nung im Fache der Porlraitmaleret verdient Fraul. Bensinger in
Disseldorf, die Schiilerin Sohn’s, welche in ihren Bildern mit einer
geistvollen Auffassung und anziehenden Darstellung der Individualitat,
des Meisters lieblichen Schmelz in der Carnation verbindet. Ihrer
pahrenlesenden Ruth* kann man wegen der argen Verzeichnung des
rechten Armes und einiger andern Unmdglichkeiten schwerlich gleiches
Lob spenden, — Auf dem Gebiele des Genre kam ausser Carl Hitb-
ner’s ,Kartenschlagerin,* worin das junge Madchen in Zeichnung, Hal-
tung und Farbung des Atlaskleides wie des Fleisches zu winschen tibrig
lasst, und Dillens’ (in Brassel) franzdsischem Cavalleristen, der ein
Kind liebkost,* einem in Composition, Zeichnung und Faérbung gelun-
genen, wenn auch nicht ausgezeichneten Bilde, wenig zum Vorschein.
Unter diesem Wenigen nenne ich nur die auch schon in Dresden und
Berlin ansgestellte ,Ueberfahrt einer Fahre an der Bohmischen Grenze“
yon A. von Rentzell in Berlin, deren landschaftlicher Theil sehr an
das Colorit der besseren Bilder Triebel’s erinnert, wahrend die Haupt-
sache, namlich die in naherer oder fernerer Verbindung mit dem Fahr-
schiffe stehenden menschlichen und thierischen Figuren in Handlung und
Bewegung voll gesunden Humors sind. — Dahin gehdren ferner die
uns von der Ausstellung in Hannover zugekommenen ,,beiden Madchen“
yon E. Becker in Berlin, ein in Composition und Colorit des Fleisches
wie der Gewander treffliches Bild, wenn nur nicht die Haare beider
Madchen etwas massenhaft und trocken behandelt waren, — Im land-
schaftlichen Fache war eine im Besitz des Grossherzogs von Oldenburg
befindliche ,,Italienische Landschaft* von Willers in Rom wenigstens
eine interessante Erscheinung, der eine poetische Auffassung und eine
Virtuositat in der Fuhrung des Pinsels auf der groben Rémischen Lein-
wand nicht abzusprechen ist; doch sind die Felsen des Mittelgrundes
gu wenig detaillirt und zu flach gehalten, auch leidet das grine Wasser
der Wald- und Gebirgsbiche an Schwere und Undurchsichtigkeit.
Wegen ihrer allerdings poetischen Slimmung reihen wir hieran die
»Abendlandschaft* von Quinaux, deren Vordergrund aber im Ver-
gleich zu dem kraftiger, tiefer betonten Mittelgrunde allzu matt er-
scheint. Zwei liebliche Bilder erblicken wir in Capito’s kleinen
»Morgenlandschaften ,* die den Fehler der Harte, welcher einigen sei-
ner letzten Leistungen eigen war, viel weniger zeigen und in Beleuch-
tung und Zartheit des Duftes durchaus befriedigen, nur Schade, dass
die Formation der Berge sich in den parallelen Strichen des Pinsels,
der die Farben etwas zu pastos aufzutragen liebt, unmalerisch und da-
bei etwas handgreiflich ausdrickt. In der Beleuchtung ebenso anzie-
hend und naturwahr ist der ,Montblanc* von Seefiseh in Berlin, dem
nur der mit der Wirklichkeit des Glahens der Alpenhaupter Unbekannte
Uebertreibung und Effekthascherei vorwerfen kann, Aber grossartige
Erscheinungen dieser Art sind unsres Erachteus faglich in grésseren
Dimensionen auszufahren und dirfen nicht in genreartige Behandlung
der Natur verfallen. — Unter den winterlichen Landschaften endlich
dirfen einige Arbeiten der Belgier Rosenboom und Smits nicht
unerwahnt bleiben; des Ersteren Bild mit Staffage von Verboeck-
hoven zeichnete sich durch treffliche Luftperspective und klares Eis
aus, wahrend dagegen die Luftténe in ein unnatirliches Violett spiel-
ten. In diesem Fache fihrte uns auch Koster aus Bremen einige Lei-
stungen vor, die von lichtigem Streben nach Vervollkommnung zeugen
und ein grdsseres Talent des Kinstlers fir Farbengebung des Winters,
als fir die des griinen Laubes bekunden.
	Wahrend der letzten Sonntage der Wintersaison erblickten wir
	auch die von zwolf Bremischen Architekten, so wie you dem Hofbau-
	rathe Strack in Berlin eingesandten Risse zum Neubau der Spitze
des hiesigen Stephanithurmes, den man nach einem vor 100 Jahren
staltgehabten Brande nunmehr wiederherzustellen gedenkt. An dieser
am dussersten Westende der Stadt gelegenen Kirche ist der Mangel
eines Thurmes um so fihlbarer, da sie selbst, hoch gelegen, das eln-
zige Gotteshaus im unteren Theite der Altstadt ist, Unter diesen Ris-
sen zeichnete sich namentlich der aus der Ferne eingesandte durch
geistvolle organische Entwickelung des Ganzen und Zierlichkeit in den
Verhaltnissen aus; leider aber wird, wic wir vernehmen, die fir den
Bau zu sorgende Behérde sowohl yon diesem, als von denen, welche
mehr den Schmuck der Stadt als das Verhiltniss zu der einfachen,
kleinen gothischen Kirche beriicksichtigten , abstrahiren. Die Hohe des
neyen Thurmes soll zwischen 250 und 270 Fuss betragen.
	voll und gefallig gruppirt und geht in einer wohlthuenden und gesun-
den Harmonie mit der Landschaft zusammen.
