Hufen zertritt, so jagt hier die entfesselte Urkraft des Berg- stroms tiber Klippen und Felsen daher. — Achnlich trefflich, doch stylisirter, manierlicher benahm sich ein ,Wasserfall im oberen Zillerthale* vom Meister C. Morgenstern in Munchen. Ausser einem prachligen Blumen- und Fruchtstiicke, mit einem Dompfaffen, von Lauer in Wien, begegnete uns Nichts der Aufzeichnung Werthes dieses Genres. — Mancherlei liesse sich dagegen aus dem Fache der See~ und Marinebilder namhaft machen, indess beschrinken wir uns auf das Wesent- lichste: H. Stock in Paris: ,,Sonnenuntergang bei stiirmischem Wetter an den Kiisten einer der Orkney-Inseln*, versuchte in einer von Ossianschen Klangen durchdichteten Composition die iausendfaltigen Proteusgebilde der Brandung in Chamiéleons- Farben spielen zu lassen, verlor aber dabei die Transparenz und Beweglichkeit des Wassers aus dem Auge. — Mit unglaub- licher Meisterschaft gelang dagegen die Darstellung dieser Higen- schaften A. Achenbach in Diisseldorf in einem kleinen See- stiicke ohne Etikette. Auch E. Schmidt in Berlin ,der Ménch auf Helgoland* und ,der alte Leuchtthurm von Sunderland “, so wie M. Larson in Dusseldorf .,Schiffbruch an der nor- wegischen Kiste* malten ergreifend die Leidenschaften des Meeres. F. Weiss in Berlin ,,Parlie im Kanal“ und _,, Partie an der schwedischen Kiiste“ fehlt es nicht an Naturwahrheit, und die Hollander, wie A. Schelfhout im Haag ,,Ansicht am Ufer bei Scheveningen“ und A. Waldorp daselbst: „те Windstille auf Zeland“ und ,,der Maler Kuip zeichnend“ be- wahrten gleichfalls ihren allen Ruf. Endlich, bevor wir den Cyklus dieser Darstellungen schlies- sen, noch einige Worte tber die Architektur- und Thier- malerei. Ein reiches architektonisch - landschaftliches Panorama » Oberwesel mit der Ruine Schonberg, die Pfalz, Kaub und @щ- tenfels“ kiinsUlerisch aufgefasst, sahen wir von G. Pullian in Dusseldorf. — J. Minjon in Diisseldorf setzte gleichfalls Land- schaft und Architektur in malerische Beziehungen, indem er in seinem ,,Moliv aus Karden an der Mosel“ auch die Landschaft bedacht, hauptsachlich aber die Darstellung miltelalterlicher Holzbaukunst sich zur Aufgabe gemacht hatle. — Die Romantik der Burgen und Bergschlésser war sodann durch ,,Schloss Tan- fers im stidlichen Tyrol“ von E. Kirchner in Minchen lobens- werth vertreten. — Diesem zuvor aber in der kiinstlerischen Vereinigung von Landschaft und Architektur that es F. Bos- suet in Briissel mit dem kdstlichen ,,Thore einer maurischen Festung in Spanien“, Aus wilder Thalschlucht zieht sich ein Hohlweg mit kiinstlerischer Biegung zu dem im Abendsonnen- scheine glainzenden Felsenneste hinan. Thm nach die Damme- rung, die schon von den unteren Mauertheilen Besitz ergriffen hat. Schroff scheiden sich die feindlichen Lager von Schatten und Licht und nur einzelne goldene Streiflichter sind, Vor- posten ,gleich, in die Dammerung vorgeschoben. Unter dem Hufeisenbogen begegnen wir einen malcrisch kostiimirten Trupp, im Begriffe ins Thal hinabzusteigen. In der Ferne schliessen schneeige Gebirgshduplter das Bild.— Von M. Neher in Min- chen sahen wir zwei tiberaus treffliche architektonische An- sichten: ,,Ein Nonnenkloster in Kaufbeuern“, ein an liebens- wirdigen architektonischen Zufalligkeiten reicher Klosterhof, und ,,das Miinster in Freiburg“, vom Chore aus gesehen, mit einer Procession, bewundernswirdig durchgefiihrt und concen- trirt in der Beleuchlung. — C. F. Nerly, der prachtige, far- benreiche Venctianer, liess uns im Ganzen mit seiner ,, Fontaine vor der Peterskirche in Rom“ kalt. — Von architektonischen Interieurs war Einiges sehr Tiichtige da. So von F.C. Mayer in Nirnberg cin schénes Specimen des Rundbogenstyls aus dem Inneren der Michacliskirche in Hildesheim und von L. Pache gedichte gehéren