alters“ eine Reihe von Mittheilungen aber Miniaturen der Bi-
bliotheken zu Berlin, Heidelberg, Cassel, Carlsruhe, Stuttgart,
Minchen, Bamberg, Dresden, S. Gallen, vom IX. Jahrhundert
ab das ganze Miltelalter umfassend, so dass diese Auswahl einen
von zahlreichen Abbildungen begleiteten Abriss der Geschichte
deutscher Miniaturmalerei darstellt. Dazu kommt die mit Aus-
nahme der allgemeinen kunstgeschichtlichen Einleitung wieder-
abgedruckte Abhandlung iiber , Werinher von Tegernsee und die
Bilder seines Gedichtes vom Leben der Maria“, so wie die Ge-
legenheitsschrift tiber die Bilderhandschrift der Eneidt in der
Kénigl. Bibliothek zu Berlin. Als interessante Zugabe ist hier
ein lithographirtes Facsimile einer in roth und schwarzer Farbe
ausgefiihrten merkwiirdigen Darstellung einer Kirche zu erwah-
nen, die in cinem Passionale des XII. Jahrhunderts in der В1-
bliothek zu Stuttgart sich findet.

Die andere Halfte enthalt unter der Ueberschrift , Deutsche
Kirchen und ihre Denkmialer* verschiedene Reisenotizen und Auf~
sitze kleineren Umfanges, die ebenfalls von einer Anzahl Ши-
strationen begleitet. sind. Darunter Nachrichten iiber die Kirchen
zu Wimpfen sammt Abbildungen von den Chorsliihlen daselbst;
sodann ,,Studien in Berlin und der Umgegend“, betreffend die
Kirche zu Tempelhof, die Klosterkirche zu Berlin (mit mancher-
lei Details, Ornamenten, u. dgl.), der Kirchen zu Bernau, Lin-
denberg u. s.w. Der darauf folgende Aufsata tiber Magdeburg
und Halberstadt ist besonders wegen seiner zahlreichen IIlustra-
tionen werthvoll, die nicht allein Ornament, Kapitile und ande-
res Architektonische, sondern auch (aus Halberstadt) die Abbil-
dungen einer Teppichfigur, eines Kopfes aus einem Gemalde im
Kapilelsaale des Domes, eines der Reliefs aus der Liebfrauen-
kirche, zweier Képfe aus dem Dombilde von Raphon enthalten.
Es schliessen sich daran Reisenotizen tiber Goslar (sammt Ab-
bildung des reich geschmiickten Kapitils von der Vorhalle des
Doms und einer jener tragenden Figuren vom sogenannten Krodo-
Allar, der wohl ohne Zweifel ein Werk des XI. Jahrhunderts ist),
ferner iiber Friedberg in der Wetterau mit seiner an die Elisa-
bethkirche zu Marburg anklingenden Kirche, Niederweissel
mit einer interessanten romanischen Kirche, Pforzheim, dessen
Kirche eine seltsame Behandlung des Uebergangsstyles zeigt.

Den Schluss dieser Abtheilung machen reiche Notizen tiber
Augsburg (mit Abbildungen zweier Figuren der altromanischen
bronzenen Thiirfliigel des Domes) und den Bamberger Dom, des-
sen Skulpturen eine besondre Sorgfalt gewidmet ist. Die Ab-
bildungen mehrerer Statuen vom Georgenchor und vom Portale,
so wie des Pferdekopfes von jener merkwiirdigen Reiterstatue
	des heiligen Stephan bekunden gleich den vorher erwahnten
Darstellungen dieser Art eine Sicherheit und Feinheit im Erfassen
	und Wiedergeben der Eigenheiten des Slyls, wie sie uns m
derartigen Veranschaulichungen selten geboten wird. Wo die
damaligen Ansichten des Verfassers mit dem heutigen Stande der
wissenschaftlichen Forschung nicht mehr iibereinstimmen, da
stellt iberall eine kurze Note das Versténdniss vollkommen her,
so dass auch selbst dem Laien der Blick, der durch die Menge
und Mannichfaltigkeit der Illustrationen sich fiir die charakteristi-
schen Unterschiede simmtlicher Epochen mittelalterlicher Kunst-
	tibung zu scharfen Gelegenheit findet, keineswegs verwirrt wird.
So wird diese Sammlung also dem Forscher und Kenner eben
	so viel schitzenswerthes Material, wie dem lernbegierigen An-—
finger Stoff zu férdernder Anregnng bieten. WW. арке.
	Сие 9 
	atich was durch das Ohr zur Seele dringt, wird ihm sofort Ge-
genstand geistiger Besitzergreifung; davon zeugen seine eignen
Schépfungen auf dem Gebiete lyrischer und dramatischer Poe-
sie, davon seine erst kirzlich erschienenen ,,Liederhefte“. In-
dess bleiben die bildenden Ktinste doch stelts der Mittelpunkt
seiner Thaligkeit, um den sich in den meisten Fallen auch seine
anderen Arbeiten zu gruppiren pflegen. Ein rasches, sicheres
Erfassen des Charakteristischen jeder Einzelerscheinung, ein
ebenso klares, pragnantes Bezeichnen derselben durch die schrift-
liche Darstellung sind die wesentlichen Vorztige seiner zahl-
reichen, fast alle Facher und Zweige des kiinstlerischen Schaf-
fens umfassenden Arbeiten.