	Heri. Von Seiten des Oberprasidenten der Provinz Brandenburg,
Hrn. Flottwell, ist dem Magistrat ein Schreiben des Ministers fir Han-
del, Gewerbe und 6ffentliche Arbeiten, Elrn. v. d. Heydt, zugegangen,
worin der Minister seinen Entschluss kund giebt, zur Férderung eines
nationalen und selbslandigen Kunstgeschmacks in den Zeichnungen von
Mustern und Formen, und zur Beseiligung der in dieser Beziehung vor-
waltenden Modeherrschaft des Auslandes, die Errichtung besonderer
Dessinateurschulen, wie solche in Frankreich mit vielem Erfolg in
Paris und Lyon bestehen, zu bef6rdern. In einem zu diesem Behuf von
dem Director des hiesigen Gewerbe-Instituts, Dr. Druckenmiler, un-
ter Zuziehung von Kiinstlern und Gewerbtreibenden ausgearbeiteten, und
mit tibersandten Promemoria, ist der]Zweck und die Nothwendigkeit sol-
cher Institute ndher ausgefihrt, und zugleich nachgewiesen, dass die
Anlage am Zweckmassigsten nur in Berlin und Elberfeld erfolgen wirde.
Am ersteren Ort, weil die Vereinigung zablreicher anderer Kunst- An-
stalten férderlich auf den Kunstsinn der Schiler einwirken wiirde, am
letzteren Ort, weil hier schon ein ahnliches, wenn schon sehr unvoll-
kommenes und daram za erweilerndes Institut bestande, die hdhere
Weberschule. Der Minister soll diesen Ausfihrungen im Allgemeinen
beigetreten sein, und sich dahin entschieden haben, dass vorerst zwei
solcher Dessinateurschulen, und-zwar ап den genannten Orten, in Preus-
sen angelegt warden. Zugleich hat der Minister dem hiesigen Magistrat
егбЙпеп lassen, dass er bereit sei, die Halfte zu den erforderlichen
Unterhaltungskosten der Anstalt, in so weit diese nicht durch die Schul-
gelder gedeckt werden, aus Staatsmitteln herzugeben, falls die Com-
mune die andere Halfte trage und das Lokal bewillige. Auch spricht
der Minister die Erwartung aus, dass die hiesige Corporation der Kauf-
mannschaft sich an den Kosten mithetheiligen und der Commune die
Ausgabe erleichtern werde, da der Nutzen der Dessinateurschulen- dem
Handel und Gewerbebetriebe gerade zur Wohlthal gereichen solle. Der
Minister ist auch nicht abgeneigt, im Falle des Zustandekommens der
Anstalt, der Commune oder der Kaufmannschaft die Berechtigung z2u-
zugestehen, einen Theil der Mitglieder des Schul-Curatoriums zu er-
	пеппеп. (В. №.)
	Mn ger. Am 11. Mai wurde in der Kénigl. Erzgiesserei die
Statue Gustav Adolph’s und jene des Amerikaners Henry gegossen. Als
besonders interessant hierbei ist hervorzuheben, dass die Gustay-Adolph-
Statue ein Duplicat derjenigen ist, welche im Jahre 1851 bei Helgo-
land im Meere versank und in Folge des Strandrechtes den dortigen
Bewohnern zufiel, und dass die Statue des Henry den Anfang bildet
	zu dem grossartigsten Denkmal neuer Zeit, dem Washington - Denkmal ;  
	in kinstlerischer Bezichung ferner, dass, wahrend die Franzosen eine
Statue von dieser Grésse aus mehr denn zehn Sticken zusammenfigen,
um der Schwierigkeit cines grossen Gusses auszuweichen, der Guss-
	meister Miller in Manchen, durch den berihmten Guss der kolossaien
	Bavaria an grossarligen Maassstab gewoéhnt, sich nicht mehr damit be-
eniigt, eine 12 Fuss hohe Statue in einem Gusse zu machen, sondern
	zwei Slatuen auf einmal giesst, (A. И.)
	¥ Gremen, im Mai. Dass mein Bericht, den ich Ihnen fiber die
in der zweiten Halfte der verflossenen Wintersaison zur Ausstellung
gekomiienen Bilder schulde, ungleich kirzer und dirftiger ausfallt, als
der aber dic ersten Wintermonate sich erstreckende (Kunsthl. 1853.
No. 3.u. 4), hat theils in der quantitativ und qualitativ geringern Be-
deutsamkeit der vorgefihrten Leistungen seinen Grund, theils auch
darin, dass einige der namhafteren Werke Ibren Lesern bereits ander-
weitig bekannt sind. Das Letztere ist mit den wenigen historischen
Bildern der Fall, z. B. mit Leutze’s oft besprochenem ,Uebergang
Washington’s iber den Delaware,“ mit Cooman’s ,Hunnenschlacht“
und mit Wittkamp’s ,Scene aus dem viamischen Gedichte die Geusen,“
fiber welches Bild ich den Tadel Ihres Referenten der Hannoverschen
Ausstellung (in No. 16 4. BI.), namentlich im Hinblick auf des Kanstlers
,letzte Augenblicke des Hugo Grotius* sowie auf seinen ,Johann Раг-
ricida“ eher scharfen, als mildern méchte. — Eine rihmliche Erwah-