ziehend durch die Wahrheit des Ausdrucks und seine harmo-
nische Farbung. -- Ernst Schalck’s Bildchen erheitern eben
so oft durch feinen Humor, als durch edle Empfindung. Von
letzterer Art war die Darstellung einer jungen Mutter, die an
dem Bett ihres kranken Kindes ihre heissen Wiinsche zu dem
Herrn tber Leben und Tod mit einer Innigkeit richiet, die
wahrhaft ergreifend ist. — Adolph Schreyer ist ein dritter
junger Maler, der ein eigenthimliches Talent zeigt, vorziiglich
aber in der Darstellung von Pferden und Hunden und was mit
deren Leben in Verbindung steht.

Carl Engel und Scholl, aus Mainz, haben sich nach
dem nahe gelegenen Rédelheim zuriickgezogen. Beide sind,
besonders Letzterer, mit einem reichen Talente begabt, doch
dirfte es zweifelhaft sein, ob diese Zuriickgezogenheit von der
belebenden Gemeinschaft mit den hiesigen Kiinstlern ihrer Kunst-
ausbildung férderlich ist. Engel’s kleine Genrebilder und Kin-
derportraits haben indessen ihren wohlverdienten Ruf behalten,
und Scholl ist unerschépflich in geistreichen Compositionen zu
Initialen von der feinsten Ausfiihrung in Tusch oder Sepia. Sehr
phantasiercich ist auch eine grosse Sepiazeichnung, welche
Freunde Heinrich’s von Gagern ihm als Erinnerung und Aner-
kennung seiner politischen Thatigkeit von Scholl haben fertigen
lassen. Er steht hier in antikem Costiim eines Landmannes am
Pflug, anspielend auf seine jetzige Zuriickgezogenheit auf seine
Giiter. Allegorische Figuren auf seine Kindheit, sein Jinglings-
und Mannesalter bis auf die letzteren Zeiten anspielend, um-
geben ihn in bezeichnenden Handlungen. In den Liiften aber
thront die grossarlige Gestalt der germanischen Freiheit, umtobt
von dem Kampf und endlichen Sieg in der Zukunft, natirlich
hier alles von einem sehr subjectiven Standpunkt aus behandelt.

Heinrich Funk hat fir das Stadel’sche Kunstinstitut eine
grésscre Landschaft vollendelt, einen von Gebirgen umgebenen
See, mit einer Ruine im Vordergrund. Sie ist von sehr klarer
Wirkung und bildet einen starken Gegensalz zu der anderen
Landschaft von ihm in derselben Sammlung, wo beim Sonnen-
untergang nur die Bergspitzen noch glihend leuchten, wahrend
das ganze Innthal. in tiefem Schatten liegt, Von seiner Reise
nach Tyrol im verflossenen Herbst brachte er mehrere schéne
Studien mit, die ihm zu manchem schénen Bilde den Stoff bieten
werden.

Theodor Reiffenstein ist ein Landschafter, dessen
meisterhaft behandelte Aquarelle wir schon oft zu bewundern
Gelegenheit hatten und der auch neuerdings wieder sein sché-
nes Talent in einer Ansicht von Frankfurt in Vogelperspective
bewahrt hat. Hier kommen allerdings die Gebaulichkeiten haupt-

sichlich in Betracht, aber auch diese behandelt er ganz aus-
gezeichnet, wozu noch kommt, dass Niemand besser als er die

hiesigen alten Gebdulichkeiten kennt und selbst von solchen,
die nicht mehr bestehen, genaue Zeichnungen -genommen hat.
Von sehr schéner Wirkung und feiner Behandlung ist auch ein
Oelbild, eine Waldparthie, von Reiffenstein, in welcher ein blen-
dendes Streiflicht dem einfachen Gegenstande etwas sehr Pi-
kantes giebt.

E, W. Pose erfreute uns durch mehrere kleine Land-
schaften italienischer Gegenden, namentlich durch eine Ansicht
der Tempel zu Pastum, wo Woilkenschatten und durch Wolken
strahlendes Sonnenlicht einen eigenen Reiz ausiiben, wahrend
eine Parthie bei der Villa Mattei in Rom uns den ganzen Zau-
ber der Verbindung der Gebaulichkeiten mit der Natur vor
Augen stellt.