Aber nicht bloss durch das Wort, auch durch die lebendige
Sprache des Bildes weiss er die Anschauung der zu behandeln-
den Gegenstande zu vermitteln, da ihm zugleich die glickliche
Gabe cignet, mit getibter Hand nachzubilden, was immer durch
das Auge dem Geiste sich einpragt. Bisher-war die reiche
Sammlung solcher mit dem Zeichenstift gefihrter Studien in
seinen Mappen und Skizzenbiichern vergraben, und mit Recht
beklagte man das Fehlen illustrativer Beigaben bei seinen Haupt-
werken. Als hervorragendes Verdienst der vorliegenden Samm-
lung muss es daher bezeichnet werden, dass diese erste Lie-
ferung allein ttber hundert chalkotypirte Abbildungen enthalt,
deren Werth dadurch erhéht wird, dass Kugler, selbst sie in
Kupfer gravirt hat. „Лев suchte“, sagt er in der Vorrede,
»meine alten, lange nicht getibten Kiinsle wieder vor und un-
ternahm es, das halbe Tausend der Viustrationen mit eigner
Hand zu radiren.“© Wenn dabei auch seine Nadelfiihrung, wie
er klagt, nicht die sichere einer getibten Kiinstlerhand war, so
hat das doch dem Ausdruck der Zeichnungen keinerlei Abbruch
gethan, denn Niemand wird so théricht sein, mit der Lupe zu
untersuchen, ob nicht vielleicht eine Linie aus mehreren klei~
neren zusammengefiigt ist, und danach den Werth der Abbil~
dungen zu bemessen; vielmehr wird Jeder von der Kraft, dem
markigen Schwunge in den meisten dieser Darstellungen tiber-
rascht sein und damit eine Feinheit und Bestimmtheit im Wie-
dergeben der charakteristischen Stylbedingungen gepaart finden,
die nur da erzielt werden kann, wo der gewandten Hand des
Zeichners das getibte Auge des Kunstforschers sich vermahlt.
Bezweckte die Sammlung selbst nichts Andres als einen Wie-
derabdruck dlterer Gelegenheitsschriften, so empfinge sie durch
diese Illustration allein einen bedeutend erhdhten Werth. Wir
freuen uns tber die Tiichtigkeit, mit der sich die Chalkotypie
fiir solche Darstellungen bewdhrt, wenngleich wir der Ansicht
sind, dass ihre Leistungen schwerlich den Rang selbstandiger
Kunstschépfungen, wie die des Holzschnilttes, errcichen werden.

Im Vorworte schon beginnt Kugler mit einer interessanten
Notiz seine Mitlheilungen. Dieselbe betrifft eine kleine im
Besitz eines Freundes des Verf., Bernhard v. Lepel, des Dich-
ters der ,,Lieder aus Rom“, befindliche Terrakoltafigur des
Moses“ von Michelangelo, die K. fiir cine Originalskizze des
Meisters halt. Er findet darin ,,wohl die Macht einer michel-
angelesken Arbeit, die Majestét seines Moses, aber Alles in
der Empfindung schlichter, gehaltener“ und fasst sein Urtheil
so zusammen: ,, Diese Figur ist wie der zuerst aufgehende, viel-
Jeicht noch nicht zum vdllig entschiedenen Bewusstsein durch-
gedrungene, aber um so liebevoller erfasste Gedanke des Mo-
ses, — Jene Stalue (zu Rom) wie das Nachher des Gedankens,
wo vielleicht schon die Absicht der Wirkung, schon ein Grad
von Willkiir in der Ausgestaltung sich geltend macht.“

Die vorliegende Lieferung zeigt nun bereits, ein wie reich-
haltiges Repertoir kunstgeschichtlichen Materials die Sammlung
bieten wird. Méhr als die Halfte des ersten Heftes umfasst un-
ter der Gesammt-Ueberschrift .,Bilderhandschriften des Miltel-
	ix Berl. Der Bildhauer Wolff (Thierwolf) arbeitet neben-
sliindlich kleine Thiergruppen in Wachs, welche, hdchst vollendet in