Bl. 3 oder Lief. IV, 1 zeigt uns das Innere einer anderen Kapelle, mit einem hélzernen Altarschrein im Geschmack des 15. Jahrhunderts, ausgefiihrt von den Briidern Goyer aus Lé- wen 1849. Er ist am Fusse mit biblischen Reliefs, oben mit Heiligenfiguren und dariiber mit drei reichen durchbrochenen Thirmchen, sodann mit Spitzsiulchen und anderem gothischen Ornament ausgestattet. Vor dem Tabernakel kniet ein Geist- licher in rothem Ornat, am Fusse der Stafen steht ein jiingerer Geistlicher in schwarzer Tracht; der Hintergrund gewdhrt eine Einsicht in die ferne Kirche. Eine der effectvollsten und na- turgetreuesten Darstellungen. Bl. 4. Lief. If, 1. Aeussere Ansicht des in gothischem Styl ausgeschmiickten Seitenportales derselben Kirche, mit ho- hem Fenster und decorirtem Dachgiebel dartiber; in der Ferne die beiden Thiirme der Westfacade, bis ins dritte Geschoss in gleichem Geschmack aufgefiihrt. Geistliche, die einen Reli- quienschrein tragen, kommen in Prozession aus dem Portale. In Auffassung und Farbenbehandlung gleich lobenswerth. BI. 5. Lief. HI, 3. Innere Ansicht der Kirche N. D. du Sa- blon zu Briissel, eines mit der St. Gudulakirche ziemlich gleich- zeitigen Bauwerkes mit Séulen, welche Spitzbégen tragen und mit Statuen aus spaterer Zeit geschmiickt sind. Vor einem, den Geschmack des 18. Jahrhunderts an sich tragenden Seitenallare sieht man einige Geistliche und ein altes Ehepaar. Die Ge- genstinde sind zwar minder interessant, aber kinstlerisch be- handelt. Bl. 6. Lief. 1V, 2. Innere Ansicht der Beguinenkirche zu Briissel, eines Bauwerkes im etwas niichternen Style des 17ten Jahrhunderts, aber durch malerische Auffassung und Behand- lung gehoben. Mehrere umherwandelnde Beguinen, und eine im Betstuhle stehend, beleben die Darstellung. BI. 7. Lief. V, 1. Aeussere Ansicht des Anfangs des 15ten Jahrhunderts erbauten Rathhauses in Briissel, dessen Thurm, in der Mitte des 16ten Jahrhunderts vollendet, mit den reichsten Verzierungen des spat-gothischen Styles prangt. Dieses Blatt ist minder genial durchgefihrt als die friheren. BI. 8. Lief. I, 2. Die Hauser der Ziinfte zu Briissel, nebst einem Theile des Rathhauses, vor welchem sich ein grosser von Zunftgenossen, in alterthiimlichem Costiim entfaltet. Sehr malerisch aufgefasst und behandelt, doch sind manche Einzel- heiten nicht ganz frei von einer gewissen Manier in der Aus- fihrung. Bl. 9. Lief. IV, 3. Fleischhaus und Rathhausthurm daselbst. Der Standpunkt des Bildes ist die Ecke einer kleinen Strasse, an welcher sich das Fleischhaus befindet; dariber hinaus er- blickt man den Rathhausthurm. Der Gegensland ist minder in- teressant und minder geistreich durchgefihrt, ‘auch nicht frei von Manier in der Behandiung. B. 10. Lief. If, 2. Das Rathhaus zu Lowen, bekanntlich eines der schénsten und reichsten Gebiude der Art aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Ansicht ist sehr malerisch auf- gefasst und vollendet, nur winschte man, dass das Rathhaus nuit seinen trefflichen Details etwas mehr in den Vorgrund ge- ruckt ware. BL 11. Lief. V, 2. Der Chor der St. Petrikirche zu L6- wen, aus dem Ende des ¢4. Jahrhunderts. Im Vorgrunde das im reichsten gothischen Style ausgefihrte Lectoriam zwischen Chor und Schiff. Wiederum cine der trefflichsten und in allen Theilen harmonischen Darstellungen. Bl. 12. Lief. 11, 1. Tabernakel in der St. Jakobskirche da- selbst. Dieses, im reichgeschmiickten Style der zweiten Halite des 14. Jahrhunderts (zu welcher Zeit auch die Kirche wieder erbaut wurde) angehérige Kunstwerk, so wie das es umgebende Bronzegitter aus dem Jahre 