solchem Abwege sehen. —- Cretius beharrt in seinen ,,Romischen
Bettlern“ auf demselben Wege einer durchaus conventionellen, un-
wahren Firbung, auf dem wir ihn seit ciniger Zeit erblicken, welche
seinen Werken den Stempel krankhaften Wesens aufpragt, In diesen
Kérpern, unter dieser Haut pulsirt kein einziger Blutstropfen. — Die
Landschaft ist durch einige gute Werke vertreten. HH. RiefstahI mit
seinem , Sonnenaufgang tiber der Haide in Rigen“ bekundet von Neuem
den ungemein feinen, poclischen, fast weiblich zarten Sinn, mit dem
er den einf6rmigen nordischen Dénenlindern das Geheimniss ihres
schlichten Zaubers zu entlocken weiss. Das Bild zeichnet sich noch
besonders durch eine gliickliche Concentration der Beleuchlung aus. —
Ein wahres Kabinetstickchen ist eine kleine ,,Gebirgslandschaft* yon
Pipenhagen, der ebenfalls etwas Héheres als den blossen Naturalis-
mus in der Landschaft darzulegen versteht. Dagegen ist M. Schmidt
in seiner ,,Landschaft aus der Provence* nicht zur Eiuheit der poeli-
schen Stimmung durchgedrungen, obwohl die Nachmittagsbeleuchtung
namentlich in der Ferne von warmem Dufte und feiner Abténung ist.
— Vortrefflich ist eine ,.Winterlandschaft“ von H. Kaufmann, die
der Staffage und damit dem Humor zugleich ein grosses Recht ein-
raumt und den Charakter eisigkalten Schneegestébers im Forste so
meisterhaft ins Einzelnste durchfihrt, dass den Beschauer ein Frésteln
	wnoerlautt.
	alle dramatische Entwickelung. Das duftige indische Marchen, von
dem fast nur die Namen wtbrig geblieben, konnte in dieser Form
verarbeitet nur ein héchst unginstiger Vorwurf fir musikalische Be-
handlung werden, hbesonders fir einen Anfanger in der Composition,
der somit dem Publikum sein erstes Werk vorfihrte. Der Refrain des
allgemeinen Urtheils bleibt, dass es nicht dasselbe sei, durch eine
Gelegenheitsdichtung das Publikum des Ballsaals zu unterhalten und in
einem grossen mit Pratension vorgefihrtem Bahnenwerk sich der Kritik
eines anspruchsyolleren Publikums anheimzugeben.
	Mander, 26, April. Seit gestern haben in der dusseren Brien-
ner Strasse die ersten Vorarbeiten 2um Bau der Propylieu begonnen.
	Warfdyar. Der Kaiser von Russland hat die Statuten zur Grin-
dung einer Schule far schéne Kiinste (Baukunde, Malerei und Bildnerei)
in Warschau unterzeichnet. (V. Z.)
	Parts, Die Regierung wird, wie man versichert, 80,000 Frs.
aur Errichtung einer Bildsaule des Kaisers Napoleon I. bewilligen, die
	In dem neuen, im Bau begriffenen Gewerbepallaste aufgestellt werden soll.
(В. М.)
	baunstvereine.
	Der Kunst- und Literaturverein in Waimz.
	Vor Kurzem hat der unter der Lettung seines gegenwartigen Yor-
standes, des Obergerichtsprasidenten Dr. Pitschaft, zu hoher Blithe ge-
diehene Kunst- und Literaturverein von Mainz seinen Bericht iiber den
Bestand, die Verwaltung und die Leistungen dieses Vereins im Jahre
1852 veréffentlicht. Der Bericht zerfallt in finf Abschnitte, Aus dem
ersten derselben ergiebt sich, dass sich die Zahl der Mitglieder am
Ende des Jahres 1851 auf 304 belief, eine Zahl, welche gegenwarlig
die héchst erfreuliche Héhe von 334 erreicht hat, worunter sich 289
ordentliche Mitglieder befinden, Nur drei dersclben sind im Laufe des
verflossenen Jahres freiwillig aus dem Vereine getreten, wahrend die
ibrigen abgegangenen Mitglieder nur durch Wohnortsveranderung oder
den Tod verloren gingen und zwar im Ganzen 29. Die Zah] der neu
eingetretenen Mitglieder betrug 61, Der vierte und fanfte Abschnitt
sind von mehr lokaler Bedeutung: sie verbreiten sich tiber die Ver-
einsabende des Mainzer Vereins und tiber dessen dkonomische Ver-
haltnisse, kénnen also hier Gbergangen werden,

Der zweite Abschnitt berichtet tiber die ,,Kunstausstellungen “.
	A. Rhetnische Kunstausstelliung.
	Das hauptsdchlichste Wirken des aus sieben Stadten bestehenden
rheinischen Kunstvereins sind die grossen Kunstausstellangen, die be-
reits seit 16 Jahren den Turnus in den gedachten sieben Stadten ein-
halten und hilden so den Brennpunkt der gemeinschaftlichen Thatig-
Кеш der einzelnen, solcher Weise verbundenen Kunstvereine.

