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	ihrer Art, lebhalte Bewunderung fordern. Er bestreut diese Wachs-
modelle dann wohl mit Bronzepulver, so dass sie einigermaassen schon
die Wirkug des Gusses, wofir sie natirlich bestimmt sind, veran-
schaulichen. Da liegt ein getédteter Eber, und um ihn herum befindet
sich der ganze lebende Hundeapparat, der namentlich friher, da Ge-
fahr und Vergniigen bei der Saujagd noch grosser waren, fir noth-
wendig erachtet wurde. Die eigentliche Sauriide und eine prachtige
Dogge, welche sich heiss und mide gekampft haben, liegen in pfleg-
matischer, stolzer Ruhe und unbewusst malerischer Gruppirung da.
Der schéne Doggenkopf halt die Augen geschlossen und blinzelt nur
leise mit dem einen, nach Art dieser Thiere. Der dritte im Bunde,
aber, der s. g. kleine Saufinder, der nur geblafft und Larm geschlagen
hat, ist auch jetzt noch alert. In unruhiger Bewegung, munter um-
herschauend, trippelt er auf dem machtigen Rippengebalk des getéd-
teten Feindes herum und scheint am meisten mit dessen Erlegung zu
prahlen, da er am wenigsten dabei gelthan hat. Eine andere Gruppe,
ein Gegenstiick etwa zur vorigen, wird durch einen eben gestirzten
Hirsch und die ihn heiss und athemlos umschniffelnden Jagdhunde ge-
bildet. Hier, wie bei der zuersterwahnten Arbeit, ist das grésste und
sorgfaltigste Naturstudium bemerkbar, welches sich nicht bloss in den
Formen, den charakteristischen Lagen der todten, schlaffen Glieder
und in den Stellungen, dem Gebahren der Jebenden Thiere kundgiebt,
sondern bis in’s Einzelne hinein, bis auf die verschiedenen Haarlagen
der Felle u.s. w. zur Erscheinung kommt. --- Die Wande von Wolff s
Werkstalt sind mit Abgissen von Képfen und Korperpartien der
Thiere des Waldes und Feldes bedeckt, Noten gewissermassen zu dem
Text, den er sich draussen sammelt. Schon ein Landschaftsbruchstiick,
wie es die Plastik aufaunehmen vermag, interessirt ihn, er modellirt
es, und bevdlkert es ganz von selber mit den Thieren, die es in
dieser oder jener Weise zum flichtigen Aufenthalt wihlen wiirden.
So kommt es auch, dass seine Arbeiten so voll von Naturwabrheit
sind, welche uns nicht schlagender entgegentritt, als wenn man
seine Sachen mit den franzdsischen der Art vergleicht, denen oft ein
geistreiches Motiv und eine gewisse flotte Auffassung nicht abzuspre-
chen ist, die aber, was das Leben anbetrifft, haufig dafir viel Un-
motiyirtes und Kadavereuses haben. Es muss fir den Jagdfreund eine
wahre Delice sein, die Wolff schen Gruppen zu heobachten, die in
ihrer geschickten Zusammenstellung von allen Seiten einen interessanten
und abgerundeten Anblick darbieten. — Noch erwahnen wir ein grés-
seres Medaillon, welches in starkem Hautrelief eine Reiherbaize dar-
	stellt. Frei in der Luft der majestatische Reiher, dem so eben der
Edelfalk seinen Schnabel in das schlanke Genick geschlagen hat. Wie
hibsch miisste sich diese Gruppe, rund gebildet und mitten an der
Decke eines Jagdsaales herunterschwebend ausnehmen !
	О. у. 5. Milnchen. In der Bilderfluth des Kunstvereins ist vo-
rige Woche plétaliche Ebbe eingetreten, die indess hoffentlich nicht
lange anhalten wird. Ein sehr gelungenes und besonders in der Mo-
dellirung ausgezeichnetes Portrait einer Dame brachte Friedr. Kaul-
bach, Die Genremalerei ist vertreten durch eine ,, Gemiisehandlerin “
von Elisene Girl, eine Arbeit, die zu den besseren dieses Faches
gerechnet werden darf, und zwei kleine Bildchen von Palizzi in
Neapel, das cine ein italienisches Madchen, das andere einen Ziegen-
hirten~Buben darstellend, beide vollstandig aus dem gemeinen Leben
gegriffen, aber mit Gbertriebener Farbengluth behandelt, Eine Land~
schaft Morgenstern’s, das Pollinger Moos, ist mit grosser Sorgfalt
	bis in alle Einzelnheiten ausgefuhrt, wahrend Krause’s ,,Romische  
Campagna“ durch scheinbar flichtig hingeworfene Massen eine ginstige  
	Wirkung hervorbringt.
Im Fache der Plastik zieht uns das Portrait eines hiesicen Sangers,
	in Medaillonform von A. Grimminger gefertigt, durch Aehnlichkeit
und geschickle Behandlung: an. Grimminger hat kiirzlich als Tenorist
mit gendgendem Erfolge an unsrer Bahne debitirt und zeigt also, dass
er verschiedene Gebiete der Kunst mit gleichem Erfolge angebaut.
Von der heute geéffneten Ausstellung fir diese Woche treten als

bedeutend mehrere Landschaften hervor, zunachst eine Ansicht Jeru-
salems von Loeffler, in grossem Maassstabe und mit bekannter Mci-
sterhand ausgefihrt. — Dallwig Gffnet dem Blicke eine romantische