1568, bilden den Mittelpunkt des ВА а ога на. Monuments d Architecture et de Sculpture en Beleique. Des- sins dapres nature lithographiés en plusieurs teintes par F. Stroobant. Texte par Fel. Stappaerts; publiés par Charles Muguardt. Bruxelles 1853. Fol. Livr. I—VI. (jede mit 3 Abb.) Le Brabant et les Flandres (wohl als erste Abtheilung des Ganzen). Hs liegt hier ein Werk vor uns, das mit den in Frank- reich und England in neuerer Zeit erschienenen iiber mittelal- terliche Baukunst, selbst denen in Buntdruck, in die Schran~ ken treten kann, ja in manchen Theilen der Ausfihrung dieses oder jenes derselben noch tibertrifft. Die meisten der in den bisher erschienenen VI Lieferungen enthaltenen 18 Blatter sind sogar da, wo die Gegenstinde zum Theil einem etwas spateren Baustyle angehéren, nicht nur mit grosser Genialitét und mit Geschmack aufgefasst, sondern es zeugen auch simmtliche Blatter vom genauesten Verstindniss der. architektonischen Formen und der Einzelheiten, besonders auch der Sculptur; dabei einen héchst malerischen Sinn, Mannigfaltigkeit und Genauigkeit in der Zeichnung, selbst der als Staffage benutzten Menschenge- stalten, endlich aber grosse technische Fertigkeit in Behandlung der verschiedenen Farbenténe beim Lithographiren. Vorzugs- weise sind es die inneren Ansichten von Bauwerken, (an de- ren Schwierigkeiten unsere deutschen Lithographen so oft schei- terten,) welche Hrn. Stroobant vortrefflich gelungen sind; die ausseren Ansichten zeichnen sich zwar durch schéne Liifte aus, kommen jedoch theils in der Auffassung, theils in der litho- graphischen Behandlung jenen nicht ganz gleich, — Die Aus- stallung des Werkes durch den Hrn. Verleger, Format, Pa- pier, Druck des Textes etc. ist der Darstellungen wiirdig. Da der Text, so weit er erschienen ist, eine andere Rei- henfolge der Abbildungen aufstellt, als dieselbe in den VI Lie- ferungen enthalten ist, so will Ref., so weit der Text dies bis jetzt an die Hand giebt, jene Reihenfolge beobachten, nachher aber sich auf die in den Lieferungen enthaltenen beschranken. Bl. 1 fihrt uns in das Innere des Hauptschiffes der be- kannten Kirche St. Gudula zu Briissel, einem Baue des 13ten Jahrhunderts; der Chor, mit grossen Fenstern versehen, wel- che bunte Glasbilder schmiicken, ist vom Schiffe durch ein gothisches Lectorium geschieden. Die spitzbogigen Arkaden ruhen auf starken Saulen, an denen steinerne Standbilder be- findlich sind; letztere und die etwas. schwerfallige hdélzerne Kanzel gehéren wohl erst dem 18. Jahrb. an. Der auf der Kanzel stehende Prediger und die theils sitzende, theils slehende an- dachtige Gemeinde zeigen die grésste Verschiedenheit in Stel- lung und Haltung. _Beleuchtung und Farbenschmelz sind aus- gezeichnet. Bl, 2 oder in der Il. Lief. No. 2, stellt eine Seitenkapelle derselben Kirche vor, inmitten das Denkmal des 1595 verstor- benen Erzherzogs Ernst von Oesterreich. Dessen geharnischte, auf den linken Arm gestliitzte Gestalt aus weissem Marmor, und der zwischen schwarzen Marmorstreifen inneliegende, ebenfalls weisse, marmorne Sarkophag, mit schongearbeitetem Blatterwerk und dem Wappen geschmiickt, ziehen die Aufmerksamkeit vor- ziiglich auf sich. An der zur Kapelle fihrenden Stufe kniet ein Chorknabe mit dem Rauchfasse; im Mittelgrunde sitzl ein lesender alter Geistlicher neben einem hohen Chorpulte; im Hintergrunde liutet ein Kirchendiener. Simmtliche Gestalten sind meisterhaft in Zeichnung und Farbung; das Ganze, be- sonders auch der Hintergrund der mit einem bunten Glasfenster ausgestallcten Kapelle, prangt im schonsten Farbenschmelz.