beer kroénen au diirfen, welches durch einen vollen Kranz, den er um
die Schlafe des Gefeierten legte, geschahe. Dr. Lucanus brachte die
Gesundheit seiner drei altesten Collegen, des Hrn. Dr. Weber, des Hrn.
Oberbaurath Hausmann und des Hrn. Ramdohr, aus.

Oberbirgermeister von Brinken begrisst den Oberprasidenten,
die Abgeordneten der Kunstvereine und die Kiinstler, hesonders die
Diisseldorfer, durch ein Hoch, welches Hr. Hibner durch einen Toast
auf die Stadt und ihre Kunstvereinsgenossen erwiedert. Als den Re-
prasentanten der Kunst in Halberstadt wurde dem Maler Hasenpflug
vom Chefprasidenten Marker ein der vollsten Zustimmung begegnen-
des Hoch gebracht. Endlich feierte der Maler Schafer den Domherrn
von Spiegel, dem eifrigen Kunstbeférderer, durch einen mit Warme
aufgenommenen Toast.

Ausser vielen anderen Anerkennungs- und Gratulationsschreiben
wurde dem Dr. Lucanns auch der bekannte Blaser’sche ,Gratulant“,
eine Bronzefigur, tiberreicht. —

Am anderen Tage setzle der Congress seine Arbeit fort. Das
Protokoll seiner Sitzungen geben wir in der nachsten Nummer. Ein
Theil der Gaste machte, von’ Dr. Lucanus dazu eingeladen und be-
gleitet, eine Ausflucht nach der Rosstrappe. Die schénen Kirchen,
Bauwerke und Sammlungen von Halberstadt wurden den Gasten theils
in seiner Begleitung, theils in der des Hrn. Lehrers Elis mit liebens-
wardigster Bereitwilligkeit und Freundlichkeit gezeigt. Auch der Hr.
Oberdomprediger Augustin, sowie der Hr. Domherr v. Spiegel und
der Hr. Direktor Schmid 6ffneten den Gasten ihre Sammlungen; der
Zuerstgenannte unter lehrreichen Vortragen und gastfreundlicher Be-
wirthung, wie sie auch Dr. Lucanus allabendlich wiederholte.
	wirkt haben. Noch vor 20—30 Jahren war die Kunstprolektion fast
	nur der Gunst der Firsten anheim gestellt, durch die allgemeine Bele-
bung des Kunstsinnes ist auch das Interesse der Firsten fir die Kunst
	warmer geworden, inshesondere dirfen wir das von unserem Hohen
Protektor Se. K. H. dem Prinzen von Preussen rihmen, dem wir dafiir
die vollste Anerkennung, den warmsten Dank mif den Worten ausspre-
chen: Es lebe unser Hoher Protektor Se. K. H. der Prinz von Preussen  

Nach dieser, den hdchsten Beschiizern der Kinste dargebrachten
Huldigung erhob sich der Maler C. Hasenpflug und tberreichte dem
Dr. Lucanus in Anerkennung seiner erfolgreichen Wirksamkeit im Namen
des Halberstidter Kunstvereins einen prachtvollen, silbernen Pokal.

In heiterer Weise, wie sie sich so gut zu dem immer heitern
Wesen des Jubilars passt, halt diesem dann der Doctor Weber aus
Halle, als der alteste unter den Vertretern der Kunstvereine, eine Lob-
rede, wie sie eine so ununterbrochen entfaltete Thaligkeit fir das Aus~
stellungswesen und die Entwickelung der deutschen Kunstvereine mit
vollem Rechte verdiente. Der Redner bemachtigte sich schliesslich mit
einer geschickten Handbewegung des eben dargebrachten Pokals und
versicherte, dass er im Namen der westlichen Kunstvereine, deren Ver-
treter sich mit ihm erhoben hatten, ein gleiches Ehrenzeichen in Han-
den halten wirde, wenn der geschickte aber sdéumige Schiler des Vul-
can, Hr. Hossauer in Berlin, die Gabe rechtzeitig eingeliefert hitte,
zu deren Anfertigung er schon seit langer Zeit die Zeichnung in Han-
den habe. Ein allgemeines Hoch auf den Dr. Lucanus schloss sich daran.

