in Braunschweig eine perspeclivische, etwas niichterne Innen-_ ansicht der ,,Klosterkirche Riddagshausen bei Braunschweig“, dagegen von demselben eine an Staffage und magischer Be- leuchtung reiche innere Ansicht des Chors vom Kélner Dome, von grossartiger Wirkung. — C. Hasenpflug in Halberstadt erfreut uns abermals mit einer auserlesenen ,,Klosterruine im Winter“ in trefflicher Abendbeleuchtung: bei Weitem das Beste, was wir bisher von diesem Architekturmaler kennen lernten. Zu erwahnen sind noch: Bosboom in Amsterdam ,,das Innere einer Kirche“, G. Hahn in Dresden ,,Partie aus dem Dome zu Bamberg“ und C. Scheuren in Disseldorf ,, Architektur“ mit Beleuchtungseffekten a Ia Rembrandt. Die Thiermalerei, so weit sie sich mit der Landschaft mehr oder weniger in Beziehung setzt, war durch tiichtige Arbeilen von F. L. Lachenwitz in Diisseldorf: ,,Ziegenheerde“, sowie von F. S. Lachenwitz ebenda: ,,Ruhende Heerde“ ver- treten. Daran reihte sich F. Voltz in Miinchen: ,, Ein Madchen treibt Kihe durch’s Wasser“, der unvermeidlichen ahnlichen Darstellungen aus hollandischer Fabrik zu geschweigen. — W. Meyerheim und H. Baumgartner in Berlin malten gemein- sam zwei ,,Jagdrennen“*, F. Happel in Diisseldorf einen ,,schreienden Hirsch und sein Rudel* und endlich J. W. Bot-— tomley ш Нашраго: „Кмаег ши Нипдев“ ипа „, ете запоеиае Нипат“ im Negligee, Beides mit grosser Naturwahrheit, letz- teres Siijet jedoch in einer mit dem Asthetischen Empfinden we- nig vertraglichen Auffassung. Wir kénnen von unseren Lesern nicht Abschied nehmen, bevor wir nicht mit ihnen noch einen fliichtigen Blick auf die Zeichnungen und Aguarelle geworfen haben. Vor Allen er- freute uns hier T. Jansen in Diisseldorf mit einer Tuschzeich- nung ,,Rettung vom Schiffbruche“ von wunderbar dramatischer Composition und unvergleichlicher Durchfiihrung. — J. Achten in Hannover halte ein ,,Genrebild“ ausgestellt, dessen Werth weniger in der Ausfiihrung, als vielmehr in der von einem gesund-derben Humor durchdrungenen Composition beruht, — Von H. Funk in Frankfurt a. M. sahen wir eine geschmackvolle Zeichnung ,,Ein Christmorgen“, sowie von ©. 1’ Allemand in Hannover eine Reihe schén gezeichneter aristokralischer Da- menportraits. Endlich von G, Busse ein Verbascum thapsus am Albaner See u. m. A. Man wiirde mit Recht uns der Hinseitigkeit zeihen, ge~ dachten wir nicht noch dessen, was die Bildhauer in diesem Jahre ausgestellt hatten. Deshalb noch einige Worte tber die Skulpturen. Die Zahl derselben war klein und beschrankte sich im Wesentlichen auf die Arbeiten hannoverscher Kinstler; ihre Aufstellung war; wie sich aus den beschrankten Raum- lichkeiten von selbst ergiebt, etwas stiefmiitterlich bedacht. Die Gyps-Arbeiten Hassenpflug’s in Hannover: ,,Ba- chantin mit einem Panther spielend“, ,, Madchen im Begriffe ins Bad zu steigen“ und eine ,,Psyche“, zeichneten sich aus durch Fleiss, Geschmack und griindliches Studium. Auch sahen wir von ihm zwei gut componirte Kandelaber, Metallarbeit. E. Ban- del in Hannover hatte ebenfalls drei Gypsarbeiten ausgestellt: David, Ruth und eine Maria mit dem Christkinde und H. Ban- del aus Hannover in London war mit einer anerkennenswer- then Gruppe: ,,Sterbende Amazone“, in die Schranken getreten. — С. Dopmeyer in Hannover war durch einen ,,trunkenen Faun“, Statuette in Gyps, vertreten und F. Fleischmann in Braunschweig halte eine im Geiste Adam Kraft’s gut stylisirte Mater dolorosa eingesandt. — Von Schréder in Hildesheim endlich sahen wir cinen kunstvollen Pokal mit Schnitawerk in Elfenbein und von M. Schulz in Berlin die sehr respektable Marmorbiiste eines Kindes. 