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	lerischer Reflexion ihr Entstehen verdankt zu haben schienen
und dass eben jene Disposition den Maassstab fiir die kiinstle-
rische Ausfihrung abgegeben haben mochte. Ueberall aber
machte sich in Schirmer’s Motiven ein gewisses Wohlgefallen
am Romantisch - Zufalligen, Frappanten bemerkbar, das unser
Schénheitsgefithl nicht allemal befriedigte. Diese Beobachtung
drangte uns zunichst seine ,,Felsenpartie zwischen Celte und
Montpellier“ auf, ein Motiv, das in seinen Grundziigen schéner
landschaftlicher Elemente wie z. B. der aus dem Felsenschoosse
niederstiirzende Wasserfall, nicht entbehrt, dagegen ungefiige
und barok, wie Schirmer es uns vorfiihrt, eher einer Caprice
als kiinstlerischem Bedirfnisse seine bildliche Verkérperung zu
verdanken scheint. Das Bild enthalt in den organischen Partien
und Vordergriinden manches Anziehende , dessen saftige Frische
jedoch wiederum zu der Trockenheit und Kalte der Téne sich
nicht recht figen will. — Bedeutender war eine zweite Land-
chaft, die den befremdlichen Namen ,,der barmherzige Sama-
riter“ fihrte. Wir hatten uns demnach auf eine Landschaft hi-
storischen Styls gefasst gemacht, tberzeugten uns aber auf den
ersten Blick, dass hier blos Zufall oder Laune, wenn man will,
Landschaft und Staffage zusammengefithrt hatte und die Dar-
stellung tieferer Beziehung zwischen beiden keineswegs in der
Absicht Schirmers gelegen halte. Wir befinden uns am Saume
eines italienischen Urwaldes, so dass uns einerseils die Einsicht
in dessen jungfrauliches Pflanzenleben und -weben, andererseits
mehrere durch braune Kastanienstimme eingerahmte Blicke in
die duftige Landschaft verstaitet sind. Das Ganze ist in hohem
Grade malerisch, mit der Schirmer eigenthimlichen Richtung auf
das romantische, geheimnissvolle Naturleben im Walde empfun-
den, so dass wir ein Waldesmarchen zu héren wahnten und un-
willkiihrlich dem Jauschten, was die Baumwelt einander er-
zillte, —

Unter den landschaftlichen Compositionen, in denen die Ro-
mantik der Farbenstimmung am freisten zu Tage trat, ist vor
Allen eine effektvolle spanische Farbendichtung von A. v. Wille
in Diisseldorf ,,Abend in einem Parke“ hervorzuheben. Der
Kiinstler hat die beabsichtigte Wirkung durch eine poetische
Verwebung von Landschaft und Staffage erreicht. Eine Gesell-
schaft vornehmer Damen und Herren in reichen spanischen Ko-
stiimen hat das durch die Baiume schimmernde Schloss zur Zeil
der Sonnenneige verlassen, um eine abendliche Gondelfahrt im
Parke zu machen. Wir sehen ein mit purpurnem Zeltdache ge-
schmiicktes Fahrzeug dem Ufer langsam sich zuwenden, um die
Harrenden aufzunehmen: Darin sitzen schon einige Damen und
horchen dem Gesange ihrer Cavaliere. Ein Dom von immer-
griinen Eichen wélbt sich tber dieser Scene, lasst aber den
schénen landschaftlichen Hinlergrund mit dem aufgehenden
Monde frei, wahrend die abendliche Glut des Sonnenlichts von
seitwarts sich fiber den Vordergrund ergiesst und Figuren, Gon-
del und Laubwerk prachtvoll vergoldet. Die Poesie der Con-
ception und die Heiterkeit der Farbenstimmung verliehen diesem
Bilde einen eigenen Zauber, wiewohl die Perspective der ar-
chitektonischen Vordergrinde und die Ausfihrung der Figuren
nebst dem botanischen Detail Mancherlei zu wiimschen iibrig ge-
lassen hatle. — Die Elegie der Farbenstimmung fanden wir mit
einem dem vorhergehenden verwandlen architektonisch-land-
schafllichen Motive schén vermahlt auf einem Bilde von C. Ross
in Miinchen ,,cine verlassene italienische Villa‘‘, wahrend 0,
Achenbach in Disseldorf ,,.Motiv zwischen Albano und Castell
Gandolfo“ cine heitere Farbenmusik von Sonnenschein und Ae-
ther-blau im Walde auf uns einwirken liess. — A. Lucas in
Darmstadt endlich schloss die Reihe der Darsteller siidlicher
Landschaften mit einer stimmungsreichen Abendlandschaft: ,, Hir-
tenzug im Sabiner-Gebirge“. Durch die sonnenverbrannte
	herbstliche Gcbirgslandschait kommt auf staubbedecktem Pfade,
Kopf an Kopf gedrangt, cine Ziegenheerde des Weges gezogen,
sammi ihren Treibern eingehillt in eine gelbe Wolke von Dunst
und Staub. Dicht lagert der mehlige Staub auf Baumen und
Strauchern am Wege und eine trockene Schwiile ziliert in der
diirstenden Athmosphire. Wir wurden durch die wahre Auf-
fassung der lechzenden Kreatur, das Dringen und Treiben der
gehérnten Phalanx tiberrascht, fanden dagegen die Sterilitat und
Unformlichkeit der Vegetation etwas zu stark betont. — Frisch
und Kiihle athmend versetze L. Rausch’s in Diisseldorf: ,,Son-
nenuntergang“ den neigenden Tag unter nérdliche Zonen, in-
dem die Sonne, hinter einer Wolke verborgen, ihren Scheide- .
