Paul Flint die gehammerte Manier des Kupferstichs und in
der Mitte des 18. Jahrhunderts Adam Schweikard die ge-
tuschte Manier. Zugleich gab es wahrend dieser drei Jahr-
hunderte eine Menge der trefflichsten Kiinsiler zu Nirnberg,
die zahllose Werke zu Tage férderten. Als W. G. Panzer im
Jahre 1790 sein Verzeichniss von Niirnberger Portraits verab-
fasste, so stieg deren Zahl tiber 10,000. Ebenso stark wurde
das Verzeichniss der Niirnberger topographischen und histori-
schen Kupersliche in demselben Jahre von Miller. Von den
ausgezeichnetsten Kiinstlern nennen wir nur folgende: aus dem
16. Jahvrhundert: Glockenthon geb. 1492, Virgil Solis geb.
1514, Amman geb. 1539, Behaim um 1540, Lautensack
um 1554, Bink + nach 1560; aus dem 17. Jahrhundert: Co~
riolan + nach 1600, Siebmacher, Ysselburg + 1630, Eim-
mart geb, 1638, Boner geb. 1647, Kohl geb. 1624, Amb-
ling geb. 1651, die Fenitzer, Kilian geb. 1654, von Som-
mern um 1660, Haublein um 1666, Joachim von Sand-
rart, Leohard + um 1680, Marchand 1680, Delsenbach
geb. 1687, Heumann geb. 1691; aus dem 18. Jahrhundert:
Plank, Knorr geb. 1705, Lichtensteger geb. 1702, Mil-
ler geb. 1715, Seligmann geb. 1720, Guttenberg geb.
1745, die Preissler, Schweikart, Tyrof, Weigel, Re-
genfuss + 1780, Windter + 1765, Schrazenstaller +
1795. Aus den ersten 25 Jahren unseres Jahrhunderts wollen wir
nennen: Bock, Hessell, Kuffner, Adelmann, Schlem-
mer, Fleischmann, Nussbiegel, Gabler, Falke. Und
dass dieses alte Nirnberger Kiinstlergeschlecht auf dem @е-
biete der Kupferstecherkunst heute noch nicht ausgestorben
ist, beweisen die Namen: Friedrich, Geissler, Friedrich
Wagner, Philipp Walther, Karl Mayer, Serz, P. C.
Geissler, Petersen, Fleischmann und Marx, des eben
heimgegangenen Reindel nicht zu vergessen.

Wir haben hier deswegen die Namen so vieler Niirnberger
Kupferslecher genannt, weil fast Keiner unter denselben, die
Jetzilebenden ausgenommen, ist, von dem nicht wenigstens einige
Arbeiten in der Sammlung vorkommen. Am zahlreichsten kom-
men die Fenitzer, Eimmart, Sandrart, Schweikart, die Preissler,
die Weigel, Tyrof und die Bock vor. Auf diese Art repra-
senlirt diese Sammlung wirklich die Geschichte der Nirnberger
Kupferstecherkunst von den altesten bis auf unsere Zeiten.

Ausser dieser Bedeutung fir die Nirnberger Kunstge-
schichte gewahrt aber die Sammlung noch mehrere andere In-
teressen, wie fiir die Geschichte tberhaupt, so insbesondere
fiir die Geschichte der Moden, und endlich fir die Physiogno-.
mik. Die Patrizier waren Jahrhunderle lang bis an die Schwelle
unserer Zeit herauf die Firsten Nirnbergs, und hat diese Stadt,
wie nicht leicht eine andere Deulschlands, sich vor aller Welt
einen grossen Namen erworben, so wird man ihnen billiger-
maassen die vorztiglichsten Verdienste davon zumessen mussen.
