er in Charakterisirung eine
besondere Meisterschaft erlangt, hat diesmal einen zart~ poeti-
schen Gegenstand aus dem Familienleben mit Gliick behandell.
Wir erblicken das Innere eines Schlafgemachs, im Hintergrunde,
halb durch Gardinen verhiilit, das Bett der Mutier, daneben
aber das kleine Bett des Kindes. Leitzteres ist eben aus dem
Schlafe erwacht und steht auf cinem Schemel vor der geliebten
Mutter, die es zu sich emporzicht, um den Morgenkuss des
Kindes zu erwiedern. Der Ausdruck vollkommenster, innerer
Befriedigung ist tiber die Zige der schénen, eleganten Frau
ausgebreitet und die reichen, geschmackvollen Umgebungen off-
nen uns einen Blick in die gltcklichen Verhilinisse des geseg-
neten hiauslichen Lebens. Ueber die vorztigliche Behandlungs-
weise Fliiggen’s brauchen wir nichts hinzuzufiigen, wohl aber
ist es auffallend, dass eine offenbare Verirrung in der Zeich-
nung sich bei ihm einschleichen konnte; denn denken wir uns
die niedergebogene und mit den Knien auf dem Schemel ru-
hende Frau in aufrechter Stellung, so erschiene sie sicher in
tibermenschlicher Grésse. Leicht wird die unnatirliche Ent-
fernung von der Taille zum Fusse darch die Drappirung des
falligen Kleides, die den Winkel des Knies verhiillt, tibersehen,
dem aufmerksamen Betrachter der Verhaltnisse aber immer einen
storenden Eindruck zuriicklassen. — Hine gediegene und an-
ziehende Arbeit Piloty’s miissen wir in das Fach der Ten-
denzbilder einrcihen, von denen frither im Deutschen Kunstblatt
ausfihrlicher die Rede war. Der Kinstler hat, wie wir héren,
nicht die Absicht gehabt, eine Tendenz aus seinem Bilde spre-
chen zu lassen und doch tritt uns beim ersten Anblick im Con-
traste des Reichthums und der Armuth unwillkiirlich eine solche
entgegen. Dem Auge Offnet sich das Innere einer armlichen
Wohnung. Dicht neben dem hohen Kachelofen liegt auf einem
Beltchen, dem der Hihnerstall als Unterlage dient, ein Kind,
mit armlicher Hille bedeckt, und vor ihm kniet die Multer in
Gestalt eines netten Bauernmadchens, das reichgekleidete Kind
einer vornehmen Herrschaft, bei der sie als Warterin im Dienste,
auf den Armen haltend. Die Zartlichkeit der Mutter ist wah-
rend des wahrscheinlich kurzen Besuchs so auf ihr cigenes
Kind gerichtet, dass die silberne Klapper dem anvertraulen Zég-
ling entfallen ist, der vergebens die bittenden Handchen danach
ausstreckt. Daneben steht der altere Sohn der reichen Eltern,
ein Knabe von 7 bis 8 Jahren in eleganler Kindertracht, den
zierlichen Strohhut und Stock in der Linken, mit der Rechten
sich furchtsam bei der ungewohnten Umgebung an den Rock-
falten der Amme festhaltend. Aus dem Hintergrunde schaut eine
alte Frau, vielleicht die Grossmutter des kleinen verlassenen
Kindes, mit vorwurfsvollem Blicke auf die Gruppe herab, wah-
rend sie beschaftigt ist, das einfache Kitchengerathe zu rei-
nigen. Piloty hat seinem Gegenstande durch dic vortreffliche
Art der Ausfilbrung einen besonderen Zauber zu verleihen ge-
wusst, so dass wir durch dic vorgefiihrten Contraste weniger
unangenehm bertihrt werden, als dies bei den meisten Bildern
dieser Gatlung der Fall ist. In der Technik tritt uns keine
Aengstlichkeit entgegen, sondern mit kiinstlerischer Sicherheit
und vollem Pinsel sind die Farben hingestellt. Der alte ver-
gilbte Sammt des Lehnstuhls, das rosenfarbige, seidene Gewand
des fremden Kindes, die driberfallenden blendenden Spilzen,
и. 5. №. zeigen, dass P. in der nalurgetreuen Bearbeitung die-
ser verschiedenen Stoffe Meister ist, — Als zwei Genrebilder
von geringerer Bedeutung sind noch zu nennen von Н. Marr
cine Scene vor dem Wirthshause und М. Berger, ein Hindu-
madchen, dem Flusse ein Opfer bringend.

Unter den Landschaftern tritt als bedeutend Stange mil
einer Mondscheinparthie hervor. Ausserdem bringt Scherte]