0. Eine Doppelkapelle in Steinfurt. Wenn man von Minster sich nordwestlich wendet, kommt man nach einigen Meilen in das Staédtchen Steinfurt, welches der gewdhnliche Sprachgebrauch zur Unterscheidung von dem stidlicher gelegenen Dren-Steinfurt, in dessen Namen sich das Andenken an den alten Dren-Gau erhalten hat, durch die Zu- gabe des Wortes ,, Burg“ auszeichnet. Schon eine Stunde vor der Stadt wird man durch einen herrlichen Park von michtigen Eichen, durch den sich der Weg zicht, darauf aufmerksam ge- macht, dass man sich zugleich einem altadligen Herrenhause naihert. Die Burg, noch jelzt umschirmt vom Wasser eines tiefen, breiten Grabens, ist ein weilliufiges altes Gebiude, in welchem sich die Bauunternehmungen vicler Generationen eintrachtig, wenngleich vielgestaltig durch einander schlingen. Schon im Anfange des XII. Jahrhunderts soll die Burg als Wohnsilz der Edlen von Steinfurt urkundlich vorkommen. ) Daftir spricht denn auch an der Siidseite des Baues der Charakter des Mauer- werks sammt den kleinen im Rundbogen geschlossenen Fen- steréffnungen. Ist man in den geraumigen Burghof eingeircten, so begegnet dem Auge jenes wunderliche Chaos von Baustylen, das ohne Aufwand erheblicher ornamentaler Ausstattung diesen alten Schléssern einen eigenthiimlich malerischen, pikanten Reiz verleiht. Da sind Wendeltreppen in gothischen Thiirmchen, die sich mithsam in Alleres Mauerwerk eingekeilt haben; da sind die Thir- und Fensteréffaungen aller Zeiten vom XIL Jahrhun- dert bis zu unsern Tagen; kurz eine Mannigfaltigkeit, die eine reichere dekorative Ausschmitickung entbehrlich erscheinen lasst. Zunachst drang ich in ein geraumiges Gemach, das zu eb- ner Erde liegt. Eine Rundbogenthir faihrt hinein. Staub und allerlei Gertimpel haust jetzt darin und verunziert einen Saal, der ehedem in zierlicher Pracht glanzte. Vier Kreuzgewdlbe tberdecken den 86 Fuss im Quadrat messenden Raum. Ihre Gurten ruhen auf Wandpilastern einerseits und treffen auf den Vorlagen eines in der Mitte stehenden Pfeilers zusammen. Die Kreuzrippen dagegen haben elegante Ecksdulchen als Trager, deren reich skulpirte Kapitélornamente sich als Fries um den ganzen Pfeiler schlingen. So zerstért diese Arbeiten sind, er- kennt man in ihnen doch den Styl der Uebergangszcit, auf wel- che zugleich die rund profilirten Rippen, die knopfahnlich ge~ bildeten Schlusssteine, die schwach spitzbogig gebrochenen Ge- wélbbégen hinweisen. Nicht so die breiten spitzbogigen Fen- ster, die in golhischer Zeit, noch die beiden grossen Kamine, die in noch jungeren Tagen hinzugekommen sind. Dagegen ruihren drei auf Saulchen ruhende rundbogige Arkaden in der wesllichen Wand, die spater vermauert wurden, noch von der ersten Anlage her. Vermuthlich diente der Saal zu festlichen ritterlichen Zusammenktinften. In geringer Entfernung neben dem Saale bemerkte ich ein altes romanisches Pfértchen, das mit zierlicher sdulengeschmiick- ter Wandung den Nahenden einguladen scheint. Auch die Ka- pitale der Saulen zeigen sauber gearbeitetes Ornament; den un- teren Theil. der Saéulenschafte dagegen verdeckt der stark tber- héhle Boden. Auf meine Frage, wohin dieses Portal fihre, ant- wortete man mir: in die Fleisch- und Milchkeller. So wenig mir diese durch mehrere hinabgehende Stufen allerdings unter- stiitzte Auskunft geniigte, so stand ich fir den Augenblick doch von weiterer Nachforschung ab und liess mich zur Kapelle hin- fahren. Es ging eine Wendeltreppe, die in gothischer Zeit an~ gelegt war, hinauf; im ersten Stockwerk liegt die Kapelle. Auf den ersten Blick erkennt man einen schlichten roma- 1) Westfalia vom Jahre 1826, Stick 26. 90 *