Wir haben also in dieser Sammlung eine lange Reihe bedeu-
tender deutscher Manner vor uns, von denen sich viele durch
Verstangd, tlichlige Gesinnung und Thatkraft einen unsterblichen
Namen errungen haben, Wir sehen hier die Familien der Ni-
tzel, der Tetzel, Derrer, Schiirstab, Rieter, Groland, Coler,
Vorchtel, Fiilterer, Pirkhaimer, Stark, Pomer, Paumgériner,
dic bereits erloschen sind, aber nicht ihre Werke und Stif-
tungen; dann die noch blihenden Familien der Behaim, Ebner,
Fiver, Geuder, Grundherr, Haller, Holzschuher, Harsderfer,
Imhof, Kress, Loffelholz, Stromer, Tucher und Volkamer. Ins-
besondere sehen wir hier: Merklein Pfinzing, der 1264 nach
Mainz geschickt wurde, um mit dieser Stadt einen Handelsver-
trag abzuschliessen; Heinrich Weigel und Albrecht Ebner, bei
denen Kaiser Ludwig der Bayer, wenn er nach Nurnberg kam,
immer seine Herberge genommen hatle; den reichen Konrad
	Gross, Stifter des Spitals zum heil. Geist 1330; Marquard Men-
del, der Stifter der Karthause 1380; Sebald Pfinzing und Peter
Volkamer, die Abgesandten auf dem Concil zu Konstanz; Ul-
mann Stromer, geb. 1329, + 1407, den Geschichtschreiber sei-
ner eigenen Geschlechter, der auch die erste grosse Papier-
mithle 1390 errichlet hat; Herdegen Valzner + 1427, den Griin-
der reicher Stiftungen; ferner alle jene Manner aus der letzten
Halfte des 15. Jahrhunderts, aus der Blithezeit Nirnberger Kunst,
die durch ihren Reichthum einem Albrecht Direr, Adam
Kraft, Peter Vischer, Veit Stoss und Anderen die Ge-
legenheit gaben, ihr Genie entfalten und an den Tag legen zu
konnen; weiter einen Martin Behaim, der den ersten Erdglobus
verfertigte und der zuerst Amerika im Geiste entdeckte, einen
Martin Léffelholz, der den Markgrafen Friedrich von Ansbach
auf einem Turniere 1496 zu Nirnberg aus dem Saltel hob;
einen Andreas Tucher, den nach der Schlacht bei Schénberg
1504 Kaiser Maximilian wegen seines méannlichen Verhaltens
zum Ritter schlug. Dann kommen die Manner, die sich zuerst
mit kiihnem, frohem Muthe fiir die Reformation entschieden
haben, ein Hieronymus Ebner, Kaspar Niitzel, Christoph Kress,
Clemens Volckamer, welche beide Letzteren die Gesandten aul
dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1530 waren, Hierony-
mus Paumgéirtner, der Freund Melanchthons, Willibald Pirk-
heimer, beriihmt als Staalsmann, Kriegsmann und Gelehrter;
dann Dr. Christoph Scheurl und Christoph Fiirer, die sich spiter
gegen die Reformation erklarten. Aus der spateren Zeit nen-
nen wir noch Christoph Firer und Christoph Voickamer, die
am 21. Marz 1632 Gustav Adolph bei seinem Einzuge in die
Stadt begriisst haben, und endlich Georg Volckamer, Birger-
meister der Stadt in demselben verhangnissvollen Jahre. Haben
wir aber hier mehrere Manner genannt, deren Bildnisse in der
Sammlung vorkommen und die doch aus einer Zeit sind, wo
die Kupferstecherkunst noch gar nicht vorhanden war, so ha-
ben wir hier zu bemerken, dass die Kiinsller Niirnbergs in den
Zeiten ihrer regslen Thitigkeit tiberall nach den Bildnissen ih-
rer bedeutendsten Vorfahren gesucht und dieselben benutzt ha-
ben, wie sie auf Gemalden, auf Miinzen, an Glasfenstern, Sculp-
turen, Epilaphien, Grabsteinen, in Geschlechtsbiichern und an-
deren Denkmalen der Vorzeit vorkamen. Alle diese Portraits
aber sind naliirlich in der Kleidung ihrer Zeit dargestelll, so
dass wir in dieser Sammlung auch eine Geschichte der Tracht
durch viele Jahrhunderte vor uns haben. Hdchst interessant ist
endlich die Sammlung in physiognomischer Hinsicht. Wir be-
merken mit Freuden die kraftigen, ausgepragten Gesichier bis
zum 30jahrigen Kriege, verfolgen neugierig die in den Fami-
lien sich forltragenden Hauptziige und erkennen oft in den noch
lebenden Geschlechtern die Zige ihrer uralten Abslammung.
Der Sammler hat viele Jahre dazu gebraucht, um die Samm-
lung in ciner solchen Vollstandigkeit zusammenzubringen, wie
yielleicht keine zweite in Nurnberg vorhanden ist. Uebrigens
wiinscht er sie in angemessener Weise verdussern zu k6nnen,
da sie als Privatbesitz zu kostbar ist. Wir aber glauben den
Dank des kunstlicbenden Publikums verdient zu haben, dass
wir hier auf diese inleressante und bedeutende Sammlung von
	Kupferstichen aufmerksam gemacht haben.
	Béumsthiter