er in letzterer Beziehung nicht nur der Ansicht Hindeloff s und Nagler’s, welche die Modelle zu den Rémhilder Denk- malen dem Veit Stoss und nur den Guss dem Peter Vischer zuschreiben, sondern auch der Kugler’schen Ansicht entge- gentrilt, dass die Rémhilder Bronzen zwar ein Produkt der Vi- scher’schen Giesshiitte seien, das Modell aber nicht von ihm herrihre; vielmehr mit Dobner (D. Kunslbl. 1852 S. 155 u. 348) ibereinstimmt, welcher in Modellirung und Guss das Werk Peter Vischer’s erblickt. So sehr wir geneigt sind, diese Ansicht zu theilen, so entschieden miissen wir doch die Modellirung des Magdeburger Denkmals aus dem einfachen Grunde der Inschrift dem P. Vischer zuschreiben, dessen kiinstlerischer Bildungsgang sich aus der Grabplatte des Bischofs Heinrich in Bamberg einer- seifs, aus den Arbeiten zu Magdeburg und Breslau andererseits, so wie endlich wiederum aus den nach 1506 folgenden Arbeiten so deutlich ersehen Jasst. Yon dem mit Recht ausfihrlicher beschriebenen Sebaldusgrabe sagt der Verf. unseres Wissens gegen alle bisherige Annahmen, sowie gegen den Plural in der Inschrift ,mit seifi Sunne*, dass dieses Werk von ihm und ,sei- nem Sohne* — welchem der fiinf, ist unentschieden — her- rithre. Mit kurzen Worten erwahnt er sodann die im ubrigen Deutschland in diese Periode fallenden Denkmale der plasti- ~schen Kunst, grossentheils Holzschnitzwerke, mit den vorzig- lichsten der sich etwa daran kniipfenden Namen, und macht den Schluss der Skulptur mit dem Maximilians-Denkmal zu Inns- bruck, wobei jedoch hatte hervorgehoben werden sollen, dass nur einige der 28 den Sarkophag umstehenden colossalen Bild- siulen in diese Periode gehéren, dic meisten derselben dagegen sowie das Marmordenkmal selbst mit der darauf knieenden bron- zenen Statue des Kaisers in die zweite Halfte des 16. Jahrhun- derts fallen. Nach des Verf. Darstellung scheint es namlich, als wenn auch Stephan und Melchior Godt und Hans Lendenstrauch bei der Verferligung des Marmordenkinals betheiligt gewesen waren, Letzteren setzt Forster noch in die erste Halfte des 16. Jahrh., Kugler dagegen ums Jahr 1570. Die Geschichte der wichligsten aller Perioden der Malerei in Deutschland und in den deutschen Niederlanden (von Anfang des 15. bis Mitte des 16. Jahrh.) beginnt der Verf. mit einer Charakteristik dieses gewalligen Aufschwunges und mit der Darlegung der Ursachen desselben, die er weder in dem neu aufblihenden Volksleben der flandrischen Slddte allein, noch in der Pracht- und Kunstliebe des burgundischen Hofes, noch in den Bestrebungen der Bildhauerschulen.von Dinant und Tour- nay findet, sondern in dem gemeinsamen Wirken dieser Ur- sachen im Allgemeinen, sowie in der Erfindung der Oelmalerei im Besonderen erblickt, deren Hauptverdienst er in Ueberein- slimmung mit allen neueren Forschungen dem Hubert van Eyk beilegt. Nachdem er die Richtung dieser neuen Thatigkeit, ih- ren Inhalt, sowie die Milttel ihrer Férderung angegeben, cha- raklerisirt er die nunmehrige Auffassung und Darstellung dieses Inhalts, die Anordnung und Stylisirung in der Zeichnung, die Farbung und Behandlung, wobei er vor Allem auf die Ver~ dienste Passavant’s und Waagen’s um die meisten Schulen dieser Periode hinweist, deren gréssere und kleinere Schriften iiber diesen Gegenstand dem Titel nach hier halten angefiihrt werden sollen. Kein Werk der Malerei unterwirft er einer ge- naucren Beschreibung, Erklarung und Charakteristik, als das bekannte Genter Allarbild Hubert’s van Eyk, wovon er zwei veranschaulichende Uebersichtstafeln und in einem Stahlstiche die liebliche, lesende Madonna miltheilt. Es ware, beilaufig ge- sagt, fir unkundigere Leser wiinschenswerth gewesen, zu be- merken, dass der Restaurator des untercn Miltelbildes, den er hier Johann Schoreel schreibt, identisch ist mit dem враг anzufihrenden