endet. Die Vordergrtinde dieser Landschaft sind, wiewonhl et- was steif, doch sonnig und klar. — Auf einer ,,Landschaft“ von E, Schleich in Miinchen hatlen wir neben der geschmack- vollen Anordnung die sonnige Warme und Feinheit der Ausfith- rung zu bewundern. — E. Kalkreuth in Diisseldorf ,, Ansicht von Salzburg mit dem hohen Gdéll* wusste ebensowohl das kiinsilerische wie das topographische Interesse zu befriedigen. — Dieser Gruppe schliessen wir sodann noch an: A. Littmann in Diisseldorf ,,Motiv an der Sieg“, K. Heilmeyer in Min- chen ,,Gegend bei Miinchen* u. v. A. — In einer von der besprochenen abweichenden, naturalisti- schen Richtung fanden wir unseren talentreichen Landsmann G. Busse in Hannover, der seit mehreren Jahren schon die Ra- -dirnadel mit der Palette vertauscht hat, thatig. Er beschenkte die Ausstellung in seiner ,,Waldpartie im Albaner Gebirge“ mit einer der trefflichsten landschaftlichen Darstellungen, deren kiinstlerischer Gehalt zunachst durch ein tiefes Naturstudium und ein sinniges Belauschen des pfianzlichen Lebens getragen wird. Den Kern und Mittelgrund von Busse’s Waldlandschaft bildet cine meisterhaft modellirte und harmonisch gebaute Gruppe von immergriinen Eichen, cinem Baume, dessen Physiogno- mie und Gliederung an den nordischen Waldwuchs errinnert, der jedoch, wie sein.Name uns sagt, sich dadurch charakte- risirt, dass seine Aeste altes und junges Laub gleichzeitig neben einander tragen. Von dieser Baumgruppe an bis zu uns hinan erstreckt sich ein von Hollunder und anderen Strauchern um- hegtes stilles Gewasser, auf dessen klarem Spiegel die keusche Wasserlilie ihr nixenhaftes Wesen treibt. Uns zunachst bevdl- kern tippige Vordergriinde theilweise den Saum des Wassers. Wahrend zur Rechten der grossen Baumgruppe das Auge mit Lust an dem malerischen Spiele der goldenen Streiflichter und der langen Schatten sich weidet, und in die traumerische Wal- destiefe sich sehnsiichtig senkt, schweift der Blick zur Linken iiber niedriges Gehdlz, aus dem schlanke Cypressen und Pinien hervorschiessen, hinweg, dem benachbarten Bergabhange zu, wo cin sialtliches Kloster sich erhebt. Ein weisser Kamaldo- lense und ein Mercedaro haben, in Gesprach vertieft, von dort- her den abendlichen Gang gemacht und sich im Schatten unse- rer Baume auf schwellendem Rasen niedergelassen. Die schlei- chende Gestalt eines dritten Ordensgeistlichen in schwarzer Tracht birgt sich unter fernen Laubgingen. Eine schén gewahlte Spat- Nachmiltagsbeleuchtung von bewundernswiirdigem Effekte durch geistigt im Vereine mit der Staffage diese schéne Pflanzenwelt mit idealer Ruhe und kiinstlerischer Weihe. — Dieselbe Rich- tung verfolgt E. Pape in Berlin, dessen ,,Waldpartie“ eine handvoll herrlichen deutschen Waldes darsteilt und ebenso sorg- faltig in der Zeichnung, wie wahr in der Farbe ist. — Einen diesem nicht unebenbirligen Griff in die orientalische Pflanzen- welt hatte M. Schmidt in Berlin gethan, indem er uns in ,,die Garten des Serails in Cairo“ einen Blick thun liess. — Diesen Bildern, zunachst aber der Landschaft von Busse, reihen wir die Belrachtung dessen an, was Meister J. W. Schir- mer in Diisseldorf geliefert haite, da der durch ihn vertretene Naturalismus verschiedene Annaherungs- und Vergleichungs- punkte darbot; denn beide Kiinstler sind in ihren Bildern Bota- niker und geben sich mit Vorliebe dem Studium der Pflanzen~ physiognomik hin. Wahrend jedoch Busse an Wahrheit und ob- jektivem Auffassungsvermégen seines Gleichen sucht und mit diesen Eigenschaften eine Ausdauer und technische Ferligkeit verbindel, die ihn befahigt, den schwierigsten Sto zu bewal- ligen, verhielt sich Schirmer seinen Aufgaben gegenitber mehr subjectiv. Damit im Einklange steht die Wahrnehmung, dass seine Schipfungen