gruss auf die gekrauselte Fliche eines klaren Gebirgssees ent-
sendet. — Auch T. Kotsch in Hannover blieb seiner Natur-
anschauung treu, indem er in zwei Abendlandschafien nord-
deutsche Motive in Effekt zu setzen sirebte. Das eine Bild, ein
Motiv vom Regenstein bei Blankenburg, mit Halberstadt in der
Ferne, stellt den Moment kurz vor Einbruch der Nacht dar.
Die Sonne ist schon lange hinunter und ihre letzten Lichter
siumen den Horizont. Scharf tauchen die Umrisse des nach
der Ebene schroff abfallenden Felsens, die Thiirme der fernen
Stadt und der leuchtende Spiegel eines hineincomponirten See’s
dahinter aus der Dammerung hervor. Es ist nicht zu laéugnen,
dass dieses Motiv reicher an landschaftlichen Linien ist, als der
deulsche Norden es gewdhnlich darzubieten pflegt und dass
dessen Wahl und Verarbeitung zum Bilde von kinstlerischen
Mitleln und poetischer Empfangniss Zeugniss ablegen. Dagegen
geht der Ausfiihrung die nothwendige Grindlichkeit und Wahr-
heit ab und erhebt sich nicht tiber das Niveau einer Effektma~
lerei, der es vor Allen darum zu thun ist, Beleuchtungsgegen-
sitze zu erzielen, unbekiimmert um deren optische Méglichkeit.
	Denn wodurch der Kistler die Helligkeit des Vordergrundes
	bei der vorgertickten Dammerung in der Ferne zu rechtfertigen
vermag, ist uns nicht recht erklarlich. — Auf dem zweilen Bilde
sehen wir das Innere eines deutschen Hochwaldes im Abend-
sonnenscheine glithen. Hine von Schlingpflanzen dicht umrankte
Kapelle schmiickt die weite, mit Baumgruppen besetzte Lichtung.
Ein blau-griinlicher Lufiton, welcher eine stereotype Zugabe
auf Kotsch’s Bildern zu sein scheint, macht sich hier aber-
mals in unwahrer Weise breit und verrath eine bedenkliche
Abirrung von den Spuren der Natur. So wenig, wie wir uns,
im Interesse der Natur, mit den Ténen dieses Bildes einver-
standen erkliren, ebensowenig kénnen wir der conyentionellen
Zeichnung des Baumschlags und der theilweise ziemlich steifen
Architektur der Waldparlien unseren Beifall zollen. — C. Ment-
zel in Hannover neigte in zwei keck gemalten landschaftlichen
Skizzen zu einer Kotsch verwandten, jedoch anspruchsloseren
Wahl von Slimmung und Motiven. — A. Bromeis in Frankfurt
a. M. halte dagegen in seiner ,,Abendlandschaft mit Vieh“ die
Hélty’sche Idylle ziemlich trocken und nicht gliicklicher als An-
dere vor ihm in Farben zu tibersetzen versucht, wiewohl die
Hinter- und Mittelgriinde nicht ohne Verdicnste sind und dort
	der norddeutschen Landschalt das abendliche Gewand gul steht.
(Schlass folgt.)
	Edunstliteratur.
	Geschichte der deutschen Kunst. Von Krust Forster.
Zweiter Theil. Won Anfang des 15. bis Mitte des 16. Jahr-
hunderts. Mit 16 Stahlstichen. Leipzig, T.O. Weigel. 1853.
	Уоп В. А, ШиЩе».
	Wenn das deutsche Kunstblatt beim Erscheinen des ersten
	Theiles (1851) der Geschichte der deutchen Kunst von Ernst
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