Maler Jan von Schorel, wie wir denn tiber- Ебгз1ег ез уетзаиие, seinen Lesern dartber einen Bericht zu erstatten, so beeilen wir uns um so mehr, einen solchen liber den unlingst erschiencnen zweiten Theil zu geben, damit die Leser d. Bl. nicht elwa auf den Gedanken einer absichtli- chen Unterlassungsstinde gerathen. Denn dafiir miissten wir es geradezu halten, wenn cin fiir die Kenntniss der Kunstge- schichte unseres Vaterlandes so férderliches Werk in diesen vorzugsweise der deutschen Kunst gewidmeten Blattern mit Still- schweigen ijbergangen wiirde. Wie es aber in dem Zwecke des Verf. lag, die Geschichte der deutschen Kunst ,zum Volks- eigenthum zu machen, so dass der Inhalt dieses Buches ein Theil .der allgemeinen Bildung wirde, und seiner méglichst weiten Verbreitung nichts, vor allem nicht sein Umfang im Woge stande* (Vorr. Th. I. S. ¥), wie er also zu diesem Zwecke nur dio Resullate der bisherigen Forschungen niederzulegen und von dem vorhandenen Material nur das fiir die Enlwickelung des Kunstgeistes Wichtigste herauszuheben halte, so wollen auch wir uns damit begniigen, diesem Gange der Entwickelung an der Hand des Verf. Schritt fiir Schrilt nachzugehen, und uns aller eigenen ins Einzelne gehenden Untersuchungen, zu denen uns freilich manche Abschnille des zweiten Theiles auffordern konnten, enthalten. Dass der erste Theil des Werkes, welcher in drei Zeit- raumen die Geschichte von der Einfihrung des Christenthums bis auf Karl den Grossen, so wie den Romanismus und den Germanismus oder die Gothik behandelt, mit dem Anfange des 15. Jahrhunderts abschliesst, dazu wurde der Verf. vor Allem durch den grossarligen Aufschwung und die hohe Wichtigkeit bewogen, welche die beiden jiingeren Schwestern der Archi- tektur, namentlich die Malerei, um diese Zeit erhalten. Denn wie wire es méglich gewesen, mit den Briidern van Eyk und der sich daran kniipfenden Oelmalerei keine neue Periode in der Geschichte der Malerei zu beginnen? Demnach mussten der Natur der Sache nach dic beiden grossen Entwickelungs- phasen in der Geschichte der deulschen Baukunst, der Roma- nismus und die Gothik, den Hauptinhalt des ersten Theiles aus~ machen, aber es musste von lelaterer auch die Zeit ihrer Ueber- fille und ihres Verfalls in den zweiten Theil heriibergenommen werden, in welchem die tiberaus reiche Periode der aus den Eyk’schen Schépfungen hervorgehenden Schulen der Malcrei den Hauptinhalt bildet. Nachdem der Verf. mit kurzen Worten den vierlen Zeit- raum, welcher den ganzen vorliegenden zweilen Theil fillt, als die Periode des kinstlerischen Naturalismus bezeichnet, und die in der Architektur zu Ende des 14. Jahrhunderts eingetretene Geist- und Formveranderung an den in dieser Periode entstan- denen kirchlichen und nichtkirchlichen Denkmalen in Deutsch- land, sowie in den Niederlanden nachgewicsen hat, zeigt er ebenso klar als treffend zunachst in der Skulptur die Verande- rung zum Realismus, die ihren Ursprung auf eine freilich noch nicht villig aufgeklarte Weise in den Holzschnitzern Flanderns hat und sich in Deutschland zuvoérderst in den Bildschnitzern Schwa- bens, Fritz Herlen, den beiden Jérg Syrlin u. A. dussert. Entschicdener noch trilt die realistische Richtung der Natur- nachahmung in der Skulplur hervor, wie sie in Franken von Michael Wohigemuth getibt wird. Ihm reihen sich dic im Fache der Steinskulptur, Bildschnitzerci und Eragiesserei be- deutendsten Manner jener Zeit, Adam Kraffl, Veit Stoss, Tilman Riemenschneider, die Familie Vischer und A. Diirer an. In Bezug auf das neuerdings viclfach besprochene Verhaltniss der dem Peter Vischer zugeschricbenen Arbeiten zu Veit Stoss scheint Hr. F. wenigstens das Modell zum Mag- deburger Sarkophag dem Letzteren, dagegen die Bronzcarbeiten von Rémhild ganz und gar dem Ersteren zuzuschreiben, so dass ;