Nun trat der Oberbaurath Hausmann vor, spricht dem Jubilar
den Dank aus als dem Lehrer und Vorbild aller Geschaftsvereinsfihrer
und erfreut sich des Vorrechts, als altester Schiler, ihn mit dem Lor-
	THEREAUE
	einer ausgezeichneten Copie von Р. Р. Rubens Meisterwerk: „ие ПАгепхарпавте** von Caspar
Jakob von Opstal von Antwerpen in Niirnberg.
	Peter Paul Rubens unstreitig schénstes Werk, ist bekanntlich seine-herrliche Kreuzabnahme im Dom zu Antwerpen,
das unter allen Bildern dieses grossen Meisters oben ansteht. Alle Figuren dieses Bildes sind auf das eifrigste um Christus
bemiht und auf ihn bezogen, streben zu einer schénen und grossen Gruppe zusammen, welche die trefflich zusammengehaltenen
	Lichtmassen noch mehr als ein Ganzes erscheinen lassen.
Hiezu kommt eine wahrhaft leuchtende und doch nicht zu starke Farbung, ein genaues ‘Studium der einzelnen Theile
	und eine ungleich sorgfaltigere Ausfiihrung, als gewohnlich, ohne dadurch die Frische und Urspriinglichkeit der Gedanken
	zu beeintrachtigen.
Dieses herrliche Bild zieht jeden gefihlvollen Christen auf’s héchste an, so dass es seiner Zeit ein solches Aufsehen
	erregte, dass grosse Summen dafiir geboten wurden, das Bild fir Kirchen und Kléster in der Grosse des Originals kKopiren zu
lassen. (Es ist 14 Fuss hoch und 11 Fuss breit.) Bedeutende Meister verstanden sich dazu, und einer von diesen war Caspar
Jacob von Opstal, Maler von Antwerpen, der dieses Bild im Jahre 1704 im Dom daselbst auf einem Geriiste malte. Die
Haltung, Farbung, sein Pinsel, wie die richtige Zeichnung seiner Copie lassen gegen das Original nichts zu wiinschen tbrig,
was auch neulich der Altmeister der Kunst, Peter von Cornelius, als er dieses Bild gesehen, selbst aussprach. Opstal
war ein vortrefflicher Zeichner und malte selbst nach eigener Erfindung Altarbilder, welche von seinem Farbsinn und seiner
technischen Fertigkeit Zeugniss geben, wie sie diese Copie bewdhrt, welche nicht im mindesten gelitten hat. Sein Bild ist klar,

auf Segeltuch gemalt, vorirefflich erhalten und nicht im geringsten retouchirt.
Diese so schéne Copie gehérte dem verstorbenen Herzog Alexander, dem Bruder des verstorbenen Kénigs Friedrich 1.

von Wirtemberg, welcher dieselbe nach der franzésischen Revolution zu Anfang dieses Jahrhunderts in Paris fiir eine bedeutende
Summe ankaufte; sie war fortwihrend eine Zierde seiner Gemalde-Galerien in Deutschland und Russland, wo sie auf 17000
	Rubel geschilzt wurde. :
Da nun diese Galerie von den Erben vertheilt worden, und das grosse Bild wegen Mangel an Raum von dem gegen-

wartigen Besitzer nicht mehr aufzustellen ist, so soll dasselbe als ein Kirchen- oder Allarbild an christliche Kirchen um einen
missigen Preis verkauft werden, und, damit dieses Bild eine allgemeine Wirdigung finden kann, ist dasselbe gegenwiartig im
Chor der ehemaligen St. Katharinen-Kloster-Kirche in Nirnberg, dem jetzigen Locale der permanenten Ausstellung der Nirn-
berger Bauhiitte fir Kunst und Gewerbe aufgestellt, wo es an jedem Tage von Morgens 9 Uhr bis Abends 4 Uhr zu schen ist.

Eben daselbst wird auf portofreie Anfragen nahere Auskunft ertheilt.
	Kgl. Professor und Conservator der Kunst- und
Baudenkmale in Nirnberg.
	Nirnberg, den 28, April 185d.
С. HMeideloff,
	Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Bertin.