Diesen Angaben liessen-sich noch manche anderen beifi-
gen, namenilich tiber die Leistungen jingerer Kistler; doch
wollen wir damit zuriickhalten, bis sie durch vorziigliche und
gediegenere Werke den gehegten Erwartungen werden ent-
	Wagen mit ihrem Gebieter im Triumphe ziehen. — In einem
kleineren Bilde hat Schroedter die Scene aus den lustigen Wei-
bern von Windsor dargestellt, wo der getduschte Falstaff in
einem Korbe fortgetragen, in dem Fluss unerwartete Abkthlung
findet und nun dem Spott der Weiber ausgesetzt ist. Schr ma-
lerisch ist darin die Anordnung des Ganzen, doch hatten wir
Falstaff etwas weniger Carrikatur gewtinscht.

Auch als Schriftsteller haben wir Adolph Schroedter zu be-
griissen, indem er ein Schriftchen , Das Zeichnen als ein aesthe-
lisches Bildungsmittel, vorzugsweise fiir die Erziehung des weib-
	lichen Geschlechts“ herausgegeben. Hr hat darin auf-eine geist—_
	volle Weise seine Ansichien uber das Zeichnen und Componiren
der.Ornamente und Arabesken ausgesprochen, und besonders
darauf aufmerksam gemacht, wie hierfiir die Natur selbst An-
leitung za einem rationellen System geben kénne, wie bei ihr
alle Bildungen einen bestimmten Charakter tragen, wie Formen
und Farben Stimmungen ausdriicken, die, richtig angewendet, vor
widersinnigen Willkiihrlichkeiten bewahren, selbst wenn die
Combinationen von noch so reicher Phantasie eingegeben sind.
Da nun seine talentvolle Gattin den Wiinschen mehrerer Damen
der gebildeten Stinde durch Anleitung im Ornamentzeichnen ent-
gegen kommt, so erhalt die belebende Schrift noch eine be-
stimmte Anwendung.

Die Bilder, welche Moritz Oppenheim den Begebenhei-
ten des gewéhnlichen Lebens entnimmt, weiss er mit besonde-
rem Geschick zu behandeln, und diese befriedigen durch naive
Auffassung des Gegenstandes weit mehr, als es bei seinen hi-
storischen Bildern der Fall zu sein pflegt. Diese schéne Eigen-
schaft, verbunden mit einem eigenen Reiz der Beleuchtang, er-
freut uns an seinem Bilde ,,das Innere eines hiesigen Bildhauer-
ateliers“ darstellend, wo bei sinkendem Tag das Dienstmadchen
einer Dame und ihrem Knaben mit einer Lampe das Basrelief
einer h. Familie beleuchtet zeigt, wahrend der Meister zu einer
Thire im Grunde herein tritt. Die gewandte Technik in diesem
Bilde erhdht noch dessen Werth, so dass wir es zum Besten
zahlen dirfen, was unser talentvoller Meister gefertigt hat; dem
Stadel’schen Kunstinstitut aber wiinschen wir Glick, es in seine
Galerie aufgenommen zu haben. — in anderes hibsches Bild-
chen von Oppenheim ist eine Geburtstags-Scene, wo ein Mad-
chen sehr naiy einer jungen Dame, wohl ihrer Pathin, einen
Strauss tiberreicht und die erlernte Gratulation hersagt, aber
den Kopf nach dem Gang wendet, wo ein grosser Kuchen sicht-
bar wird, den ein anderes Madchen auf einer Schiissel trigt.
	Zu bedauern ist, dass der originelle Genremaler j.F.
	Dielmann sich so schwer entschliesst, Bilder т Ое] 2а таеп,
und doch leistet er stets Vortreffliches darin. Das letzte, wel-
ches wir von ihm sahen, veranschaulicht uns einen Bauernhof
im Taunusgebirge, dessen an den Berg angelehnte Lage, son-
nige Beleuchtung und durch Reflexe erhellte Sehlagschatten
von sehr malerischer Wirkung ist. Ein Bauer mit seiner Kuh
am Karren und eine Mutter intt ihren Kindern beleben die an—
	spruchslose Lokaiitat.
Ein Paar jiingere hiesige Maler haben sich mit Erfolg eben-
	falls der Genremalerei gewidmet: Philipp Rumpf, unter dem
Einfluss einiger hier ausgestellten Bilder von Courbet, ergab
sich der realistischen Darstellung des gemeinsten Lebens, jedoch
init einem feinen Gefihl fir Schénheit in Form und Empfin-
dung, verbunden mit einer harmonischen Haltung. Sein Bild-
chen éiner armen Verkauferin von Blumenkranzen, die an der
Strassenecke vergebens einen Kaufer erwartet und in Ausdruck
und Kleidung grosse Dirftigkeit zeigt, fand daher trotz des dar-
gestellten Elendes verdiente Anerkennung. Auch das Bildchen
eines armen Madchens, aaf der Fensterbank in ernsten Gedan-
ken silzend, ist eben so anspruchslos als Gegenstand, wie an-