gino, nach Venezianischer Mundart) genannt, dessen Identitat mit Erstgenanntem (Vannucci) noch bestritten wird. Die Her- ausgeber der neuen Florentiner Ausgabe des Vasari haben zwar, indem sie Rosini’s Annahme beitreten, ein grosses Gewicht in die Schale gelegt, kénnen aber doch nicht umhin, die Unacht- heit der Inschrift cinzuraumen, auf welcher dessen Hypothese lediglich beruht ). Ein zweites Werk aus gleicher Zeit glaube ich unserm Pellegrino in dem schénen Altarbilde der heiligen Ursula in- mitten ihrer Jungfrauen, und mit der Jahreszahl 15077) be- zeichnet, vindiciren zu diirfen, welches, fir die Kirche der Dominikaner zu Udine gemalt, nunmehr in der Galerie Brera zu Mailand aufgehoben ist, aber unter dem Namen des Malers Giovanni Martini da Udine?), Auf Vasari’s Autorilat wird es diesem Kinstler zugeschrieben, dennoch ist die Uebereinstim- mung mit P.’s Arbeiten dieser Epoche eben so auffallend, als die Abweichung von Giov. Martini’s heil. Marcus, Altarbild von 1501 im Dom zu Udine, dem einzigen von ihm erhaltenen au- thenlischen Gemalde‘), einer trockenen, ziemlich schwachen Produktion, dessen Vasari ebenfalls erwahnt, wobei jedoch zu berticksichtigen ist, dass er beide Stiicke nur aus Beschreibung gekannt zu haben scheint. Dass aber, nachdem P. sieh seines urspriinglichen Namens Martino begeben, im Laufe der Zeit, durch Verwechselung, sein Werk dem Giov. Martini beigelegt werden konnte, wird, bei der Aehnlichkeit dieser Namen, Nie- mand befremden. Auch hier ist die Manier Bellino’s vorherr- schend, das Colorit hat jedoch an Kraft gewonnen. Eine unbedeutende Frescomalerei a chiaroscuro von 1512, am Kenotaphium des Andy. Trevisano in der Vorhalle des ‘Com- munal-Palastes zu Udine, nur beildufig erwahnend, finden wir verzeichnet, dass die Briiderschaft von S. Antonio in S. D. im folgenden Jahre den Beschluss fasst, die Ausmalung ihrer Kirche fortsetzen zu lassen, doch ist anzunehmen, dass diese Arbeiten bald wieder von Neuem unterbrochen worden sind, da, nach einer von Renaldis milgetheilten Notiz, sie erst im Jahre 1522 beendigt wurden. Die Veranlassung dieser Unterbrechung ist mit grosser Wahrscheinlichkeit in der von Vasari angedeuteten Reise nach Ferrara zu suchen, von dessen Herzégen Pellegrino besonders geschitzt und begiinstigt gewesen, wie dieser Schriftsteller mel- det. Wir wissen, dass um dieselbe Zeit Giov. Bellino einer Hinladung nach dort folgte, um einen Gemialdecyclus fir ein Gemach des Palastes auszufihren, und es ist denkbar, dass der hochbejahrte Meister seinen vormaligen Schiler veranlasst habe, ihn dorthin zu begleiten, um so mehr, da von dessen Thaligkeit wahrend der Periode zwischen 1513 und 19 in den Archiven seiner Vaterstadt keine Erwahnung geschieht. Von Oel- und Frescomalerei Pellegrino’s findet sich zwar gegenwarlig keine Spur in Ferrara, falls nicht die, gewdhnlich den Gebriidern Dossi zugeschriebenen Verzierungen des soge- nannten Goldnen Cabinets, in dem mit dem Palaste zusammen- hangenden Communalgebaude, dahin zu zahlen sind, oder etwa auf den vormaligen herzoglichen Villen noch Einiges der Art sich erhalten haben méchte; dahingegen existiren auf der Bibliothek zu Modena zwei merkwiirdige, mit trefflicher Miniaturmalerei verzierte Codices, welche eine so grosse Uebereinstimmung mit 1) Vasari, Vite. Ed. Lemonnier. T. VI. p. 71. 2) Nicht 1506, wie bei Maniago. 3) Von F. Caporali fir das Galeriewerk gestochen. 