Kollel. Organ der deutSchen Kunstvereine. Деми ehes Zeitung fir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung von Kugler in Berlin — Passavant in Frankfuri — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — FGrster in Minchen — EHitelberger v. Edelberg in Wien herausgegeben von Dr. F.. Hggers in Berlin. Sonnabend, den 28. Mai. Snhalts Aus den Frankfurtcr Werkstitten. — Ueber einige dem Leonardo da Vinci zugeschriebenen Gemalde in Spanien und drei andere, die Leda dastellend. J. D. Passavant. — Kunstliteratur. Monuments d’Architecture et de Sculpture en Belgique. Dessins d’aprés nature lithographiés en plusieurs teintes par F. Stroobant. Texte par Fel. Stappaerts; publiés par Ch. Muquardt. D. P. — 4eltung. Berlm. Eisenach. Bonn. Céln. Min- Копзапиесеп. Kunstvereine. Die Versammlung, zu Halberstadt. — chen. Weimar. Wien. Rom. Paris. London. Stockholm. — Aus den Frankfurter Werkstatten. Ph. Veit. — Ed. Steinle. — Ad. Schrédter. — M. Oppenheim. — У. Е. 0161. mann. — Ph. Rumpf. — Ernst Schalk. — Ad. Schreyer. — Carl Engel. — Scholl. — Heinrich Funk. — Th. Reiffenstein. — E. W. Pose. — E. v. d. Launitz u. A. Daren Vollendung des von dem hiesigen Kunstvereine be- stellten Gemaldes von Philipp Veit, Karl den Grossen darstcl- lend, ist die Reihe der Kaiserbilder in dem Kaisersaal des Ré- mers nun vollsténdig hergestellt. Der Grinder des deutschen Kaiserreichs sitzt hier in Ehrfurcht gebietender Haltung auf sei- nem goldnen Throne, das Schwert auf den Knieen vor sich hal- tend und den Reichsapfel in der Linken. Den Hintergrund bil- det das hell beleuchtete Innere der von ihm erbauten Grabka- pelle zu Aachen, wodurch sich die Figur in eigenthimlicher Wirkung dunkel absetzt. Das Costiim ist aufs genauste nach den noch vorhandenen Gegenstinden beobachtet. In der allgemei- nen Anlage zeigt sich des Kinstlers grossarliger Genius, in der Ausfihrung aber lasst er in Bezug auf Zeichnung und kraflige Farbung zu wiinschen iibrig. Sehr ungiinstig wirkt ibrigens am Ort seiner Aufstellung, auf das Gemilde sowohl, als auch auf die allgemeine Anordnung der Kaigerbilder, dass das Portrait des Erzherzogs Johann, als Reichsverweser, zwischen Karl dem Grossen und Rudolph von Habsburg aufgehdingt worden ist, ob- gleich dasselbe gar nicht fir diesen Ort bestimmt war, in kei~ ner Weise in die Folge der Kaiser gehért und einen Platz ein- nimmt, wodurch die Thiire zum Rathssaal halb verstellt wird. Hoffentlich werden erneule Vorstellungen von besserem Erfolg, als bis jetzt, begleitet sein und diesem Missstande abhelfen. Dieser Karl der Grosse scheint eins der letzten Bilder von Bedeutung zu sein, welche der Meister in unserer Stadt ausfiih- ren wird, denn es bemiihen sich Kiinstler aus Mainz, ihn zu itberreden, nach ihrer Stadt iberzusiedeln, indem sie ihm ein schones Atelier im dortigen Schloss angeboten, wahrend er hier des Besitzes des bis jetzt benutzten ungewiss wurde, und hiesige Kunstfreunde, die ihm ein neues bauen wollten, auf Schwierig- keiten stossend, damit zigerten. Wir Freunde der Kanst wir- den sein Scheiden von hier nur zu bedauern haben, da er, bei LY. Jahrgang. Allen im grossten Ansehn stehend, als die hervorragendste Zterde unserer Kiinstlerschaft verehrt wird. Der produktivste unserer Kunstler bleibt Eduard Steinle, der besonders in seinen schénen Sepia- und Kreidezeichnungen unerschopflich im Reichthum der Erfindung ist. Ein grésseres Gemilde der Erweckung des Téchterleins von Jairi ) malte er im Auflrage des Kénigs von Preussen; es fand allgemeine An- erkennung, nur der Auferweckten selbst hatte man etwas mehr Rothe in den Wangen, als Zeichen des wiedererwachten Lebens, gewiinscht. Da die Composition, nach der urspriinglichen Zeich- nung von Eichens lithographirt, dem kunstliebenden Publikum zur allgemcinen Kenntniss gekommen ist, so scheint eine ni- here Beschreibung hier iiberflissig. Unter den Gemilden, welche Steinle erst vorbereitet hat, befindet sich ein grosses Allarblatt fiir eine Kirche zu Riga; dasselbe wird in einem sehr grossen und reichen Schnilzwerk im rein gothischen Styl zu stehen kommen und eine Haupizierde des Gotteshauses werden. Das Bild slellt die Predigt des Petrus an dem Pfingstfeste dar und verspricht eine grossartige Wirkung. So sehen wir, dass auch heute noch, wie in friheren miltelallerlichen Zeiten, die Stédte an der Ost- see die Kiinstler des westlichen Deutschlands fiir die Ausschmiik- kung ihrer Kirchen in Anspruch nehmen. — Andere Werke des Meisters tibergehend, erwihnen wir hier nur noch das Portrait des Kupferstechers Kappes, da es ausgezeichnet in Haltung und Charakter, meisterlich in der Art des Anton van Dyck ausge- fiihrt ist. Dem humoristischen Talent Adolph Schroedter’s ver- danken wir abermals einige jener Bilder, fiir welche das gros- sere Publikum stets ein besonderes Interesse zeigt. Schon frii- her besprachen wir einen grossen Triumphzug der Weine un- sers Vaterlandes; diesmal betraf es speciell den des Rheinwei- nes mit reichem Gefolge schéner Knaben, die zierliche Pokale und Kannen tragen, freudiger Winzer , die nach ihrer Art den Zug verherrlichen und des muthwilligsten Humores voll auf Fas- sern tanzen, in Reifen springen oder unter Freudengeschrei den 1) Das Bild macht durch die Huld Sr, Majestat des Konigs von Preussen den diesjahrigen Ausstellungsturnus des westlichen Kunstvereinscyclus mit. Т. Red. 9