131 ihrer Art, lebhalte Bewunderung fordern. Er bestreut diese Wachs- modelle dann wohl mit Bronzepulver, so dass sie einigermaassen schon die Wirkug des Gusses, wofir sie natirlich bestimmt sind, veran- schaulichen. Da liegt ein getédteter Eber, und um ihn herum befindet sich der ganze lebende Hundeapparat, der namentlich friher, da Ge- fahr und Vergniigen bei der Saujagd noch grosser waren, fir noth- wendig erachtet wurde. Die eigentliche Sauriide und eine prachtige Dogge, welche sich heiss und mide gekampft haben, liegen in pfleg- matischer, stolzer Ruhe und unbewusst malerischer Gruppirung da. Der schéne Doggenkopf halt die Augen geschlossen und blinzelt nur leise mit dem einen, nach Art dieser Thiere. Der dritte im Bunde, aber, der s. g. kleine Saufinder, der nur geblafft und Larm geschlagen hat, ist auch jetzt noch alert. In unruhiger Bewegung, munter um- herschauend, trippelt er auf dem machtigen Rippengebalk des getéd- teten Feindes herum und scheint am meisten mit dessen Erlegung zu prahlen, da er am wenigsten dabei gelthan hat. Eine andere Gruppe, ein Gegenstiick etwa zur vorigen, wird durch einen eben gestirzten Hirsch und die ihn heiss und athemlos umschniffelnden Jagdhunde ge- bildet. Hier, wie bei der zuersterwahnten Arbeit, ist das grésste und sorgfaltigste Naturstudium bemerkbar, welches sich nicht bloss in den Formen, den charakteristischen Lagen der todten, schlaffen Glieder und in den Stellungen, dem Gebahren der Jebenden Thiere kundgiebt, sondern bis in’s Einzelne hinein, bis auf die verschiedenen Haarlagen der Felle u.s. w. zur Erscheinung kommt. --- Die Wande von Wolff s Werkstalt sind mit Abgissen von Képfen und Korperpartien der Thiere des Waldes und Feldes bedeckt, Noten gewissermassen zu dem Text, den er sich draussen sammelt. Schon ein Landschaftsbruchstiick, wie es die Plastik aufaunehmen vermag, interessirt ihn, er modellirt es, und bevdlkert es ganz von selber mit den Thieren, die es in dieser oder jener Weise zum flichtigen Aufenthalt wihlen wiirden. So kommt es auch, dass seine Arbeiten so voll von Naturwabrheit sind, welche uns nicht schlagender entgegentritt, als wenn man seine Sachen mit den franzdsischen der Art vergleicht, denen oft ein geistreiches Motiv und eine gewisse flotte Auffassung nicht abzuspre- chen ist, die aber, was das Leben anbetrifft, haufig dafir viel Un- motiyirtes und Kadavereuses haben. Es muss fir den Jagdfreund eine wahre Delice sein, die Wolff schen Gruppen zu heobachten, die in ihrer geschickten Zusammenstellung von allen Seiten einen interessanten und abgerundeten Anblick darbieten. — Noch erwahnen wir ein grés- seres Medaillon, welches in starkem Hautrelief eine Reiherbaize dar- stellt. Frei in der Luft der majestatische Reiher, dem so eben der Edelfalk seinen Schnabel in das schlanke Genick geschlagen hat. Wie hibsch miisste sich diese Gruppe, rund gebildet und mitten an der Decke eines Jagdsaales herunterschwebend ausnehmen ! О. у. 5. Milnchen. In der Bilderfluth des Kunstvereins ist vo- rige Woche plétaliche Ebbe eingetreten, die indess hoffentlich nicht lange anhalten wird. Ein sehr gelungenes und besonders in der Mo- dellirung ausgezeichnetes Portrait einer Dame brachte Friedr. Kaul- bach, Die Genremalerei ist vertreten durch eine ,, Gemiisehandlerin “ von Elisene Girl, eine Arbeit, die zu den besseren dieses Faches gerechnet werden darf, und zwei kleine Bildchen von Palizzi in Neapel, das cine ein italienisches Madchen, das andere einen Ziegen- hirten~Buben darstellend, beide vollstandig aus dem gemeinen Leben gegriffen, aber mit Gbertriebener Farbengluth behandelt, Eine Land~ schaft Morgenstern’s, das Pollinger Moos, ist mit grosser Sorgfalt bis in alle Einzelnheiten ausgefuhrt, wahrend Krause’s ,,Romische Campagna“ durch scheinbar flichtig hingeworfene Massen eine ginstige Wirkung hervorbringt. Im Fache der Plastik zieht uns das Portrait eines hiesicen Sangers, in Medaillonform von A. Grimminger gefertigt, durch Aehnlichkeit und geschickle Behandlung: an. Grimminger hat kiirzlich als Tenorist mit gendgendem Erfolge an unsrer Bahne debitirt und zeigt also, dass er verschiedene Gebiete der Kunst mit gleichem Erfolge angebaut. Von der heute geéffneten Ausstellung fir diese Woche treten als bedeutend mehrere Landschaften hervor, zunachst eine Ansicht Jeru- salems von Loeffler, in grossem Maassstabe und mit bekannter Mci- sterhand ausgefihrt. — Dallwig Gffnet dem Blicke eine romantische