eben so gut zu den Unvermeidlichkeiten der deutschen Kunstausstellungen, wie die holldndischen Eisbahnen. Diese Klasse von Gemialden halte daher auch dieses Mal ihre zahlreichen Vertreter, Keiner aber unter Allen hatte die Ro- mantik der Mondnacht schéner besungen, Keiner die Landschaft mit dem sehnstichtigen Lichte schéner versilbert, als der. Diis- seldorfer Schirmer, in dessen ,Mondscheinlandschaft* es gar unsichtbar -traumerisch wob und spann tiber dem feuchten Wie- sengrunde, wo Erlkénigs Téchter fiihren den Reihn und wiegen und tanzen und singen dich eint — Auch C. Hilgers in Dts- seldorf ,, Schloss Dorneburg bei Arnheim* und O. Achenbach daselbst , Mondaufgang® leisteten Treffliches. Des Letzteren Landschaft sprach uns durch ihre ideale Keuschheit besonders an. — Aehnliche Verdienste entdeckten wir endlich an F. de Leuw in Diisseldorf ,Winterlandschaft im Mondschein“, C. Seiffert in Berlin ,Blick vom Senlisberge tiber den Vier- waldsladter See nach Flihlen*, L. Scheins-in Diisseldorf und J. F. Spengel in Munchen. Es bleibt jetzt noch eine Reihe zum Theil recht bedeuten- der landschaftlicher Kunstwerke der Besprechung vorbehalten, aus denen die Stimme der Natur im Sturm und Regen, Wolken und Sonnenschein so vernehmlich an unser Ohr schallt, dass der landschaftliche Eindruck als Form wie bewéltigt davor in den Hintergrund tritt. — Mit eigenthiimlicher Natursprache re~ dete uns zunichst ein kleines Bild von H. Kaufmann in Ham- burg ,der tribe Tag“ an. Die Phantasie des Lesers versetze sich auf einen breiten sterilen Landweg, der tiber eine Halde weg auf ein Dorf zuftihrt; im Hintergrunde unférmlich di- steres Buschwerk, hinter dem ein armseliges Strohdach her- yorlugt, zur Linken Andeutungen eines mageren Kornfeldes, rechts ein Kamp, und denke sich dartitber den melancholisch umflorten Himmel, so hat man den gesammten landschaftlichen Apparat, welchem Kaufmann eine Ode, hoffnungslose Natur- stimmung geschickt aufgeprégt hat. Den Gesammtcindruck zu vervolistindigen, dienen als Staffage ein Paar ausgehungerte, nach sparlicher Nahrung suchende Gaule und einige Hennen. — Ein ganzes Drama von Regen und Nasse, Wolken und Son- nenschein sahen wir auf fussbreite Leinwand zusammengedrangt in einem reizenden Kabinetstticke von A. Ortmans in Paris »Partic aus der Umgegend von Versaillés“. — A. Rosenthal aus Hannover in Miinchen , Motiv bei Dagelfing in der Nahe von Minchen* schildert die schaurige Sprache des Unwetters, das tiber flachen Moorgrund daherbraust, Reiser und Schilf zer- knickt, mit einer Fille von Poesie, und ein ahnliches Phino- men hat F. Meyer in Minchen mit einer ,Partie aus dem Am- merthale bei Palling“ ergreifend verwoben, —.H. Brandes in Braunschweig zeigt in seiner ,,.Landschaft mit heraufziehen- dem Gewilter, Motiv aus dem Harze“ ein mit grandiosem Na- tursinne begabtes Talent. Trefflich jagt der heranbrausende Sturm die Natur aus der dimmernden Ruhe auf und zaust weid~ lich die alten Haupter der miirrischen Buchen und Eichbaume mit unsichtbaren Handen, — Auch eine » Ueberschwemmung “ von demselben tiberraschte durch die Neuheit des Motivs und die stimmungsreiche Auffassung. Reichliche Regengiisse haben im Vorfrthlinge eine von Baumgruppen belebte Landschaft plétz— lich unter Wasser gesetzt. Kiihe und vom Marktc heimkehrende Bauern suchen im Wasser die verlorene Spur des gewohnten Pfades. Die Sonne ist eben im Untergehen und braunt mit ih- ren Strablen die Wasserfliche bis zu den Baumen im Vorder- grunde hinan. — Ein schéner , Wasserfall* von A. Schulten in Diisseldorf schien ahnlichen Phanomenen, wo nicht sein Ent- stehen, doch seinen schrankenlosen Uebermuth verdankt zu ha- ben. Wie ein versprengler Eber durch das Dickicht des Wal- des sich Bahn bricht, Reiser und Halme schonungslos mit den