4) IOANIS DE VTINO.1498. ist ein Gemalde, vermuthlich dessel- ben Meisters, im Museum Correr zu Venedig, bezeichnet: , Maria mit dem Kinde zwischen St. Joseph und Simon“; Kniestiick in lebensgrossen Figuren. Das Bild hat ein schweres, unklares Colortt. Fortschritte zeigt, aber leider durch Uebermalung, vornehmlich der Hauplfigur, sehr gelilten hat. Im darauf folgenden Jahre liquidirt das Kloster der Bene- dictinernonnen S,. Maria in Valle zu Cividale, einem wenige Mei- len von Udine entfernten Stadtchen, den Betrag eines Altarbil- des mit dem h. Johannes Baptista, urspriinglich ein Tryptichon, dessen Seitenbilder mit dem heil. Johannes Evangelist und Be- nedict jetzt davon gelrennt sind. Maniago fihrt nur das Haupt~ bild als P.’s Arbeit an und schreibt die Nebenbilder dem Giro- lamo da Udine zu’); sich auf eine Urkunde stiitzend, wonach dieser um 1539 ein Altarbild mit dem h, Benedict fir das Klo- ster ausfiihrte?), allein das Document kann nicht auf jene Bil- der bezogen werden, welche durch Malerei und Form, ja sogar durch ihre eigenthiimliche Berahmung zeigen, gleichzeitig mit dem Hauptbilde entstanden zu sein, bestimmt, mit demselben ein Ganzes zu bilden. Diese wohlerhaltenen Sticke haben ein zartes Colorit und sind mit besonderer Feinheit ausgeluhrt. Vom Jahre 1506 ist ein alfresco gemaltes Madonnenbild, bekannt unter dem Namen ,,la Vergine di Strada“, weil es ur- spriinglich in einer Kapelle an der Landstrasse ausgestellt war. Durch verschiedene Wunderwerke zu Bertihmtheit gelangt, wurde es 1637 nach der eigends dafiir erbauten Kirche gleiches Namens zu San Daniele versetzt, wobei die Nebenfiguren zu Grunde gin- gen und das Marienbild eine so starke Uebermalung erleiden musste, dass sich wenig dariiber sagen lasst. Eine kleine Schrift von C. A. Carnier giebt die Geschichte des Bildes und einen Kupferstich desselben, nach seinem gegenwarligen Zustande, von Contanni *). In diese Epoche ist ein Bild in der Galerie Rinuccini zu Florenz einzureihen, ein Altarblatt mit den lebensgrossen Fi- guren der Heiligen: Marcus, Hieronymus und Gerhard Sagredus, einzeln in Nischen stehend*), Es wurde bislang fir ein Werk Perugino’s gehalten, dessen Namen es auch fihrt, allein diese Bezeichnung des stark retouchirten Bildes ist neu, und zwar mit derselben Farbe hinzugefiigt, womit der ganze Grund un- geschickt tibergangen wurde. Man liest auf demselben: Pietro Perugino pinx. anno 1512. Wire die Falschung nicht offenbar, so miisste schon der Umstand Verdacht erwecken, dass diese Inschrift in Lingua Volgare und Antiqua-Lettern erscheint, da dieser Ktnstler stets Lateinisch und mit Capitalen signirte. Da das Bild aus Venedig an die Galerie gelangte, ist es doppelt auffallend, dass man sich nicht Giov. Bellino’s Namen zu des~ sen Empfehlung bediente, mit dessen Arbeiten es eine grosse Verwandtschaft zeigt, welches vermuthen lasst, es habe friher das Zeichen Pellegrino’s gefiihrt, bekanntlich lange Zeit fiir Perugino’s gehalten, wodurch der Restaurator sich vermuthlich befugt hielt, zu besserem Verstindnisse, den vollen Namen hinzustellen, Die auffallende Abweichung von Perugino’s gewdhnlichen Arbeiten veranlasste den Prof. Rosini*), in dem Urheber die- ses Bildes denjenigen Kiinstler zu vermuthen, mit dem der Senat von Venedig im Jahre 1494 tber die Ausmalung des Saales del gran Consiglio coutrahirte, in der betreffenden von Gaye mitgetheilten Urkunde*), Pietro Peroxino (fir Peru- 1) F. de Maniago, Guida di Udine е Силаще. Зап Уно 1840. 5. р. 107. 2) Maniago, Storia. p. 301, Doc. XXIX. 3) Notisie relative al Santuario della Beata Vergine di Strada in San- daniele del Friuli. Sandaniele 1837. 8. 4) Aleuni quadri della Galleria Rinuccini deseriiti ¢ illustrati. Firenze 1852. 8 p. 25. — Das Bild wurde bei der Versteigerung der Galerie im Mai vorigen Jahres fir die Familie eingezogen, 5) Rosini, Storia della Pitturg Italiana. T. II, p. 189. 0) Gaye, Carteggio. T.II. p. 09.