In Mainz hatte dieselbe im abgelaufenen Jahre vom 13. Juni bis
G. Juli statt. Sie wurde ziemlich gut besucht. Allein die Kosten sind
ftir unsern Verein immerhin noch sehr bedeutend, um unserer Stadt
diese Ehre und den Genuss zu verschaffen, — indem die letzte aber-
mals fir unsere Vereinskasse ein Deficit von circa 150 Fl. erzeugt hat.

Die Zabl der zur grossen rheinischen Gemaldeansstellung einge-
sendeten Kunstwerke belief sich auf 540, wovon aber nur 404 als
verkauflich bezeichnet worden waren, wovon dann auch 116 far circa
24,000 Fl. von der Gesammtheit der sieben verbundenen Stadle ange-
kauft wurden. Dieses erfreuliche Resullat dirfte die verehrlichen Kistler
sicherlich abermals ermuthigen, auch im laufenden Jahre mit Einsen-
	dungen ihrer vorziiglich gelungenen Kunstwerke ,die grosse rhe1-
vische Kunstausstellung zu beehren; indem die letztjahrige ein
	Resultat herbeigefihrt hat, das far die Kinstler, welche dieselbe mit
ihren guten Kunstwerken beschickt haben, nicht anders als recht frach
	bringend bezeichnet werden kann.
Im laufenden Jahre wird sie in Mainz beginnen und zwar schon
	mit dem
15. April, und bis zum 9. Mai
	andauern; sodann den Turnus yon hier aus nach Darmstadt, Mann-
	Ht Diffeldorf. Ein grésseres Bild von Camphausen, ,,Puri-
taner unter der Regierung Carl s I., in einer Kirche gefangene Edel-
leute bewachend,“ bildet gegenwartig den Glanzpunkt der Ausstellung
mit einiger ironischen Nebenbedeulung, denn in Wirklichkeit sind die
Farben etwas zu glanzend aufgetragen. Namenilich die Gewander,
obwohl wir sie durch das Halbdunkel einer rauchdurchzogenen Kirche
erblicken, scheinen sémmtlich neu zu sein, und die auf Stroh gebet-
teten Edelleute sind geschmiickt, als ob sie eben vor ihrer Gefangen-
nahme Toilette zu einem Feste gemacht hatten. Doch hat das Bild
grosse Vorziige, namentlich in der Oekonomie seiner Anordnung, in
der Verltheilung von Hell und Dunkel, und drickt mit hochster Por-
trailwabrheit den Charakter jener Zeit aus. Es kénnte in manchen
Walter Scott’schen Roman unmittelbar eingefigt werden, wie diese
wiederum die heste Erklarung des Bildes abgeben. — Ein vortreffliches
Genrebildchen ist von Siegert, ,der Feiertag“, in mittelalterlichem
Zimmer eine alte und eine junge Frau und ein Koabe, mit dem Vor-
lesen und Anhéren des Hauspostille beschafligt. Das Bild ist mit eigen-
thimlicher Technik behandelt, dusserst durchsichtig in der Farbe und
reich in der Wirkung. Von nicht geringerem Werthe sind ,ein paar
Knaben aus Mora in Schweden* von Tidemand; ferner das ,Johan-
nisfes\* von Nordenberg, das ,Geschenk der Mutter“ und die ,kleine
Bitelkeit* von Gesellschap. Eine ,Norwegische Landschaft* von
Bocken zeigt die Natur in ihrer grossarligsten Erscheinung; zwei
kleinere Landschaften von Scheuren, die ,Klosterhalle* und „4ег
Pilger“ tragen in ausgezeichneter Weise das Geprage, welches dieser
Kinstler seinen genialen, poesievollen Schépfungen aufzudricken pfilegt,
Eine Reihe von Werken zweiten Ranges iibergehen wir.
	 & Mresdcit. Die nahern Freunde des verstorbenen Dichters und
Malers Robert Reinick haben idemselben ein einfaches Denkmal vor-
bereitet, welches in den nachsten Tagen mit einer einfachen Feier durch
Wort und Lied eingeweiht werden soll. Das Denkmal besteht aus einem
einfachen, polirlen Granitstein, in welchen ein von Drake in Berlin
eben so schén als meisterhaft vollendetes Medaillon mit dem Reliefbild-
niss Reinicks in Lebensgrésse und in Bronze gegossen, eingelassen wor-
den ist. Drake hat sich auch bereit erklart , Gypsabgiisse von seiner
vortrefflichen Arbeit fir Freunde und Verehrer des Dichters anfertigen

au lassen.
Theobald v. Oer hat ein Bild vollendef, welches den Besuch Giov.

Bellini’s bei Albrecht Direr in Venedig darstellt, wie dieser ihn in
einem Briefe an Pirkheimer selbst erzahlt.
	0.у.5. ЖИ ей. Auf hiesiger Hofbihne kam neulich Sacontala,
Oper in 4 Anfaigen vom Maler A. Teichlein, Musik von Frh, v. Per-
fall, zur Auffahrung. Der Dichler, der sich bei friheren Kinstler-
ballen um das Amisement der Gaste manches Verdienst erworben, be-
wegt sich in vorliegendem Operntexte in rein lyrischen Elementen ohne