Partie im Innern des Gebirges, dunkles Gehdlz, Waldbach und Mihle, im Hintergraund еп егие blaue Bergspitzen; aus dem sorgfaltig gemal- ten Bilde weht uns die frischeste Natur an. — Weiss bringt abermals ein Seestiick von grosser Vollendung. — Im Genrefache zeichnet sich Eberle durch seine Heerden und Scenen aus dem Almleben aus; fri- her behandelte dieser Meister mit besonderer Vorliebe Schafheerden, in deren Darstellung er kaum dbertroffen sein méchte, gegenwartig erblik- ken wir indessen auch Rinder und Ziegen mit gleicher Vollendung zur Ausfithrung gebracht. Noch nicht dffentlich ausgestellt, aber soeben vollendet, ist die Zeichnung des Prof. v. Schwind fir einen Schild yon getriebener Ar- beit, der dem Grafen O’Donnel yon der dstreichischen Armee zum Ge~- schenke gemacht werden soll, und wird die geschmackvolle Composi- tion allgemein gerihmt.. бгае е, der in seinem gerdumigen Atelier cine Privat -Malschule errichtet hat, gewinnt taglich neuen Zuwachs an Zoglingen, so dass sich bald eine Erweiterung der Lokalitat néthig machen wird. In den nachsten Tagen beginnt der neu hierherberufene Professor Carriére an der Universitat seine Vorlesungen uber ,,Kunstgeschichte“ mit be- sonderer Bericksichtigung der Minchener Kuustschdtze und darf bei dem bisherigen fihlbaren Mangel an Vortrégen in diesem Fache auf zahl- reiche Zuhodrer aus den verschiedensten Kreisen rechnen. tT Wien. Vor Karzem starb hier der erste Custos der Gemalde- galerie des Belvedere, Ludw. Ferd, Schnorr y. Karolsfeld, dex Bruder des Directors der Dresdner Gemaldegalerie Julius Schnorr v. K. Ludwig Schnorr wurde am 11, Oct. 1789 au Leipzig geboren und er- hielt seinen ersten Unterricht von seinem Vater Veit Hans, einem Schiller yon Qeser, ging dann aber schon im Jahre 1804 nach Wien, wo er, durch die G6nnerschaft des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen un- terstiitzt, die Akademie besuchte und nicht. ohne Glick gegen den da- mals an dieser Anstalt herrschenden Schlendrian ankampfte. Eben so debiitirte Sch. schon frih mit Compositionen in Sepia, Tusch etc. und malte Scenen ans der Geschichte und Legende in Oel. Seinen Raf aber griindete die Beschwérungsscene aus Géthe’s Faust, seit 1821 in der Galerie des Belvedere, wo sich auch seit 1833 ein Gegenstiick dazu, die Kerkerscene, befindet. Die Skizze von dem zuerstgenannten Bilde besitzt First Metternich, eine Wiederholung in kleinerem Maassstabe der Graf Hugo v. Salm in Raitz. — Die Ausstellung von 1820 brachte von Schnorr zwei romantische Bilder: ,Genofeva und Golo“ nach der Dich tung des eben verstorbenen Ludwig Tieck und ,des rilterlichen Jagers Liebeslauschen“. Géthe’s Erlkénig, die Zauberin Loreley nach der Bal- lade Brentano’s, die Madchen am Brunnen, ,,wo die Kinder herauskom- men sollen“ (gestochen v. Rah!) und eine Menge von Gemalden aus der heiligen Geschichte sind die nachsten mit Meisterschaft ausgefihrten Arbeiten Schnorrs. Zu den spiteren dagegen gehéren eine Madonna mit dem Kinde und dem hl. Johannes in einer Landschaft (1828), die Vereinigung der Tyroler Landleute durch Hofer, im Ferdinandeum zu Innsbruck (1830), das durch die Lithographie bekannt gewordene Por- trait des Herzogs von Reichstadt. (1832) endlich eins der gréssten Bilder in Wien: die Speisung der 4000 durch Christus im Refectorium des Mechitaristen-Klosters. Auch den Brandhof, jenen bekanten rei- zenden Landsitz des Erzherzogs Johann, hat Sch. kinstlerisch ausge- sehmbcke, aw alutwerpen. Bei der jahrlichen Concurrenz der Akademie, welche den langen Ferien vorangeht und an welcher sich jedesmal alle Kunstzweige und sémmtliche Schiler betheiligen missen, haben diesmal (lie Dentschen , sowohl im Zeichnen, als auch im Malen, den Sieg da- уопсегасеп. ‘Far das Malen war ein Halbact (in mindestens natiir- licher Grésse) zur Aufgabe gestellt und wurde derselbe von 65 Schi- 1егп , darunter 25 deutsche, gemalt, Laaschke aus Pirna und Win- ter aus Neisse haben die ersten Preise erhalten. Derselbe besteht in einem Atelier im Akademiegebaude auf drei Jahre und dem Rechte, sich an der italienischen Concurrenz zu betheiligen, worauf die dies- maligen Sieger jedoch verzichleten, weil sic im Begriff sind, Antwer- pen zu verlassen; indess ward ihnen die, bet der Zuerkennang ib- liche, officielle Umarmung vom Gouverneur zu Theil. Noch immer schweben wir in Ungewissheit, ob wir atfseren Director Wappers yerlieren werden oder nicht, Er halt sich seit mehreren Monaten in