mehr empfunden wie gedacht sind, mehr ciner augenblicklichen Disposition, einem glucklichen Griffe, als kunst- fenbaren Fall gethan hat, der ihm sehr schadete: wir meinen die Darstellung eines Feucrwerks bei Glieneke, mit bengali- scher Beleuchtung der Architektur, der Fontaine am Fusse des Babelsberges u.s.w. Man verzeiht aber dem sonst so fein fiihlenden Geiste diesen falschen Griff gern. Noch zwei seiner Landschaften, die Terrassen von Sanssouci und das Belvedere beim Neuen Palais, gehdren zu seinem historischen Werke uber Potsdam und sind in Stahl gestochen worden. In letzter Zeit malle Kopisch auch ein Brustbildniss seiner Frau. Ausserdem existirt von ihm ein kleines, colorirtes Modell in Gyps von der Insel Capri, auf einer blauen Glasplatte aufgestellt. Es ist, so wie mehrere seiner Landschaften, im Besitze S. M. des Kénigs und soll sehr sauber ausgefiihrt sein. Auch machte er einen Versuch, die blaue Grotle, deren Entdecker er bekanntlich war, zu mo- delliren und den blauen Reflex kiinstlich zu erzeugen, was ihm mit tiberraschender Naturahnlichkeit gelang. Zuletzt war er mit einem Modell der Sireneninseln in nassem Sand, zu spaterer Ausfihrung in Gyps, beschifligt. — Wenn es dem Verewigten nicht vergénnt war, eine Stufe der Ausbildung in seiner Kunst zu erreichen, dic ihn bedeutenderen Meistern unserer Zeit an die Seite gesetzt hatte, so ist es doch zweifellos, dass sein plétzlicher Tod, schon wegen der vielfachen Elemente ktinst- lerischer Anregung, die von ihm ausging, als ein Verlust fir die Kitinstlerwelt sehr zu beklagen ist. —е— Die diesjabrige Kunstausstellung in Hannover. (Fortsetzung. ) А. Leu. - MM. Larson. — H. Gude. — G. A. Mordt. — H. Steinicke. — R. Burnier. — E. Schleich. — E. Kalkreuth. — A. Littmann. — K. Heilmeyer- — G. Busse. — E, Pape. — M. Schmidt. — J. W. Schirmer. — A. v. Wille. — C. Ross. — 0. Achenbach. — A. Lucas. — L Rausch. — T. Kotsch. — C. Mentzel. — A. Bromeis. Einen tiichtigen landschaftlichen Sinn trafen wir sodann in den Charaktergemalden an, die A. Leu und M. Larson in Dis- seldorf von der norwegischen Gebirgslandschaft entworfen hatten. Beide malten ,norwegische Fjords‘, Ictzterer mit schénem Re- flexe des Sonnenlichts auf dem sanft gekrauselten Wasserspie- gel. Verwandte Stimmungen boten dar: ,,Norwegische Herbst- landschaft“ von H. Gude in Disseldorf und ,,Hochgebirge in Norwegen“ von G. A. Mordt daselbst, letzteres jedoch in ziemlich fliichtiger Behandlung. Einen schneidenden Gegensalz zu dem linienreichen Terrain der nordischen und schweizer Al- pen bildete eine ,,Landschaft in Geldern“ von H. Steinicke aus Laer in Disseldorf und eine ,, Rheinansicht in Holland‘ von R. Burnier ebenda. Die lJandschaftliche Form ist bei beiden Stoffen auf ein Minimum reducirt, so dass die bildliche Auffas- sung der Gegenstinde von dieser Seite sich wenig empfahl. Wenn es demungeachtet beiden Kiinstlern, jedem in seiner Weise, gelungen ist, ihren bescheidenen Vorwurf zu einem landschaft- lichen Charakterbilde zu verarbeilen, aus dem eine Fiille von Naturstimmung uns entgegenstrémt, so gereicht ihnen dieses zum Ruhme und dient abermals zum Belege, dass die Natur unter allen Zonen ihre kiinstlerischen Schitze birgt und sie allen denen offenbart, welchen eine géWliche Slimme befiehlt, sie auszubeuten. Steinicke rolit in seiner Landschaft in Geldern ein unermessliches griines Flachland auf, das ein wolkenreicher Himmel iiberwolbt. Der Vordergrund dieser von wenigem Vieh bevélkerten Steppe empfingt, durch die eilenden Wolken hin~ durch, einen flichtigen Gruss des Sonnenlichtes. Burnier ver- schafft uns von etwas erhéhtem Standpunkte aus einen Ueber- blick tber die weite hollindische Ebene, in welcher der greise Rheinstrom unter mihsamen Windungen in duftiger Ferne ver-