Partie im Innern des Gebirges, dunkles Gehdlz, Waldbach und Mihle,
	im Hintergraund еп егие blaue Bergspitzen; aus dem sorgfaltig gemal-
ten Bilde weht uns die frischeste Natur an. — Weiss bringt abermals
	ein Seestiick von grosser Vollendung. — Im Genrefache zeichnet sich
Eberle durch seine Heerden und Scenen aus dem Almleben aus; fri-
her behandelte dieser Meister mit besonderer Vorliebe Schafheerden, in
deren Darstellung er kaum dbertroffen sein méchte, gegenwartig erblik-
ken wir indessen auch Rinder und Ziegen mit gleicher Vollendung zur

Ausfithrung gebracht.
Noch nicht dffentlich ausgestellt, aber soeben vollendet, ist die

Zeichnung des Prof. v. Schwind fir einen Schild yon getriebener Ar-
beit, der dem Grafen O’Donnel yon der dstreichischen Armee zum Ge~-
schenke gemacht werden soll, und wird die geschmackvolle Composi-
tion allgemein gerihmt..

бгае е, der in seinem gerdumigen Atelier cine Privat -Malschule
errichtet hat, gewinnt taglich neuen Zuwachs an Zoglingen, so dass
sich bald eine Erweiterung der Lokalitat néthig machen wird. In den
nachsten Tagen beginnt der neu hierherberufene Professor Carriére
an der Universitat seine Vorlesungen uber ,,Kunstgeschichte“ mit be-
sonderer Bericksichtigung der Minchener Kuustschdtze und darf bei dem
bisherigen fihlbaren Mangel an Vortrégen in diesem Fache auf zahl-
reiche Zuhodrer aus den verschiedensten Kreisen rechnen.
	tT Wien. Vor Karzem starb hier der erste Custos der Gemalde-
galerie des Belvedere, Ludw. Ferd, Schnorr y. Karolsfeld, dex
Bruder des Directors der Dresdner Gemaldegalerie Julius Schnorr v. K.
Ludwig Schnorr wurde am 11, Oct. 1789 au Leipzig geboren und er-
hielt seinen ersten Unterricht von seinem Vater Veit Hans, einem Schiller
yon Qeser, ging dann aber schon im Jahre 1804 nach Wien, wo er,
durch die G6nnerschaft des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen un-
terstiitzt, die Akademie besuchte und nicht. ohne Glick gegen den da-
mals an dieser Anstalt herrschenden Schlendrian ankampfte. Eben so
debiitirte Sch. schon frih mit Compositionen in Sepia, Tusch etc. und
malte Scenen ans der Geschichte und Legende in Oel. Seinen Raf aber
griindete die Beschwérungsscene aus Géthe’s Faust, seit 1821 in der
Galerie des Belvedere, wo sich auch seit 1833 ein Gegenstiick dazu,
die Kerkerscene, befindet. Die Skizze von dem zuerstgenannten Bilde
besitzt First Metternich, eine Wiederholung in kleinerem Maassstabe
der Graf Hugo v. Salm in Raitz. — Die Ausstellung von 1820 brachte von
Schnorr zwei romantische Bilder: ,Genofeva und Golo“ nach der Dich
tung des eben verstorbenen Ludwig Tieck und ,des rilterlichen Jagers
Liebeslauschen“. Géthe’s Erlkénig, die Zauberin Loreley nach der Bal-
lade Brentano’s, die Madchen am Brunnen, ,,wo die Kinder herauskom-
men sollen“ (gestochen v. Rah!) und eine Menge von Gemalden aus
der heiligen Geschichte sind die nachsten mit Meisterschaft ausgefihrten
Arbeiten Schnorrs. Zu den spiteren dagegen gehéren eine Madonna
mit dem Kinde und dem hl. Johannes in einer Landschaft (1828), die
Vereinigung der Tyroler Landleute durch Hofer, im Ferdinandeum zu
Innsbruck (1830), das durch die Lithographie bekannt gewordene Por-
trait des Herzogs von Reichstadt. (1832) endlich eins der gréssten
Bilder in Wien: die Speisung der 4000 durch Christus im Refectorium
des Mechitaristen-Klosters. Auch den Brandhof, jenen bekanten rei-
zenden Landsitz des Erzherzogs Johann, hat Sch. kinstlerisch ausge-
	  sehmbcke,
	aw alutwerpen. Bei der jahrlichen Concurrenz der Akademie,
welche den langen Ferien vorangeht und an welcher sich jedesmal alle
Kunstzweige und sémmtliche Schiler betheiligen missen, haben diesmal
	(lie Dentschen , sowohl im Zeichnen, als auch im Malen, den Sieg da-
	уопсегасеп. ‘Far das Malen war ein Halbact (in mindestens natiir-
	  licher Grésse) zur Aufgabe gestellt und wurde derselbe von 65 Schi-
	1егп , darunter 25 deutsche, gemalt, Laaschke aus Pirna und Win-
ter aus Neisse haben die ersten Preise erhalten. Derselbe besteht in

einem Atelier im Akademiegebaude auf drei Jahre und dem Rechte,
sich an der italienischen Concurrenz zu betheiligen, worauf die dies-
maligen Sieger jedoch verzichleten, weil sic im Begriff sind, Antwer-
pen zu verlassen; indess ward ihnen die, bet der Zuerkennang ib-
liche, officielle Umarmung vom Gouverneur zu Theil. Noch immer
schweben wir in Ungewissheit, ob wir atfseren Director Wappers
yerlieren werden oder nicht, Er halt sich seit mehreren Monaten in